Staffel 3 - Episode 9 - Die Entführung (Teil 1)

Nur wenige Tage später kam Gabrielle endlich aus dem Krankenhaus heraus. Zip war überglücklich. Die perfekte Familie wie es schien. Gabrielle ging es nach der Geburt wesentlich besser und die Nächte am Bett waren auch endlich vorbei. Die kleine Clementine war wie ein Wunder für die Beiden. Schon bald würden sie heiraten und hatten jetzt eine Tochter. Wer hätte ihnen dieses Glück vor einem Jahr vorher gesagt? Wohl niemand. Zip ging es gesundheitlich wieder besser, da er im Krankenhaus auch neue Medikamente bekommen hatte, um die Nebenwirkungen seiner Aidserkrankung zu hemmen. Die Erkältungen und das immer wieder auftauchende Fieber sollten erstmal ausbleiben und er konnte wieder mehr raus. An diesem Mittag waren die Beiden mit Michaela am Bordell Türkis verabredet, da sich Michaela schon seit Tagen wünschte, einmal mit der kleinen Clementine spazieren zu gehen. Zip hatte ein Wägelchen besorgt und mittlerweile waren sie auch mit Windeln eingedeckt. Gabrielle musste mit Zip noch ein letztes Mal ins Krankenhaus an diesem Mittag, um noch eine Untersuchung machen zu lassen. Michaela war froh darüber, da sie so die kleine Clementine für einen Mittag beaufsichtigen konnte. Das Bordell war um diese Zeit noch geschlossen und Michaela hatte endlich mal einen freien Tag. Den wollte sie nutzen. Von Uwe hatte sie seit 3 Tagen nichts mehr gehört. Er hatte ihr nur gesagt, dass er bald zurück kommen würde. Michaela nahm an, dass er eine neue Idee hatte, wie er seine Botschaft von Frieden unter die Leute bringen konnte und davon würde er ihr dann erzählen. Uwe hatte Visionen von Dingen. Das beeindruckte Michaela doh sehr. Allerdings war sie auch froh, an diesem Mittag einmal nicht mit Uwe unterwegs zu sein, sondern mit Clementine. Etwas Friedlicheres gab es doch nicht....

Als Zip und Gabrielle ins Auto stiegen und davon düsten, nachdem sie sich zehnmal verabschiedet hatten und Michaela ganz genau gesagt hatten, was jedes Schreien der Kleinen bedeutete. Michaela kannte sich doch aus. Sie war ja mal Krankenschwester gewesen und hatte auch auf der Kinderstation gearbeitet. Sie kannte sich gut mit kleinen Kindern und Babys aus. Das machte ihr keinen Kummer. Nach nur ein paar Minuten schlief Clementine im Wägelchen ein und Michaela überkam ein Gefühl. Das wollte sie irgendwann auch mal. Ein Baby haben und eine Familie sein. Vielleicht mit Uwe oder mit wem sonst, aber erst jetzt wurde ihr klar, was für ein Ziel sie hatte. Was Schöneres konnte es doch gar nicht geben. Clementine schlief friedlich vor ihren Augen ein und Michaela genoss einfach einmal die Ruhe, den Frieden und das leise Rauschen des Windes. Es fuhren hier weder Autos oft vorbei noch traf sie hier auf viele Menschen. Die Umgebung des Bordells war eigentlich trotz vieler Vorfälle immer ein idyllischer Ort gewesen. Hier gab es viele Wälder zum Spazieren und Bäche zum Überqueren. Die Stadt hatte mittlerweile auch Wanderwege geebnet, auf einem dieser sich Michaela gerade befand. "Hab ich ja ganz vergessen du kleine Maus!", flüsterte Michaela und zog Stoffkasper aus ihrem kleinen Rucksack. Den hatte sie ja im Kofferraum gefunden und im Büro verstaut. Jetzt konnte sie ihn der kleinen Clementine ja endlich geben. "Hier du Süße! Ich leg ihn neben dich!". Und so fuhr sie Clementine mit dem Kasper an ihrer Seite noch einige Minuten unbeschwert durch die Gegend, bis sie sich auf den Rückweg machte. Im gleichen Augenblick durchfuhr Gabrielle eine weitere Vision im Krankenhaus. Ihr Kind war in Gefahr. Irgendwas stimmte nicht. Sofort griff sie nach ihrem Handy und rief Michaela an, doch die antwortete nicht mehr. Immer wieder ließ sie durchklingeln, doch am anderen Ende war irgendwas passiert, denn es ging niemand mehr ans Telefon. Zip war grad in Behandlung und Gabrielle konnte jetzt nicht einfach weg. Ihr Puls schlug immer heftiger, denn sie ahnte, dass irgendwas geschehen war. Auf und ab. Auf und ab. Immer wieder rief sie bei Michaela an, die ihr Handy immer dabei hatte. Noch als sie weggefahren waren, hatte sie es gehabt. Das war ja kaum eine halbe Stunde her. Sie musste noch unterwegs mit Clementine sein. Wahrscheinlich auf dem Rückweg. Auch bei Felix und Kai ging niemand dran. Die wohnten nämlich ganz in der Nähe und hätten vorbei fahren können. So erreichte sie niemand und das machte sie wahnsinnig. Clementine, was ist nur mit dir geschehen?

