Kurz danach überschlugen sich mal wieder die Ereignisse! Wunderle war nicht bereit sich keine Rügen für ihren verbrecherischen Ehetroll anhören zu dürfen, weshalb sie die Paarberatung, die für sie keine darstellte abrupt beendete. Olf und der Troll gerieten erstmals dramatisch aneinander, indem sich einer gegenseitigen Totalkritik unterzogen, die für einen Teil (den menschlichen) schon fast einer Selbstverleugnung gleichzukommen drohte. Das hinderte jedoch den menschlichen Dummie (beide Bedeutungen sind richtig) in poetisch-melancholische Betrachtungen zu versinken, die ihr Dilemma auszudrücken vermochten...

Alles nicht Sichtbare


Der volle Mond, der sichtbar wird,
hat sich in meine Nacht verirrt...
die Wolken geben ihn jetzt frei!
Mit meinem Ich sind wir gleich 3.

Mein Sein und ich als Irgendwas -
wir leben ohne jedes Maß,
wir sind in uns geteilt und klein...
jetzt aber auch im Mondenschein.

Wir gingen über 1000 Brücken,
um uns zuletzt ins Knie zu fi...
Das hat tatsächlich Spaß gemacht.
Doch nun, in dieser hellen Nacht,

in der ein Vollmond oben steht,
als ob die Zeit kaum noch vergeht,
da blicke ich in mir zum Grund -
und mache einen Riesenfund!

Das Leben lacht aus vollem Hals.
So ist es und nicht andernfalls!
Mein 2. Ich sagt: "Freue dich!"
Drum lieben sich nun Ich und Ich!


Für den letzten Satz des im Delirium der Poesie verfassten Textes hätte Olf jedoch keineswegs eine Garantie ausgestellt.

Die schöne Ekta blieb jedoch eine ganze Zeit lang unbedient – was ihr zu denken gab! In stiller Übereinkunft mit dem Troll (nicht mit Olf) kam sie zu dem Schluss, daß es nun wohl doch besser sei sich nach geeigneteren Zukunftsperspektiven umzusehen als sie das Schizo-Paar Olf-Troll zu verkörpern schien.

Natürlich hatte sie weiterhin Model-Aufträge angenommen, denn erstens brauchte sie das Geld, denn sie war jung und außerdem ausgesprochen erotisch! Also klapperte sie das infrage kommende Klientel von Männern ab, die sie beeindrucken konnten...nicht ohne den Kontakt zum Troll zu vernachlässigen.
Zuerst kam ein hochgebildeter Schiffsarzt auf sie zu, der sie verehrte, hochbezahlte und zu einer wunderbaren Schiffsreise einlud. Leisten konnte er sich das locker, denn der Job als Schiffsarzt stellte für ihn nur ein Hobby dar. In Wirklichkeit war er ganz einfach Immobilienbesitzer! Seine Einkünfte wirkten auf Ekta schier astronomisch.

Olf erzählte sie von ihren Unternehmungen am Telefon und der gab sich Mühe auf das süße „Kind“, ohne selbst anwesend zu sein aufzupassen.
Bei der bevorstehenden Schiffsreise seiner Geliebten war ihm nicht ganz wohl gewesen, denn damit würde sie sich ja quasi ausliefern. Wirklich gefährlich aber würde es wahrscheinlich erst im Hotel des geplanten Urlaubsortes in der Südsee werden, ermahnte er seine Kleine: „Da kann praktisch alles passieren!“

Doch das Model war nicht nur schön und überaus freundlich und aufrichtig, sondern auch durchweg guter Stimmung, weshalb es einfach nicht in der Lage war, Böses hinter vorgespiegelten guten Absichten zu vermuten. Sie willigte ein und fuhr mit.
Der Troll hörte lange nichts mehr von ihr...
Dann, eines Tages, meldete sich ihr ihr hohes Stimmchen flötend wieder bei ihm: „Ich bin glücklich zurück, entronnen, möchte ich sagen, denn ansehen darfst du mich momentan nicht!“
Der Troll erschrak bis auf Olfs Knochen. „Was ist passiert?“ fragte er heiser.

