Der Teleporter

Es regnete schon eine ganze Weile leicht vor sich hin. Außerdem war es hier draußen ungemütlich kalt.



Ich stand auf einem weiten Platz aus verdreckten, quadratisch geformten Steinplatten, von denen die meisten zerbrochen waren. Zwischen den breiten Fugen, den zahllosen Rissen und Ritzen spross dichtes Unkraut und eine buschige Grasart, die fast überall wucherte. Hier und da huschten im Schutze der dunklen Gemäuer irgendwelche scheuen Tiere vorbei, von denen manche aussahen wie katzengroße Ratten. Kein angenehmer Ort, dachte ich so für mich.



Ich schob meine blaue Umhängetasche nach hinten auf den Rücken und blickte hinüber zu einigen verfallenen Häusern, die den Rand des düster daliegenden Platzes säumten. In einem total verwilderten Gartengrundstück stand eine leere Hundehütte mit eingestürztem Dach. Gleich daneben befand sich eine gusseiserne Badewanne, die randvoll mit Regenwasser gefüllt war. Alles wirkte verlassen, auch die Tankstelle, die gleich am Eingang des kleinen Dorfes stand. Ihre Glasscheiben waren zerbrochen und die vergammelten Türen standen offen. Manchmal, wenn der Wind das lose Türblatt hin und her bewegte, knarrten die alten Scharniere und man hatte den komischen Eindruck, als stöhnten sie vor sich hin.



Scheinbar lebten hier schon seit Jahrzehnten keine Menschen mehr. Sie hatten aus irgendwelchen Gründen heraus alles aufgegeben oder vielleicht sogar aufgeben müssen. Wer wusste das schon.



„Tja“, sagte mit einigem Bedauern hinter mir eine harte, metallisch klingende Stimme, die von Dsheezad, dem Cyborg stammte, der schon seit vielen Jahren mein bester Freund war, „ich nehme einmal an, dass es keineswegs so einfach werden wird, wie wir dachten. Du wirst nicht allzu lange ohne ausreichende Nahrung überleben können, Amroon. Die Gegend hier ist anscheinend in weitem Umkreis völlig unbewohnt und menschenleer. Leider konnte ich dir wegen der letzten Vorkommnisse nur eine ungenaue Notkoordinate übermitteln. Ich weiß im Augenblick selbst nicht, wo wir sind. Ich weiß nur, dass wir uns immer noch im Scannerbereich unserer Verfolger befinden. Meine Sensoren zeigen das genau an. Das Suchsignal ist allerdings sehr schwach. Damit sie uns nicht so schnell lokalisieren können, habe ich uns beide mit einer starken Störwelle abgeschirmt.“



Ich sah zu Dsheezad hinüber, nickte mit dem Kopf und dachte darüber nach, wie viel Zeit wir wohl durch unseren gemeinsamen Teleportersprung gewonnen hatten. Vielleicht ein bis zwei Tage, hoffte ich. Aber das müsste eigentlich ausreichen, um mich wieder gut erholen zu können.



Dann griff ich mir mit beiden Händen an den Kopf und rieb mir die Stirn in der Nähe der Schläfen. Mein Hirn wurde von heftigen Kopfschmerzen geplagt, weil ich meine Teleporterkräfte in letzter Zeit wegen der sich überstürzenden Ereignisse zu oft und ohne ausreichende Erholungsphasen in Anspruch nehmen musste. Je länger nämlich die zusammen hängenden Ruhephasen andauerten, desto weiter konnte ich teleportieren. Die Sprungweite durch Raum und Zeit war dabei dann nach oben hin offen.



„Ich glaube, dass der letzte Teleportersprung bei mir zu einer Überlastung meines gesamten Nervensystems geführt hat. Bis ich meine Kräfte wieder voll einsetzen kann, dauert es wohl noch eine Weile. Bis dahin werde ich bestimmt schon ganz durchnässt sein und an Unterkühlung sterben. Sei bloß froh, dass du ein Cyborg bist und diese Probleme nicht kennst, mit denen wir Menschen uns herumschlagen müssen. Deine implantierten Energiezellen werden dich noch sehr lange am Leben erhalten.“



Dsheezad schüttelte plötzlich mit dem Kopf.



„Du wirst nicht sterben, Amroon! Jedenfalls nicht, solange ich bei dir bin. Ich werde für dich schon einen geeigneten Unterschlupf finden, damit ich dich in Sicherheit bringen kann.“



Der Cyborg drückte auf eine bestimme Stelle seines Unterarmes und im gleichen Moment schaltete sich das helle Licht seiner integrierten Stablampe ein. Er ließ den kreisrunden Lichtkegel durch den anhaltenden Regen wandern.



„Wir werden uns jetzt mal zusammen die nähere Umgebung anschauen. Vielleicht finden wir irgendwo ein trockenes Plätzchen“, sagte Dsheezad und ließ den zitternden Scheinwerferkegel an einer schmutzigen Häuserwand zur Ruhe kommen.



