„Guten Morgen meine Herrin.“ Ich war zu früh.
Sie stand im Türrahmen, noch nicht zurechtgemacht, und erhellte ihn. Eine seltenere Morgensonne schien auf ihre, vom Schlaf leicht zerzausten Haare. Zudem trug sie dünne Sachen, die nicht allzu viel verbargen.
„Hallo, mein Hund.“, erwiderte sie den Gruß.
Ich stand nur da und guckte. Sie sah ohne jede Mühe heiß aus. Aber, das war nicht der einzige Grund, warum mir die Worte im Hals steckten.
„Habe ich gesagt, du sollst früher herkommen?“, erkundigte sie sich.
„Nein, ich…“, antwortete ich nervös, „ - hab es falsch berechnet.“
Ein lahmer Grund. Doch rechtzeitig zu sein, war mir sehr wichtig. Gerade, weil ich zu spät gewesen war. Immer wieder. Das vergaß sie wohl nicht. Und doch, schlug mir der Puls bis zu den Ohren.
„Ahja. Und warum kniest du nicht?!“
Ich kniete mich hin.
„Entschuldige bitte meine Herrin.“
Ihre Füße waren nackt. Meine Augen blieben unauffällig daran hängen. Es hatte etwas Sinnliches.
„Hmmm. Dann musst du jetzt auf mich warten.“, sagte sie knapp und schloss die Haustür vor meiner Nase.

Offensichtlich meinte sie draußen. Ich mag diese Liebenswürdigkeit sehr, welche mit ihrer Art einhergeht. Zudem gibt es wohl nur wenige Leute, die lächeln müssen, wenn sie in einer Nachricht als Idiot bezeichnet werden. Oder als Köter beschimpft. Und ich genoss das.
Ich wartete vor dem Eingang. Die Frage, ob ich aufstehen sollte, verwarf sich direkt. Trotz der frühen Sonneneinstrahlung war die Luft frisch und der Steinboden kalt. Es war noch ruhig. Ich vernahm verschiedene Autos in der Ferne, ein paar Häuser weiter bellte ein Hund und ein Rasenmäher. Ich war bereits froh dafür, das sie mich nicht weggeschickt hatte. Die Kälte war nichts dagegen.
Die Zeit verging, ohne das ich sie messen konnte, bis meine Herrin plötzlich die Tür wieder öffnete. Ich war unmerklich zusammengezuckt. Sie hatte frisch geduscht, und trug den Duft von Mandel und Zitrone. Ihre Kleidung war schwarz und körperbetont. Ich achtete darauf, sie nicht erneut dumm anzustarren. Ihr glattes Haar war streng zusammengebunden. Doch am markantesten waren ihre Augen. Wenn sie es beabsichtigte, reichte schon ein Blick, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen.
„Du darfst jetzt herein, mein Hund. Aber kriechend.“
Ich kroch zu ihr. Es hatte etwas Demütigendes, das Haus so zu betreten. Mein Platz war deutlich, als ich dicht vor ihren Beinen kniete. Sie griff ungerührt unter meinem Hoodie nach der Leine. Ihre Fingernägel kratzten mir beiläufig über die Brust, als sie die Kette hervorzog.
„Du hast brav gewartet.“
„Ja meine Herrin.“
Ich folgte ihr an der Leine über den Boden und rechnete schon damit, das meine Fingerknöchel unter ihre Füße gerieten. Es passierte leider nicht.
„Warte hier.“, ordnete sie an.
Ich blieb im Flur und guckte ihr zu. Die Küchenfliesen spiegelten nahezu blank geputzt. Ihre Hände bewegten sich nutzenorientiert praktisch, aber sanft dabei, während sie die Utensilien zum Gassigehen zusammensuchte. Was ein Kontrast zu ihren Peitschenhieben.
Die Sonne stach durch das Glas neben der Haustür. Der natürliche Lichteinfall im Flur hatte eine Atmosphäre nach kühler Luft, tanzendem Staub und müden Augen. Der Teppich wirkte, als sähen drei klare Glasmurmeln geordnet nebeneinander darauf gut aus.
Da ich sie beobachtete, übersah ich den Hund neben mir, bis dessen feuchte Schnauze mein Ohr streifte. Wobei er mich ansonsten meist ignorierte. Anschließend lief er schwanzwedelnd zu ihr, so als wüsste er bereits, das es gleich raus gehen würde.
„Was hockst du da so faul!?“
Sie stand ein Meter vor mir, die Arme in die Hüften gestemmt. Verwirrt sah ich sie an und wusste nicht sofort, was ihr durchdringender Blick besagte.
„Was soll ich machen, meine Herrin?“
Unvermittelt schlug sie mir durchs Gesicht. Ich nahm es wortlos hin. Aber die hatte ich nicht kommen sehen.
„Mittlerweile solltest du mich gut genug kennen, um zu wissen was ich will, du dummer Köter!“
„Ja, meine Herrin.“ Ich zerbrach mir den Kopf, was sie meinte.
„Brauchst du etwa noch eine Einladung?!“
Ich vermutete schon, mir noch eine zu fangen. Und lag richtig damit.
„Du meinst deinen Mantel und Stiefel…“, murmelte ich erkennend.
Ich hatte zu kompliziert gedacht.
„Offenbar muss ich mich ja selbst bedienen, weil du zu schwer von Begriff bist.“
„Entschuldige bitte meine Herrin.“
Ich nahm die Stiefel und zog sie über ihre Füße. Dann stand ich schnell auf und half ihr in den Mantel.
„Aber gerade so!“, kommentierte sie. „Das nächste Mal bekommst du noch ein paar ordentliche Tritte dazu.“

