2.Geschichte: Rabmanquarfitzkarbälohlagul und ich im Land der Liebenden

Einmal schlenderten mein Gott Rabmanquarfitzkarbälohlagul und ich durch das Land der Liebenden. Das liegt gleich zweimal links von der Wirklichkeit entfernt, zwischen Tag und Traum, aber es ist von jedem begehbar, der sogenannten "reinen Herzens" ist.
Direkt am Eingang zu diesem Land der Liebe und der Liebenden hörten wir einen gewaltigen Ochsenfrosch laut jammern: "Oh, was bin ich doch so schrecklich verliebt – ich liebe alles was nicht bis 2einhalb auf dem Baum sitzt und Eukalyptusblätter kaut...aber zwar auch mich selbst". Das ließ sich gut hören, dachten mein Gott und ich, also ich, und so schritten wir weiter fürbas in unbekannte Gefilde, denn wir achteten uns zwar – also jeder den anderen, nicht aber unbedingt alles was nicht bis 2einhalb auf'm Baum war oder ist, bzw. sein wird, oder kann – doch wir liebten genau genommen nur die Welt, das Leben, nicht das Schicksal und dergleichen und auch keine Feinde. Die Leute jedoch, die hauptsächlich gewaltige Unken und gewaltige Frösche waren liebten auch sie...selbst dann noch als sie bereits mit ein oder zwei Messern im Rücken herumliefen, ohne sich groß zu wundern. Nein, gerade dann stellten sie unter Beweis wie sehr sie lieben konnten, denn zumeist küssten sie die Täter innig, ob sie nun männlich oder dergleichen weiblich waren, ob oder auch nicht.
Überall hatten die Bewohner des Liebeslandes Willkommenskerzen entzündet, die sie zwar irgendwann nicht ausblasen wollten, lieber aber vervollkommneten sie ihre Liebesfähigkeit durch den Ausspruch "Solange es mich nicht betrifft", denn nichts betrifft einen Liebenden, wenn er nur aufrichtig genug liebt.
Daß da was nicht stimmen konnte war Rabmanquarfitzkarbälohlagul und mir, also mir, sofort klar. Dies konnte nur das Werk von hinterkünftigen Populisten sein, die irgendwem etwas schuldeten und von daher bestrebt schienen harmose Wesen noch harmoser als harmlos, praktisch moralisch impotent zu machen.
Wie lange sie wohl schon daran gearbeitet hatten, den Riesenfröschen eine Welt vorzugaukeln in der sie parktisch gar nicht mehr vorkamen?! Wir fragten, respektive ich fragte einen der vielen jammernden, riesigen Ochsenfrösche, warum er sich den richtiggehend mit Liebesschwüren an unheimliche Unken und heimliche Färberfrösche, an gigantische Amphibien (das sind die "Mit allen Wassern Gewaschene", die sich überall gut bewegen können) und an enorme Tintenfische, die in den grünen Tümpeln saßen, zu verschleudern gedachte, doch er antwortete nur in einer weltfremden Sprache, deren Sätze wir, also ich nicht vertsanden/verstand. Das Wenige das wir, also ich entschlüsseln konnten/konnte, war immer nur ein einziges Wort. Er sprach es mit allen denkbaren Zungenschlägen, in allen nur denkbaren Sprachen und Dialekten aus von denen wir, also ich jemals gehört hatten/hatte und lautete "Schliebe, Liab, Lie'e, Möggen, Maggelen, Mauschelen, Wamsi-Bamsi, Humsi-Bumsi oder sogar Schlampi-Lampi". Wir fragten uns, ich fragte mich, ob der Ochse noch recht bei Trost war, oder sich in einer Art Karneval total verlaufen hatte, denn uns, also mir, nein doch lieber uns, leuchtete einfach nicht ein, warum es außer der Liebe nicht noch andere Sachen, Zustände, oder Sehnsüchte geben konnte: Selbstschutz zum Beispiel!

