Episode 12: Karmische Katastrophen (Teil 3/3)

Die 3 Männer mit den roten Seidenschals bedrohten zuerst Zip und dann auch Alti mit den Messern. Sie konnten nichts anderes tun, als sie passieren zu lassen, damit sie durch den Vordereingang verschwinden konnten. Und nur ein paar Momente später war alles vorbei. Das tote Baby atmete nicht mehr. Zip beachtete Alti nicht und rannte zu Penny und ihrem Kind. Seine Hand tauchte er in das Blut der Leiche, ihm war jetzt alles egal. Was hatte er nur getan. Wie konnte er sowas zulassen. Was jetzt in ihm vorging, konnte man gar nicht beschreiben. Er dachte an seine Tochter Clementine, die er nie hatte retten können. Und hier hätte er die Möglichkeit gehabt, etwas zu verhindern, das nicht richtig war. Doch er hatte die Möglichkeit nicht genutzt. Er war nicht nur ein Weichei, sondern auch ein Mörder. Schon wieder ein Mörder. Alles, was er bei Alti gelernt hat, fiel zusammen wie ein Kartenhaus. Frieden. Da konnte er jetzt nur noch drauf scheißen. Es fügte ihm einen unerträglichen Schmerz zu, diese Babyleiche vor sich zu sehen. Alles erinnerte ihn an seine kleine Clementine. Es war genau wie damals. Er war fast über den Schmerz und die Trauer des Todes seiner Tochter hinweg gewesen, doch jetzt rissen alle alten Wunden wieder auf. Er fühlte sich leer und sein Leben war wieder sinnlos geworden. Auf einen Schlag war sein Herz wieder finster und sein Blut kochte vor Wut.Penny hatte sich ihm anvertraut. Wie konnte er nur zulassen, dass diese Männer sie verletzen und sie schließlich ums Leben kam. Er hatte sie doch vor dem Sprung in die Tiefe gerettet. WOFÜR DENN? DAFÜR?

Er deckte den Leichnam des Babys zu und suchte eine Decke für Penny. In dem Moment, als das Baby ums Leben kam, war Penny bereits innerlich gestorben. Sie hatte ihr Leben heute gleich zweimal verloren. Und das alles war seine Schuld. Er hatte diese Toten auf seinem Gewissen. Soviel Schlechtes hatte er schon hinter sich und auch er selbst war nie ein guter Mensch gewesen. Als er sich jetzt endlich entschied, sich zu ändern, passierte so etwas. Das hatte nichts mehr mit Gerechtigkeit zutun. Dies hätte niemals geschehen dürfen. Er würde niemals im Leben darüber wegkommen. Und nur eine hatte ihn soweit gebracht. Alti. Mit ihrem Geschwätz über Liebe und Frieden war er so geworden. Hätte er nie auf sie gehört, wäre diese Situation wohl anders ausgegangen. Dann würde Penny jetzt noch leben. Zip konnte Alti nicht mehr ins Gesicht schauen. Sie selbst stand noch immer ohne Worte am Eingang der Hütte und wusste gerade selbst nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Sie ahnte bereits, wie sich Zip nun fühlen musste. Seine alte Wut war wieder da. Sein Hass auf das Leben und die Welt. Und sie wusste auch, dass er ihr die Schuld geben würde. Sie hatte ihm nicht rechtzeitig gesagt, dass dieser Brief gekommen war. In ihm hatten sie damit gedroht, dem Baby etwas anzutun. Wer diese Wichser waren, wusste noch niemand, aber die Schuld lag eindeutig bei Alti. Sie hätte Penny warnen müssen. Und das hatte sie nicht getan. "Es tut mir leid Zip!", flüsterte sie, ohne zu wissen, was sie sonst hätte sagen sollen. "Ich habe heute Morgen einen Drohbrief bekommen, in dem stand, dass man dem Kind etwas antun will! Ich wollte das Kind bei mir behalten, um es zu schützen, aber dann wart ihr plötzlich unterwegs und habt das Baby mitgenommen! Als ich davon hörte, bin ich sofort losgelaufen!". Zip traute seinen Ohren nicht. Das hatte sie nicht wirklich getan. DAS HATTE SIE JETZT NICHT WIRKLICH GETAN!!! Zip schaute ihr in die Augen und Altis Hals schnürte sich in der gleichen Sekunde vor Angst fast zu. Man konnte den Hass auf Alti im Raum spüren. Er ging langsam auf sie zu. "Du hast aus mir gemacht, was ich heute bin! Hättest du mich nicht vollgequatscht mit deinem Scheiß, hätte ich Penny und das Baby retten können! Und dann muss ich mir von dir anhören, dass du davon gewusst hast! Du hättest ahnen können, dass dieser Brief ernst gemeint war! Wie konntest du dies nur vor uns allen verheimlichen? Wie konntest du mich in diese Situation bringen? Du hast mir beigebracht, dass ich keine Gewalt mehr anwenden soll, aber du stellst mich vor die Wahl deiner Lehre und dem Leben dieser zwei unschuldigen Menschen, die jetzt wegen mir ums Leben gekommen sind! Du bist weder ein Engel noch eine Heilige! Du bist eine dreckige Hure, die Menschen dazu bringt, sich selbst aufzugeben und nach deiner beschissenen Lehre zu leben! Du bist diejenige, die aufwachen müsste und das Leben so sehen müsste wie es wirklich ist! Was du Menschen beibringst ist völliger Scheißdreck! Frieden und Liebe gibt es überall auf der Welt, aber es gibt auch das Böse und es gibt Kriege und Gewalt! Wie konnte ich nur jemals auf dich hören und diesem bescheuerten Weg der Liebe folgen! Wärst du nicht gewesen, hätte ich Penny retten können! Du bist armseelig und assozial! Du bist nicht mehr wert, als der Dreck unter meinen Schuhen!".