Die Tür fiel ins Schloss. Blinzelnd sah ich in die Helligkeit. Meine Herrin hatte ihren Vierbeiner an die Leine genommen. Ich ging ihr hinterher. Meine Kette baumelte lose über den Kapuzenpullover hinunter. Es lag noch morgendliche Ruhe zwischen den Wohnhäusern. Ich hörte auf ihre Schritte und betrachtete, wie die Sonne auf ihre Haare schien. Die Pfoten von dem Hund machten ein tapsendes Geräusch, das in den noch kühlen Schatten als Echo von den Hauswänden zurück geworfen wurde. Bald verließen wir die Siedlung und bogen auf einen Feldweg. Zäune und Gestrüpp an den Seiten. Der Wind war schwach, deutlich weniger als ich das kannte. Ohne das ihre Hand meine Leine hielt, folgte ich brav meiner Herrin. Es roch nach vertrocknetem Gras, Heu, welches auch nach warm roch. Sie achtete auf ihren Hund, redete mit ihm. Ich folgte ihr unauffällig den teilweise festgetrampelten Weg entlang und holte auf, bis ich mich neben ihr befand.
„Was denkst du, meine Herrin?“
Sie musterte mich kurz und sah dann wieder in die Ferne. „Das du armselig bist.“
Zunächst traf sie mich massiv, womöglich, weil es so plötzlich kam. Meine Wahrnehmung war anders gewesen. „…ist das relevant für dich, meine Herrin?“, fragte ich betont sachlich.
„Denkst du ich diskutiere mit dir?!“
„Nein meine Herrin.“
Ihr Tonfall ließ mich zurückweichen. Wenn sie das so sah, stimmte es. Ich war nicht beleidigt oder dergleichen. Der Punkt war einsehen. Und womöglich sich selbst runterziehen. Sie ließ ihren Hund von der Leine. Dieser nutzte das sofort und lief einige Meter vorweg, Gerüchen am Boden folgend, unbestimmt durch die Gegend guckend. Wobei ich mich fragte, was er gerade alles hören konnte, das einem Mensch entging.
„Und was denkst du Köter?“, warf sie die Frage zurück.
„Das du magst, das ich so armselig bin meine Herrin.“
„Wer mag schon einen armseligen Köter?“, entgegnete sie herausfordernd.
Es war ein Sticheln, das erkannte ich diesmal. Aber dennoch tat es weh, und dennoch nahm ich es ernst. Oft gab es kein Regenbogen hinter stählernen Geschossen. Ich wusste keine Antwort.
Wir gingen weiter. Sie nahm ihren Hund wieder an die Leine. Ich hatte die Worte eingesteckt und grübelte über weiteren. Der Weg führte durch ein Waldstück. Die Geräusche erschienen mir lauter, weil es wie ein Raum für Schall war. Es raschelte und knackte. Ich lief direkt hinter ihr, war der begleitende Schatten. Auch diesen Platz musste man sich erst verdienen. Und das war alles andere als leicht.
Schon so, konnte ich ihre Nähe spüren. Es war ein namenloses Gefühl zwischen uns, das ich dabei merkte. Etwas, das über lange Zeit noch immer nicht richtig erfasst war. Als wäre unsere wesentliche Verbindung… unsichtbar, im Dazwischen. Sie schien es auch zu spüren, denn sie drehte ihren Kopf zu mir. Unsere Blicke trafen sich. „Es gibt mehrere Gründe spazieren zu gehen. Das meinst du damit, meine Herrin?“
Musste ich wieder so ein andersartiges Zeug von mir geben, ärgerte ich mich. Dachte ich denn, das es sie beeindruckte? Zumal die Bedeutung oberflächlich wirkte.
„Für dich gibt es nur ein Grund.“, meinte sie schulterzuckend.
„Hältst du deswegen meine Leine nicht, meine Herrin?“
„Muss ich sie etwa festhalten, damit du brav hinter mir herläufst?!“
„Nein meine Herrin…“
Dabei gab es nur diese Antwort. Ich war fast erschreckt, das sie das in Frage stellte. Warum? Wenn etwas so klar und eindeutig war. Aber, das war auch nicht mein Punkt dabei, sondern ob sie danach greifen und feste ziehen würde.

