Ich blieb, wartete kniend mit herabhängender Leine da. Die Anstrengung sich aufrecht zu halten, sog immer mehr Kraft ein, die Hundekette, welche sich in meinen Hals fraß den Rest davon. Die Anspannung beim Warten, das Grübeln, intensivierten diesen Effekt noch.
Meine Entschlossenheit wechselte sich mit zeitweiliger Unsicherheit ab, bis mir aufgrund der Zeit klar wurde, worum es hier ging. Um nicht in Versuchung zu kommen mich mit den Händen abzustützen, legte ich sie auf den Rücken. Meine Handrücken berührten etwas Raues und Krümeliges. Schorf auf den Wunden. Die Krusten zogen und rissen bei jeder Bewegung.

Mit der Zeit sank mein Kopf runter. Die Erschöpfung nahm überhand und die schwere Kette, welche von meinem Hals runter hing, zog ihn nach unten. Mir war zu heiß, und kalt zugleich. Ich betrachte den Boden, suchte eine Marmorierung in den Rechtecken.

Urplötzlich sah ich ihre Füße in Heels vor mir. Sie war zurückgekommen. Ich hob den Kopf.
„Was starrst du mich so an?!“, erkundigte meine Herrin sich. Ihr Blick war unnachgiebig.
„Entschuldige bitte meine Herrin.“
„Jammer nicht rum wie ein armseliger Köter! Willst du es etwa nicht länger aushalten für mich?!“
„Doch, meine Herrin… ich halte das aus.“
Aufgeben stand nicht zu Wahl. Wobei ich wohl zu fertig aussah, als das es sie eben überzeugte.
„Das musst du mir erst beweisen!“, sagte sie unbarmherzig und schlug zu, kaum das ich die Peitsche in ihrer Hand bemerkt hatte. Sie traf mich quer über den Brustkorb. Ich biss die Zähne zusammen, aber mir war klar, das die Sache nicht lange tonlos bleiben würde.
„Ja meine Herrin, das werd ich.“, versprach ich ihr.
„Ach ja?! Und am Ende lässt du mich doch wieder sitzen!“
„Nein meine Herrin. Ich hab auf dich gewartet… und ich hab mich bemüht ein braver Hund zu sein.“
„Ja das hast du…“, sagte sie mit einem harten Lächeln. „Und? Wie war es, auf deine Herrin zu warten?!“
Meinte sie noch etwas anderes?
„Gerechtfertigt, meine Herrin.“, murmelte ich.
Sie schlug mir durchs Gesicht. „Du entscheidest also, was gerechtfertigt ist? Hab ich das richtig verstanden?!“
„Nein… ich… Nein meine Herrin, so meinte ich das nicht.“, erwiderte ich flehend.
Sie schob meine Leine zur Seite, und hängte sie mir über den Rücken. Schon diese Bewegung reichte aus und der stumpfe schwere Schmerz unter meiner Halskette wurde zu einem unerträglichen Stechen. Ich verzog das Gesicht vor Schmerz.
„Du meinst vieles nicht so… und doch sagst du es.“

Dafür gab es kein Gegenargument mehr oder dergleichen. Ich konnte nichts mehr sagen, noch ihr in die Augen schauen.
Da holte sie aus und peitschte mehrere Male auf mich ein.
„Sieh mich an, du dreckiger Köter!“, schrie sie. „Ich will sehen, wie du für mich leidest.“ Langsam hob ich den Kopf und sah ihr schmerzerfüllt in die Augen. Aber sie waren, wie so oft rätselhaft, das ich daraus nicht schlau wurde.
„Ich kann das beweisen.“, flehte ich.
Sie hatte recht. Meine Vorderseite musste ja noch angeglichen werden. Ich will für dich diesen Schmerz aushalten, meine Herrin, versuchte ich ihr mit meinem Blick zu sagen.
Es war schwer, nicht zurückzuweichen. Ich zuckte bei jedem Schlag zusammen. Und es war anfangs schwer Augenkontakt zu halten, während sie mir wehtat.
Ich fing an zu schwitzen vor Schmerz. Die Gefühle, welche sie weckte, überfluteten mich erneut. In ihren Augen konnte ich sie selber sehen und hinter der Erbarmungslosigkeit eine tiefe Verbundenheit. Und sie sah mich. Wir fanden unsere Nähe im Schmerz. Es war unmöglich sich davon loszureißen. Sie genoss es mich leiden zu sehen. Und sie schenkte mir durch die Härte, äußerlich davon verborgen, ihre Zuneigung.

