Die neue Religion 3

3.Geschichte: Rabmanquarfitzkarbälohlagul und ich im Lügenland

Im Lügenland ist alles wahr! Sollte etwas zusammengolgen worden sein, dann wird es von den sogenannten "Interpretatoren" solange zurechgefaselt bis aus der Lüge eine Wahrheit geworden ist, eine, die nur eine von vielen sein soll. So fühlt sich im Lügenland jeder aufgerufen nach Herzenslust- oder Unlust das Blaue, das Grüne, das Rote und das Gelbe vom Himmel herunter zu lügen, bis sich keiner mehr auskennt und alle zufriedengestellt an ihrem Ego zweifeln. Das Lügenland ist das Land der unbegrenzten Unmöglichleiten!

Rabmanquarfitzkarbälohlagul und ich kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus als wir, dort angekommen, erkannten, daß aus dem Alphabet ein Omegabet, geworden war und man sämtliche Xs mit den Us vertauscht hatte. Ganz nebenbei erzählten die Lehrer der Nation, daß all jene, welche bisher etwas geleistet hatten fürchterlich verabscheuungswürdig, ja sogar unnütz seien!

Wer im Lügenland nicht lügen kann, der bringt es zu nichts! Da kann er machen was er will oder partout nicht will, er muss einfach – da kommt er nicht drum rum – seine wahren Talente unter Beweis stellen...und da ist es am besten man hat erst gar keine.
Denn niemand darf wegen nichtvorhandener Talente als etwas bezeichnet werden das er tatsächlich ist. Jeder wäre gerne etwas ganz Bestimmtes, Minister zum Beispiel, und hopps, schon ist er es. Aber der Weg dorthin, in das Ministeramt, ist mit Lügen gepflastert.

Lügen haben also die längsten und die attraktivsten Beine gleichzeitig die es gibt!
Mein Gott Rabmanquarfitzkarbälohlagul hatte damit allerdings herzlich wenig, bis noch weniger zu tun und ich glaubte ihm, obwohl ich wusste, daß er gar nicht gelogen hatte...
Daß ich mich damit eines Vergehens schuldig machte wurde mir nicht sofort, jedoch umgehend schmerzlich bewusst, denn ich musste erkennen, daß man es mir an der Nasenspitze ansah, wenn ich nicht gelogen hatte.

Dann fragte man mich "Was hast du dir bloß dabei gedacht?! Bist du nicht ganz dicht im Kopf?" Oder auch: "Hast du denn nicht gemerkt wie sehr es auffällt kein Lügenbeutel zu sein – hier im Lügenland, wo alles, aber auch jeder noch so dämliche Schwachsinn die Wahrheit ist?"

Ich zuckte zuerst zusammen, dann wieder auseinander, daraufhin schämte ich mich für meine Naivität und gliederte mich sofort in eine Weiterbildungsmaßnahme ein, bevor mir das Umerziehunglager drohte. Rabmanquarfitzkarbälohlagul hätte mir dann auch nicht mehr helfen können.
Woher könnte ich jetzt also noch eine geeignete Gegenmaßnahe hernehmen??
Ich musste Gott befragen, doch der schwieg ausnahmsweise einmal kategorisch, ohne Imperativ! Dann sah ich einen Nebelstreifen am Horizont und als sein Licht (das des Streifens) immer größer wurde fiel mir eine Ausrede ein!

"Daran kann ich mich nicht mehr erinnern!", sagte ich mit einem leicht dümmlichen Ausdruck im Gesicht, der sein Echo in einem wissenden oder zumindest ahnenden Grinsen bei den Umstehenden erfuhr. Damit war für jeden klar erkennbar: Der Trottel hat zwar keine Phantasie und auch kein Talent zur Verschleierung, ist also mindestens peripher für ein besseres Intrigenspiel geeignet, gibt sich aber zumindest Mühe für unbrauchbar, also fähig für ein höheres Amt gehalten zu werden.

An dieser Stelle rührte sich auch mein Gott wieder, der sich vor lauter Lachen so sehr schüttelte, daß ich scheinbar vor Angst zu zittern begann, mich aber in Wirklichkeit nur seinem Lachrhythmus nicht entziehen konnte.
Trotzdem wurde ich jetzt für voll – also nicht im Sinne von "betrunken" – sondern für "wertig" als Mitglied einer aus dem Takt geratenen Gesellschaft gehalten, da ja schlagartig für alle deutlich geworden war, daß ich nur in einem neuen Takt zu schwingen beliebte... in einem, der mir was einbringt und nicht nur vorbildlich ist.

An dieser empfindlichen Stelle meiner Gefühlswelt packte mich Rabmanquarfitzkarbälohlagul am Oberarm und zerrte mich über die Grenze des Lügenlandes in unseren imaginären Wahrheitsbereich zurück, der zwar nirgendwo tatsächlich vorhanden ist, sich aber irgendwie befriedigend auf mein friedliebendes Naturell auswirkt. Dann schien der Spuk vorbei!!

Allerdings sind weitere Gebote durch dieses Abenteuer entstanden:

18. Gebot: Wer besser lügt dem glaubt man nur – das ist die menschliche Natur!
19. Gebot: Wenn du nicht lügen kannst dann schweig dich aus, sonst kommst du gleich
ins Irrenhaus!
20. Gebot: Wer gar nicht lügt, der bleibt allein – das kann doch nicht der Unsinn sein...
21. Gebot: Sei reinen Herzens, pass dich an, weil man so ehrlich lügen kann

© Alf Glocker

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Michael Dierl
Wolfgang Sonntag
Jens Lucka
Sonja Soller
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