Die Sonne schien breit gebündelt, durch den teilweise spärlich belaubten Wald. Ich konzentrierte mich auf sie. Es war eine so ruhige Atmosphäre, intensive Eindrücke und Farben, das meine Gedanken verwischten. Sie passte sehr in den Sommer im Gegensatz zu mir schwarzem Hund.
Ihr Gesicht schien warm, ohne Halbschatten. Wie fühlte sich ihre so empfindsam aussehende Haut wohl an? Über einen lang anhaltenden Moment bohrte sich das Bedürfnis ihre Lippen zu küssen, wie ein gusseiserner Haken in meinen Bauch. Wir überquerten eine Gabelung, an der eine umgefallene Fichte lag. Sie bemerkte nichts davon, kümmerte sich um ihren Vierbeiner, streichelte und belohnte ihn. Ich räusperte mich, in dem Versuch das Kratzen aus dem Hals rauszubekommen. Unbewusst war ich stehen geblieben. Es war wie eine Sekunde absolute Stille. Diese Spannung in mir baute sich wieder auf. Meine Augen waren so trocken, das sie brannten, als ich sie ansah.
Meine Herrin drehte sich halb zu mir um. Ihre Hand kraulte beiläufig ein pelziges Ohr.
„Ja? Was wolltest du Hund sagen?“ Sie zog die Augenbrauen hoch.
Ich schluckte schwer. „Du bist der Grund.“
„Das du brav hinter mir herläufst? Das nehme ich doch an.“
„Ja meine Herrin. Aber das mein ich nicht.“
Aber jetzt war der Zusammenhang weg. In der Anstrengung schnell eine Erklärung zu bauen, brach mir das Wortkonstrukt auseinander. Dennoch, wollte ich es so sehr.
„Das kommt eh zu spät. Noch was anderes?“, erwiderte sie nüchtern, die Hundeleine in der Hand.
Mir fiel es schwer ihren Ton zu deuten. Es klang gelangweilt, und ebenso klang es zufrieden.
„Ja meine Herrin.“
Aber es waren zu viele Worte, die ich sagen wollte und zu viele Dinge, die ich damit aufzeigen wollte. Passte das alles in einen Blick? Denn mein Gerede würde dafür nicht mehr reichen.
„Na dann, ist das ja jetzt geklärt.“, meinte sie knapp, als ich weiter kein Wort rausbekam und ging weiter.
„Nein meine Herrin“
Sie drehte den Kopf. „Nein?!“
„Ich würde es gern beschreiben…“
„Du brauchst zu lange. Und nicht nur dabei. Wer nicht mit mir schritthalten kann, bleibt zurück.“, stellte sie fest und beschleunigte ihre Schritte. Ich lief ihr hinterher.
„Bitte, ich kann es beweisen, meine Herrin.“, versuchte ich.
„Was willst du denn beweisen? Zudem will Ich es gar nicht hören.“
Den Grund warum du mir deine Aufmerksamkeit schenkst. „Warum, meine Herrin?“, fragte ich daher nur. Sie antwortete nicht.
Ich überlegte wieso. Weil ich mir die Antwort denken konnte? Weil ihr nicht danach war? Oder weil sie es mochte mich zappeln zu lassen? Wir passierten eine alte Holzbank, auf welcher sich zur Hälfte ein Moosteppich ausbreitete. Ging es um das, was ich nicht konnte? Ich machte mich bereits fertig dafür, wie sich das Gespräch entwickelt hatte.
„Du willst mir nicht meinen Spaziergang verderben, hörst du!“ Sie ging nicht mehr darauf ein.
„Ja meine Herrin.“
Ich würgte die Frage runter, aber konnte sie letztlich nicht vergessen.
Wir kamen in einen Teil des Waldes, in dem die Bäume weit auseinander standen, während ihre Kronen sich oben berührten. Es sah aus wie gigantische Hallen oder eine Kathedrale, so hoch reichten die kahlen Stämme. Der Fußweg verschwand unter Laub. Braunrot bedeckte den Boden, in der Höhe ein lichtdurchflutetes Blätterdach, das leuchtend rote und gelbe Farbsprenkel aufwies. Es strahlte Ruhe aus, wie geerdet. Zugleich war es leer und weiträumig in jede Richtung, als könnten alle Gedanken hier schweben. Die Wände waren unergründlich, oder es hab keine. Im Dunkeln würde hier gut ein Friedhof hinpassen. Es konnte die Fantasie sprengen.
Ich stellte mir vor, wie ich jetzt vor ihr knien würde, in diesem Moment. Ihr in die Augen sehen, und mutig genug wäre, die Dinge zu sagen, welche sonst nur in Nachrichten und Geschichten standen. Direkt. Sie hielt meine Leine in den krallenbewehrten schlanken Fingern. Ihr Ausdruck war wissend. Die Metallkette blitzte zwischen Herbstfarben und schwarz, und zog sie so eng, das es mich würgte. Dann befahl sie mir, klar und deutlich zu wiederholen, was ich gesagt hatte.
„Komm weiter und trödel nicht du Köter!“, mahnte sie mit vorwurfsvollem Blick.
Die Sonne drückte inzwischen auf den Feldweg. Ich sah auf ihre Beine. Meine Herrin ging in weichen schnellen Schritten vor mir. Sie hatte den Hund wieder von der Leine gelassen, bis zur Straße hin.

Nachher hatten sich Wolken vorgeschoben, sodass ein Zwielicht sprühend durch die Fenster fiel. Nachdem sie im hellen Flur dessen Leine aufgehangen hatte und sich um ihn gekümmert, lief der Hund an uns vorbei Richtung Wohnzimmer, schlabberte Wasser und legte sich dann zu den anderen. Ich kniete vor meiner Herrin und öffnete ihre Stiefel. Mein Kopf war der Bewegung gefolgt.
„Wo siehst du hin?!“ Ich machte den Mund auf, um zu antworten. „Du hast keine Pause verdient. Oder dachtest du das etwa?!“, fuhr sie dazwischen.
„Nein, meine Herrin.“ Ich stellte den einen Stiefel zur Seite.
„Womöglich hast du sogar angenommen, gleich auf meinem Sofa zu liegen?!“
„Nein meine Herrin, …nur auf dem Boden.“, wich ich aus.
„Da gehörst du auch hin! Aber ich sagte keine Pause!“ Mit dem noch beschuhten Fuß trat sie zielgenau zu, wie zur Betonung dieser Worte.
„ja meine Herrin.“
„Leck den Dreck ab du Hund.“ Sie hielt mir ihren anderen Stiefel vors Gesicht, an dessen flacher Sohle Straßenstaub und Kleinteile aus dem Wald hingen. Ich wollte gerade anfangen, da hielt sie mich unerwartet an der Leine zurück. Die Kette zog sich fest und schließend um meinen Hals zu.
„Hast du denn brav gefragt?!“
„nein meine Herrin… Bitte, darf ich dein Stiefel sauber lecken?“, versuchte ich voller Hoffnung.
Schon ihre Worte waren genussvoll. Ebenso, dieses Gefühl.
„Ja mein Hund. Sauber und gründlich!“
Ich nahm ihren Stiefel in die Hand und leckte darüber, gleichmäßig ohne eine Stelle auszulassen. Es war berauschend, wie sehr diese Demütigung zog. Und es schmeckte genau so, wie es aussah. Die Oberfläche ihres Stiefels hatte zudem einen bitteren Geschmack. Aber nicht so sehr, wie der von Parkett. Der Zwang und ihr intensiver Blick von oben herab fesselten mich.
„Gut. Aber ich hatte nicht erlaubt, das du die Hände zu Hilfe nehmen darfst!“, merkte sie an.
„Ja meine Herrin.“, erwiderte ich gedämpft.
Ohne sich abzustützen, war es dezent schwerer. Sie wartete nicht darauf, bis meine Kraft nachließ, sondern entzog mir ihren Fuß, stellte ihn auf meinen Rücken und drückte mich mit Wucht auf den Boden runter.
„Habe ich etwa gesagt, du sollst den Boden ablecken?!“, fragte sie amüsiert.
„Nein meine Herrin.“
Ich versuchte wieder an ihren Stiefel zu gelangen, um den übrigen Dreck abzulecken. Da zog sie ihren Fuß zurück. Ihr Blick war mehr als deutlich.
„Entschuldige bitte, meine Herrin… ich dachte -“
„Offensichtlich hast du nicht gedacht. Und Warum stehe ich noch hier, und habe immer noch ein Schuh an?! Steh auf, du dummer Köter!“, schrie sie mich an.
Möglichst schnell versuchte ich mich wieder aufzurichten.
„Ich hatte keine Chance…“, setzte ich an, da packte sie mich im Nacken an der Kette und zog kräftig daran, das es mir die Luft raubte. Mich versengte ein Kribbeln.
„Was habe ich gesagt?!“, herrschte sie mich an.
Ich besann mich darauf ihr den Stiefel auszuziehen, und wegzuräumen.
„Du sagtest ich soll den Dreck ablecken, meine Herrin.“ Es war korrekt, wörtlich.
„Denkst du ernsthaft Mich wiederholen zu müssen, du Köter? Ich gehe mich frisch machen.“, sagte sie, in einem Tonfall der mir klar verbot hinterherzulaufen.
Andernfalls, hätte ich das jetzt getan.

