X-Files - Das Unfassbare (Staffel 2, Episode 4/13)

X-Files - Das Unfassbare (Staffel 2)
Episode 4: Bauer sucht Frau

Denise zitterte am ganzen Körper vor Anspannung. Das fühlte sich so ungewohnt an. Jemanden zu treffen, den man noch so überhaupt nicht kannte. Einen Fremden, der einem wer weiß was erzählte. Man gab seine Fehler zu Beginn einer Beziehung ja eigentlich eher ungern preis und dem Anderen würden sie sowieso nicht auffallen, weil man eine rosafarbene Brille trägt. Dies war seit Langem das erste Date, das Denise hatte. Sie lernte im Internet soviele Männer über Datingseiten kennen, dass sie diese nicht mal mehr zählen konnte. Mit ihnen treffen würde sie sich größtenteils im Leben nicht. Manche sahen ja ganz gut aus und versprachen ihr Gott und die Welt, aber irgendwas hinderte sie immer daran, den nächsten Schritt zu gehen. Diese anonymen Beziehungen über ein Portal erregten sie sehr und das reichte ihr zurzeit als Single auch. Wer brauchte denn schon Männer? Das dachte sie oft. Manche fragten sie auch nach einer Affäre. Die wollten sich irgendwo im Wald treffen und eine schnelle Nummer schieben. Wie peinlich und armseelig. Aber echt. Sie wollte jemanden, der einfach gestrickt war. Jemand, der sie nicht dominierte, aber auch Entscheidungen treffen konnte. Und nachdem sie einige Tage mit "Saw" gechattet hatte, sah sie in ihm denjenigen, der es werden könnte. Er war freundlich, etwas zurückhaltend, aber nett genug, um ihn näher heran zu lassen. Es vergingen viele Tage und Nächte, bis er sie überreden konnte, sich zu treffen. Er war Bauer und es faszinierte Denise jeden Tag mehr, dass sich jemand in der heutigen Zeit noch mit einem Bauernhof über Wasser hielt. Seinen Erzählungen zufolge hatte er ganz viele Tiere auf seinem Hof, die er ihr gerne zeigen würde. Und das brachte Denise schlussendlich nach fast 3 Wochen dazu, sich einmal mit ihm zu treffen. Was konnte denn groß passieren? Sie mussten ja nicht direkt heiraten. Sie würde es langsam angehen und dieser Kerl schien wirklich sehr nett zu sein. Er war bodenständig und weder ein Psychopath noch ein Krimineller. Er wollte ihr einfach nur den Hof zeigen. Oder eben machen.

Als Denise am kommenden Tag auf dem Hof ankam, sah sie bereits von Weitem die Kühe und Schafe, die er hielt. Von "Saw", der im richtigen Leben Uwe hieß, war allerdings nichts zu sehen. Der Hof wirkte sehr idyllisch und ruhig. Es gab tatsächlich sehr viele Tiere hier und es wirkte auch alles sehr aufgeräumt und sauber. Sie hatten eigentlich abgemacht, sich an der Bushaltestelle vor seinem Hof zu treffen, aber dort war er nicht erschienen. Nachdem sie eine halbe Stunde gewartet hatte, war sie einfach Richtung Hof gegangen, um ihn dort zu entdecken. Eigentlich war sie ja jetzt schon enttäuscht. Stehengelassen zu werden beim ersten Date war ja nicht sonderlich feierlich. So richtig viel Pluspunkte sammelte man damit sicher nie bei einer Frau. Auch nicht bei Denise. Etwas enttäuscht, schaute sie sich schlussendlich auf dem Hof etwas um. Sein Auto, von dem er oft gesprochen hatte, stand an der Garage. Er war also zu Hause. Vielleicht war ihm etwas passiert? Denise hatte eine Eingebung und kam auch nicht mehr von ihr los. Vielleicht war ihm wirklich was passiert? Und sie würde ihn gleich finden und ihm das Leben retten. Wenn es so sein würde, könnte daraus die große Liebe entstehen. Doch dann musste Denise kurz lachen und brachte sich selbst zurück in die Realität. Sie war sitzengelassen worden. Er war wahrscheinlich nicht mal zu Hause, sondern im Bett einer Anderen. Doch das war er nicht. Er war nur wenige Meter von ihr entfernt und hatte sie längst gesehen.

