Die nun aufkommende Dunkelheit in meiner Simulationsblase bemerkte ich leider nicht, denn mein Licht erstrahlte heller als jemals zuvor. Das lag hauptsächlich an einer undummen Nachbarin namens Schlaudia, die mich freundlich zu ihrer Einweihungsparty einlud. Wir, also Dingsbums und ich waren kürzlich umgezogen, denn unser bisheriger Vermieter war ein ausschließlich praktisch denkender Nicht-Unmensch gewesen, der uns das bisherige Zuhause, quasi unter dem Arsch weg, an einen unglaublichen Unhold verkauft hatte, dessen Bedarf an Wohnraum, nach 45 Jahren Logis bei seiner treusorgenden Mutter, groß war. Die Mutter wollte ihn endlich aus dem Haus haben! Wir verstanden das natürlich.

Dieser Mensch war nicht nur unsympathisch, sondern gleichzeitig auch hässlich, er besaß einen äußerst unangenehmen Charakter und dazu jetzt auch noch unsere Wohnung. Das war eine durchaus ungesunde Mischung...aber die neuen Nachbarn glichen die kuriosen Umstände, die, mich umgebend, ins Absurde tendierten, mühelos aus. Schlaudia und ihr Mann Senfjo registrierten gar nicht, daß ich ein Troll war – im Gegenteil, sie bemerkten es vielleicht sogar, fanden es aber eher witzig als abstoßend. Und so fing es an: Manege frei für den größten Zauberer des Holodecks "Erdenzeit". Ich fing an meine Fähigkeiten zu perfektionieren und ich bekam stehende Ovationen. Jedenfalls empfand ich das fälschlicherweise so.

Ich konnte quasi tun was ich wollte, Schlaudia und Senfjo nahmen mich vor Dingsbums in Schutz. Sie zeigten sich begeistert davon, wie ich Sterne herbeizaubern und sogar Wolken anhalten oder verschieben konnte (ein alter Schamanentrick bei den Indianern angeblich!): Nun jedenfalls: Der drolligste Troll aller Zeiten vermochte zu tun was sonst niemand zu tun vermochte! Schmarri begann mich, den Troll ein ganz klein wenig zu zu verehren und manchmal schien es so, als könne sie ohne mich gar nicht mehr auskommen. Ich musste sie begleiten wohin sie auch ging. Ob in die Landeshauptstadt, wo sie ihren Architekten bezirzte, ob nachts Verehrer in Diskotheken jagen, oder zum Einkauf der neuesten Mode in den besten Häusern.

Gleichzeitig musste ich ihr (der hochstudierten Frau) Grammatikunterricht geben, weil sie nicht wusste wie man "Tiger" schreibt (wie man's spricht, also mit "ie" oder mit mit 2 G), oder ihr (die natürlich auch Graphikdesign studiert hatte) zeigen wie man mit einem Graphik-Programm umgeht. Manchmal hatte ich schon die Vermutung ihre Professoren hätten sich entweder, samt und sonders in ihre Prinzessinnenlarve, oder in ihren schweren Geldbeutel verliebt. Letzteres vermutlich! Außerdem war die Prinzessin immer noch auf der Suche nach dem 7. Zwerg. Wie es genau zu der Bezeichnung 7.Zwerg kam, soll hier auch kurz beschrieben werden. Aber vorläufig noch ein kleiner Vorlauf, der erklärt, wie und wo die Geschichte vom 7. Zwerg entstand....

Der Auftakt dazu war hochdramatisch!
Nachdem Trolli mit Schmarri gute Geschäfte gemacht hatte und die beiden einander sozusagen ein ganz kleines bisschen "verpflichtet" waren, hatte Schmarrtina, die Vettel aus dem Hause Vettele, den Anspruch geäußert, ich der Troll solle sie an den Gardasse begleiten, wo bereits 5 andere Herren in einer heillos überfüllten Ferienwohnung residierten, wo ordentlich der Punk abgehene sollte. Alle waren schon sehr gespannt auf die Ankunft der Prinzessin mit ihrem Hoftroll, denn einige der Herren hatten sich, ganz dezent versteht sich, in sie verliebt. Man gedachte sie herzlich in ihrem Kreise aufzunehmen um sie hofieren und bewundern zu können.

