Leise knirschend, übertönt vom dumpfen Lärm der Motoren, windet gelb sich feiner Kies zwischen schwarzborkigen, mit graugrünen Flechten bedeckten Stämmen uralter Bäume. Dünnbelaubt, gelbblättrig viel zu früh vom nahen Herbst kündend, ragen knorrige Äste in den Himmel des späten Sommers, sich nach Wolkentürmen reckend. In wogendem Grün, rotem Klee und weißblühenden Doldengewächsen verliert sich dann der Weg zwischen leuchtenden Blütenschirmen und summenden Insekten, und mit dem Weg entrückt auch das unaufhörliche Tosen der Blechkarawanen zu beiden Seiten des Mittelstreifens.
Ein warmer Hauch weht über die Wiese, trägt Stimmen mit sich und das ferne Bellen eines Hundes. Und wo der Weg sich verliert taucht schüchtern ein schmaler Lehmpfad aus den Gräsern auf, um sogleich wieder in einem Dickicht zu entschwinden. Ein schmaler Gang, tückisch verschlagen, verbirgt den Pfad in leise flüsterndem Grün, als sich mit einem Mal ein heimeliger Grund eröffnet, umgeben von mächtigen Kastanien. Erhaben stehen sie um diesen, mit seltsamen Geheimnissen verwobenem Ort, Wächter einer imaginären Welt vielleicht, man könnte sie miteinander sprechen hören, wenn man doch nur verstehen würde.
In weichen Grasbetten liegen grün stachlige Äpfel zu ihren Füßen, und unter einem zerfransten Wolkenrund mit weißglühenden Rändern schließen sich ihre Kronen zu einer dunkel schützenden Kuppel. Da führt aus dem mild schimmernden Kraut ein schmales Sonnenband den Pfad hinauf, geradewegs durch das Blätterdach in eine Himmelslohe, leuchtend gelb brennende Wolkenschleier verbergen eine ferne Zeit vor dem demütigen Blick.


© Karl Maria Sprachlos


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