Zip drückte Alti gegen eine Wand und zog seine Hand an ihrem Hals immer fest zu. "Du wertlosen Stück Dreck hast es nicht mehr verdient unter uns zu weilen! Die Zeiten des liebenden Zips sind endgültig vorüber! Ich habe gerade erkannt, wer ich wirklich bin und ich werde mich für niemanden mehr ändern! Die Zeiten von Frieden und Liebe kannst du dir in den Arsch schieben!". Zip boxte Alti immer wieder in den Magen. "NA FÜHLT SICH DAS NACH LIEBE ODER FRIEDEN AN? NA!". Wieder schlug er rein. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Alti gab keinen Mucks dabei von sich. Und in dem Moment zückte Zip das Messer, das er neben sich auf dem Boden liegen sah und hielt es Alti an den Hals. "Es wird höchste Zeit, den alten Zip wieder ein wenig in den Vordergrund zu bringen! Und der hat wesentlich weniger Mitleid mit dir, als das Weichei, das du aus mir machen wolltest!". Immer fester hielt er das Messer an ihre Haut. Ein Tropfen Blut lief dabei an Altis Hals herunter. Und in dem Moment kam Gabrielle in die Hütte und sah zuerst Alti und dann ihren Mann mit dem Messer in der Hand. Sofort wollte sie dazwischen gehen.