Ich folgte mit meinen Augen dem Strahl des gebündelten Lichts und sah, was er meinte: Eine kleine Häuserreihe etwas weiter rechts von uns, deren Fenster allesamt mit robusten, hölzernen Läden von innen verriegelt waren. Ohne geeignetes Werkzeug würden wir da wohl bestimmt nicht reinkommen, so alt und verfallen die Gebäude auch aussahen, dachte ich skeptisch. Oben, auf den schrägen Flachdächern, wucherte ein dichter Moosteppich. Irgendwelche Einstiegsmöglichkeiten gab es auch dort nicht. Jedenfalls konnte ich keine erkennen.



Es regnete jetzt in Strömen.



Ich fluchte und trottete dem breitschultrigen Cyborg widerstrebend hinterher, als dieser ohne ein Wort zu sagen zielstrebig an mir vorbei ging und schließlich vor einer wuchtig aussehenden Haustüre stehen blieb. Dann ging er ein wenig in die Hocke und betrachtete das klobige Schloss.



„Sieht aus wie ein Zylinderschloss“, stellte er fachmännisch fest. „Tja, und es ist zudem noch sehr massiv. Die Bewohner hatten wohl Angst vor Eindringlingen, wie man sieht.“



Ich musste jetzt doch ein wenig grinsen, obwohl mir auf Grund der Umstände gar nicht danach zumute war.



„Sie werden dafür schon ihre Gründe gehabt haben“, sagte ich lakonisch und betrachtete nun ebenfalls das schwere Türschloss.



Dsheezad richtete sich wieder auf.



„Vielleicht finden wir irgendwo einen Schlüssel“, murmelte er halblaut vor sich hin und leuchtete mit seiner Stablampe den völlig verschmutzten Türrahmen von oben bis unten ab. Dann hob er vorsichtig die recht gut erhaltene Kunststoffmatte aus dem stabilen Metallrahmen und spähte darunter. Zuletzt kippte er die rechts und links neben dem Hauseingang stehenden Blumenschalen um, aus denen nur noch kahle, verdorrte Pflanzenstängel herausragten.



„Wie kommst du eigentlich darauf, dass da irgendwo ein Schlüssel liegen soll. Was bringt dich auf diese Idee“, fragte ich Dsheezad erstaunt.



Der Cyborg schüttelte verständnislos den Kopf, sah mich kurz an und suchte weiter. Während er das tat, sprach er mit mir.



„Weist du Amroon, die meisten Leute riskieren für ihre Bequemlichkeit eine ganze Menge. Das weiß ich aus Erfahrung. Stell dir mal vor, der Besitzer kommt von der Arbeit nach Hause und hat seinen Schlüssel im Büro liegen lassen. Er muss zurückfahren. Ob er will oder nicht. Das passiert ihm garantiert nur einmal; spätestens nach so einem Vorfall sucht er ein leicht erreichbares Plätzchen für seinen Ersatzschlüssel, den er bestimmt irgendwo ganz in der Nähe der Haustür versteckt hat.“



Ich fror jetzt ein wenig und schlang die Arme um mich. Das wärmte mich zwar nicht, tat aber dennoch gut.



„Das klingt ja richtig toll, was du mir da erzählst, Dsheezad“, sagte ich mit zitterndem Mund und fragte ihn bewundernd, von wem er das hat.



„Ich hab’ das mal irgendwo aufgeschnappt. Nun, wir Cyborgs haben ein gutes Erinnerungsvermögen. Das müsstest du doch eigentlich wissen, Amroon“, erwiderte der Maschinenmensch knapp.



Ich nickte etwas mit dem Kopf, weil man einem Cyborg in dieser Sache nicht widersprechen konnte. Sie hatten tatsächlich ein phänomenales Gedächtnis.



„Trotzdem, wie wäre es, wenn du mal die Türklinke runterdrücken würdest. Kann ja sein, dass die Tür nicht verschlossen ist.“



Dsheezad sah mich verdutzt an.



„Wie bitte?“ schoss es aus ihm hervor.



„Ja, du hast richtig gehört. Beweg’ mal die Klinke. Vielleicht ist die Tür gar nicht abgeschlossen.“



Der Cyborg drehte sich langsam herum und nahm den Türgriff fest in die Hand.



„Das wär’ ja ein Ding“, murmelte er wieder vor sich hin und drückte den klobigen Griff langsam nach unten. Aber die Tür war tatsächlich abgeschlossen.



Verlegen sah ich zur Seite.



„Hätte ja sein können...“, meinte ich entschuldigend.



„Hör bitte auf damit, mir gute Ratschläge zu geben. Hilf mir lieber beim Suchen“, plärrte Dsheezad verärgert und untersuchte einige Fensterbänke neben der Haustür.



