Nun erst begriff Olf so richtig, daß sie ihn wahrhaft liebte! Sie hatte die Gefahr erkannt und beschlossen den Troll vor sich selbst in Schutz zu nehmen, indem sie ihn absolut zu beherrschen gedachte, um ihm seine Entscheidungen, das Leben betreffend, verantwortungsvoll abzunehmen. Dafür war einiges zu tun: sie durfte ihn keinen Augenblick aus den Augen oder von der Leine lassen und sie musste alles zerstören was er sich aufzubauen versuchte, wenn nicht alles was sie betraf restlos ins Höschen gehen sollte.

Er hätte längst begreifen können, daß alles was er anfasste zwar gelang, aber keinerlei Anklang fand. Da konnte doch etwas nicht stimmen. Mit rechten Dingen wäre es zugegangen wenn sie sich mittlerweile in einem feinen Wohlstand befunden hätten. Aber das taten sie ja nicht!! Warum also wollte er nicht einsehen wie dumm er in Wahrheit war?!
Da er das allem Anschein nach nicht wusste und sie noch nicht genau, blieb Wunderle nichts anderes übrig als den Troll zu überwachen und / oder überwachen zu lassen!
Dafür durfte ihr kein Trick zu schmutzig und kein Mittel zu unrecht sein!

Der Troll ahnte was ihm da blühen sollte und er fing an, an allem zu (ver)zweifeln. Dann sagte er sich jedoch: Trolle sind eben Trolle – und auch Trolle haben bestimmte Bedürfnisse. In meinem Fall heißt das „Licht-Blicke“, schöne Dinge erleben, den Sex nicht vorrangig als Gottesauftrag oder als pure Triebbefriedigung zu sehen, sondern auch als künstlerische Gestaltungsmöglichkeit, die Horizonte öffnet und Erlebniszonen freimacht, ohne zwingende Folgen zu zeitigen (die ja dem Diktat der Natur entsprächen). Daß sich Wunderle lieber dem Diktat beugen wollte und alle die sie liebte gleich mit, das spürte Olf in allen Knochen...aber andererseits war da ja nun auch wieder ein Mensch, der ihn ad absurdum liebte – und zwar auf Teufel komm raus!

Aber der Teufel blieb drin! Und er lag nicht nur im Detail, sondern in der, sagen wir mal großzügig „philosophischen Grundeinstellung“ einer reifen Frau in einer unreifen Epoche.

Wunderles Absichten waren mit denen einer ganz normalen anderen Frau völlig identisch – weshalb sie in ihren klugen Augen auch absolut unschuldig an allem war was sie selber vom Zaun gebrochen hatte. Und es war nichts im Vergleich zu den Vergehen des Trolls“!

Ihre eigenen Eskapaden wollte sie dabei grundsätzlich vorsichtshalber außen vor lassen. Immerhin war sie ja schließlich und endlich erwachsen und wusste was sie tat. Ihre geschmacklose Entgleisung auf einer Rockerparty (zu der Olf komischerweise von Uj aus Au eingeladen worden war) durfte nicht weiter ins Gewicht fallen – Olf hatte sie dabei ertappt wie sie sich am Lagerfeuer von einem der Recken vernaschen ließ. Sie hatte dabei zwar wie von Sinnen in den Sternenhimmel gestarrt und gestöhnt, aber sie hatte alles im Griff. Daß sie der blöde Troll dabei erwischte und ihren Gespielen zum Aufhören ermahnte, hatte nun wiederum sie für völlig geschmacklos gehalten... Aber was hätte sie tun sollen?! Das arme Gangmitglied einer zumeist wegen Körperverletzung vorbestraften Truppe hatte sie ja nicht verteidigen wollen, als er Olf den Troll erblickte...

Der Troll wäre allerdings nie und nimmer eingeschritten wäre Wunderle nicht dermaßen „voll“ gewesen, daß er um ihren freien Willen bei der Sache fürchten musste. Was würde denn zurückbleiben, fragte er sich. Ein Stalker, den sie nicht mehr loswerden würden? Oder Vielleicht ein fester Liebhaber aus zweifelhaftem Milieu? Aber dafür war die Zeit noch nicht reif. Dafür musste erst noch das Eine oder Andere geschehen, damit Derartiges eintreten konnte. Olf wollte sich selbst ja nicht vorgreifen, aber er wusste jetzt schon ganz genau, daß ihr späterer Dauerliebhaber wenigstens nicht aus einem bestimmten „Milieu“ kam.

