Ich hatte noch nie nackt hinter einem Steuer gesessen, und wusste das Verrückte daran zu schätzen. Ich tat gerne das, was sonst keiner machte.
„Fahr los mein Hund.“, sagte sie, als ob nichts an dieser Situation ungewöhnlich wäre.
Mit nervösen Gefühl im Magen, und gutem Gefühl im Schwanz drehte ich aus der Parklücke und fuhr vom Parkplatz.
An der Ausfahrt kam uns eine Politesse entgegen, zu erkennen an dem Gerät, welches sie in einem Schultergurt an ihrer Seite trug, sowie einer unauffällig dunklen Bekleidung. Diese riss die Augen auf, als sie mich durch die Scheibe nackt auf dem Fahrersitz sah. Meine Herrin fand das erneut witzig. Ich presste die Lippen zusammen, um nicht zu grinsen. Ein Auto schützte nicht zwingend vor Blicken.
Ich bog mit einer halben Latte auf die Hauptstraße. Die anhaltende Spannung verhinderte, das mein Schwanz sich wieder beruhigte. Allein der Gedanke, das sie jederzeit ihren Arm ausstrecken und ihn in die Hand nehmen konnte, verursachte das. Nicht, das sie das auch nich sonst konnte, sinnierte ich. Es setzte mich unter Strom, aber auch die Tatsache, das sie genauso gut ihre Fingernägel in meinen Sack krallen und ihn zerquetschen konnte, wenn ihr danach war. Ich versuchte die Vorstellung wegzuschieben und mich auf die Straße zu konzentrieren, so wie sie es von mir erwartete.
Wir fuhren an einem Industriegebiet vorbei, danach durch eine Baustelle auf der Schnell- straße, eine Reihe rot-weiß gestreifter Leitbaken. Als die Bahn frei wurde beschleunigte ich. Eine Betonmischmaschine rollte vorbei. Dergleichen sah ich selten.
Meine Herrin sah aus dem Fenster und sagte zunächst nichts. Meine Gedanken trieben ihn weiter an und das auch, wenn sie nicht hinsah, was ich leider nicht sehen konnte. Mir schoss die Fantasie in den Kopf, wie ich mir auf einem nächtlichen Parkplatz vor ihren Augen einen runterholen musste. Die Vorstellung sie jetzt darum zu bitten, regte mich ziemlich an. Ich erwähnte es nicht. Das konnte ins Auge gehen. Durch die Klimaanlage war es eigentlich ein wenig zu kalt für ohne Klamotten.
Sie bemerkte mein leichtes Unwohlsein.
„Was ist denn, mein Hund?“, fragte sie, gleichgültig und zuckersüß zugleich. Inzwischen stand er wie eine eins.
„Mir ist kalt, meine Herrin.“
Wie dumm war ich eigentlich zu denken, sie könnte ihn übersehen?
„Sei froh, das es nicht mehr ist.“, meinte sie ironisch. „Kann sich da etwa jemand nicht beherrschen?!“
„Nein meine Herrin… ich mein… ja meine Herrin.“ Sie brachte mich aus dem Konzept.

Die Ampel sprang auf Rot. Rechts hinter uns drängte sich ein VW Polo, welcher wohl auf die falsche Abbiegespur gefahren war, quer zwischen die anhaltenden Autos.

„Also mit Ständer bist du gerade nutzlos. Sieh zu, das du dein armseliges Würstchen wieder unter Kontrolle kriegst.“
„Ja meine Herrin.“, antwortete ich niedergeschlagen. Gut, das ich vorhin die Fresse gehalten hatte.
„Andernfalls werde Ich dafür sorgen, das er sich beruhigt. Und nett wird das nicht.“
„Bitte nicht… meine Herrin. Ich… er beruhigt sich schon wieder.“ Ich kam ins Staucheln. Aber ich würde eine Antwort finden.
„Tatsächlich?“ Sie zog die Augenbrauen hoch. „Davon sehe ich aber nichts!“
Natürlich jetzt, da sich ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete, verlor ich nur mehr die Kontrolle.
„Vielleicht reiße ich dir ja auch nur zum Spaß deinen Schwanz ab.“, überlegte sie.
„Dann kannst du ihn nicht mehr für etwas anderes verwenden, meine Herrin.“, stellte ich fest.
„Wie schlau du doch bist! Versuchst du gerade deinen Schwanz zu retten? Vielleicht brauche ich ihn ja nicht.“, erwog sie.
„Das war nur eine Feststellung meine Herrin.“, nuschelte ich, und fing mir prompt dafür eine. Zögerlich fügte ich dazu: „Ich dachte, du brauchst ihn später noch.“ Hör auf, du machst es nicht besser.
„Später?! Was denkst du denn, wie lange ich dich noch ertrage?“, meinte sie pikiert.
„Ich weiß es nicht, meine Herrin.“
„War ja klar. Wer sagt denn, das ich dir heute einen Gefallen tun werde?!“
Meine Hände schlossen sich fest um das Lenkrad, bis die Knöchel weiß hervortraten. Die Spannung brachte mich halb um.
„Keiner hat das gesagt, meine Herrin.“, erwiderte ich eingeschüchtert. Sie hatte mich komplett ausgespielt. „Ich dachte, das ich ihn dennoch behalten darf.“ Es war mir zudem ein Rätsel, wie ernst sie es meinte.
„Wofür denn?“, wollte sie wissen, „Du brauchst ihn ja sicher nicht mehr.“
„Ich würde ihn trotzdem gern behalten meine Herrin.“ Meine Stimme wurde dezent leiser.
„Denkst du das interessiert mich?!“
„Nein meine Herrin.“
„Gut erkannt. Jetzt konzentrier dich gefälligst!“