„Ich friere mir hier langsam den Arsch ab“, schimpfte ich mit lauter Stimme. „Außerdem bin ich schon völlig durchnässt und ich habe keine Lust dazu, nach einem Schlüssel zu suchen, den es vielleicht gar nicht gibt.“



„Von mir aus kannst du es bleiben lassen“, antwortete der Cyborg gelassen und schritt gemächlich in den nah gelegenen Garten, wo eine halb verfallene Garage stand. Er wollte sie etwas genauer untersuchen. Als er dort angekommen war, leuchtete er durch einen breiten Mauerriss in das Innere hinein. Einige lose herunter hängende Dachlatten versperrten ihm allerdings die Sicht. Deshalb suchte er vorne am Eingang weiter. Das blecherne Garagentor war zwar noch da, aber verschlossen und mit großen Rostflecken überzogen. Der Cyborg versuchte erst gar nicht, das Tor zu öffnen, sondern trat einfach kräftig dagegen. Polternd fiel es aus seiner maroden Halterung und kippte krachend nach innen in die Dunkelheit. Sofort leuchtete Dsheezad den Raum mit dem hellen Licht seiner Lampe aus, konnte aber im Augenblick nichts Verwertbares erkennen.



„Vielleicht ist in der Garage Werkzeug. Suchen wir nach einer Brechstange oder ähnlichem und hebeln damit die Tür aus den Angeln. Wir könnten aber auch ein Fenster aufbrechen, was bestimmt leichter sein wird“, rief ich Dsheezad hinterher.



„Hier gibt es nichts, außer alte Autoreifen. Außerdem: durch ein verriegeltes Fenster einzubrechen macht eine ganze Menge Arbeit, Amroon. Man merkt, dass du keine Ahnung hast. Glaub mir, es ist besser wir suchen weiter.“



Ich glaubte dem Cyborg diesmal und schaute mich um. Mittlerweile bibberte ich am ganzen Körper. Der kalte Regen rann mir durch die nassen Haare. Meine Hände bekamen langsam eine blaue Färbung.



Plötzlich kam mir ein Gedanke.



„Ich kann mich daran erinnern, dass mein Onkel den Reserveschlüssel zu seiner Wohnung immer mit einem Klebestreifen an die Unterseite eines Blumentopfes festklebte“, rief ich mit zitternder Stimme und fuhr fort: „Er meinte, dass ein Einbrecher zwar einen Blumentopf anhebt, um zu sehen, ob ein Schlüssel darunter liegt, aber er schaut nicht nach, ob einer am Topfboden klebt.“



Dsheezad ließ eine morsche Dachlatte fallen und trabte mit weit ausholenden Schritten zurück zur Haustür. Außer den zwei großen Blumenschalen, die jetzt umgekippt da lagen, standen noch einige andere, kleinerer Blumentöpfe herum, die in einer Doppelreihe neben dem verwilderten Plattenweg aufgestellt waren. Wir hatten sie vorher einfach übersehen.



„Dein Onkel war ein kluges Köpfchen. Er hatte gar nicht so Unrecht“, sagte der Cyborg und hob einen Topf nach dem anderen hoch. Schon beim zweiten triumphierte er. „Und er war nicht der Einzige mit diesem Trick. Hier ist ein Schlüssel. Leicht angerostet zwar, aber noch soweit in Ordnung, dass man ihn bedenkenlos verwenden kann.“



„Na also“, seufzte ich erleichtert.



Der Schlüssel passte sogar. Dsheezad schloss die Tür behutsam auf, öffnete sie vorsichtig einen Spalt weit und lauschte mit mir zusammen in die Finsternis hinein. Ein modriger Gestank kam uns entgegen.



„Ich gehe zuerst hinein. Warte hier auf mich, während ich mich da drinnen ein wenig umsehe“, flüsterte er mir zu.



„Wieso? Ich komme gleich mit. Soll ich hier draußen noch länger im Regen stehen bleiben? Das kannst du von mir nicht verlangen, Dsheezad!“ Dann folgte ich dem Cyborg einfach mit ins Haus. Widerwillig ließ er es geschehen.



Gleich hinter der Haustür lag ein schmaler Flur mit einer niedrigen Decke. Ich hatte das komische Gefühl, mich ständig bücken zu müssen. Hier drinnen war es aber wenigstens trocken. Ich blieb deshalb erst mal stehen und hörte, wie Dsheezad die einzelnen Zimmer abging. Türen öffneten sich, Schubladen wurden aufgezogen und wieder zugeschoben. Immer wieder sah ich den hellen Lichtstrahl seiner Stablampe durch die Dunkelheit geistern. Mal verharrte der Lichtkegel für einen Moment, dann huschte er weiter. Offenbar hatte der Cyborg eine Menge Erfahrung darin, in fremder Leute Wohnungen wie ein geübter Einbrecher herumzustöbern. Ich wunderte mich darüber, woher er das hatte.



Im schattenhaften Licht erkannte ich, dass das Haus schon sehr lange leer stand. Außerdem roch die Luft hier drinnen noch stärker nach Fäulnis und Verwesung, wie in einer Gruft oder einem tief unter der Erde liegenden, fensterlosen Verlies.



Hin und wieder konnte ich sogar in den Zimmerecken verstaubte Spinngeweben erblicken, die, wenn der Lichtschein darüber glitt, silbern aufleuchteten. Spinnen gab es aber keine, und wenn doch, dann hatten sie sich vor uns verkrochen.



