Staffel 3 - Episode 14: Aus kleinsten Sekten entsteht Gefahr

Als an diesem Abend die Türen des Bordell Türkis geöffnet wurden, war es innerhalb einer halben Stunde voll. Der Betrieb hatte in den letzten Tagen deutlich zugenommen, da es seit einer Woche auch Gutscheine für das Bordell gab. Mit dem Gutschein konnte man 15 Minuten in ein Zimmer verschwinden und es sich gut gehen lassen. Wem das nicht genügte, der buchte eben noch die restlichen 45 Minuten dazu. Das war auch die Idee hinter dem Ganzen. Die geilen Böcke anlocken und dann ausnehmen. Ken hatte sich davon viel Erfolg erhofft und war nicht enttäuscht worden. Die Masche zog seit Tagen. Das Leben im Bordell musste auch endlich weiter gehen, auch wenn alle noch über Gabrielle trauerten. Ein Geschäft musste laufen und konnte sich keine langen Schließzeiten erlauben. Und darüber hinaus hatten sie auch noch ein Personalproblem. Felix übernahm weiterhin das Foyer und Kai war weiterhin für die Bar zuständig. Da allerdings Michaela nicht mehr hier arbeiten wollte, gab es kein Zimmermädchen mehr. Das bedeutete für Ken, dass er diese Arbeit selbst erledigen musste zurzeit. Er kam aber nicht drum rum jemand Neues einzustellen, da er auf Dauer nicht 2 Schichten fahren konnte. Wenn ein Geschäft gut läuft, gibt es auch viel Büroarbeit zu erledigen. Und beides zugleich war einfach zuviel. Aus dem Bordell Türkis war ein richtiger Luxusschuppen geworden. Mädchen tanzten an goldenen Stangen, die Flipperautomaten war größer als zuvor und die Spielautomaten waren immer prächtig gefüllt. Kai kam mit den Bestellungen für die Bar kaum mehr nach, weil an jedem Abend viel mehr weg ging als zuvor. Auch die Zimmer waren alle ausgebucht und die Mädchen kamen kaum noch nach, die Männer anständig zu befriedigen. Die Idee, ein zweites Bordell anzubauen, hatte Ken schon lange, aber das umzusetzen war eine lange und schwierige Aufgabe. Das Geld dafür hatte Ken schon, aber dafür musste genug Personal da sein, um dieses Bordell am Laufen zu halten, sodass er sich den Bauarbeiten widmen konnte. Er konnte nicht alles machen. Und als er gerade wieder ein Zimmer hergerichtet hatte an diesem Abend, fiel ihm ein Bericht in der Zeitung auf, die auf seinem Bürotisch lag. Dieser war ihm vorher gar nicht aufgefallen. Es ging um Uwe und seine Sekte, die er hier im Dorf gegründet hatte vor Kurzem. Anscheinend fand diese mehr Anhänger, als jeder anfangs vermutet hatte. Sogar die Titelseite bekam er dafür. Das wunderte Ken doch sehr, auch wenn er sich aus Uwe wenig machte und sich seinen Ansichten und Ideen nie gewidmet hatte. Doch scheinbar hatte Uwe es zu etwas gebracht. Er war im Dorf fast schon berühmt mittlerweile. Und seine Lehre von Frieden und einem Dorf im Utopia schien zu fruchten. Die Leute schlossen sich ihm an. Das alles bekam man hier gar nicht so richtig mit und doch geschah das alles quasi vor ihrer Haustür.