Er ging nicht weg.
Sie hob die Faust und schlug ihn runter. Mir traten Tränen in die Augen, aber ich blieb stumm. Mein linker Eckzahn grub sich in meine Unterlippe. Sie merkte nichts. Das hoffte ich zumindest. Kein Ruckeln, nichts weiter passierte. Ich kam nicht ein Zentimeter von der Fahrspur ab. Ich hatte, und wusste nicht mal woher, die Disziplin ordentlich weiterzufahren. Und während ich noch fuhr, kam mir der Gedanke wie wunderbar erniedrigend die Szene gewesen war. Womöglich war ich krank das so zu sehen, aber für sie zu Leiden nahm mich ein.

Die Sonne stand im Horizont, als ich auf den Parkplatz am Rewe einbog und bildete einen weiten Sonnenuntergang, orange leuchtend, rot, aber blassblauer Himmel darum, sodass die Landschaft größer schien.
Es war ziemlich voll. Ich musste schlucken. Anscheinend wollten alle nach Feierabend noch einkaufen gehen. Ich setzte das Auto in eine Parklücke.
Die warme Luft des Tages lag noch über dem Teer als wir ausstiegen. Mein Blick flog schnell über die vielen parkenden Autos und ich sah wie Leute ihren Einkauf einluden oder gerade ankamen. Ich ging außen um den Wagen rum, es waren kleine Steinchen auf dem Boden. Am liebsten hätte ich erst den Kofferraum geöffnet, um mir etwas anzuziehen. Ich öffnete die Beifahrertür. Meine Herrin stieg aus. Ich sah auf ihre Schuhe.
„Und wie war es nackt Auto zu fahren, mein Hund?“, fragte sie.
„Ich… hatte noch ein besseres Gespür für die Kupplung als sonst, meine Herrin.“
„Denkst du ernsthaft, das wollte ich hören?!“, fuhr sie mich an.
„Nein… meine Herrin. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.“
„So? Du weißt es nicht?!“
Ich schwieg. Angestrengt kramte ich nach Worten, um irgendwie zu beschreiben was ich empfunden hatte, vorhin beim Fahren und was ich jetzt spürte, so vor ihr zu stehen, nackt an einer Kette, die an meinem Halsband befestigt war.
Sie verschränkte die Arme.
„Ich… es war schön, also ich mein, es ist schön, das, obwohl es so demütigend war, es… “ Ich versuchte es sehr. Aber diesmal war es schwer den Kontrast darzustellen. Mir fiel kein Bild ein.
„Ich hoffe doch, das es immer noch demütigend ist.“, stellte sie klar.
„Ja meine Herrin, ich konnte zwei Seiten auf einmal sehen.“
„Das ist die jämmerlichste Beschreibung, die ich je von dir gehört habe! Du dummer Hund lässt nach.
Inzwischen registrierte ich, das wir nicht länger unbemerkt waren. Leute an den Autos verharrten in ihrer jeweiligen Tätigkeit, blieben aufmerksam stehen. Neugierig, belustigt oder empört, der soziale Druck war noch größer als vorhin. Es forderte einiges an Beherrschung ruhig stehen zu blieben.
„Geh dich anziehen.“, sagte sie darauf.
„Ja meine Herrin.“
Schnell ging ich zum Kofferraum und holte, die noch immer leicht feuchten Klamotten heraus. „Und trödel nicht!“, rief sie mir nach.
Immer mehr Leute sahen zu uns hinüber, während ich mich hinter dem Auto anzog. Ich konnte ihre Blicke spüren. Meine Hände zitterten, angestrengt mich möglichst schnell anzuziehen, aber gleichzeitig Ruhe zu wahren.
Fertig angezogen, stellte ich mich wieder vor meine Herrin. Ihr passte der Anblick augenscheinlich nicht, denn sie griff sich meine Leine und trat mich kurzerhand zu Boden.
„Komm mit, du elender Köter.“ Sie zog die Leine stramm und ging voraus.
Gelächter verfolgte mich. Unter anderem das zweier Jugendlicher, die offenbar Alkohol gekauft hatten. Ein sportlicher Mann mit Glatze quäkte breit. Besonders eine besenartige Bürofrau, die neben einem hässlichen Honda stand, kriegte sich gar nicht mehr ein. Sie lachte wie Tante Greta. Mir sträubte sich das Fell.