Ich ging zurück zur Eingangstür und machte sie sicherheitshalber zu. Dann folgte ich dem Cyborg, wobei ich mich vorsichtig an den feucht-schmierigen Wänden und halb zerfallenen Schränken wie blind entlang tastete.



Unvermutet stand Dsheezad wieder vor mir, der plötzlich wie aus dem Nichts kam und den Lichtkegel an die Decke richtete, wo große Löcher zu sehen waren. Ich erschrak etwas. Der Cyborg übersah absichtlich meine ängstliche Reaktion.



„Hier ist niemand“, sagte er gelassen.



„Ja, keiner ist mehr hier. Alle sind weg“, wiederholte ich, „es muss schon ziemlich lange her sein, dass hier mal Menschen gewohnt haben“, sinnierte ich weiter und blickte um mich, sah aber im Augenblick nicht sehr viel.



Der Cyborg bemerkte das und schwenkte die Taschenlampe herum. Im Schein des Lichts erkannte man, dass alles sehr altmodisch aussah. Der Fußboden bestand aus grün-weißen Fließen, die sich an vielen Stellen gelockert und übereinander geschoben hatten. Die verstaubten Wände waren mit einer Art Blümchentapete überzogen, die alten Möbel sahen ehr so aus, als schienen sie vom Dachboden zu stammen.



„Hier riecht es ja wie in einem Familiengrab. Wir sollten ein Fenster aufmachen oder eins einschlagen, damit frische Luft reinkann“, sagte ich zu Dsheezad.



„Ich hab’ meine Geruchssensoren abgeschaltet. Tut mir leid für dich, Amroon. Aber diesmal kann ich dir wirklich nicht helfen, mein Freund“, erwiderte der Cyborg, der ein wenig die Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen verzog.



Dann ließ er den Lichtkegel wieder durch die nähere Umgebung wandern.



Währenddessen redete er weiter.



„Ich habe eine Küche am Ende des Ganges entdeckt. Dort steht ein alter Kohleofen. In einem durchgerosteten Behälter befinden sich sogar noch eine ganze Menge Kohlen. Das heißt, wir können den Ofen in Betrieb nehmen und heizen. Ich werde die Kohlen mit meinen Energiezellen anzuzünden“, machte er mir deutlich.



„Aber vorher werden wir ein Fenster öffnen, Dsheezad. Ich kann die muffig modrige Luft hier nicht ertragen.“



Zusammen gingen wir erst mal durch alle Zimmer, um jedes erreichbare Fenster zu öffnen. Zu unserer Überraschung waren nicht alle mit Brettern von Innen verriegelt worden.



Das Gebäude war in der Tat ziemlich klein. Aber immerhin gab es ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, außerdem ein Badezimmer mit Klo und die erwähnte Küche, aber man konnte die schmutzigen Räume wegen der allgemeinen Verrottung nicht oder nur eingeschränkt benutzen. Der Ofen allerdings war noch in einem äußerst guten Zustand. Er sah ziemlich unverwüstlich aus.



Während sich der Cyborg am Kohleofen zu schaffen machte, öffnete ich vorsichtig das Küchenfenster, dessen stabiler, imprägnierter Holzrahmen und alle vier darin eingefassten Glasscheiben trotz des schleichenden Verfalls seltsamerweise intakt geblieben waren. Die frische Luft von draußen tat mir gut, obwohl sie unangenehm kalt über meine Haut strich.



Trotzdem blieb ich eine Weile bewegungslos stehen, sah aus dem Fenster hinaus und versuchte die Umrisse des Gartens in der Dunkelheit auszumachen, den ich hier hinter dem Haus vermutete. Jetzt, da der Cyborg Dsheezad und ich im Trocknen waren, hatte es draußen plötzlich aufgehört zu regnen. Ganz klar, so geht es ja immer, fiel mir dazu ein. Selbst der Himmel schien auf einmal nicht mehr ganz so schwarz und undurchsichtig zu sein, wie zuvor. An einigen Stellen, wo die Wolkendecke etwas aufriss, schimmerte das fahle Licht des Vollmondes hindurch, den es noch nach wie vor gab.



Schweigend stand ich so da. Ich erkannte die Silhouette eines verkrüppelten, windschiefen Baumes, erahnte die Gestalt der Büsche, die schattenhaft entlang einer verfallenen Gartenmauer wuchsen. Und über allem lag eine seltsam anmutende Stille, die mich daran zweifeln ließ, dass so etwas wie eine Welt jenseits dieser beschädigten Gartenmauer überhaupt existierte.



Ein Zaubergarten, dachte ich abwesend. Ein verwunschener Ort, an dem die Zeit stillsteht.



Plötzlich spiegelte sich in den blinden Scheiben des Küchenfensters ein matt leuchtendes Licht. Lange Schatten tanzten an Wänden und Zimmerdecke herum. Ich wendete meinen Kopf und sah, dass auf einer vermoderten Tischplatte drei Kerzen brannten, die Dsheezad irgendwo gefunden haben muss. In ihrem Licht war er damit beschäftigt, den Ofen anzuheizen. Ich schaute ihm bei der Arbeit zu. Offenbar schien er das nicht zum ersten Mal zu machen, denn bald loderte in der Brennkammer ein knisterndes Feuer, das wohlige Wärme verströmte.