„Na, ja“, beichtete ihm das zierliche Persönchen; „es kam in etwa so wie du vermutet hattest! Auf dem Schiff war noch nichts, nur daß er zu Trinken anfing, aber dann in unserem Urlaubsdomizil, fing er an mich jeden Tag zu schlagen – und ich konnte nicht weg!“
„Heiliger Strohsack!“ krächzte der Troll. „Was hast du dann gemacht?“
„Etwas Böses hab ich gemacht“ gestand Ekta, „als er volltrunken eingeschlafen ist, habe ich mir meinen Lohn aus seiner Tasche genommen, bin mit dem Taxi zum Flughafen gefahren und habe mich dort zunächst in die USA abgesetzt. Vom Miami International Airport aus gelang es mir dann nach Europa / Deutschland zu flüchten. Gut, daß mir die Polizei keine Fragen gestellt hat...“

Der Troll zeigte sich darüber erleichtert, daß Ekta zwar gutgläubig, aber überaus selbständig war und deshalb den rechten Weg, ohne fremde Hilfe zu finden imstande war.
„Ich werde dich mir vorknöpfen!“, keuchten Olf und der Troll imverein, wobei er auf Ektas schwache Seite ansprach: ihren Hang zur pseudo-masochistischen Hingabe. „Ijaa?“ jubelte sie, „ich weiß da ein wunderschönes Studio, wo wir zur Sache kommen können – und ich bringe noch eine Freundin mit, der das sicher auch Spaß macht! Aber gedulde dich noch ein paar Tage bis meine Beulen abgeschwollen und meine Blutergüsse verschwunden sind“ Dann schickte sie Fotos von ihren Blessuren, die mit kleinen Maso-Spielchen nicht mehr das Geringste zu tun hatten und und der Troll erschauerte!

Doch bisweilen heilt die Zeit zumindest kleinere Wunden und so rückte der Tag heran, an dem Olf Wunderele tatsächlich erstmals wirklich betrügen sollte und Ekta ein wenig von dem mit Olf in Erfahrung bringen konnte was sie sich einmal dauerhaft von ihm gewünscht hatte. Die beiden näherten sich dem Traumland seltsamer Machenschaften, die einerseits aus dem Garn der Liebe gestrickt waren und andererseits tonnenweise Phantasie herbeischleppten um einen Tag entstehen zu lassen der es in sich hatte!
„Sicherheitshalber“ hatte der Troll auch eine Freundin mitgebracht, damit alles fein Gesponnene auch wirklich ans Licht der Sonnen, sprich auf die Speicherkarte der Kameras kommen konnte was sich da abzuspielen begann...

Ektas Freundin stellte sich als Erste zur Verfügung! Sie wollte den Appetitanreger spielen und so wurde sie mit hoch erhobenen Armen an ein Balkengerüst gefesselt, wo sie sich des Trolls und Ektas Liebkosungen unterziehen musste.Bald erfüllte ihr Sirenengesang das Studio, so daß die Atmosphäre um einiges heimeliger wurde.
Olf und des Trolls Freundin, eine präzise Denkerin aus dem Spaßclub war inzwischen akribisch damit beschäftigt das Ganze fotografisch genau festzuhalten. Der Troll vertraute ihr bedingungslos, denn sie verstand alles was je zwischen ihnen diskutiert worden war – nicht ganz umsonst war sie früher einmal Schachmeisterin von Mallorca gewesen. Die entstandenen Aufnahmen sollten sich später als überaus entzückend herausstellen.

Doch der Höhepunkt des Abends war noch gar nicht erreicht als Ektas Freundin, die übrigens Tikha hieß wieder losgebunden wurde. Sie war rechtschaffen erschöpft, freute sich aber auf den weiteren Fortgang der Ereignisse, weshalb sie auch nur eine kurze Erholungsphase benötigte um sich vollständig zu regenerieren.
Denn jetzt kam Ekta selbst an die Reihe. Da sie mehr zu erwarten hatte als Tikha durfte sie liegen. Doch auch sie wurde auf einem Bettgestell fixiert, damit nicht von ihren grazilen Bewegungen verborgen bleiben konnte...
Nun beschäftigten sich Tikha und Olf mit ihrem Opfer der Lust, wobei zum Einsatz kam was vorhanden war. Dabei handelte es sich um ein gerüttelt Maß an Lebensfreude, Leidenschaft und diversen „Spielzeugen“, die geschickt eingesetzt eine Lust in schier unerträglichem Umfang erzeugen sollten. Und so geschah es!

Ekta sang in den höchsten Tönen! Immer wieder von allen Seiten und an allen Stellen malträtiert“ versuchte vergeblich dem Ansturm der Gefälligkeiten zu entkommen die ihr erwiesen wurden. Denn, da sie dazu verurteilt war, sich immer und immer wieder in den dekorativsten Positionen zu präsentieren, war sie quasi gezwungen von einem Höhepunkt zu anderen zu eilen, ohne zu verweilen und ohne sich abzuseilen. Die Seile blieben fest und gaben ihr den Rest!