Was Olf, den verrückten Troll betraf, so muss zu seiner Verteidigung oder zu seiner Schande (je nach dem) gesagt werden, daß er natürlich nicht mehr von Ekta loskam. Ihre schönen Bilder und die Erinnerung an das phantastische Event verfolgten ihn solange bis er sie erneut buchte. Dafür rief er sie diesmal auch mit dem Handy an, damit nichts mehr schiefgehen konnte. Aber gerade dadurch ging alles schief...

Das 2. Treffen gestaltete sich beinahe noch traumhafter als das 1. Denn der Engel mit der Flötenstimme war schon um einiges gelöster als beim ersten Mal. Sie tanzte sich, ohne aufgefordert zu werden von selber ein und produzierte somit Bilder des höchsten Entzückens! Sie gab alles! Warum das konnte sich der Troll zu diesem Zeitpunkt weder denken, noch ahnte er etwas. Der schwere Schaden aus seiner Jugendzeit, wo die Eltern alles dran gesetzt hatten ihn von Menschen weiblichen Geschlechts fernzuhalten, wirkte offensichtlich immer noch nach und so beschränkte sich Olf hauptsächlich auf die optischen Genüsse der Darbietung der überaus talentierten Ekta.
Die SMSen wurden demnach häufiger und die Telefongespräche länger... Das blieb aber leider Wunderle nicht verborgen.

Jetzt musste sie handeln.
Handyüberwachung wird in der Psychologie als Gewaltanwendung in der Partnerschaft angesehen! Da Trolle aber quasi, allein durch ihre Geburt schon ein Verstoß gegen die menschliche Gesellschaft sind konnte das auf die ominöse Lebensform Olf nicht zutreffen! Trolle denken anders, handeln anders und urteilen anders – sie folgen ihrem Gewissen, das sich extrem von den Gewissen real lebender Menschen unterscheidet. Sie schließen das Vorhandensein des Holodecks nicht aus, sondern meinen gerade dadurch zu jedem Schabernack, oder was sie dafür halten berechtigt zu sein. Ihre Lebensziele sind nicht vorrangig praktisch und zweitrangig auf die Lebensqualität bezogen sondern erstens lustbetont und zweitens dann pragmatisch zu betrachten. Sie üben niemals Gewalt über andere Seelen aus, sondern versuchen sie zu ausgelassenen Spielen zu ermuntern, die manchmal sogar zum späteren Pragmatismus ermuntern können, doch niemals andersherum.

Da Wunderle definitiv davon ausging ihren Troll als Ehemann und nichts als ihren Ehemann zu besitzen, der genau dann ankommen und um sexuelle Zuneigung zu bitten habe wenn es ihr in den Kram passte, dann durfte sich der Troll auf eine Sensation konzentrieren, an der Wunderle einerseits nicht teilhaben wollte und andererseits sehr ärgerlich machte. Wir erinnern uns, daß sie nicht nur von Elidana leidenschaftlich geküsst worden war, sondern diese auch so leidenschaftlich zurück küsste, daß einem sämtliche hochmoralischen Bedenken vergehen konnten. Doch diese Erinnerung kam in ihrem Ehestrategie-Spiel – zur großen Freude Nimmichs, der Oberhexe - gar nicht vor.

Aus diesem und aus anderen Gründen, die eher auf ihre immer wieder vorkommenden Hirnkrämpfe zurückzuführen waren, kam es denn auch bald zu den – von jedem normal denkenden Menschen vorhersehbaren – Verwicklungen durch verwirrte Gefühle, gegen die der sagenhafte Gordische Knoten kaum erwähnenswert ist.
Zu dieser Zeit schienen allerdings die Gefühle aller Beteiligten von etwas verwirrt worden zu sein das von hinter den Kulissen aus agiert.
Olf nahm Kontakt mit Ekta auf und lud sie zum fröhlichen Spielen ein, Ekta freute sich über die Einladung eines Menschen, eines Trolls, den sie in Wirklichkeit zu nichts brauchen konnte, ohne es zu wissen und Wunderle organisierte eine schlecht durchdachte Observation ihres Auserwählten, weil sie sonst niemanden hatte den sie beobachten lassen konnte, um die eigenen Fehlerchen zu überdecken.

