In der Praxis sieht ein Trollleben dann so aus...
Eine Schweinerei nach der anderen, nirgends Geborgenheit, immer Selbstzweifel, aber immerhin hatte ich nach einem gerüttelt Maß an Jahren gewisse zweifelhafte Erfolge zu verbuchen.
Endlich im Besitz meines Trolldiploms, beschloss ich Dr. Troll zu werden, sah aber sofort ein, daß Verschiedenes auf mich zukommen würde was mit dem Begriff "Würde" nicht mehr viel zu tun haben kann. Aber ich war, bin ja kein Mensch, also völlig würdelos, aus der Sicht würdevoller Menschen und somit auch leicht verachtbar.

So musste auch Schmarrtina Vettele gedacht haben, als sie damals in meinem Club auftauchte, um verehrt zu werden auf Erden, quasi als Himmel für minderbemittelte Verehrer, deren einzige Phantasie in der Anbetung des Schönen bestand. Zumindest aber erkannte sie meine Talente und da sie Inhaberin vieler Wohneinheiten für kleine Endverbraucher war, gedachte sie sich einen Hoftroll leisten zu können. Sie nannte mich "Trolli" und lud uns (mich und meine Kristallkugel) zum fröhlichen Wahrsagen zu sich nach Hause ein...denn sie gedachte einmal einen Milliardär heiraten zu müssen, nachdem sie selbst nur mehrfache Millionärin war.

Ein Troll ist immer bemüht die Interessen gegeneinander auszugleichen, insofern sie niemanden bedrohen. Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden, aber auch bei seiner Fasson bleiben und nicht glauben er/sie könne sich mit fremden Federn schmücken! Das unterscheidet ihn deutlich von gewöhnlichen Vertretern des Homo sapiens.

Die von allen hochgelobte und geliebte Schmarrtina, eine Vettel aus dem guten Hause der Vetteles dachte jedoch nicht daran sich von itrgendwelchen natürlichen Vorgaben einschüchtern zu lassen. Sie agierte frei und ungebunden allen (vor allem Männern) gegenüber. Sie gehörte niemandem aber alle ghörten ihr! Wenn es einmal brenzlig wurde konnte sie eine kalte Schulter nach der anderen zeigen, wenn es aber um wohlhabende männliche Erben ging, dann wurde sie leidenschaftlich!

Gerade war ich mit meiner Hexe Dingsbums, unter dem verholenen Protest Nimmichs (die immer noch standhaft auf eine Trennung zwischen Dingsbums und dem Troll hoffte) in ein neues Domizil gezogen, da kam, mehr oder weniger, direkt aus der Kristallkugel, Schmarrtina Vettele auf mich zu. Lange vor ihrem pseudorealen Erscheinen in der vorgeplanten "Realwelt der Hologramme" sah ich sie, wie sie stolz über den Hof unserers kleinen Mietshauses ging, um mich aufzusuchen. Ich ließ mich, als sie anfing mich "Trolli" zu nennen, gerne von ihr täuschen, denn sie gedachte stets wie eine Prinzessin auszusehen. Diese Annahme machte sie für andere, vor allem für Männer, so unverständlich, daß alle ins Schwärmen kamen wenn sie auftauchte.

Ich selbst befand mich damals allerdings auch in einer gewissen Hochstimmung, denn meine jüngere Vergangenheit war einigermaßen freundlich verlaufen. Auf Grund einiger erster gelungener Zauberkunststücke – ich hatte zum Beispiel ein umgedrehtes Glas von allein über eine Tischplatte wndern lassen – befand ich mich im Besitz der verschiedenartigsten Phantsien verschiedenartigster Frauen, deren "Liebesdienste" manchmal sogar gefährlich zu werden drohten...meine Karriere als Troll stand einige Male auf dem Spiel. Aber ich muss sagen: Manche von ihnen waren durchaus nicht unattraktiv gewesen. Eine "schöne Seele" hatte ich allerdings vergeblich gesucht!

