Die Wolken kommen näher. Sie werden immer grösser. Sie erdrücken mich. Gleich werde ich mitten durch sie hindurchfliegen. Wusch! Mitten im Nebel. Häuser und Wälder sieht man von hier oben gar nicht mehr. Ich fliege schnurgerade in Richtung oberste Schicht der begrenzten Flugmöglichkeiten. Ein Flug in die Freiheit, in den Weltraum, ins Ungewisse. Dort wo alles begann. Dort wo Himmel und Erde sich treffen und über den neusten Trend quatschen. Ebene um Ebene, Wolke um Wolke. Mit jedem Meter, denn ich steige, kommt die Freiheit, der Weg ins Wunderland, das Para-dies auf Erden näher. Jetzt kommt’s gleich. Ich spüre schon die mit Sonnenlicht erfüllte Himmelsluft. Bald sind wir da. Bald ist das «Grauen» vorbei. Bald sind wir frei. Das Ende naht. Wir brechen durch. Wir können nach oben. Zu den Adlern. Macht den Weg frei ihr Wolken. Hört auf die Sonne zu verdecken. Lasst euch vom Wind wegfegen und bleibt im Norden, wo die Sonne nur an einem einzigen Tag scheint. Warum wollt ihr 100 % arbeiten? Dort oben könnt ihr das ganze Jahr frei nehmen. Lasst meine Sonne ziehen. Sie hat euch nichts getan. Es kann auch später regnen. Euch braucht jetzt niemand. Löscht die Feuer des Todes und dann verschwindet von hier. Macht ’nen Abgang! Geht, aber geht mit Gott. Ja, weg mit euch. Haut ab! Lasst mich meine Sonne sehen. Zeigt sie mir. Ich will sie heute wieder besuchen. Und jetzt. Jetzt gleich werd’ ich sie sehen. Nur noch ein paar Sekunden. Genau in 3, 2, 1: Wham!” Über den Wolken. Endlich. «Freiheiiit!» Raus aus der grauen Sonnenfinsternis. Man ist das vielleicht ein gutes Gefühl. Die Sonne im Gesicht, der leichte durchsichtige Mond hinter mir und die Wolken, die ein Tal aus Schafen und Schnee bilden. Die Wolken sehen aus wie Zuckerwatte, die nach Glückshausen führen. So flauschig und rosa mit orangem Schimmer. Der blaue mit orange-grauen Streifen überzogene Himmel. Immer wieder ein epischer Moment. Kein Flugzeug, dass mir den Weg kreuzt. Keine Rakete, die aus dem Wolkenmeer kracht und am Strassenende wieder in die bald tote Welt eintaucht. Ich könnte den ganzen Tag hier oben abhängen. Der Sonnenuntergang am wohl grössten Flat Screen auf der ganzen weiten Welt. Sieht man nicht jeden Tag. Es gibt keinen schöneren Ort. So ruhig, so majestätisch, so abartig wundergigantisch schön. Niemand kann mir das nehmen. Weder das Universum noch die Endzeit. Keiner kommt hier rauf ohne, dass ich es sehen würde. Keiner liesse sich hier blicken, ohne erst an mir vorbei gehen zu müssen. Keiner wird es je wagen, mein … «Was?! Schon so spät? Jetzt muss ich aber wirklich los.»


© Daniel Stricker


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