Ach Mutter wieso lässt du mich alleine? Warum lässt du diese Gräueltaten über mich ergehen? Wie kannst du seelenruhig nur zuschauen? Wohin soll dies ganze Leid führen? War ich dir kein gutes Kind? Alle mir auferlegten Aufgaben wurden mit voller Hingabe gemeistert. Ich habe mir meinen Weg gesucht. Biete in mir und um mich herum einen Platz für Leben. Versorge meinen großen Bruder mit Wasser und Nahrung. Ist dir dies zu wenig? Du hast mir erzählt, dass große Prüfungen mich erwarten. Hätte ich nur annähernd das Ausmaß dieser schweren Last erkannt, ich würde mich gegen das Leben entscheiden. Verzweiflung und Sehnsucht plagen meinen Alltag. Erst jetzt lerne ich zu schätzen, was ich damals als selbstverständlich hinnahm. Anfangs war es ein schönes Gefühl, Leben in mir zu spüren. Als die Vielfalt stieg, konnte ich mein Glück kaum fassen. Aber dass genau dieser Reichtum an Leben mein Verhängnis sein soll, ist nur schwer zu begreifen.
Sie kamen von einem auf den anderen Tag; Sie vermehrten sich rasend und blieben zu meinem Bedauern. Sie saugten das Leben aus mir; Sie verseuchten mich; Sie veränderten meinen Lauf zu ihren Gunsten und all das in einem Tempo, dass es mir nur als ein Augenzwinkern im Vergleich zu meinem Dasein vorkommt. Jeglicher Versuch mich Ihrer Anwesenheit zu entledigen scheiterte. Meine Kräfte schwinden langsam und die Müdigkeit überrennt mich. Wann wird es ein Ende finden? Ach Mutter Natur warum muss ich ein Fluss sein?


© Anshero


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Kommentare zu "Einer unter Vielen"

Re: Einer unter Vielen

Autor: Asuna   Datum: 23.10.2013 23:04 Uhr

Kommentar: Das ist eine echt tolle Geschichte, gefällt mir sehr gut.
Lg Asuna

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