Der Troll hatte den ganzen Tag über ein schlechtes Gefühl gehabt, aber die kleine Ekta war, mit ihrem großen Herzen für ihn unwiderstehlich geworden - und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

Vor seinem Stadtatelier angekommen lud er gerade ein paar schöne Utensilien, sowie seine Fotoausrüstung aus, als er auf der anderen Straßenseite die völlig unverkleidete Riso, eine Arbeitskollegin Wunderles entdeckte. Sie mimte eine unbeteiligte Person, die dort einfach nur spazieren ging! Olf sprach sie an, aber sie tat als habe sie nichts gehört...
Bald war auch Ekta eingetroffen. Sie umarmte den Troll sofort liebevoll. Dann strahlte sie ihn an, wohl wissend was sie erwartete. Doch der Troll sah sie mit einem entrückten Gesichtsausdruck an und verkündete mit einer ungewohnt tiefen Stimme: „Wir werden heute noch eine Überraschung erleben – es handelt sich um meine Frau Wunderle...sie wird versuchen hier einzudringen!“

Ekta blieb jedoch fröhlich, wie es ihre Art war, wobei sie begann sich vorzubereiten. Es fehlte noch ein wenig Make up, etwas Lippenstift und Rouge auf den Wangen. Dann kam ihr eine lustige Idee! Der Troll war wieder ganz bei Sinnen (er hatte ihr nicht verraten, daß ihm vorhin kurz Gozzilla Gottshäuser erschienen war) und also auch gefühlsmäßig zu erreichen. Ekta registrierte das mit ihrem sehr feinen Gefühl für alle Dinge des Lebens. Sie trat an die sie weit überragende Trollgestalt heran und küsste sie auf die nackte Brust um dort für sich selbst ein Zeichen zu setzen.
Die beiden Akteure des nun kommenden Dramas hatten sich sofort nach Eintreten in die Räumlichkeiten der Kunst ausgezogen! Dies geschah wie verabredet. Eigentlich überraschend, da Olf beim ersten Shooting bekleidet geblieben war.
„Macht es dir denn nichts aus wenn uns deine Frau hier erwischt?“, hatte Ekta noch verblüfft gehaucht, bevor sich die beiden nicht mehr an sich halten konnten und zärtliche Küsse tauschten. Der Troll begann sie zu streicheln und zu stimulieren und bald war auch schon ein hohes Stöhnen zu hören, das den Raum in ein Paradies zu verwandeln schien.

Doch plötzlich stoppte der Troll das ausgelassene Treiben! „Ein bisschen möchte ich noch künstlerisch was machen“ flüsterte er Ekta in eines ihren kleinen Ohren. Sie nickte nur. Olf verlangte von ihr sich als Teufelchen zu verkleiden und sich dabei breitbeinig über ihn, der nun am Boden saß, zu stellen.
Nun kam der Fernauslöser zum Einsatz. Ekta reichte Olf ihren Glasdildo und der Troll wusste was man damit anstellen konnte...
Wie später zu sehen gestaltete sich die Szene überaus entzückend. Das Model tanze über dem Troll herum. Sie schlängelte sich mit dem Spielzeug derartig anmutig vor der Kamera, die nun unaufhörlich klickte, daß Olf schier Hören und Sehen verging, dann kamen die Töne!!

Ektas Gesang erklang wie aus himmlischen Sphären, wobei sie niemals die Kontrolle über ihre Bewegungen und über den Glasdildo verlor – und der Troll ging rhythmisch mit, passte sich ihren Bewegungen und der Sinfonie ihrer engelhaften Töne geschickt an. Dabei musste er höllisch aufpassen sich nicht heillos zu verlieben, denn die kleine Ekta war mehr als 25 Jahre jünger als er – und sie hatte noch große Pläne. Nichtsdestotrotz entwickelte sich die faszinierende Inszenierung zu einem Augenschmaus in Sachen Pornart, die kaum noch zu überbieten war.

Nach der Vollendung es ersten Akts gab es eine kurze Pause. Und wieder widmeten sich die in ihre Verzückung versunkenen Akteure einer allzu süßen Wirklichkeit: Ekta betätigte sich hingebungsvoll mit Händen und Zunge ihrem Meister der Kunst, der nunmehr einen der größten Ausbrüche seines Lebens erfuhr...dann drückte jemand die Klinke der Ateliertüre herunter!

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman)   51

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 51"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 51

Autor: Sonja Soller   Datum: 03.12.2022 17:18 Uhr

Kommentar: Wieder ein sehr aufregendes und abenteurliches Trollerlebnis, lieber Alf,
gekonnt in Worte gefasst.

Herzliche Grüße aus dem trolllosen Norden, Sonja

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 51

Autor: Alf Glocker   Datum: 04.12.2022 8:02 Uhr

Kommentar: Ich danke dir liebe Sonja!

Herzl. Grü. aus dem trolligen Süden
Alf

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