Als sie fertig für Ausgleich gesorgt hatte, konnte ich mich kaum mehr auf den Knien halten. Meine Beine zitterten.
„Hast du jetzt genug, du Hund?“
Ich wollte nicht ja sagen, trotz allem.
„Nein, meine Herrin.“ Es klang nicht überzeugend. Es klang nicht einmal frech. Ich war völlig abgekämpft.
„Hmmm… das seh ich aber anders.“, meinte sie, gespielt überlegend.
Sie stellte ihren Heel gegen meine Schulter und drückte mich einfach auf den Boden runter.
„Du wärst sowieso gleich umgefallen.“, meinte sie achselzuckend.
Ich kämpfte weiter, trotz allem.
„Ja meine Herrin…“, murmelte ich. Meine Art mich selber zu dissen.
„Wenn du das zugibst, kannst du ja kein großer Kämpfer sein.“, vermutete sie. „Dreh dich um!“
Langsam drehte ich mich auf den Bauch, sodass ich mit dem Kopf zur Seite vor ihr auf dem Boden lag. Die Kette lag von mir weg und erstreckte sich bis fast unter den Esstisch. Ich hatte erwartet, das es brennen würde, aber die kalten Fliesen an meiner Haut taten gut. Gleichzeitig verursachte die Kälte und das ich nicht sehen konnte was sie tat oder wie sie guckte, mir eine Gänsehaut. Ich atmete schwer. Nicht wegen Schmerzen, sondern in Erwartung. Jede Sekunde konnte… Obwohl ich sie kannte, ließ die Anspannung niemals nach.
Sie stellte ihren Absatz auf meinen zerfurchten Rücken, genau in eine der Wunden. Ich wimmerte leise. Es war viel gewesen heute und ich war über das Ende meiner Kräfte hinaus. Sie gab etwas mehr Gewicht auf ihr Bein.
„Dachtest du etwa, das war schon alles?“
„Nein meine Herrin.“, keuchte ich.
Ich war mir sicher, das sie mich erst einer Ecke liegen lassen würde, wenn ich vollkommen fertig war.

Sie ließ ihren Heel, wo er war. Ich musste die unangenehme Lage aushalten.
„Was fühlst du gerade mein Hund?“, fragte sie interessiert.
„Naja es ist nich lustig, meine Herrin.“, sagte ich, schwach grinsend.
„Meinen Heelabsatz zu spüren, während du flach auf dem kalten Boden liegst ist definitiv nicht lustig für dich. Aber für mich!“ Sie drückte so fest mit dem Fuß zu, das sich ihr Absatz tief in meinen Rücken bohrte.
„Ja meine Herrin“, winselte ich gequält. Äußerst dumme Idee in der Situation einen Witz zu versuchen.
Sie hob ihren Fuß und trat mich mehrmals in die Seite.
„Beweg deinen Arsch unter den Tisch, du dummer Köter!“
Während ich schwerfällig unter den Tisch kroch, versetzte sie mir nochmal einen Tritt, um mich motivieren. Anschließend ließ sie mich da liegen.
Sie setzte sich auf das Sofa, welches stellenweise noch etwas unordentlich aussah, schnappte sich ihr Handy und beschäftigte sich eine Weile damit.
Dann ging sie zum Kühlschrank, bereitete sich einen Salat zu und setzte sich damit an den Küchentisch. Was auch immer sie über dem Tisch tat, ich konnte es nicht sehen. Nach einer Zeit legte sie ihre Schuhe auf mir ab. Die Absätze bohrten sich seitlich in meinen Rücken. Ich lag da und starrte auf das eine Tischbein. Mir tat alles weh. Die Haut unter meiner Halskette war geschwollen, voll blutiger Krusten und brannte.
Nachdem sie fertig war, stand sie auf, packte meine Leine und führte mich mit in den Flur. Während sie allein die Treppe hochging, musste ich unten knien bleiben. Verwirrt wartete ich dort einige Minuten.

„Komm her, mein Hund.“, rief meine Herrin von oben.
Als ich aufstand wurde mir schwindelig. Wie ich die Treppe hoch lief, musste altersschwach aussehen.
Sie stand vor der offenen Tür des Badezimmers. Vielleicht hatte sie sich gerade frisch gemacht. Ihre Haare waren offen.
„Du hast lange gebraucht.“, meinte sie vorwurfsvoll. Es verlieh ihr eine Sanftheit, die wie im Widerspruch zu ihrer Stimme stand.
„Entschuldige bitte meine Herrin.“ Ich war unkonzentriert.
„Ich glaube, das habe ich heute schon ein paar Mal gehört. Es ist jedes Mal glaubwürdiger, weißt du.“, sagte sie und wandte sich zum Ankleidezimmer.
„Das weiß ich, meine Herrin.“, antwortete ich resigniert. Das war deutlich gewesen.

