Der Anfang eines seltsamen Endes 3


„Guten Tag, mein Lieber, es ist Zeit mich wieder bei dir bemerkbar zu machen, denn dir steht einiges bevor. Die Zeit ist reif! Du musst bluten“ Niemand wird dir helfen, das musst du verstehen...dunkle Wolken kommen aus dem verschwiegensten Bereich des Holodecks und sie werden ein schweres Gewitter über dir entladen!
Gräme dich und denke darüber nach warum die Menschen sich gegenseitig nur dann etwas gönnen wenn sie selbst einen Vorteil davon haben. Daran kommt ihre Natur nicht vorbei und du bist ausersehen es in vollem Umfang zu begreifen.
Nein, das bedeutet für dich kein Unglück – nur im herkömmlichen Sinn -, es bedeutet für dich eine Horizonterweiterung, die du in deine Arbeit mit einbeziehen kannst und sollst!“

So lautete die Nachricht, die sich nach ihrem Studium sofort wieder in nichts auflöste.
Darunter las ich noch: „Gozilla Gottshäuser, die 2.“


Sie (Elidana) kam sah und siegte! Denn ihr Vorschlag war einfach bahnbrechender Eigenart. Dingsbums machte einen höchst verblüfften Gesichtsausdruck in meine Richtung und ich sagte einfach überschwänglich zu. Nichts hätte ich mehr erwartet als das: „Wir fahren zu dritt in den Urlaub und baldowern dort aus wie wir in Zukunft vorgehen werden“. Dieser Satz kam aus Elidanas Munde und ich nahm ihn wie er war: glückverheißend.
Wir würden ein Dreiecksverhältnis mit gegenseitigem Einverständnis gründen und niemand würde uns mehr aufhalten können! Dingsbums wäre für alle Seiten neutralisiert - ihr angewandter Negativismus würde in der gegenseitigen Zuneigung sang- und klanglos untergehen und wir würden sein ein Geist voller Tatendrang und Harmonie. Dadurch stünden uns nahezu alle Türen offen, denn Dingsbums war fleißig an sich, Elidana ungeheuer tatkräftig und ich, der Troll könnte mit meinen seltsamen Begabungen den Grundstock für Erfolge auf allen möglichen Gebieten abliefern.

Da konnte doch nichts mehr schiefgehen, oder?! Völlig überzeugt vom Anbruch besserer Zeiten war ich, als die beiden Frauen begannen einander auszukleiden. Anscheinend umarmten sie sich daraufhin herzlich, küssten und liebkosten sich innigst und wandten dann, nach ausgiebigem Sirenengesang mir ihre volle Aufmerksamkeit zu.
Das war doch der Auftakt für eine Epoche der unweigerlich eintreten müssende Siege an allen Fronten. Das war doch kaum noch zu überbieten?!
Keinen Augenblick mehr zweifelte ich daran, daß meine offensichtlich das Zepter ergreifende Unmoral nun die schönsten Früchte tragen würde...und vielleicht konnten wir unter diesen Idealbedingungen einer kleinen verschworenen Gemeinschaft sogar an eigene Früchte denken. Dingsbums wollte doch immer eins haben und ich dachte daran mich ihrem Wunsch zu fügen, sobald sich auch nur irgendwo ein Hoffnungsschimmer realisieren sollte.

An diesem Abend kam ich voll auf meine Kosten ohne dafür mit Angriffen auf meine Person bezahlen zu müssen. Niemand wies mich ab, ich war willkommen, durfte mich stark und attraktiv fühlen, so wahr mir geholfen wurde wo es nur ging!
Als sich die kluge Elidana verabschiedete gab es keine Welt der Probleme mehr die man nicht meistern konnte. Die Sonne schien sogar in der Nacht, Dingsbums kuschelte sich im Bett an mich, wohlig in ihren schönen Träumen zuckend, in denen es höchstwahrscheinlich um Liebe ging.

Was ich die kommenden Tage zu erledigen hatte beunruhigte mich nicht. Einem Anfall Frau Restövs während des Malunterrichts folgte ein Hirnkrampf meiner Partnerin, worin sie mich als impotent bezeichnete und mir anriet ich solle mich schleunigst von einem Arzt untersuchen lassen. Schmarri missbrauchte mich für einen ihrer zahlreichen Liebesdienste – ich hatte sie diesmal zu einem ihrer Großeinkäufe zu kutschieren, sie zu bewundern und zu beraten, da ihr der Sinn nach einem außerehelichen Liebhaber stand. „Weißt du“, lamentierte sie schelmisch grinsend, „Jastichrin ist zwar sehr nett, aber er ist halt kein Macher. Ich bevorzuge aber Macher und möchte wenigstens einen zu meiner freien Verfügung haben“.

Ich fragte mich zwar wen sie denn noch alles zu ihrer Verfügung haben wollte, sagte aber nichts, denn ich hoffte auf ihre, sie bald ergreifende höhere Einsicht, die ihr schon klarlegen würde was gut für sie sei. Dabei glaubte ich eine akzeptable Meinung zu haben, täuschte mich jedoch wieder einmal.
Ganz sicher täuschte ich mich nicht darin etwas Schönes vernommen zu haben, als Schlaudia uns, Dingsbums und mir, einen gemeinsamen Soforturlaub, zusammen mit Guntram und Nanana vorschlug, bei dem es nach Umbrien gehen sollte. Und dieser Urlaub musste erst gar nicht mehr lang besprochen, sondern gleich in Angriff genommen werden. Ich war entzückt. Für den Troll in mir kam eine der größten Zeiten!