Doch davon wollte er nichts hören, nichts sehen und nichts sagen und auch alle anderen seltsamen Supertierchen um uns herum, in diesem eigenartigen, artigen Land verhielten sich abscheu-lich, sobald wir einen Zweifel an einer absolut globalen Liebe anzumelden versuchten. Ja, ihre Abscheu gegen Zweifel war sogar so groß, daß sie uns mit Ausweisung drohten, wenn wir es nur noch einmal wagen würden ihren fatmorganischen Scheinschatz zu hinterfragen.

So fielen wir uns schließlich selber in die Arme, mein Gott Rabmanquarfitzkarbälohlagul und ich und uns wurde dabei auf subversive Weise bewusst, daß ich begann mich selbst zu lieben, bezw. bei mir selbst Schutz und Sicherheit suchen zu wollen.
Auf einmal füsterte mir mein Gott etwas ein, von dem ich nicht wusste ob es nicht vielleicht doch eher vom Teufel kam, weil es fürchterlich analytisch war...
Ich glaube, durch die Einflüsterung begriffen zu haben, warum sich in unserem Gastland unter den Rockschößen der laut propagierten Liebe alle Leute und Leutchen verstecktchen: Sie hatten Ängstchen!
Wir, Gott Rabmanquarfitzkarbälohlagul und ich lächelten jedoch versöhnlich und gingen weiter, ohne uns zu verehren, zu achten und zu lieben, bis daß der Tod uns voneinander scheide, oder miteinander verschmolz, wie wie es jetzt ja auch schon waren. Und auch das schien uns Anlaß genug ebenfalls glücklich zu sein!

Und uns, also mir, nein lieber doch Rabmanquarfitzkarbälohlagul drängten sich wieder Gebote auf...

16. Gebot: Wasche niemals dein Gehirn, damit du nicht baden gehst!
17. Gebot: Du sollst keine Gefühle haben, die schlecht überprüfbar sind, außer sie sind vollkommen ehrlich, also von dir selbst und nicht Vorschlägen von außen entsprungen.
18. Gebot: Glaube nur Einflüsterungen deines PERSÖNLICHEN Gottes, der dein Gewissen ist und keinen selbsternannten oder von irgendwem ernannten Propheten!

Die neue Religion  (2)

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die neue Religion (2)"

Re: Die neue Religion (2)

Autor: Jens Lucka   Datum: 08.02.2023 17:40 Uhr

Kommentar: Die Gebote deines Chefs, ( könnte man ihm nicht einen Spitznahmen verleihen ? )
sind einfach spitze. Wäre auch gern einmal mit ihm/ euch unterwegs ;-)

liebe Grüße, Jens

Re: Die neue Religion (2)

Autor: Alf Glocker   Datum: 08.02.2023 18:15 Uhr

Kommentar: Haha, danke dir lieber Jens!

...da müsstest du nach Augsburg kommen... ;-))

Liebe Grüße
Alf
(und Rabmanquarfitzkarbälohlagul)

Re: Die neue Religion (2)

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 08.02.2023 19:00 Uhr

Kommentar: Unglaublich,
was du alles aus unserem Alphabet herauskitzelst, lieber Alf.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Die neue Religion (2)

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.02.2023 8:46 Uhr

Kommentar: Danke dir lieber Wofgang!

Liebe Grüße
Alf

Re: Die neue Religion (2)

Autor: Ulinik   Datum: 02.03.2024 12:35 Uhr

Kommentar: Als ich begann, mich selbst zu lieben ... so begann Charlie Chaplin angeblich sein 71. Lebensjahr. Und Du ...? Versteckst die Liebe in und zwischen den Zeilen. Und besonders die zwischen den Zeilen will liebevoll entdeckt werden.

Re: Die neue Religion (2)

Autor: Alf Glocker   Datum: 03.03.2024 7:34 Uhr

Kommentar: ja, so könnte man sagen...

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