Schmarrtinas Seele, sofern sie überhaupt eine besaß, war alles andere als "schön". Sie war von sich über Gebühr eingenommen. Zuerst erkannte das natürlich Dingsbums, die zwar mich, aber leider keinen Troll begehrte und es auch verstand mir das täglich klarzumachen. Schmarrtinas Ansinnen sich von mir bei der Suche nach ihrem Supermann, der weder schön noch intelligent, dafür aber superreich sein musste, betrachtete Dingsbums als verabscheungswürdig. Besonders als ich dafür mit der Prinzessin sogar in die Sauna gehen musste, wo ich ihr, hinter römischen Dämpfen klarlegen sollte, daß eine Frau tun muss was eine Frau tun muss!

Ich gab mir die redlichste Mühe der Welt bei meinem Unterricht, der selbstverständlich, nassgeschwitzt wie wir waren, aus puren "Trockenübungen" bestand. Nackt wie uns das große Holodeck erschuf saßen wir nebeneinander auf einer warmen Bank aus wundervollsten Mosaiken, als ich ihr erklärte warum es ein gewöhnlichen Mann interessant findet wenn eine Frau ein gewisses Körperteil von ihm in den Mund nimmt. Schmarrtina Vetttele hatte eine wundervollen Mund, kirschrot und voll. Und von daher fiel es mir leicht den Unterricht anschaulich zu gestalten. Was wir beide nicht wussten: Auf der anderen Seite der römischen Dämpfe hatte sich die ganze Zeit eine muksmäuschenstille Männergruppe aufgehalten und uns hingebungsvoll zugehört!

Als das Mädchen Schmarrtina endlich zu wissen glaubte wie man sich einen Supermilliardär angelt standen die Männer kichernd aus den Dämpfen auf und verabschiedeten sich freudestrahlend aus unserem Dunstkreis und wir gingen wieder zurück in unsere Leben – sie in ihre hochherschaftliche Villa und ich in meine bescheidene Unterkunft, wo ich überleben und überarbeiten konnte was ich war, sei und bin: Nichts als der personifizierte Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Elfenexperiments "Erdenleben". Denn inzwischen hatte ich herausgefunden wer die "Elfen" in Wirklichkeit waren.

Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 5

© Alf Glocker


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Kommentare zu "Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 5"

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 5

Autor: Sonja Soller   Datum: 23.08.2022 12:24 Uhr

Kommentar: Wieder sehr anschaulich geschrieben, lieber Alf,
bin gespannt wie es weitergeht!!

Herzliche Grüße aus dem gespannten Norden, Sonja

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 5

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.08.2022 14:11 Uhr

Kommentar: Danke Sonja!

LieGrü
Alf

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 5

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.08.2022 16:39 Uhr

Kommentar: Liebe Anschi...

das ist noch gar nichts. Gestern habe ich in meinem Garten-Atelier unter einem Berg von fast 4000 Bildern die Leiche eines Gnoms gefunden. Er musste an seinen Werken geradezu erstickt sein, Nahezu alle haben sich mit der Verteidigung des Abendlandes gegen eine Flut von Heuschrecken befasst die anscheinend von den Zeitgenossen des Gnoms nicht richtig wahrgenommen wurde.

Ich habe sofort die Gedanken-Polizei alarmiert. Sie ist umgehend mit einem Transen-Einsatz-Sonderkommando im Rgenbogenwagen angerückt und hat mich versehentlich festenommen!

Allerdings habe ich mit ihnen ausgehandelt, sie mögen doch noch ungefähr 5 Minuten warten bis ich mein Gedicht aus der Phantasie umgesetzt habe. Für eine Geschichte brauche ich ca. 25 Minuten...sonst würde mich die viele Arbeit ankotzen.

Später hat man dann festgestellt daß es sich bei dem Malergnom unter dem Bilderhaufen um einen Doppelgänger von mir gehandelt haben muss. Ich staunte nicht schlecht, da ich jedoch über keinerlei tierische Instinkte verfüge habe ich von seiner Anwesenheit nichts geahnt.

Jetzt muss ich leider wieder chillen - ich habe nämlich gerade den Bilderzombie vertreten und ein weiteres Exponat für ihn vollendet. Das muss gefeiert werden! Prooost...

und ciao!

LG
Alf

Re: Mein Leben als Troll (surrealistischer Zeitroman) 5

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.08.2022 17:21 Uhr

Kommentar: erfrischend - immer schleichen sich Fehler ein...

Mann dankt!

Heiterst

Alf

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