Ich schloss das Küchenfenster. Dann ging ich noch mal durchs ganze Haus, um die anderen Fenster zu schließen, die nicht verbarrikadiert waren.



„Leider haben wir kein fließendes Wasser“, erklärte mir der Cyborg, als ich wieder zurückkam und neben ihm in der Küche stand, in der es jetzt rasch angenehm warm wurde.



„Draußen habe ich eine Wanne voll Regenwasser gesehen“, fiel mir ein. „Wir können es reinholen und auf dem Ofen warm machen. So haben wir wenigstens etwas Wasser. Ich muss mir den gröbsten Dreck runterwaschen und brauche etwas zu essen und zu trinken.“



Dsheezad sah mich mitleidig an, als ob er mir nachempfinden konnte, was Hunger für einen Menschen bedeutet. Dabei kannte ein Cyborg das hässliche Gefühl eines leeren Magens nicht, da er selbst völlig ohne Nahrung auskam.



„Wie geht es dir Amroon“, fragte er mich auf einmal voller Fürsorge.



„Es geht. Meine Kopfschmerzen verschwinden langsam und die Taubheit in meinen Gliedern lässt nach. Ich glaube, es ist bald überstanden. Wahrscheinlich können wir bis morgen Mittag oder so einen neuen Teleportersprung über eine größere Distanz wagen. Bis dahin sind meine Kräfte bestimmt wieder voll einsatzfähig.“



„Ich werde rechtzeitig die Raum-Zeit-Koordinaten für einen gezielten Sprung neu berechnen. Wenn ich damit fertig bin, übertrage ich sie auf dein Speichermedium. Du kannst sie dann jederzeit abrufen, wenn du willst. – Na, du weist schon was ich meine. Ehrlich gesagt bin ich froh darüber, wenn wir diesen ungemütlichen Ort endlich wieder verlassen können“, sagte Dsheezad zu mir und stocherte dabei mit einer krummen Eisenstange im Ofenfeuer herum.



Das Dsheezad mir die neuen Koordinaten so schnell wie möglich übermitteln wollte, fand ich gut. Man wusste ja nie, was einen erwartet.



Ich starrte derweil schweigend in die flackernden Kerzenflammen auf dem Tisch. Der gusseiserne Ofen knisterte gemütlich vor sich hin, und die Glut ließ die Ofenplatte feuerrot aufglühen. Nach all den Strapazen war ich mittlerweile von einer immer stärker werdenden Müdigkeit erfüllt, die mich mit jeder Minute schwerer werden ließ. Ich suchte nach einer Sitzgelegenheit und fand neben dem Fenster eine alte Holzkiste. Ich zog sie zu mir herüber und überprüfte ihre Standfestigkeit. Sie war noch recht stabil und würde wohl mein Gewicht aushalten, dachte ich. Vorsichtig setzte ich mich darauf und lehnte mich rücklings an die Wand.



„Alles ist so friedlich“, flüsterte ich in die aufkommende Stille hinein. Es war wirklich friedlich. Und so still, dass man es kaum glauben konnte.



Der Cyborg murmelte etwas vor sich hin.



„Vielleicht haben wir sie abgeschüttelt“, sagte ich zu ihm.



„Mmmh, ja, vielleicht. Du solltest dir nicht so sicher sein, Amroon“, erwiderte Dsheezad.



Ich musterte ihn stirnrunzelnd.



„Was mag wohl jetzt gerade in deinem künstlichen Gehirn vorgehen, wenn ich dich mal fragen darf, Dsheezad?“



„Oh, nichts. Ich dachte eigentlich nur an deine Sicherheit, Amroon. Du weist, dass die Leute vom interplanetarischen Geheimdienst hinter uns her sind. Früher oder später werden sie uns finden. Wir sollten also gerüstet sein. Du musst jetzt unbedingt ausruhen und deine Kräfte sammeln, damit wir bald von hier wegkönnen.“



Der Cyborg verstummte auf einmal und ging nach draußen, um Wasser zu holen.



„Ja, ja“, erwiderte ich mit schleppender Stimme und hörte noch, wie er knarrend die Haustür öffnete, um schließlich irgendwo in der pechschwarzen Dunkelheit einer mir ehr unwirklich erscheinenden Welt zu verschwinden.



Eine bleierne Müdigkeit überkam mich, gegen die ich mich nicht erwehren konnte. Dann schlief ich widerstandslos ein...



***



Das Erwachen am nächsten Morgen ließ mich erschreckt auffahren. Es war fast so, als habe jemand einen Presslufthammer neben mir in den festen Teerboden einer Straße gesetzt. Ein ohrenbetäubendes Knattern zerriss meinen Schlaf, und als ich träge und müde mit den Augen blinzelte, drang helles Licht unter meine Lider. Ich wälzte mich ärgerlich knurrend auf die andere Seite, aber das schreckliche Geräusch blieb, ja, es wurde sogar immer lauter.



