Ich war in der blutroten Kirche und hockte auf dem steingrauen Boden in der anderen Welt. Er war gepflastert. Es sah aus, als ob die Wände aus rotem Edelstein wären. Ich hielt mich allein dort auf, schob Müßigkeit, während ich die kleine schwarze Katze vor mir anlockte und sie streichelte. Ich hatte gesehen, das auch die Herrin online war, aber ich war allein von Raum zu Raum gestreunt und nun wieder hier gelandet. Wahrscheinlich den Erinnerungen wegen.
Nachdem ich sie so urplötzlich im Acacia Drive getroffen hatte, wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich war fassungslos gewesen, als sie auf einmal da stand. Ich hätte nicht gedacht, das ich sie so schnell wiedersehen würde. Es warf mich nahezu um. Immerhin war ich erwachsen genug gewesen, nicht komplett unverschämt zu ihr zu werden. Ich war so hin und hergerissen.
Die Macht, die sie über mich hatte, war noch immer enorm und zwang mich zur Unterwürfigkeit.
Ich hatte kaum eine Chance zu widerstehen. Ich lief davon. Der Schmerz war noch zu frisch und ich war völlig planlos. Und nun hockte ich hier rum.

Da trat sie bei.

Mein Herz machte einen Satz. Ich suchte sie mit der Kamera. Da stand sie und sah zu mir hinüber. Ich suchte verzweifelt einen anderen Platz, um schnell aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Sie setzte sich auf das große schwarze Ledersofa in der Mitte, an der Stirnseite der Lobby, im private Bereich. Sie sah mehr als nur einschüchternd aus. Sie könnte mich einfach zerquetschen, wenn ihr danach wäre. Ich skippte weg, auf die andere Seite zwischen die vielen Sofas im roten Nebenraum. Keiner sagte etwas.

„Komm zu mir mein Hund.“

Ich erstarrte.

Dann flog ihr mein Herz zu und ich gehorchte, wie ein Reflex. Ich kniete mich neben sie auf den Boden in die Ecke. Ich kam mir wie ein ungezogener Hund vor, der erst verhört und dann bestraft würde. Langsam entwickelte sich ein Gespräch. Sie saß nun auf dem glänzenden schwarzen Ledersofa an der Seite. Ständig traten Leute bei und gingen wieder.
Ich weiß nicht mehr wie es anfing, aber es lief darauf hinaus...Sie fragte mich wieder, warum ich nicht mehr ihr Hund sein wollte. Und so wie sie es darstellte, hatte ich kaum ein Argument. Sie redete mich mit „mein Hund“ an, als wäre ich noch immer ihr Eigentum. Ich war machtlos dagegen. Mein Verstand wollte rebellieren. Mein Herz gehorchte, ohne ihn überhaupt zu fragen. Ich hatte sie vermisst.

„Hast du meinen anderen Post auch gesehen?“ Ja, das habe ich.
„Ja Herrin. Dann wollen wir doch mal sehen, wie lange ich durchhalte bis ich winselnd vor dir auf dem Boden krieche.“ Ich war zu Stolz um einfach aufzugeben, auch wenn mir langsam dämmerte, wie aussichtslos dieses Unterfangen war.
„Aha, und was meinst du, wie lange das dauern wird?“, fragt sie unbeeindruckt.
„Ich weiß es nicht.“
„Ich sitze ja hier nicht auf Abruf.“ Der Vorwurf ist deutlich. Sie hätte genauso gut sagen können: Du widerliche Kakerlake, glaubst du ich warte auf dich?!
„Wohl kaum. Aber falls/wenn ich tatsächlich angekrochen komme, kannst du mich ja fertig machen.“ Sie würde mir nicht verzeihen.
„Das werde ich! Mein Stock wird dir kräftig auf den Rücken knallen! Und meine Absätze werden sich in deine Hände bohren!“
Ich wusste, das die Strafe früher oder später kommen würde.

Es war so schwer sich zu distanzieren. Wie konnte es sein, das ich ihr noch immer ergeben war?

„Wie ich sehe hast du deine Kette noch um! Sehr gut! Sie muss eng anliegen, damit du immer daran erinnert wirst, dass du mein Hund bist.“ Ein Kribbeln läuft mir die Wirbelsäule runter. So ist es wohl, wenn man ihr gehört.
„Wie könnte ich das vergessen... Es ist eigenartig, wie ich in gewisser Weise noch immer dein Hund bin, aber eigentlich auch nicht.“ Sie verwirrt mich komplett.
„Eigentlich.“, meint sie.
„Ich verstehe das nicht. Und du bist trotzdem noch genauso besitzergreifend, ja fast sogar mehr.“, sage ich verzweifelt.
„Natürlich. Du bist mein Hund.“ Da ist es wieder.
„Wie soll ich mich da wehren können. Ich hab ja keine Chance.“
„Die hast du in der Tat nicht, mein Hund.“