Sie blieb stehen und sah mich an.
„Ist etwas mein Hund?“
„Nein, meine Herrin.“ Niemals würde ich zugeben, das ich schwach auf den Beinen war. Dann fiel mir auf, das ich nicht kniete und korrigierte es schnell.
Sie ignorierte es und ging ins Schlafzimmer.
„Warum gehst du weg, meine Herrin?“, fragte ich.
„Beim Knien brauchst du ja keine Hilfe.“, meinte sie knapp.
„Du hast recht meine Herrin. Aber ich brauche dich, damit ich vor dir knien kann. Sonst… macht das kein Sinn.“, versuchte ich mich zu retten.
„So so… das macht sonst keinen Sinn. Also hältst du es für nicht sinnvoll, in der Küche kniend auf mich zu warten?!“, erwiderte sie, im Türrahmen stehend, die Arme verschränkt.
„Nein meine Herrin, das habe ich nicht gesagt… “
Ich war nicht mehr wirklich in der Verfassung, in welcher ich gute Worte fand.
„Du solltest überlegen, was du sagst.“, stellte sie fest und kam auf mich zu, bis sie direkt vor mir stand.
„Ja meine Herrin.“
„Steh auf.“, befahl sie.
Ich stand schnell auf, und wankte. So ein Mist.
„Sieht so aus, als wäre da jemand müde?“
Würde sie mich gleich wegschicken? Ihr Blick war verschlossen.
Gab es ein Ausweg? Sollte ich ihr vielleicht sagen, was ich empfand? Erleichterung, den Schmerz für sie auszuhalten, Bedauern, das es nicht gut lief, das ich so fertig war oder das Wohlgefühl, die seltsame Freiheit, die ich spürte nachdem sie mich ausgepeitscht hatte? Es schien unmöglich. Oder vielleicht sollte ich ihr sagen, wie schön sie gerade aussah. Wie tief man in ihren Augen versinken konnte, obgleich sie undurchdringlich waren. Ein oberflächliches Kompliment würde sie wohl kaum beeindrucken.
Unter ihrem Blick wurden mir die Knie weich. Das reichte, das ich zurücktaumelte. Allerdings nur wenig, denn da war die Wand.
„Ich bin nicht müde, meine Herrin.“, sagte ich stattdessen.
„Tatsächlich?!“
Natürlich bezweifelte sie das.
„Ja, ich bin wach, nur… Ich will dich nicht enttäuschen, meine Herrin.“
„Wenn du kaum noch etwas leisten kannst, ist es nutzlos.“, erwiderte sie. „Ich kann mich bemühen… “ Flehentlich sah ich sie an.
Schwache Leistung, sagte ihr Blick. Kannst du etwa nicht mehr, du müder Hund?
„Und das reicht für mich, ja?!“
Ich war dezent am Ende. Darauf würde sich keine Antwort mehr finden, die sie nicht in der Luft zerfetzen konnte.
„Also, ich mein, noch mehr… “, antwortete ich angespannt.

Wir sahen uns in die Augen. Sie wusste, das ich nicht aufgeben wollte und darum kämpfte meine gegenwärtige Position zu halten. Ebenso wie ich wusste, was sie forderte und das meine Chancen nicht abzurutschen immer weiter sanken. Und dennoch würde ich ihr das sagen müssen, sonst zählte es nicht. Aber jetzt, hatte ich keine Karten mehr. Ich wollte nicht das es hier endete.
Der Moment war so intensiv, das ich gelähmt war. Es war ein Blick, so vertraut, als könnte sie in mein Herz sehen. Sie sah alles, was ich noch konnte.
Ich sah meinerseits das, was ich immer in ihr gesehen hatte, und was anderen Männern entging. Und es hielt an. Die Spannung kribbelte wie elektrische Impulse bis in meine Hände.
Es war ein Instinkt, und ein hohes Risiko, aber etwas sagte mir, das ich es konnte. Ihre Arme hingen entspannt hinunter. Langsam hob ich den Arm. Meine rechte Hand berührte sanft ihr Gesicht, ihre Wange. Ich spürte ihre Haare weich über meinen Fingerspitzen herabhängen. Ich sah sie starr an, bewundernd und in ihrer Schönheit etwas suchend. Aber ich war mir auch bewusst, das jede Bewegung eine zu viel sein konnte. Währenddessen hatte sich mein anderer Arm um ihre Hüfte gelegt. Ein wenig zögernd sah ich sie an. Dann überwand ich den Abstand zu ihr und küsste sie.
Es war eine innere Explosion, ein Kontrast, wie schwarz auf weiß trifft. Als unsere Lippen sich trafen, wanderten ihre Hände zu meinem Hals und umfasste ihn sachte. Sie hatte mich nicht abgewiesen. Eine so sanfte Berührung war selten. Dennoch löste gerade jede noch so leichte Berührung, Schmerzen an meinem Hals aus. Aber ich genoss ich diesen leisen Schmerz, während ich ihren Mund kosten durfte.
Mein Griff blieb sanft, als wäre sie eine kostbare Marmorfigur, der Kuss dagegen nicht. Er gewann an Tiefe und Heftigkeit, ohne seine Sinnlichkeit zu verlieren. Sie umschloss meinen Hals eng mit beiden Händen, die Kette inbegriffen und drückte würgend zu. Es war erotisch und sehr schmerzhaft zugleich, sodass ich die Augen schloss.
Meine Zunge fuhr über ihre spiegelglatten Lippen. Ich konnte mich kaum noch beherrschen. Zudem war ihre Antwort kein bisschen zaghaft. Und als sie mir mit diesem himmlischen Kuss dezent den Verstand raubte, kam mein Verlangen nach ihrer Härte und Gnadenlosigkeit brutal zurück.


© D.M.


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