Ich bemerkte auf einmal verdutzt, wie Dsheezad zu mir herüber eilte und sich schützend vor mir aufbaute. Dann schrie er meinen Namen. Irgendwas stimmte hier nicht.



„Amroon, wach auf! Sie kommen! Du bist ein Teleporter. Bring uns von hier weg, sofort!“



Dsheezads Geschrei machten mich schlagartig hellwach. Aber es war schon zu spät. Draußen vor den verbarrikadierten Fenstern waren plötzlich Bewegungen auszumachen. Ein lautes Stimmengewirr war zu hören. Knappe Befehle schallten durch den Garten, über den weiten Platz vor dem Haus und kamen schnell immer näher. Dann wurde mit lautem Getöse die Hauseingangstür eingeschlagen. Krachend fiel sie nach Innen auf den staubigen Boden. Für einen Moment blieb es ruhig, bis auf einmal von allen Seiten Stiefel tragende Männer auf uns zustürmten. Es waren Männer in schwarzen Lederjacken und langen Regenmänteln, die mit Gewehren und Pistolen schwer bewaffnet waren. Noch ehe ich meine Teleporterfähigkeit einsetzen konnte, hatten sie sich im Zimmer verteilt und vier von ihnen auf den Cyborg gestürzt. Es waren riesige Männer mit Bärenkräften, die Dsheezad brutal auf den Boden drückten und ihn festhielten, sodass er sich nicht mehr rühren konnte. Wieder hörte ich abgehackte Befehle. Sie gellten hin und her, von denen ich nur wenige verstand. Es kamen immer mehr Leute herein, als ob das kleine Zimmer nicht schon voll genug gewesen wäre. An ihrer Uniform konnte ich erkennen, dass es Geheimdienstmänner waren. Sie redeten auf Dsheezad ein, der sie aber nur finster ansah und kein Wort sagte.



Auf Grund der Ereignisse beschloss ich, mich vorerst so unscheinbar wie ein kleines Mäuschen zu machen. Doch es half nichts. Angst stieg in mir hoch und mein Herz pochte von Innen wie wild gegen die Brust. Im nächsten Augenblick packten mich auch schon zwei kräftig aussehende Agenten in langen Ledermänteln und hielten meine Arme schraubstockartig fest. Es folgte ihnen ein großer schlanker Mann, der einen schmalen Aluminiumkoffer bei sich trug, ein Arzt offenbar, dem die umstehenden Uniformierten sofort respektvoll Platz machten.



Die beiden Typen griffen noch fester zu, als der hagere Kerl seinen Koffer vor mir auf den Boden stellte und ihn öffnete. Dann fasste er nach meinem rechten Handgelenk und streckte den Arm brutal nach vorne. Ein weiterer Helfer schob gleichzeitig den Ärmel nach oben, schnürte mit geübtem Griff ein Gummiband um meinen Oberarm, um mit einem Desinfektionsspray meine Armbeuge zu desinfizieren. Der vermeintliche Arzt holte eine vorbereitete Spritze aus dem Alukoffer, in der eine klare, grünlich schimmernde Flüssigkeit aufgezogen war: ohne Zweifel ein Betäubungsmittel oder ähnliches, dachte ich.



Dsheezad warf mir einen kurzen Blick zu, in dem zu gleichen Teilen Ratlosigkeit wie Bedauern zu lesen war. Er konnte sich offenbar nicht erklären, wie sie uns so schnell gefunden hatten. Dann verfolgte er mit ausdruckslosem Gesicht, wie man mir die Spritze in die Vene der Armbeuge stach. Ich ließ es geschehen, ohne mich zu widersetzen. Im Moment konnte ich sowieso nichts anderes tun.



Endlich war die Spritze leer. Der Arzt legte sie zurück in den Metallkoffer, drückte einen Tupfer auf die Einstichstelle, löste das Gummiband und fühlte noch rasch meinen Puls. Einen Augenblick später nickte er den Männern zu, die neben mir standen und mich immer noch fest umklammert hielten. Er erteilte ihnen ein paar rasche Befehle. Sie lockerten daraufhin ihren Griff, und im ganzen Zimmer schien die Nervosität spürbar nachzulassen: meine Teleporterkräfte waren bis auf weiteres so gut wie ausgeschaltet, aber sie waren nicht ganz verschwunden.



Trotzdem: Man hatte mich wieder mal eingefangen.



***



„Ziehen Sie sich an!“ befahl eine Stimme knapp, die mir sofort bekannt vor kam. Sie gehörte dem hageren Mann, der mir die Betäubungsspritze verpasst hatte. Sein Name war Dr. Stan Morlock, wie er sich nachträglich vorstellte. Er arbeitete für den Geheimdienst der interplanetarischen Förderation und man wollte mich offenbar schon wieder in eines dieser schrecklichen Versuchslabore des Militärs zurückbringen, um weitere Experimente an mir vornehmen lassen zu können. Aber ich dachte überhaupt nicht daran, auch nur einen Zentimeter unter der Bettdecke hervorzukommen. Ich fluchte und protestierte vielmehr.



„Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um sich in Empfindlichkeiten zu üben, Mister Amroon“, schimpfte er wütend. Dann zog er mir einfach die Decke weg und sah mich an. Sein starrer Blick wirkte irgendwie gefährlich. „Außerdem bin ich auch nicht in der Stimmung, besonders höflich zu sein. Wenn Sie sich nicht anziehen wollen, kommen Sie so mit, wie Sie sind.“



Ich dachte kurz nach, verließ das Bett ohne weiter zu lamentieren, angelte mir meine Sachen und zog mich an. Die Spritze wirkte zwar immer noch nach, aber ich spürte auch, wie sich mein Nervensystem langsam erholte. Die Teleporterkräfte in mir wurden wieder stärker. Sie regenerierten sich offenbar schneller, als ich dachte. Trotzdem tat ich so, als würde mir das verabreichte Mittel noch zu schaffen machen und torkelte absichtlich etwas unbeholfen herum.



Der Doktor rief sofort nach ein paar seiner Männer in schwarzen Lederjacken, die mich äußerst unhöflich an den Armen packten, als sei ich ein Schwerverbrecher, und führten mich stützend hinaus. Ich ließ alles über mich ergehen und dachte darüber nach, was aus Dsheezad geworden ist.



Der Himmel war ohne Wolken, und die Strahlen der Sonne wärmten mein Gesicht. Ich staunte nicht schlecht, was ringsherum um mich los war, als ich durch einen parkähnlich angelegten Garten zu einer überlangen, dunklen Limousine schritt, die mit geöffneten Wagenschlag auf uns wartete. Überall standen Männer mit schussbereiten Waffen herum, die weiträumig um das Gebäude postiert waren. Ich entdeckte an ihnen, dass sie alle Stöpsel im Ohr und ein Mikrofon vor dem Mund trugen.



Als ich fast am Fahrzeug angekommen war und Dr. Morlock mich dazu aufforderte, hinten auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, entdeckte ich zu meiner großen Überraschung Dsheezad, der gefesselt zwischen zwei Bewacher saß.



In diesem Moment blieb ich störrisch stehen.



„Ich habe meine Umhängetasche mit den Zigaretten und dem Feuerzeug darin vergessen“, sagte ich mit lauter Stimme. „Die müssen noch im Haus sein. Ich gehe nicht ohne meine Sachen von hier weg.“



Der hagere Doktor musterte mich unwillig. „Was für eine Tasche?“ fragte er mich und fuhr fort: „Ich wusste gar nicht, dass sie rauchen.“



„Ich bin nikotinsüchtig und starker Raucher. Sie wissen schon, der ständigen Nervenanspannung wegen“, log ich, „nun machen Sie schon. Schicken Sie jemanden los! Die Umhängetasche liegt unter dem Bett. Sie ist blau. Es sind außerdem noch eine Menge Sachen darin, die mir persönlich gehören. Ich will sie unbedingt mitnehmen.“



Es schien dem Doktor allerhand Nachdenken zu kosten, ehe er sich zu einer Entscheidung durchrang.



„Na gut. Man wird sie Ihnen holen.“



Mit einer knappen Geste winkte er einen seiner bulligen Männer heran, entfernte sich ein paar Schritte mit ihm von mir und erklärte ihm wohl, was er tun solle. Dann setzte sich der Mann zurück in Richtung des Hauses in Bewegung.



Dr. Morlock wandte sich mir zu.



„Sie bekommen gleich Ihre Tasche zurück“, sagte er. „Und nun steigen Sie ein! Wir haben schon zu viel Zeit verloren.“



Ich kletterte in den Wagen und setzte mich sofort neben Dsheezad, was den beiden Bewachern zwar nicht passte, aber es trotzdem murrend hinnahmen.



Der Cyborg wusste in diesem Moment, dass ich irgend etwas vorhatte. Er machte sich unauffällig bereit. Wir wollten einen neuen Fluchtversuch unternehmen, wobei das Feuerzeug in meiner Tasche jetzt eine überaus wichtige Rolle spielen würde. Es war in Wirklichkeit ein kleiner Empfänger, auf dem sich die Sprungkoordinaten befanden, die der Cyborg mir in dem verfallenen Gebäude noch rechtzeitig übermittelt hatte, bevor man uns verhaftete. Beim Anzünden einer Zigarette konnte man auf einem unscheinbaren Display in der hohlen Hand eine ganz bestimmte Folge von Zahlen ablesen, die, wenn sie von meinem Gehirn vollständig registriert wurden, noch im gleichen Augenblick schlagartig meine mir zur Verfügung stehenden Teleporterkräfte freisetzen und uns beide von einer Sekunde auf die andere von jedem gegenwärtigen Ort verschwinden lassen würden. Keine Macht der Welt könnte diesen Vorgang noch aufhalten, wenn er erst einmal begonnen hat. Wichtig war nur, dass Dsheezad mich dabei direkt körperlich berühren musste, um den Tandemsprung durch Raum und Zeit mitzumachen.