Unschlüssig und etwas verwirrt blieb ich unten im Flur stehen. Mein Gehör schickte ich ihr nach, doch vernahm nur die dösenden Hunde aus dem Wohnzimmer.
Sie ließ mich warten. Die Zeit kam mir gezogen lang vor. So sehr, das meine Wahrnehmung vermutlich von der Realität verschwommen war. Die Lichtverhältnisse hatten sich schon seit einer Weile nicht mehr verändert. So, wie eine glatte Zahnbürste mit getrockneter Seife an den Borsten, die an einem braunen Fell vorbeischrammt. Aus meinem Bauch heraus kam unvermittelt ein Gefühl hoch. Etwas zwischen dem Drang um Aufmerksamkeit und Sehnsucht nach ihr. Ich schluckte es runter. Hier ging es um sie. Und es war ein brennendes Bedürfnis, das sie Gefallen daran fand, was ich machte.
Meine Herrin kam zurück. Sie sah dezent umwerfend aus, komplett in schwarz. Aber, es war nicht nur eine Äußerlichkeit. Die Art und Weise, ihr Auftreten war es das mich platt machte. Ihr Blick war streng. Für einen Moment dachte ich, sie würde stehen bleiben, doch dann ging sie an mir vorbei. Als wäre ich ein Türknauf. Oder der Teppich. Ich meinte Stolz in ihren Zügen zu sehen, und noch mehr, wofür ich kein Begriff kannte. Mir stand der Mund offen.
„bitte meine Herrin - “, versuchte ich sie aufzuhalten.
„Überleg mal, was du gerade falsch machst.“, wies sie mich zurecht, und betrat den nächsten Raum. Nebenbei, schien sie auf ihren hohen Absätzen zu schweben.

Auch wenn das noch freundlich formuliert war, hatte ich die Situation verbaut. Der Grund war mir nicht offen sichtlich. Aber das würde sie wohl nicht mehr beantworten. Manchmal waren ihre weichen Worte härter, als hätte sie unbarmherzig ausgeteilt. Es war Mut gefragt. Wenige Sekunden später stand ich im Türdurchgang. Einer der Hunde beäugte mich gelangweilt.
Sie saß auf dem dezent großen Sofa und hatte noch kein Tee bei sich stehen. War das ein gutes Zeichen? Als sie mich dort stehen sah, guckte sie so fordernd und streng, das es verunsicherte. „Ich…“ Aber es blieb mir im Hals stecken. Ihr Blick verschloss sich. Ich versuchte es ratsch, mit Gewalt den Mund aufzubekommen. „Bitte verzeih mir meine Herrin… ich wollte mich entschuldigen.“, platzte es schlecht intoniert raus.
„Interessant was du willst.“
So leicht machte sie es mir nicht.
„Darf ich vor dir knien, meine Herrin?“, fragte ich.
„In der Ecke.“, lautete ihre Antwort. „Und halt die Klappe dabei.“
Ich hatte mich kaum bewegt, als mir ihre Worte um die Ohren schlugen.
„Du kriechst gefälligst dahin! …Wobei mir spontan danach wäre, dich durch die Wohnung zu treten und dich auszupeitschen.“, meinte sie unvermittelt.
Ich verharrte mitten in der Bewegung. Mir rieselte ein Schauer über die Haut.
„Meine Herrin, - “
„Zieh dich aus.“, befahl sie entschieden. „Sofort. Und ja, alles.“, fügte sie auf meinen fragenden Blick hinzu. Sie schlug die Beine übereinander.
„Ja meine Herrin.“
Umstandslos zog ich meinen Kapuzenpullover aus. Die Metallkette der Leine legte sich kalt an meine Haut. Anschließend streifte ich Hose und Shorts runter. Dabei spürte ich ihren Blick. Vermutlich stellte sie gerade fest, das meiner Haut insbesondere am Rücken einige rote Striemen fehlten. Aber, sie sagte nichts dergleichen.
„Lass deine Sachen nicht im Weg liegen.“
Ich hob die Klamotten vom Boden und machte ein Schritt Richtung Sofa.
„Nein. Nicht auf mein Sofa.“, bremste sie mich aus.
Ich betrachtete das ausladende Teil und dachte dabei, das dort dezent viel Platz war. Wie viele Schildkröten wohl nebeneinander darauf sitzen konnten, wie die Grashügel von manchen Kreiseln?
„Wie kommst du überhaupt darauf, das du auf deinen Beinen gehen darfst?!“, meinte sie gebieterisch und fügte belustigt hinzu: „Wolltest du etwa deinen kleinen Schwanz präsentieren?“
„Entschuldige bitte, meine Herrin.“ Hastig ging ich auf Knie und Hände runter. Das Ende der Leine fiel rasselnd auf den Boden.
Jetzt hatte ich keine Hand mehr für die Kleidung frei. Als ich ihr dieses Dilemma darlegte, blaffte sie: „Dann nimm dein Zeug in Mund, du dummer Köter. Soetwas sollte dir ja wohl einfallen.“
Sie kam vom Sofa auf und zauberte wie aus dem nichts ihre Peitsche herbei. Dann stellte sie sich mit verschränkten Armen etwa zwei Meter vor mich. Mein Blick wanderte über ihre Arme zu ihren Krallen, und dann zur Peitsche in ihrer Hand. Mein Mund wurde trocken.
Die Lust und die Vorstellungen pulsierten mir in den Adern. Aber ich hatte nicht nur Sehnsucht nach Schmerz. Es war sie. …ich wollte ihre Gefühle spüren.