Als ihr auch an der Haustür niemand öffnete und sie niemanden in der Garage antraf, beschloss Denise den Rückweg anzutreten. Der nächste Bus würde sie in wenigen Minuten wieder nach Hause bringen. Es war doch klar gewesen, dass daraus nichts wurde. Wie konnte sie sich darauf denn nur einlassen. Sie musste selbst drüber lachen. War doch wieder klar, dass niemand auftauchte. Im Internet reden alle viel und wenig steckt dahinter. Er hatte ja nett ausgesehen und seine Geschichten hatten sie auch oft unterhalten, aber im Endeffekt war er nie real gewesen. Und als sie in Gedanken versank, bemerkte sie nicht, wie Uwe ihr immer ein Stück näher kam. Sie hatte ihn bis im letzten Moment nicht gehört oder gesehen, als es plötzlich dunkel wurde. Jemand hielt ihr den Mund zu und hatte etwas über sie gezogen. Vermutlich einen alten Sack oder eine Tüte. Sie konnte nichts mehr sehen und wurde irgendwo hin gezerrt. Es war nur eine Person, die sich an ihr vergriff. Wie wild zappelte sie herum und versuchte zu schreien, aber schon wenige Momente später war sie nicht mehr im Freien. Man hatte sie irgendwo ins Haus gebracht. Was hatte er denn nur vor mit ihr? Die schlimmsten Vorstellungen schossen ihr in den Kopf. Er würde sie jetzt vergewaltigen. Das war ihr einziger Gedanke, den sie jetzt hatte. Wie konnte sie sich darauf nur einlassen! Gewaltsam wurde sie auf den Boden geworfen und kurz darauf ihre Hände am Rücken zusammen gebunden. Es dauerte daraufhin nicht lange, bis auch ihre Füße mit einem Seil oder einer dicken Schnur zusammen geknotet wurden. Das war auch fast das Letzte, was sie noch mitbekam. Sie hatte keinen Schimmer, was hier vor sich ging, aber sie ahnte bereits, dass sie in Lebensgefahr schwebte. Als sie plötzlich eine zweite Stimmung aufgeregt sprechen hörte, hatte sie wieder etwas Hoffnung. Was auch immer diese Person mit ihr vorhatte, sie war gestört worden von jemanden. Sie konnte nur schlecht verstehen, worüber sie sprachen, aber die Minuten, in denen sie am Boden lag, kamen ihr ewig vor. Und sie betete. Immer wieder. Bitte lass mich dies heil überstehen!

Doch weder die Füße noch die Hände wurden ihr entknotet. Man hob sie irgendwann an und lag sie auf eine Art Tisch. Sie konnte nicht genau definieren, was es war, aber sie lag nicht mehr am Boden. Dann sprühte man sie mit Wasser ein. Es war eiskaltes Wasser und sie begann sofort zu zittern. Sie hörte laute Geräusche um sich oder eher ein sehr lautes Geräusch, das durch den Raum hallte. Was es war konnte sie nicht definieren. Doch es wurde immer lauter. Und es kam immer näher. Als es fast neben ihr war, durchströmten sie unvorstellbare Schmerzen. Sie spürte erst ihre Hand nicht mehr und dann den ganzen Arm. Und dann verlor sie das Bewusstsein.

Als die Polizei die Leiche fand, mussten einige Beamte sich umdrehen und nach draußen gehen. Sie hatten ja schon viel gesehen, aber das war wirklich ein neues Niveau an Grausamkeit. Man fand Denise im Schlachthaus eines Bauernhofes. Durch unzählige Tests konnte man herausfinden, wer die Leiche war, aber man hätte es mit bloßem Auge nicht mehr erkennen können. Sie war in unendlich viele Teile zerstückelt worden. Man hatte sie auf einem Laufband festgeschnallt und in die Maschine geschoben. Der Täter war vermutlich Augenzeuge, als sie in die Maschine geriet. Von ihm fehlt bis heute jede Spur. Doch sein Profil auf der Datingseite im Internet gibt es bis heute noch.

Seralgo Refenoir

© Seralgo Refenoir

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Sven
axel c. englert
possum

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