"Zip was tust du denn da? Lass sofort Alti los! Hör auf! DU SOLLST AUFHÖREN!". Doch Zip ließ sich von Gabrielle nicht davon abbringen. Er gab seiner Frau einen zarten Stoß, der ihr aber eindeutig signalisierte, dass es für sie besser wäre, wenn sie jetzt den Mund hielt. Doch Gabrielle konnte dies nicht zulassen. "HÖR AUF DAMIT! ALTI HAT DIR NICHTS GETAN!". Doch Zip ließ nicht mehr von ihr ab. Er drehte sich um und schlug Gabrielle ins Gesicht. "Wie ich sehe nimmst du es auch nicht so genau mit dem Weg der Liebe und des Friedens! Ich denke Alti hat dir verboten Gewalt anzuwenden! Warum vergreifst du dich trotzdem an mir?". Gabrielle konnte zum ersten Mal das Gesicht von Zip im Licht der Hütte sehen. Er sah völlig verändert aus. Alles, was Alti an Gutem aus ihm herausgeholt hatte, war weg. Er war wieder ganz der Alte. Voller Hass und Wut im Bauch. Und dann zeigte er auf die Decken in der Ecke. "Penny und ihr Baby sind tot! Und rate mal, wer dafür verantwortlich ist! Unsere liebe Alti wusste nämlich lange vor mir, dass jemand hinter Penny und dem Baby her war! Leider hat sie es nicht für nötig gehalten, jemanden davon zu erzählen! Stattdessen schickt sie mich auf einen Spaziergang mit den beiden und bringt mich in eine Situation, in der ich mich entscheiden musste, ob ich meinem Inneren folge und die beiden rette oder der Lehre von Alti und es geschehen lasse!". Gabrielle wusste gar nicht mehr, was sie sagen sollte. Penny und ihr Baby waren tot. "Warum hast du Penny nicht geholfen?". Zip konnte es nicht fassen, dass ausgerechnet Gabrielle so etwas fragen konnte. "Ich glaube ich spinne! Wer hat mich denn zu Alti geschickt, um den inneren Frieden zu finden und ohne Gewalt zu leben? Warst das nicht du? Du wolltest doch, dass ich niemals mehr wieder jemanden anrühre oder beleidige! Ein Weichei habt ihr aus mir gemacht!". Gabrielle konnte es noch immer nicht fassen. "IN SO EINER SITUATION MUSST DU SELBST ENTSCHEIDEN, WAS DU TUST! DU KANNST SIE DOCH NICHT EINFACH IM STICH LASSEN ZIP!". Die Vorwürfe am Tod von Penny und dem Baby waren für Zip zuviel. Er konnte es nicht fassen, dass man ihm die Schuld daran gab. Ihm alleine. Es war nicht nur seine Schuld, dass dies so gekommen war. Auch Alti hatte Schuld. Und ein großer Teil lag gewiss bei ihr. Doch Gabrielle tat so, als hätte er sich falsch verhalten. Sie hätte Penny natürlich verteidigt und die Männer mit dem Stock niedergeschlagen. Was für eine Heuchlerin, dachte er. "Du warst nicht in meiner Situation Gabrielle! Du kannst gar nicht nachvollziehen, wie ich mich gefühlt habe! Ich wusste nicht mehr ein und nicht mehr aus!". Und dann wurde es völlig ruhig in dieser Hütte, in der Penny und ihr Baby ihr Leben verloren hatten. Das musste eine der Katastrophen gewesen sein, die Alti vorhergesehen hatte.

Und nun?

Zip ließ kurz darauf von Alti ab und schaute Gabrielle auch nicht mehr an. Das Messer steckte er wieder ein und rannte ohne ein weiteres Wort nach draußen. Sofort kümmerte sich Gabrielle um die ebenfalls verletzte Alti. Doch ihr ging es gleich wieder besser. "Gabrielle!", flüsterte sie. Immer wieder musste sie husten. "Ich spüre etwas! Ich spüre es ganz deutlich!". Gabrielle wusste nicht, was sie meinte, also fragte sie nach. "Was meinst du denn damit Alti? Was spürst du denn?". Als sie sich wieder aufstellen konnte, legte sie eine Hand auf den Bauch von Gabrielle. "Du bist schwanger von Zip!". Gabrielle schaute Alti ganz verdutzt an und konnte gar nicht glauben, was sie da sagte. "Das kann gar nicht sein! Ich habe noch überhaupt nichts bemerkt! Woher weißt du das?". Doch Alti konnte es fühlen. Gabrielle war schwanger. Und Zip würde endlich Vater werden. Das hatte er sich immer so sehr gewünscht. "Doch Gabrielle ich spüre noch mehr!". Und das beunruhigte Gabrielle umso mehr. "Ich kann es nicht erklären, aber es fühlt sich an, als würden wir langsam aber sicher auf ein Ende zugehen! Wir haben soviel erlebt und miteinander durchgestanden! Doch ich kann es ganz deutlich spüren, dass dies alles bald vorbei sein wird! Wir gehen wie ich dir gesagt habe, einem Ende entgegen!". Gabrielle wusste nicht genau, was sie damit meinte. "Einem Ende? Meinst du wir werden am Ende alle sterben?". Doch das konnte Alti noch nicht sagen. "Das ist durchaus möglich Gabrielle! Was auch immer passiert, wir werden bis zum Ende zusammen sein!". Das versetzte Gabrielle eine Gänsehaut. Doch gleichzeitig tastete sie ihren eigenen Bauch ab und konnte es nicht fassen, dass sie tatsächlich schwanger sein sollte. Doch ihre Freude war nur begrenzt, denn nicht weit von ihr entfernt lag eine Mutter in einer Blutlache mit ihrem Kind. War es das, was Gabrielle am Ende ebenfalls bevorstand?

Fortsetzung Folgt!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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