Es musste dezent bescheuert aussehen wie ich, ein Haufen schwarzer Kleidung im Mund und mit hängender Leine auf allen Vieren kroch.
„Jetzt starr nicht und leg das Zeug weg!“, schimpfte sie. „Beeil dich, du elender Hund!“
Ich fiel beinahe hin, weil die Kleidung sich unter meinem Knie einklemmte. Ich wollte sie eben wieder aufheben, da versetzte sie mir ein saftigen Tritt. „Daraus wird nichts!“ Ihr Absatz war verdammt schmerzhaft. „Du hebst das mit deinem Kötermaul auf, damit das mal klar ist.“
„Aber wie soll das gehen… meine Herrin.“ Dazu fehlte mir die Feinmotorik.
„Kann ich etwas dafür, das du ein Trottel bist?! Wohl kaum.“
Sie griff nach meiner Leine und zog sie stramm, wie zur Ermutigung. Ich versuchte es. Die Kette würgte mich dabei.
„Streng dich an!“ Sie unterstrich die Worte mit einem geraden Schlag ihrer Peitsche auf meinen nackten Rücken, das es knallte.
„Entschuldige bitte meine Herrin.“ Das nicht zu schaffen frustrierte.
Als ich meinte, sie würde nicht darauf achten, wischte ich die anderen Teile mit der Hand beiseite. Meine Herrin reagierte blitzschnell und trat auf selbige Hand. Ich sog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein, als der Absatz in meinen Handrücken stach.
„Scheint als wäre ich noch zu nett. Das habe ich nicht erlaubt!“
Sie drehte ihren Fuß, und zerquetschte meine Fingerknöchel mit dem Plateau ihres Heels. Mir entwich ein schwaches Wimmern wie ein getretener Hund.
„Und jetzt beweg deinen Arsch! Oder wie lange willst du noch erbärmlich rumjaulen!“
„Entschuldige bitte meine Herrin - “

