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Doch nun zu meinen Aufzeichnungen, die ich, in Schmarris Auftrag, anzufertigen begann. Sie wollte für später, eine kleine Chronik unserer Abenteuer, als Erinnerung haben...

Schneewittchen und die 6 Zwerge
( eine Urlaubsimpression )

Der 1.Tag.
Was uns hergeführt hat kann gar nicht differenziert genug beschrieben werden. Wer sich gut fühlen will – und das ist oft der einzige gangbare Weg um zu überleben – denkt am besten einfach. Und einfach gedacht muss es wohl die Sonne gewesen sein, deren milder Schein über einem mediterranen See die diffuse Spiegelung von verwunschenem Leben verbreitete. Zusammen mit einem Hauch Irrsinn lässt sie eine Art Disneyland entstehen, dem keiner wirklich gewachsen ist.

Wir, das sind – um die erwähnte Spiegelung nicht gleich wieder verblassen zu lassen – die 6 Zwerge und ein ausgewachsenes Schneewittchen aus Milchkaffee und Blut. Wir sind nicht den Seiten eines Märchenbuches entstiegen, sondern einem nördlichen Regengebiet weit oberhalb des mediterranen Sees im diffusen Licht. Und unsere Aufgabe ist es zu vergessen. Fast alle Zwerge sind Väter. Das bedeutet, daß sie sich fern von Disneyland an einem Reigen beteiligt haben, der dem edlen Zweck der Selbstverwirklichung eines verlorenen Universums dient. Die Blicke der Väter gehen hier ins Uferlose. Nichtssuchend und nichtsfindend scheinen sie einem Zauber zu dienen, der – ähnlich dem der Fortpflanzung – keinen absolut logischen Zielen folgt.

Jetzt liegt wölfischer Frieden in den Augen der Zwerge. Wie lebendig ihr Fleisch ist spüren sie in allen Gliedern, aber wie ihr Schicksal lautet bleibt unbuchstabierbar in den Kammern vielfältiger Existenzen chiffriert, deren Wachstum in Richtung Ende hier die seltsamsten Blüten treibt.

Schneewittchen liegt inzwischen in ihrem gläsernen Sarg um allen ein leuchtendes Vorbild zu sein. Zusammen mit der milden Sonne scheint ihr unerschütterliches Lächeln nicht nur auf die Zwergenschar, sondern auch auf die übrigen Besucher von Disneyland, deren Vorhandensein so unbestreitbar wie das Rauschen der Zeit im Radio zwischen den Sendern ist.

Ich drehe die Lautstärke etwas auf und höre einen der Zwerge sagen: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn einer der hier vorhandenen Verkörperungen menschlichen Nachwuchses ‚Papa’ ruft und ich genau weiß, daß ich nicht gemeint sein kann“. Schneewittchen lächelt immer noch versöhnlich und beinahe scheint es als habe sie sogar geatmet, denn der Deckel des gläsernen Sarges beschlägt sich mit einem mediterranen Dunst, der dem leichten Nebel gleicht, der hier so weichzeichnend über der Sonne und über den blauen Hügeln hängt.

Es wird Abend! Ein einziger grüner Stern taucht auf. Er blinkt zwei drei mal hell und verschwindet dann hinter den Promillen, die aus unseren Gläsern steigen. So verbreitet sich die Höhe des Sommers über sieben winzigen Bettchen. Das Bewusstsein versinkt hinter dem Horizont des einfachen Geistes und irgend jemand träumt davon einen vergifteten Apfel zu hüten. Zwerg Hansi schnarcht!

Das war der erste Tag.
 
Es fiel mir, dem Troll unter Menschen, leicht, angesichts der Leichtigkeit des Seins, etwas zu beschreiben was nicht wirklich existierte: Eine schöne Heiterkeit, weitab von meinen Problemen und den Problemen der "Herren", die sich einmal aus ihren Pflichten zurückgezogen hatten, um sich vorzuspiegeln glücklich zu sein. Die Anwesenheit Schmarris beflügelte unsere Phantasien aufs männlichste – wussten wir doch nicht was sie im Schilde führte...

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 8

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 8"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 8

Autor: Sonja Soller   Datum: 27.08.2022 12:39 Uhr

Kommentar: Herzliche Grüße aus dem realen Norden, Sonja

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 8

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.08.2022 15:31 Uhr

Kommentar: Hihi

Herzl Grü aus dem irrealen Süden
Alf

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