Dingsbums, die Tochter Nimmichs (der Oberhexe) und selbst bisweilen sehr verhext, hatte dies jedoch leider "in den falschen Hals" bekommen und nicht eben grade mal so geschluckt. Lange hatte sie geschwiegen, aber in der Nacht vor meiner Abfahrt hatte sie ihrem Zorn und ihrer Verzweiflung freien Lauf gelassen. Gegen 0 Uhr fing sie an einen Höllenlärm zu veranstalten. Erst trank sie eine halbe Flasche Whisky, dann tanzte sie bei Festbeleutung und hochgezogenen Rollläden im Wohnzimmer den Veitstanz der unverstandenen Ehefrauen, bei der lautesten Musik die man sich überhaupt vorstellen kann. Natürlich erwachte ich durch die Vorstellung für unsere Nachbarn. Was ich sah, als ich die Wohnung nach meiner Hexe durchsuchte raubte mir fast den Atem. Das war selbst für einen Troll zu viel!

Dingsbums deutete mal wieder (wie so oft) an sich umgehend bringen, nein zu gehen, nein, sich umbringen zu wollen – was aber alles auf das Gleiche hinauslief...und mich den Gefühllosen ergriffen Schock und Traurigkeit. Anscheinend hatte Dingsbums nicht kapiert, daß dies kein Bumsausflug werden sollte, sondern eine Geschäftsreise. Schmarri hätte keine Gelegenheit gehabt Trolli zu vernaschen und umgekehrt 3X nicht. Denn die Ferienwohnung war so klein, daß niemand ein eigenes Zimmer haben würde. Und vor versammelter Mannschaft wäre eine Kopulation von Schmarrtina der Prinzessin aus guten Hause und dem gewissenlosen Troll, also mir, unmöglich gewesen. Die Eifersucht der anderen Herren hätte vermutlich überdies eine Massenschlägere ausgelöst.

Ich sah also keinen Ausweg mehr, wusste nicht was ich tun sollte und geriet in Panik. Für lange Erklärungen war absolut keine Zeit vorhanden und Dingsbums war einfach zu betrunken um noch begreifen zu können, daß mir herrliche Aufträge in Aussicht standen. So begann ein katastrophaler Auftakt in einen falaten Ausflug an den Gardasse, den wir, die Prinzessin und ich, eher zufällig als reibungslos erreichten. Zuerst einmal trank ich die andere Hälfte der Whiskyflasche aus, spielte mit dem Gedanken die Kurzreise abzubrechen bevor sie überhaupt begonnen hatte und ließ mir nebenbei sagen, daß ich ein impotentes Arschloch sei, das keinen Respekt vor Frauen aufbringen könne. Dann fiel ich in einen kleinen Schlaf, der auch nichts mehr retten konnte.

Eine Stunde später stand ich wieder auf, setzte mich in Schmarris Automobol, einen Jaguar XY und raste nach Süden. Völlig benebelt überschritt ich die zugelassenen Höchstgeschwindigkeiten voller Humor – in einer 100er-Zone fuhr ich 220, ich lachte ausgelassen und ließ mich von Schmarri zu allerlei Schabernack inspirieren. Nebenbei erzählte ich ihr von ihren glänzenden Zukunftsaussichten, befangen vo der schönen Hoffnung sie würde auch mich hochschätzen und ehren, bis daß die Erdenzeit uns wieder voneinander scheiden sollte. Zum Glück konnte ich, mittels meiner entfesselten Trollkraft, noch den Schleier der Unsichtbarkeit über uns und unser Gefährt legen, damit kein polizeiliches Argusauge uns entdecken konnte. Sechs Stunden später, am Gardasse angekommen war ich endlich wieder halbwegs nüchtern.

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 7

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 7"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 7

Autor: Michael Dierl   Datum: 26.08.2022 11:35 Uhr

Kommentar: Hi Alf, Hmmmm............da hast Du aber was mitgemacht - mein lieber Jonnnnny! Tja, und auch noch eine schöne Sammlung von Vornamen! Wohl dem der nicht weiß wie er seine gerade geborene Tocher oder Sohn nennen soll. Es erinnert mich an unsere damaligen Katzen, die ähnlich absurde Namen hatten. Wenn dann meine EX sie gerufen hat müssen wohl einige gedacht haben sie hat nicht alle Tassen im Oberstübchen. Denn unser Katzen hießen Knöchliese, Kotzi, Mütze, Raabinchen, Pünkchen, Komma und Morli. Schade, Dingsbumms ist mir nicht eingefallen :-). Was damals unser Nachbar, eine Türkische Familie, wohl dabei dachten........hahahaaaaa! Dir noch einen schönen Tag!

lg Michael

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 7

Autor: Sonja Soller   Datum: 26.08.2022 12:17 Uhr

Kommentar: Wieder sehr anschaulich beschrieben, dein Leben als Troll!!

Herzliche Grüße aus dem trolligen Norden, Sonja

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 7

Autor: Alf Glocker   Datum: 26.08.2022 13:19 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde

...bin im Stress

LieGrü
Alf

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