Mit einem Ruck zog sie an der Leine, das es brannte und zwang mich hinter ihr her durch Haus zu kriechen. „Schneller! Das ist zu langsam.“, trieb sie mich wiederholt an. „Ich sollte dich einfach in die Ecke verweisen, und dort in einen Käfig sperren.“
Ich bemühte mich und kam ins Schwitzen. Meine Knie scheuerten sich am Boden wund. Sie hielt die Leine durchgehend auf Spannung, und bestrafte den geringsten Fehler konsequent und sofort. Kurzum, es war wunderschön.
Nackt und nur mit einer engen Kette um den Hals, an einer Leine hinter ihr zu kriechen, war demütigend, so sehr das ich immer wieder ein heftiges Kribbeln verspürte. Zudem stachelte es meinen Schwanz an.
Ab da fiel es mir schwerer, mich zu konzentrieren. Sie scheuchte mich die Treppe hoch und wieder runter. Meine Knie stießen gegen die Stufen.
„Wieso haben wir das gemacht meine Herrin?“, fragte ich danach.
„Weil es mir gefällt, du frecher Köter!“ Ihre Schuhe trafen mich an jeder Stelle, die sie erreichen konnte. Sie trat mich schonungslos auf den Boden. Heftig atmend lag ich für einen Moment da. Die Kette war eiskalt. Meine Herrin riss kräftig daran. „Aufstehen! Habe ich dir etwa erlaubt dich hinzulegen!?“
„Nein meine Herrin.“
Sie verpasste mir einen gesalzenen Peitschenhieb diagonal über meinen Rücken. Ich stützte mich schnell wieder hoch.
Die Zeit verschwand unauffällig, da war nur noch sie, nur ihre Beine und Füße in meinem Blickfeld. Ab und zu erlaubte sie, das ich zu ihr hochsehen durfte und ihren Anblick genießen. Die Kette schnitt mir in den Hals. Ich starrte sie an.
„Du bist wunderschön, meine Herrin.“
„Das weiß ich. Seit wann bist du so oberflächlich?!“
„Das bin ich nicht…“, murmelte ich benommen. „Das ist so nich oberflächlich gemeint.“ Ich verrenkte mir den Hals.
„Ahja. Nicht einmal gute Komplimente kannst du mir noch machen.“
„Bitte meine Herrin…“, bettelte ich.
„Mach dich nützlich, und leck meine Heels sauber! Und die Sohlen. Ich wüsste nicht, wozu du dreckiger Köter sonst noch taugst.“
Während ich mühsam versuchte an ihre Schuhe zu gelangen, löste sie die Spannung der Leine kein bisschen.
„Das reicht nicht! Streng dich an.“
„Ja meine Herrin.“
„Oder willst du etwa schon, das es aufhört?!“
„Nein, bitte meine Herrin…“
„Bitte was?!“, fragte sie scharf.
Die Spannung ließ mein Puls rasen. Die Erwartung und Erregung in ihrer Stimme, raubten mir dezent den Verstand.
„Bitte, gib mir noch mehr. Bitte tu mir weh.“
„Ach tatsächlich?“ Sie strich mit ihren Fingern über den kurzen Stab der Peitsche. Ihre Nägel machten ein klackendes Geräusch. „Eben hast du einen anderen Eindruck gemacht.“
„Bitte -“, setzte ich an, und es ging in einen Schrei über, als sie mich im selben Moment verletzend traf. Sie schlug plötzlich und unvorhergesehen zu. Ich zuckte.
Dann peitschte sie mich gnadenlos aus. Mir schoss Adrenalin durch den Körper. Es brannte und peinigte. Ab und an konnte ich nicht anders und drückte reflexartig die Knie durch, um dem Schmerz zu entkommen. Sie schlug auf meinen Hintern, so wie man Vieh treibt.
„Ich weiß gar nicht so recht, womit du das verdient hast!“, meinte sie hart.
Ihr ausgeliefert zu sein, berauschte mich. Ich spürte kaum, wie meine Haut an den Stellen, auf die sie oft traf, aufplatzte und blutete. Ihre Stimme in meinen Ohren, ihre absolute Unnachgiebigkeit, der Schmerz, die Brutalität der Metallketten waren so intensiv, das ich alles andere vergaß. Mein Hirn wurde immer mehr zu Brei. Ich bettelte sie an, ohne es länger in die richtigen in konkrete Worte fassen zu können, aber ich wollte es so sehr. Und ich wollte bluten für sie. Ein brennender Schmerz konnte wie eine kalte Dusche sein.
Schwer atmend stützte ich mich auf dem Boden ab.
„Du bist ein erbärmlicher Köter“, stellte sie fest.
„Ich halte das aus meine Herrin.“
Ich platzte fast vor Hitze. Die Kälte vom Schweiß ließ mich andererseits zittern. Zugegeben es musste wenig eindrucksvoll aussehen.
„Aber wie lange noch?! Letztlich wirst du es ja doch nicht schaffen.“
„Bitte lass es mich versuchen… meine Herrin.“
Als ich kraftlos zusammenbrach, stellte sie ihren linken Heel auf meinen blutenden Rücken, zog noch fester an der Leine und spuckte mich von oben herab an.
„Ein armseliger schwacher Köter! Das bist du, sonst nichts.“

Was sie sagte, schockte mich, denn sie schien es ernst zu meinen. Es fiel mir schwer, darauf eine ordentliche Antwort zu finden.
„Ja meine Herrin.“, sagte ich schließlich. Sie hatte ja recht.
„Na wenn du es schon selbst sagst.“, erwiderte sie kühl.
„Entschuldige, bitte meine Herrin… enttäusche ich dich damit? Aber, das hast du doch gerade gesagt“, meinte ich verzweifelt.
Die Peitsche traf bis zu meinem Nacken. Ich jaulte auf. Diesmal spürte ich genau wo die Haut blutete.
„Reiß dich gefälligst zusammen! Für mich!“, fuhr sie mich an.
„Ja meine Herrin.“ Das will ich.
Ich versuchte mich aufzurichten. Meine Arme brannten und zitterten vor Anstrengung. Es funktionierte nicht. Und ich blieb liegen.
„Du kannst nicht?!“
„Ich bin so müde meine Herrin.“, sagte ich resigniert und spürte wie die Niedergeschlagenheit in mir aufstieg, wie schwarze Tinte, hart, traurig und depressiv.
Aber das war wohl das Schlechteste, was ich hätte sagen können. Voller Zorn holte sie aus und zog mir die Peitsche durchs Gesicht.
Dann ließ sie meine Leine los.
Sie fiel auf meinen Rücken. Es verursachte ein schweres schmerzhaftes Pochen. Vermutlich war er inzwischen rot und blau.
„Dann bleib da liegen.“ Sie wandte sich ab und ging weg.

