Episode 6: Am Tag der Hochzeit (Teil 1)

Nur wenige Stunden später waren bereits die meisten Gäste zugegen. Es waren richtig viele gekommen. Kai und Felix hatten sich nicht lumpen lassen und Ken hatte sein Bestes gegeben. Neben dem alltäglichen Betrieb im Bordell fand hier heute Abend eine Hochzeit eines homosexuellen Paares statt. Das war nicht so ungewöhnlich wie es zunächst klang. Im Bordell Türkis schrieb man Toleranz sehr groß und dazu gehörte eine solche Veranstaltung, deren Wirkung weit über die Grenzen des Dorfes hinaus zu spüren war. Es waren bereits Anfragen für weitere Hochzeiten von schwulen Paaren bei Ken eingegangen. Sein Email-Fach platzte fast vor Anfragen und das noch vor der eigentlichen Feier. Alti hatte das Kind von Penny bei sich und würde während der Feier auf es aufpassen. Auch Gabrielle versuchte sie immer in ihrer Nähe zu haben. Mit Zip hatte sie bereits gesprochen und er war einverstanden damit, Penny ein wenig unter die Arme zu greifen. Sie tat ihm unheimlich leid und am liebsten wäre er sofort zu ihr hin gegangen. Michaela kümmerte sich abseits der Hochzeit um den Betrieb des Bordells. Sie war zwar eingeladen, aber einer musste ja stellvertretend für Ken im Bordell nach dem Rechten sehen. Das Bordell war noch nie so voll gewesen. Der Parkplatz vor der Tür reichte gar nicht aus. Viele der Hochzeitsgäste wollten sich das Bordell gerne einmal ansehen und fanden es toll. Es wirkte alles irgendwie befremdlich, aber für die Gäste war es normal.

Kai und Felix sah man den ganzen Abend lang nur zusammen. Auch Gabrielle hielt sich in der Nähe von Alti und dem Baby auf. Zip schaute ebenfalls immer mal wieder nach seiner Frau. In dem Gedränge konnte Alti kaum den Überblick behalten. Wenn jetzt etwas geschah, würde sie es nicht verhindern können. Sie hatte eigentlich kein direktes Gespür für eine Katastrophe und sie konnte es kaum glauben, dass heute Abend etwas auf dieser Hochzeit passieren würde. Es wirkte alles so friedlich, entspannt und gelassen. Die Gäste waren gut drauf, es wurde reichlich getrunken und kräftig gefeiert. Auch weit nach Mitternacht war die Stimmung immer noch ausgelassen. Und für Alti war es Zeit, das Baby von Penny ins Bett zu bringen. Auf dem Weg zu ihrem Haus nebenan, überkam sie dann ein unwohles Gefühl. Sie schaute sich im Dunkeln um und konnte nichts erkennen. Hier war jemand. Irgendetwas war hier um sie herum und es beobachtete sie. Schnell machte sie einige hastige Schritte Richtung Haustür, zog hektisch ihren Schlüssel aus der Tasche und ließ ihn in der Eile auch noch fallen. Sie bückte sich nach unten und schnappte sich den Schlüssel wieder. Ein eiskalter Hauch zog über ihre Schulter. Nebenan war die Partymusik der Hochzeit zu hören. Man hörte Menschen lachen und singen. Sie öffnete die Tür und zog sie direkt hinter sich zu. Da war jemand gewesen. Er oder sie musste unmittelbar in der Nähe gewesen sein.

Das Baby hier zu lassen erschien Alti nun keine kluge Idee mehr zu sein. Eigentlich wollte sie das Baby hinlegen und zurück zu Hochzeit gehen, damit Gabrielle nicht zu lange alleine war. Als sie versuchte, Penny zu erreichen, ging diese nicht mehr ans Handy. Es war ja auch schon fast 1.00Uhr nachts. Das Baby war längst eingeschlafen und ein Baby-Phone hatte sie ja auch dabei. Alti ging wieder nach draußen und schloss ihre Haustür ab. Sie schaute sich um und konnte niemanden sehen. Es war sicher eine Einbildung gewesen. Das war alles zuviel für sie im Moment. Und außerdem stand in ihrem eigenen Kartenbild nichts Schlimmes drin. Ihr Haus war sicher. Für jeden, den es beherbergte. Wieder auf der Feier angekommen, war von Gabrielle keine Spur mehr. Auch Zip war verschwunden. Michaela und Ken konnte ihr auch nicht sagen, wo sie abgeblieben waren. Das gefiel Alti gar nicht. Auf ihrem Handy ging auch niemand dran. Wo waren sie denn nur verdammt? Und so stand Alti in der feiernden Menschenmenge und hörte ihr eigenes Wort nicht mehr. Verzweifelt und ratlos klappte sie das Handy zu und steckte es ein. Plötzlich vibrierte es in ihrer Hose und sie war heilfroh, dass sich endlich jemand meldete. Als sie die Nachricht las, rannte sie sofort los.....

Fortsetzung Folgt!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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