Als der bullige Agent wieder zurückkam und die Tasche zu mir ins Auto warf, kramte ich gleich darin nach dem Feuerzeug und tat so, als wollte ich mir genussvoll eine Zigarette anzünden. Mich wunderte dabei, wie einfach man die Leute vom Geheimdienst der interplanetarischen Förderation überlisten konnte. Offensichtlich waren sie sich ihrer Sache mehr als sicher.



Die schwere Limousine setzte sich in Bewegung, die kurz darauf automatisch beschleunigte und im rücksichtlosem Tempo über eine abgelegene Landstraße raste.



Mittlerweile hatte ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen gesteckt und das Feuerzeug in die hohle Hand genommen. Beim Betätigen des Zündmechanismus erschien gleichzeitig das Display und ich konnte ungehindert die eingegebenen Sprungkoordinaten darauf ablesen, die nur wenige Sekunden später wie eine Initialzündung meine ungeheuren Teleporterkräfte freisetzten. Dsheezad fasste augenblicklich nach meinem freien Handgelenk und im nächsten Moment waren wir beide lautlos verschwunden.



Der Fluchtversuch war gelungen.



***



Irgendwann nach einer Zeit, die mir endlos vorkam, materialisierten Dsheezad und ich auf einem unbekannten Planeten weit draußen in der mit unzähligen Sternen übersäten Milchstrasse. Es war eine jungfräuliche Welt mit einer für Menschen atembaren Atmosphäre, die sich über weite Meere und ebenso weite Landmassen mit hohen Bergen spannte. Es gab eine üppige Flora und Fauna, die jener auf der Erde nicht unähnlich war. Wir entdeckten wenig später auf unseren ausgedehnten Erkundungen eine aufrechtgehende zweibeinigen Rasse, die sich noch auf einer sehr niedrigen Stufe ihrer evolutionären Entwicklung befand und dem frühzeitlichen Menschen auf der Erde äußerlich sehr ähnlich sah. Nachdem wir uns nach und nach zu erkennen gaben, fielen sie vor uns reihenweise auf die Knie.



Dsheezad und ich wurden wie himmlische Götter verehrt (was ja auch aus unserer Sicht nicht ganz so abwegig war). Von dem Tag an veränderte sich ihre bis dahin primitiv gebliebene Welt. Sie waren sehr lernfähig und eines Tages gingen sie mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Dann lernten sie von uns, wie man Feuer machte und feste Hütten baute, sesshaft wurde oder mit einfachen Mitteln Metall gewinnen konnte, um Werkzeuge und Waffen daraus anzufertigen.



Den Schlauesten unter ihnen brachten wir bei, wie man Bäume fällte, Felder anlegte und diese dann bestellte, indem man genießbare Pflanzen in großer Zahl darauf anbaute. Eine Revolution nach der anderen setzte sich seitdem in Gang und bald bildeten sich unter ihnen große Völker und Zivilisationen heraus. Zu diesem Zeitpunkt aber entschlossen sich Dsheezad und ich dazu, den Planeten, den wir GENESIS nannten, mit seinen aufstrebenden neuen Zivilisationen auf unbestimmte Zeit wieder zu verlassen. Auf unseren gemeinsamen Teleporterausflügen in die benachbarten Systeme stießen wir nämlich auf einen weiteren lebensfreundlichen Planeten, auf dem seltsame Kristalle wuchsen, die, wenn man sich in der Nähe ihrer Strahlung aufhielt, dies zu einer umfassenden Zellverjüngung führte. Man konnte den Prozess so oft wie man wollte wiederholen. Je öfter man sich in die Nähe der Kristalle begab, desto jünger wurde man. Die Wirkung auf Dsheezad war allerdings gleich null. Seine künstlichen Zellen erneuerten sich sowieso schon von selbst und ein Cyborg konnte locker mehrere hundert Jahre alt werden.



Von diesem Zeitpunkt an streiften wir gemeinsam durch die unendlichen Weiten des Universums und besuchten ferne Welten, die vor uns noch kein Mensch betreten hatte. Regelmäßig aber kehrte ich mit dem Cyborg Dsheezad zu jenem Planeten zurück, auf dem die geheimnisvollen Kristalle wuchsen, deren Strahlung meine biologischen Zellen verjüngten. So wurde ich im Prinzip unsterblich und mein Tod war eine Sache, mit der ich mir seither noch viel Zeit lassen wollte, jedenfalls solange, wie mein bester Freund Dsheezad noch einwandfrei funktionierte.


ENDE

©Heiwahoe


© (c)Heiwahoe


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Beschreibung des Autors zu "Der Teleporter"

Ein Teleporter, der immer auf der Flucht vor seinen Verfolgern ist. Doch dann stößt er auf einen Planeten, auf dem geheimnisvolle Kristalle wachsen, die ihn unsterblich werden lassen, jedenfalls solange sein sein Freund, ein Cyborg, noch funktioniert.

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