Etwas abseits von der Straße wurde Michaela mit dem Gesicht in eine Pfütze gedrückt. Ihren Angreifer hatte sie nicht gesehen, denn man hatte sie von hinten überfallen, ihr etwas über den Kopf gestülpt und nicht gesprochen. Erst zwang man sie auf die Knie zu gehen. Dann lüftete man ihr Gesicht, blieb dabei aber hinter ihr stehen, sodass sie nichts erkennen konnte und drückte sie in eine matschige Pfütze. Dort drückte man sie nicht nur hinein, sondern ließ sie darin auch fast ersticken. Plötzlich bemerkte sie, dass Clementine weinte, aber ihr Weinen entfernte sich rasch. Jemand hatte sie weggebracht. Dann zog jemand ihren Rollkragenpullover hoch und ihre Brüste wurden aus dem BH gezogen. Ob es ein Mann oder eine Frau war, konnte sie nicht erkennen, aber man befummelte ihre Brüste und es waren mindestens zwei Leute. Sehen konnte sie immer noch nichts, denn der Sack war immer noch über ihren Kopf gestülpt. Plötzlich wurde sie mit einer Flüssigkeit begossen, die ihre Kleidung durchnässte. Was es war, konnte sie weder sehen noch riechen. Sofort stieg in ihr die Angst auf, dass es Benzin sein könnte, doch das war es nicht. Es war Urin. Doch das wusste sie zum Glück noch nicht. Mit ihrem entblößten Oberkörper zerrte man sie dann über den felsigen Boden, wobei sie sich immer mehr Schrammen am Körper holte. Auch eine Platzwunde am Kopf spürte sie. Einer nahm plötzlich beide ihre Hände und zog sie hinter sich über den Waldboden. Das tat schrecklich weh. Steine, Spitzen, Äste und alles was sonst noch dort lag, zerriss ihre Haut. Michaela war wie in Trance. Würden sie doch einfach ein Ende mit ihr machen. Sie konnte das nicht mehr. Sie hatte schreckliche Schmerzen. Sie hatte furchtbare Angst, dass sie vergewaltigt wurde oder man sie foltern würde. Doch das taten sie nicht. Sie spürte wie man sie hinsetzte und irgendwo festband. Es konnte nur ein Baum sein, da sie im Wald sein mussten. Ihr tat alles weh. Sie fühlte sich gedemütigt und benutzt. Clementine war weg. Wer auch immer das getan hatte, hatte Clementine mitgeholt. Gabrielle und Zip würden ihr niemals verzeihen, was heute geschehen ist. Ihre Reaktion würde grausam sein. Wohl viel grausamer als das, was heute geschehen war. Vielleicht war Clementine tot?

Und so saß Michaela irgendwo mitten im Wald und war an einen Baum gefesselt. Mit der Tüte über dem Kopf konnte man sie kaum hören und sie wusste nicht wo sie war. Sie hörte nichts und niemanden und noch immer war ihr Oberkörper entblößt. Vielleicht würden die zurück kommen? Und wer weiß, was die dann mit ihr machen werden? Das konnte sie sich ausmalen und wollte es nicht. Sie schrie und zappelte, aber mehr konnte sie nicht tun. Und niemand kam, um ihr zu helfen. Niemand hatte diesen Vorfall gesehen oder gehört. Hier war doch auch niemand in der Nähe. Hier war nichts. Sie sah ja nichts, hörte nichts und bewegen konnte sie sich auch nur eingeschränkt. In kürzester Zeit würde sie verdursten. Und dann waren auch noch ihre Kleider durchnässt mit einer klebrigen Flüssigkeit. Michaela weinte, auch wenn es niemand hörte oder sah. War es das? Würde sie hier verrecken? War das der Frieden, den sie sich erhofft hatte und den Uwe ihr versprochen hatte? Das war Folter. Niemand würde sie finden. Man würde nur Clementine suchen. Wieder schrie Michaela so laut wie sie konnte. Nichts. Jede Bewegung kostete sie Kraft und führte nur zu noch mehr Verzweiflung. Wer hatte ihr das nur angetan?

Fortsetzung folgt in Episode 10!

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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