"Les dir das mal durch Felix!", sagte Ken und gab ihm die Zeitung. Und da war er. Uwe. Auf der Titelseite. In großen, roten Buchstaben war seine Botschaft abgedruckt. Frieden bla bla. Liebe bla bla. Hoffnung bla bla. "Ich kenne seine Visionen und seine Ideen! Er will aus diesem Dorf das erste Dorf machen, das wie in Utopia lebt, also ohne Gewalt und Hass! Das Böse, wie er es nennt, soll vollständig ausradiert werden und nie mehr zurück kommen können! Das ist doch nur eine billige Sekte, die wird niemand wirklich je ernst nehmen! Und ich glaube auch nicht daran, dass sie weiter wächst! Vermutlich hat er die Zeitung bezahlt, damit sie das hier druckt! Es ist halt gute Werbung für seine "Gemeinschaft" und mehr auch nicht!". Doch Ken war sich da nicht so sicher. "Vielleicht haben wir ihm nicht genug Beachtung geschenkt! Wir haben doch immer gesagt, dass er Dreck am Stecken hat. Und diese Vision, die er hat, zieht doch sicherlich einen Haken mit sich! Was macht er denn zum Beispiel mit Leuten, die sich seiner Überzeugung nicht anschließen wollen und hier im Dorf leben so wie wir?". Felix musste selbst kurz überlegen. "Es ist ja nicht so, als würde Uwe die Herrschaft über dieses Dorf erlangen! Wir haben einen Bürgermeister und der entscheidet, was hier geschieht!". Doch auch darauf hatte Ken eine Frage. "Hier steht, dass er sich sehr gut mit dem Bürgermeister steht und ihn besucht hat, um auch ihn von seinen Ansichten zu überzeugen! Er will sogar mit ihm gemeinsam über die Zukunft dieses Dorfes entscheiden! Und hier steht sogar, dass unser Bürgermeister durchaus angetan war von seinen Ideen! Das ist mir klar, denn das bringt wiederum Presse für den Bürgermeister!". Felix las sich den Artikel nochmal genauer durch und lag die Zeitung dann weg. "Dann steht er sich halt gut mit dem Bürgermeister! Was wollen die gemeinsam entscheiden? Jeden schlechten Menschen aus dem Dorf jagen? Wie soll das denn gehen? Es gibt ja auch Rechte und Gesetze! Und außerdem können sie von außen gar nicht wissen, welcher Mensch Schlechtes oder Gutes tut! Das ist purer Quatsch! Mach dir keine Sorgen darüber!". Doch Ken machte sich Sorgen. Ein Bordell galt nicht gerade als Ort für Frieden und Jungfräulichkeit. Es war durchaus ein verwerflicher Ort. Und wenn Uwe es schaffte den Bürgermeister auf seine Seite zu ziehen, würde es nicht lange dauern, bis das Bordell Türkis seine Türen endgültig schließen musste.

Ken kannte die Ansicht von Uwe über dieses Bordell. Auf einer Liste würde es bei Uwe ganz oben stehen, wenn es um eine Schließung ginge. Er hielt nichts von der Arbeit hier und er war außerdem der Ansicht, dass dieses Bordell das Böse magisch anzog. Das war natürlich Quatsch. Dass Menschen hier ums Leben kamen, war nicht die Schuld des Bordells, sondern eher ein Zusammenschluss vieler ungünstiger Ereignisse. Aber Uwe hatte viel gegen das Bordell in der Hand. Hier wurde erst vor Kurzem ein Baby entführt. Die Mutter des Kindes, die hier angestellt war, nahm sich das Leben und schon vor Gabrielle waren Menschen hier ums Leben gekommen oder attackiert worden. Wenn Uwe diese Beispiele vorbrachte, würde es eng werden für das Bordell. Man könnte dann wirklich meinen, dass dieses Bordell das Schlechte anzog. Und das war genau die Ansicht von Uwe. Er sah in dem Bordell den Kern allen Übels in Form eines Gebäudes. Ken dachte nach. Niemand nahm wirklich Notiz hiervon und keiner nahm es wirklich ernst. Doch wenn alles so weiter lief, könnte diese Sekte ein riesiges Problem für das Bordell werden. Das war auch Ken vorher nicht bewusst. Sobald diese Sekte ein Mitspracherecht im Dorf bekam, würde es nicht mehr lange dauern, bis das Bordell schließen musste. Sofort ging er zu Kai an die Bar und zeigte auch ihm den Artikel und der las darin genauso viel wie Ken. Das könnte ein Problem werden. Ein Problem, dass winzig klein auf der anderen Seite der Straße begann und schleichend zu einem mächtigen Haufen Ärger geworden war. Doch friedlich würde niemand freiwillig das Bordell verlassen und aufgeben und Uwe durfte ja bekanntlich keine Gewalt anwenden. Wie würde er das regeln? Würde er sie freundlich bitten zu gehen? Und was dann? Was, wenn jemand nicht so macht, wie er will? Doch das würden sie sicherlich noch früh genug rausfinden. Felix ging der Artikel genauso wie Ken nicht mehr aus dem Kopf. Auch ihm gefiel nicht, was er da las. Und ihm war klar, das hier etwas gemacht werden musste. Denn durch einfaches Zusehen würde man dieses Problem nicht lösen. Er musste zu Zip. Der hielt sowieso nichts von Uwe. Jetzt wurde Felix auch klar, warum Uwe im Wald gewesen sein musste. Er beobachtete das Bordell und das Personal. Er suchte wahrscheinlich nach einem Beweis dafür, dass die Angestellten gefährlich waren oder verwerfliche Dinge taten. Irgendeine Sauerei wollte er aufdecken und dann an den Bürgermeister weitergeben, sodass die Schließung sachlich begründet war. Dann gab es keinen Ärger und keine Gewalt. Zip hatte Recht. Das ganze Gefasel von Frieden und Liebe war Show. Dieser Uwe hatte irgendwas vor. Und es würde nicht mehr lange dauern, bis er sein wahres Gesicht zeigen würde.

Fortsetzung Folgt in Episode 15!!!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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