Sie ist enttäuscht, dachte ich benommen auf dem Boden liegend. Und mir war klar warum. Oder sogar hatte es sie verletzt. Das machte man nicht. Es war wie sie stehen lassen, nachdem sie mein Bedürfnis nach Schmerz und mein Hunger nach Strafen befriedigt hatte. Nun war ich zurück geblieben. Ich wollte es nicht wahrhaben.
Ich lag flach, vollkommen platt eine Weile nur so da. Die Fliesen kühlten meine rechte Wange.
Der Raum wirkte dunkler, sowie sie gegangen war. Die Decke schwer drückend, wie Tonnen von Zement. Ich muss aufstehen, tröpfelte es in mein Gehirn, und mich wenigstens entschuldigen.
Langsam stand ich auf. Die Erschöpfung hatte mir die Kraft geraubt. Mein Rücken quittierte das sofort und brannte höllisch. Ich ging zu ihr.
Die Szene schien sich zu wiederholen. Ich stand im Türrahmen. Sie saß seitlich auf dem Sofa, ihre Beine anmutig übereinander geschlagen. Der Fernseher lief im Hintergrund. Ihre Füße in großen Absätzen ragten über die Sessellehne. Sie sahen respekteinflößend aus. Und so, das ich sie zu gern küssen würde.
Ihre Körperhaltung war abweisend. Das merkte selbst ein Trottel wie ich. Es waren kaum fünf Minuten gewesen. Warum war ich nicht eher aufgestanden.
Ich war noch mehr unter Spannung als vorhin. Aber auf eine niedergedrückte, deprimierte Art. „Ich…“ Es blieb mir im Hals stecken. Sie ignorierte mich. „Es tut mir leid meine Herrin -“ Sie reagierte nicht.
Die kalte Luft und Spannung im Raum waren lähmend für meine Gehirnwindungen. Je mehr ich überlegte, desto weniger erschien mir richtig und gut genug.
Ich bleib stehen und wartete. Etwas an Worten nachzuschieben, weitere Entschuldigungen waren wohl sinnlos.
Das Bild wird grau und zugleich bekommt es grellbunte verwischende Ränder, wenn ich anhaltend auf die selbe Stelle starre. Die schwarzen Linien der Fließen wurden näher wie durch ein Lupe und bewegten sich in Wellen.
Nach unbestimmter Zeit antwortete sie. „Diese Worte habe ich schon oft gehört.“, sagte sie.
„Ich mein es anders… meine Herrin.“
„Wie, anders?!“
Sie würde darauf nicht eingehen.
Ernst… tief, das konnte jeder sagen. „Es tut nicht nur mir Leid, ich versteh auch dich, wieso du jetzt enttäuscht bist und bereue mein Verhalten.“
„Aha. Und du denkst jetzt, das macht es wieder gut?“
„Nein meine Herrin…“ Ich starrte auf den Boden und sah wieder hoch. Vielleicht hatte ich schon lange verlernt positiv zu denken. Unsere Blicke trafen sich.
Ein paar Augenblicke sagte niemand etwas. Da war etwas, oder zumindest glaubte ich etwas Verletzliches in ihren Auge zu sehen.
„Komm zu mir, mein Hund.“, befahl sie ernst.
Ich kniete mich auf den Boden, dort wo ich stand und kroch zu ihr. Einen knappen Meter vor dem Sofa, kniete ich mich vor sie. Meine Herrin schwieg dazu, aber ich spürte das es korrekt war.
Ich sah sie erschöpft an. Da bemerkte ich etwas kaltes an meinem Schwanz. Die Kette hing genau daneben runter. Ich ignorierte es angestrengt und versuchte nachzudenken, was ich ihr sagen sollte. Es war bitter. Das ich nichteinmal Worte fand. Und die Chance verstrich.
„Gut. Du siehst dezent mitgenommen aus. So habe ich mir das zwar nicht vorgestellt, aber du darfst dich anziehen. Dann geh und ruh dich etwas aus. Und wasch dich.“
Ich nickte. Ihre so sanften Worte wirkten fürsorglich, und zugleich wie Schläge. Denn sie besagten auch, das ich jetzt nicht mehr von Nutzen war für sie.
„Ja meine Herrin. Darf ich deinen Schuh küssen?“
„Wozu das?“
„Für zum Dank meine Herrin.“
„Nein.“, entschied sie.
Ich nickte wieder und bewegte mich, erst kriechend zu meinen Klamotten. Ich zog sie wieder an, methodisch. Mein Kiefer war wie verkeilt. Mein Mund ausgetrocknet.
Als ich damit fertig war, fragte ich sie: „Kann ich noch etwas machen für dich, meine Herrin.“
Ich hatte ein brennendes Bedürfnis unter der Oberfläche, das ihr gefiel was ich tat. Aber darüber, klang es sachlich.
„Du hast jetzt wahrscheinlich keine Worte mehr, nicht wahr?“
„Ja meine Herrin.“, gab ich frustriert zu.
„Bevor du wieder dumm rumstehst, solltest du gehen. Bis dann.“
„Bitte meine Herrin, ich will nicht gehen. Vielleicht finde ich ja noch Worte… ich kann mich zusammenreißen…“ Es klang nicht danach, als wäre ich von mir selbst überzeugt. Aber das war ja nichts neues. Was konnte jemand wie ich schon schaffen.
„Ich sehe kein Grund, wie du mir nutzt gerade. Und so wie du klingst, nervt es mich zunehmend.“, entgegnete sie kühl.
Ich hatte nur den Mund aufgemacht, als sie bereits dazwischenfuhr, „Ich werde mich wohl kaum wiederholen! Es reicht jetzt.“
Es war eine Abweisung. Hart und konsequent. Sehr viel härter, als mit einer Schrotflinte aus nächster Nähe getroffen zu werden. Was die Worte nicht aufzeigten, hörte ich im Ton. Halt dein Mund und verschwinde du erbärmlicher Köter, sagten sie.
Ich rang mit mir, versuchte es irgendwie hinauszuzögern, um noch ein paar wertvolle Sekunden bei ihr zu haben.
„Bis dann meine Herrin.“
Die Worte wogen schwer. Und ich wollte nicht gehen. Der Befehl, ihre Aussage war jedoch eindeutig.

