Kristallenes Licht reißt erbarmungslos ein Stück Park aus der Nacht. Am Rande ragen vor schwarzen Silouhetten uralter Tannen silbrig matte Masten in einen klaren Himmel. Zwischen Baumwipfeln montierte Scheinwerfer versprühen spitzfeine Lichtnadeln über tiefsatt bläuliches Grün. Kontouren mit einem Messer geschnitten. Herbstbunte Blätter glänzen gelackt an dünnen Stämmen, die sich unscheinbar geben, doch im Wind tanzende Nachtschatten auf einer Wiese Myriaden glänzender Halme, bis sie sich aus dem Licht schleicht, verraten sie doch.
Parkbänke stehen unschlüssig am Wegesrand, bleich das Holz, ausgewittertes Treibgut. Den Weg säumt niedriges Buschwerk, noch immer grüne Blätter und späte, weiße Blüten, Wechsel mit tiefen, lichtlos abgründigen Schatten. Aus bodenlosen Tiefen drängt Unfaßbares herauf. Befremdliche Geräusche, heimliches Rascheln, Ruhe, dann plötzlicher Tumult im undurchdringlichen Dunkel.
Eine gelbe Katze betritt gelassen die Bühne und posiert vor imaginärem Publikum, erfüllt von eigenartiger Genugtuung. Langsam stolziert sie über scharfumrissene Halme. Dann taucht sie in lautlose Nacht.


© Karl Maria Sprachlos


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Kommentare zu "Die Katze"

Re: Die Katze

Autor: Soléa   Datum: 27.10.2018 20:38 Uhr

Kommentar: Gefällt mir sehr gut …
Viele Grüße
Soléa

Re: Die Katze

Autor: Evia   Datum: 10.11.2018 22:56 Uhr

Kommentar: Ja, mir gefällt es auch,
und so danke ich für den Nachtspaziergang.

Evia

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