Ich musste auf allen Vieren bis zum Laden kriechen, wobei sie keinerlei Nachsicht zeigte, das ich zu langsam war. Sie würde mich fertig machen.
„Schneller, du dummer Köter!“, schrie sie mich an.
Auf Höhe eines silbernen Renault versetzte sie mir einen Fußtritt, sodass ich auf dem Bauch landete. „Hab ich nicht gesagt, du sollst dich beeilen?! Na los!“ Sie riss an der Leine.
Ich winselte wie ein getretener Hund. Die schon verkrusteten Stellen, welche mit an der Halskette klebten, rissen ein und es blutete erneut. Ich konnte kaum aufhören rumzujaulen.
Wir befanden uns kurz vor dem Eingang. Sie trat ein weiteres Mal zu.
„Halt dein Kötermaul!“, befahl sie mir barsch.
Im Laden musste ich den Einkaufswagen fahren. Meine Herrin hatte das Ende der Leine auch an dem Karabiner an meiner Halskette befestigt. Sie ging vor mir her und suchte Gemüse zusammen, kaufte keine Mango, denn es gab keine mehr, und außerdem Brötchen. Die meisten waren mit ihren eigenen Einkäufen beschäftigt, dennoch flogen einige Blicke umher. Mich störte das nicht. Es war richtig, wie ich unter ihren Schuhen lag. Der Schmerz hielt mich im Zaum. Ich verhielt mich absolut brav.
Wir gingen zu den Kühlregalen. Ich bewunderte wie systematisch sie vorging, ohne einen Weg zweimal zu machen. Während sie mich anwies, verschiedenste Dinge aus den Regalen zu holen oder Getränke zu tragen, schrie sie mich an und schlug beim kleinsten Fehler oder wenn es zu lange dauerte. Ich war zugegeben etwas trottelig, da meine Leistungsfähigkeit schon mehr als zur Hälfte dezimiert war. Ich kämpfte fortwährend darum es auszuhalten.
Eine funkensprühende Kette öffentlicher Demütigungen reihte sich aneinander. Ich empfand sie wie Lichter, die meinen Körper elektrisierten und konnte gar nicht genug davon haben. Es zog unglaublich. Und das bis in meine Hose. Ich wollte geradezu, das sie mich fertig machte.

Es war lustig mitanzusehen, wie manch andere männlichen Vertreter der Schöpfung einen Vorwand suchten sie anzusprechen. Nach Reinigungsmitteln und Waschpulver erreichten wir die Kasse. Ich stand hinter meiner Herrin und versuchte unauffällig zu sein. Für gewöhnlich gelang mir das. Heute nicht. Von einer anderen Warteschlange der Kasse neben uns, bekam ich den verächtlichen Blick eines bulligen Kerls in Muskelshirt ab, in etwa so, als wäre ich ein Grashüpfer. Der Blick, den er meiner Herrin zuwarf, war gierig bis ekelhaft. Das machte mich wütend und ich starrte äußerst nett zurück. Ich war nicht in der Verfassung, wo ich das ignorieren konnte.
Meine Herrin bemerkte ihn gar nicht, zahlte mit Karte und verließ das Geschäft noch ehe der Typ dran war.
Den Weg zum Auto musste ich leider nicht kriechen. Draußen war es abgekühlt. Schweigend hielt ich ihr die Tür auf und räumte den Einkauf ein.
Als ich mich hinter das Lenkrad setzte, löste sie die doppelte Befestigung wieder vom Karabiner an meinem Halsband und holte sich das Ende der Leine. Sie rasselte etwas. Ich sah mit fragendem Blick zu ihr. Dann ließ ich den Motor an und wendete.


© D.M.


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