Da die Vergnüglichkeiten mit Elidana erst für Ende Oktober geplant waren und es jetzt erst Ende September war hatten wir also noch Zeit. Dingsbums hatte ihren Jahresurlaub noch nicht in Angriff genommen, ich hatte keine dringenden Aufträge zu erledigen und das Wetter sah danach aus vielversprechend zu werden....
Umbrien lockte mit seinen alten Städten und mit einem traumhaften Ferienhaus in der Pampa, wo außen herum praktisch ein einziger Garten war. Es gab dort einigermaßen exotische Kleintiere wie riesige Spinnen, schwarze Skorpione, grüne Gottesanbeterinnen und interessante Ameisensorten, die zu beobachten recht kurzweilig war.

Am Rand der nächsten alten Stadt gab es einen brandneuen Supermarkt der keine Wünsche offen ließ. Unsere Wünsche lauteten „Tullamore Dew“, „Indio Montepulciano“, „Nerio Nardo“ und „Asti Cincano“. Zum Wachwerden am nächsten eventuell verkaterten Morgen waren Vitaminsäfte und guter Kaffee angeschafft worden. Wir wollten es uns gut gehen lassen!

Die Abende bis weit in die Nacht hinein verbrachten wir mit tausenden Glühwürmchen und den „Kunststücken“ meines Trolls, der mir die Freiheit zum Zaubern ließ. Ich ließ einen Stern nach dem anderen aufglühen und vorbei schweben. Dann kamen sie gebündelt...
„DiefliegenjasogarinFormationen“ schnatterte Guntram. Senfja fragte mich wann „sie“ denn nun endlich herunterkommen würden, um sich mit uns zu verbrüdern, Schlaudia lächelte glücklich dabei sein zu dürfen, Dingsbums zeigte sich teilnahmslos, denn ich bekam einen stillen Applaus nach dem anderen. Nanana wäre am liebsten vor lauter Angst im Boden versunken und Schwärme von Fledermäusen drehten in der Luft über unseren Köpfen ihre akrobatischen Runden.

Das Leben war ein Traum!

Am nächsten Morgen ging ich alleine, bereits vor dem Frühstück spazieren – durch weite Blumenfelder, an immer noch üppig blühenden Büschen vorbei und ich tat etwas, das ich noch zuvor im Leben getan hatte: ich tanzte! Allein für mich ließ ich mich von meiner Hochstimmung hinaustragen in eine goldene Welt. Denn ich wusste: der beste Teil des Jahres, der vielleicht bestimmend für alle meine, noch auf mich zukommende Zeiten sein würde, kam erst noch!
Ich dachte an Elidana und an unsere Küsse zu dritt; nichts würde mir die Stimmung für heute verderben können.

Am Vormittag ging's noch ab in ein altes verfallenes Kloster am Trasimeno, einem See in Italien, dessen riesige Parkanlagen, dank ihrer Verwilderung, urtümlich faszinierend waren. Die Ruinen durften betreten werden. Sie nahmen uns mit ihrem morbiden Charme sofort gefangen. Ich machte mindestens 1000 Aufnahmen, denn die alten Bäume und die alten Räume fesselten meine Aufmerksamkeit enorm.

Um jedoch noch ganz besonders anzugeben hatte mich mein Troll angewiesen eine Gruselstory nach der anderen, am abendlichen Lagerfeuer auszustreuen. „Ihr müsst wissen“ sagte ich mit geheimnisvoller Miene, „ich begegne auf allen meinen Reisen mindestens einmal dem Tod! Also werdet auch ihr auf unserer Reise einmal den Tod begegnen...“
Alle, außer Dingsbums, lächelten amüsiert über mein Geschwafel.

Doch am nächsten Tag, als wir einen Ausflug nach Forte Qualcosa machten und in eine Raststätten-Einfahrt abbogen, erlebten wir einen Tumult auf dem Parkplatz! Eine Menschentraube hatte sich auf etwas das anscheinend am Boden lag, versammelt und sie palaverte aufgeregt. Dann kam mit Getöse ein Hubschrauber. Er flog tief über unseren Köpfen und landete auch sogleich.
Heraus stürmten 3 Sanitäter. Die Menschentraube teilte sich und gab den Blick auf eine bleiche Gestalt frei... Die Rettungsleute kümmerten sich kurz um die Person, einen Mann in den mittleren Jahren, dann machte einer von ihnen eine Handbewegung und sie standen resigniert auf.

Wir machten daß wir weiterkamen, doch ich erntete teils staunende, teils vorwurfsvolle Blicke. Das machte mich ein bisschen verlegen, denn mit dem Tod dieses Mannes hatte ich ja nun wirklich nichts zu tun. Dann sah ich eine gläserne Gestalt neben dem Hubschrauber stehen. Sie winkte mir zu, bevor sie sich flimmernd in der Luft auflöste...

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 39

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 39"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 39

Autor: Jens Lucka   Datum: 11.10.2022 20:05 Uhr

Kommentar: Liebe Grüße an den Troll und alles Gute.

Jens

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 39

Autor: Kathleen   Datum: 11.10.2022 21:11 Uhr

Kommentar: Gut geschrieben :)

Liebe Grüße

Kathleen

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 39

Autor: Alf Glocker   Datum: 12.10.2022 6:56 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!

ich freue mich!

Liebe Grüße
Alf

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