Nachdem sie glaubte nach geschlagenen 2 Stunden ihren „Peinigern“ entkommen zu sein, weil diese vor Anstrengung ebenfalls schon fast so laut stöhnten wie sie, wurde sie jedoch nur umgedreht und von hinten genommen...wieder mit allen Schikanen! Die Luft vibrierte, wurde nach Herzenslust vor- und rückwärts gestoßen und Olf erlebte zusammen mit dem Troll, daß etwas an ihm stocksteif blieb, egal wie lange er sich mit dem Traumobjekt seiner erotischen Vorstellungen beschäftigte – er konnte und konnte...immer weiter träumen.
Doch nach 4 Stunden lag sich das Dreamteam schließlich ausgetobt in den Armen, wobei die Augen wie Lichtlein auf Tannenspitzen leuchteten und die Seelen glaubten etwas vollbracht zu haben, das einem heiligen Ritual zu gleichen schien.
Der Traum lag wie im Nebel einer wärmenden Herrlichkeit, die ihresgleichen wohl kaum noch einmal zu finden imstande sein würde. Da müsste schon ein Wunder geschehen.

Nimmich aber hatte alles mitbekommen! Sie brach förmlich über ihren Kartenbildern zusammen, die da vor ihr ausgebreitet lagen, um etwas anzuzeigen, das sich der Vorstellungswelt eines Durchschnittsbürgers in Sachen Moral gefälligst zu enthalten hatte, wenn alles, wie von staatswegen geplant ablaufen sollte. Mit „So wenig Spaß wie möglich und dafür so viele Pflichten wie es nur irgend geht“ hatte das wohl gar nichts mehr zu tun gehabt.
Ihre arme Tochter! Hatte sie nicht stets nur nach Dingen im Leben gestrebt, die weder surreal noch nicht nicht planbar waren?! Wozu hätte sie die Leidenschaft als Performance gebraucht?! Sie hielt sich weder für schön, noch es für erstrebenswert für jemanden ein Lustobjekt darstellen zu wollen. Das Dasein hatte für sie praktisch und überschaubar zu sein! Basta!!

Und ein Mann hatte zu tun was ein Mann zu tun hat: Er muss sich bei seiner Lebenspartnerin völlig vergessen, zum Tier werden, solange sie das zulässt. Dann haben die beiden, Mann und Frau, dafür zu sorgen, daß es dem Nachwuchs gut geht. Sie müssen sich nicht andauernd Gedanken darüber machen wie man eventuell die Lust noch weiter steigern könne.

Sie fiel jedenfalls aus allen Wolken als sie die Warnungen ihrer Mutter vernahm, die ihr einmal mehr riet den Troll schleunigst zu verlassen: Aber sie konnte nicht – ein Zauber hielt sie wie in eisernen Ketten im Zaum. Was sie vielleicht konnte war Olf, wie schon so oft, eine Lehre zu erteilen die er niemals vergessen würde: Sie könnte sich verletzen, sich umbringen (dann hätte er den Salat), oder ihm die Liebe (wie schon so oft) verweigern.
Doch alles schien ihr nicht angemessen. Sie musste einfach einen Menschen finden der ihrer und NUR ihrer Meinung war und den Troll verteufelte, damit sie ihn endlich schlagen konnte!

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)  53

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 53"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 53

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 10.02.2023 11:59 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
Text lang, Bild knackig. Beides gut.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 53

Autor: Alf Glocker   Datum: 10.02.2023 17:15 Uhr

Kommentar: Dank!

Liebe Grüße
Alf

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 53

Autor: Angélique Duvier   Datum: 10.02.2023 20:53 Uhr

Kommentar: Beides absolute Hochklasse!

Liebe Grüße,

Angélique

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 53

Autor: Sonja Soller   Datum: 10.02.2023 21:31 Uhr

Kommentar: Es kann nicht jeder Geschichten so mitreißend erzählen, wie du, lieber Alf!

Herzliche Grüße aus dem dunklen Norden, Sonja

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 53

Autor: Alf Glocker   Datum: 11.02.2023 17:45 Uhr

Kommentar: Angélique - vielen herzlichen Dank liebe Angélique!

Sonja - auch bei dir bedanke ich mich ganz herzlich...aus dem sonnigen Süden

Liebe Grüße
Alf

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