Ein paar kleine Steine kickten sich vor meinen Füßen her. Meine Gliedmaßen waren bleiern. Ich hätte mich gern auf der Stelle hingelegt. Direkt auf den Boden. Der Berg aus Wolken hatte zugezogen den Himmel. Die Sonne schien wenn von dahinter durch. Drei vier Tropfen fielen herunter, aber es regnete nicht richtig. Es nieselte nur, grau und grauer. Die Schläge auf meinem Rücken brannten noch immer wie Feuer. Dort wo die Haut offen war, klebten Haut und Blut am Pullover fest. Ich zog hinten am Stoff, um es abzumachen und musste ein gequältes Winseln unterdrücken.
In Gedanken war ich bei ihr geblieben. Ich konnte an nichts anderes denken. Ihr Blick hatte sich in meine Netzhaut gebrannt. Die Umgebung dahinter erschien mir regnerisch und grün, aber ich nahm das nicht mehr bewusst war. Was konnte ich ihr schon sagen, jetzt? Kurze Zeit später blieb ich ganz stehen.
Das war falsch. Wieso ging ich weg? Meine Sehnsucht loderte hoch wie eine Stichflamme und schoss Kraft durch meinen hohlen Körper, die ich nicht hatte. Noch bevor die Entscheidung ganz in meinem Bewusstsein angekommen war, drehte ich um. Womöglich wussten meine Beine es besser. Erst jetzt sah ich, wo ich war. Kaum die halbe Straße runter, lief ich zurück zu ihr. Schneller, als ich konnte. Der Regen verdichtete sich.

Die vergangene Anstrengung bemerkte ich erst, als ich erneut vor ihrer Haustür stand. Dezent nass vom Regen klingelte ich und trat dann ein paar angemessene Schritte zurück. Zudem schlug mir das Herz noch aus einem anderen Grund bis zum Hals.
Unvorhersehbar ging die Tür auf. Nur das sie da stand, überwältigte mich.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht.
Ich wollte antworten, so sehr. Kratzig wie trockener Kaktus oder schwer wie ein Stein. Es kam nicht raus. Ich schluckte. Ihre Lippen verzogen sich leicht. Wenn man zurück lief, sollte man auch sprechen können.
„Ich wiederhole mich nur ungern, du Hund.“, erwiderte sie ungeduldig.
„Ich hab ein Fehler gemacht, meine Herrin… “
Es klang bescheuert heiser.
„Nicht zum ersten Mal, will ich meinen.“, kommentierte sie trocken.
„Das hätte ich nicht machen sollen, einfach so gehen.“
„Und wieso? Es war ein Befehl!“
„Ja meine Herrin. Nur nicht auf die Weise, wie ich es getan habe. Und… ich wollte nicht gehen meine Herrin.“, bemühte ich mich, dieses dringliche Gefühl irgendwie in Wort zu fassen.
„Ich verstehe nicht. Das bist du doch.“, entgegnete sie.
„Ja meine Herrin, aber ich bin nicht weit gekommen… und dann umgedreht“ Ich stockte, denn es war nicht gut genug. Das traf es inhaltlich. Aber es gab nicht die Tiefe wieder, die ich damit zeigen wollte. Und alles was ich erwog zu sagen, konnte ich schon im Geiste selbst entkräften. Wie waren die richtigen Worte? Es war alles da. Doch ich wusste nicht, wie es in Sätze zu fassen. Ich verzweifelte immer mehr. Sollte ich es ihr einfach sagen? Das ich nicht wusste wie? Nein. Das würde nur schwach wirken. Ich versuchte eisern ruhig zu bleiben, während in meinem Kopf die Gedanken durcheinander rasten.
„Ich wollte dich wiedersehen, meine Herrin.“, tröpfelte es aus mir raus.
Sie verschränkte die Arme. Nicht annähernd genug, und niemals würde es das sein. Ich versuchte anzuknüpfen, steuerte auf etwas zu.
„Ich möchte so sehr deine Nähe spüren meine Herrin, mehr als die Worte jetzt zeigen können. Bereits nur vor dir auf dem Boden liegen und deinen Absatz in meinem Nacken zu spüren.“ Das, ist kein ganzer Satz du Idiot.
Eine Weile antwortete sie nicht. Ich glaubte innerlich zu platzen, so sehr ließ mich zappeln.
„Das würde sehr schmerzhaft für dich.“, meinte sie schließlich.

„Ja meine Herrin.“
„Und warum meinst du, das ich jetzt darauf Lust habe? Ich habe dich aus einem Grund weggeschickt?!“
Da war kein Argument. Keines, wofür mein Ego ausreichte jetzt. Ich sah auf ihre Füße. Sie nahm mir jeglichen Wind aus den Segeln.
„Entschuldige bitte meine Herrin…“ Es hörte sich nur noch jämmerlich hilflos an.
„Aha.“, stellte sie fest, zwei Schritte auf mich zugehend. „Das bleibt also übrig, von deinen großen Worten.“
Ich hob reflexartig den Blick, so stark spürte ich den ihren. Nicht von dieser Welt schien der Ausdruck in ihren Augen. Wie übertrieben. Aber ich fand keine Beschreibung dafür.
Sie stand da und verschlug mir die Sprache, auch wenn ich nichts sagte.
„Hierher!“, befahl sie.
Ich ging auf sie zu, und überwand den kleinen Abstand zwischen uns, der geblieben war. Mut, den ich nicht gut kannte, aber doch hatte. Bevor ich vor ihr auf die Knie gehen konnte, legte sie beide Hände um meinen Hals, und drückte fest zu. Ihre Finger schlossen sich vorn. Unsere Blicke verschränkten sich ineinander.
Ich starrte sie noch immer an, unfähig etwas zu sagen. Aber das stand nicht länger im Vordergrund. Es war allein sie. Ich war wie gefesselt von ihr. Langsam, fast liebevoll quälend, raubte sie mir stetig die Luft. Es fühlte sich unfassbar schön an. Ich konnte nicht die Augen von ihr lassen. Rühr dich nicht von Stelle, befahl sie, ohne etwas zu sagen. Ihre Lippen waren kaum entfernt, ihr Gesicht, sodass ich ihren Atem spüren konnte.


© D.M.


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