Wir trafen uns im Keller des Phantomschlosses, das stille Schloss friedlichen Horrors. Mit hängenden Schultern lief ich die Treppe herunter, an Spinnweben vorbei, in die kahlen Katakomben. Mir fiel auf, das sie den Grundriss eines Kreuzes hatten. Es war kühl und modrig.
Mit gesenktem Kopf lief an dem großen Käfig vorbei zur Herrin. Abwartend stand sie da und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Flügel standen so hoch. Ich fiel vor ihr auf die Knie. Dabei bemerkte ich die Peitsche in ihrer Hand. Furcht und Erregung durchfuhren mich.
„Schön!“, meinte sie hart, „Dann willst du also um Vergebung winseln?!“ Ich presste die Lippen zusammen.
„Du willst nicht reden?!“ Ich biss mir fest auf die Unterlippe.
„Gut. Ich peitsche dich aus, bis du um Verzeihung bittest.“
Ich konnte sie nicht ansehen. Ihre Krallen bohrten sich unter mein Kinn. Dann griff sie mir in die Haare und riss meinen Kopf hoch. Ich guckte wahrscheinlich wie eine Maus vor einer Raubkatze. Sie sah mich ernst an. Die Hundekette hing von meinem Hals hinunter, wie von einem Hund, der sich losgerissen hat. Sie griff danach und zwang mich hoch.
„Zieh dein Oberteil aus und stell dich mit dem Gesicht zum Gitter. Da an den Käfig!“
Der schwarze Kapuzenpullover fiel zu Boden. Zitternd stand ich da. Sie packte meine Handgelenke, legte sie in Handschellen und befestigte sie über meinem Kopf am Gitter.
Die Herrin trat ein paar Schritte zurück und betrachtete mich ein Weilchen, wie ich mir vor Angst fast in die Hosen machte. „Das wird wehtun, das versprech ich dir, du Hund. Wirst du den Schmerz für deine Herrin aushalten?!“
„Ja Herrin.“, flüsterte ich. Die Erwartung setzte mich unter Strom.
„Ich höre dich nicht!“, schnauzte sie mich an. „Lauter!“
Genau das war es.
„Ich war ein ungezogener Hund, Herrin. Ich hab es nicht anderes verdient, bestraft zu werden.“, sagte ich.
Es war schön. Hoffentlich konnte sie mein Gesicht nicht sehen.
„Tatsächlich?!“
Sie holte probehalber mit der Peitsche aus, ließ sie durch die Luft sausen und auf meinen Rücken knallen. Ich keuchte. Es war ein entsetzlicher brennender Schmerz, wie der Schnitt eines Messers oder einer Metallsaite, als die dünne Schnur mich traf.
„Du hast es also verdient? Womit hast du es verdient, meine Macht spüren zu dürfen, du dreckiger Hund?!“ Erneut holte sie aus. Der Schmerz durchzuckte mich eiskalt. Meine Muskeln verkrampften sich.
„Ich flehe dich an Herrin, bitte lass mich deine Macht spüren.“ Meine Stimme bebte. Ich hatte Sehnsucht nach dem Schmerz.
„Ich will ja mal nicht so sein.“, sagte sie zuckersüß.

Wieder schlug sie zu. Und wieder. Bei jedem Schlag zuckte ich zusammen. Meine Haut wurde wund. Es brannte wie Feuer. Die Peitsche grub sich immer tiefer in meinen Rücken. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und als sie das nächste mal zuschlug, schrie ich auf.
„Kannst du sie spüren, meine Macht, ja?!“ Meine Antwort war nicht sehr deutlich, nur ein Murmeln. Wie dumm. Die Lederschnur traf mich erneut am Rücken. Mein Schrei hallte von den Wänden wider. Ich spürte, das die wunde Haut langsam aufriss und merkte, wie ich die Kontrolle über meinen Körper verlor. Ich litt für sie. Ich wollte nichts mehr anderes.
„Antworte mir!“
„Ja, ich kann sie spüren Herrin.“, rief ich mit gebrochener Stimme.
„Weißt du was?! Ich glaub dir nicht.“, stellte sie fest und schlug weitere Male zu. Die Peitsche schlitzte nach und nach ein Muster in meinen Rücken. Ich schrie markerschütternd.

Die Zeit dehnte sich quälend aus. Pein und Erregung vermischten sich und verbanden sich untrennbar miteinander.
Es kam mir vor wie mehrere Stunden. Mein Körper wollte in sich zusammensacken. Es wurde immer schwerer dagegen anzukämpfen. Mein Kopf hing inzwischen fast auf meiner Brust. Der Schmerz nahm mich gefangen. Es gab nur noch die Herrin und mich auf der Welt. Nichts anderes zählte mehr. Ich gab mich ihr hin, ließ mich fallen und genoss den Schmerz.

Sie schlug unregelmäßig zu, sodass ich mich nicht darauf einstellen konnte. Meine Stimme brach immer wieder. Ich hörte mich an wie ein verwundetes Tier. Ich bereute es tief, so ungezogen gewesen zu sein.

Zwischendurch machte sie kurz eine Pause. Ich hing am Gitter. Meine Füße trugen mich kaum noch. Sie stellte sich direkt hinter mich.
„Ach, du kannst schon nicht mehr?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Und was war mit deinem Versprechen?!“ Sie klang enttäuscht.
„Ich halte es aus, meine Herrin.“, schwor ich.
„Ach ja?!“ Ihre Krallen fuhren über meinen Rücken. Ich winselte vor Schmerz. Mein Kopf fiel nach hinten. „Aber schön, das ich in deinem Gesicht sehen kann, wie du für mich leidest.“, meinte sie anzüglich.
„Und jetzt stell dich ordentlich hin und nimm deine Strafe an, wie ein braver Hund!“

Mit großer Mühe stellte ich mich wieder ordnungsgemäß hin. Aber der Boden war nicht mehr eben. Die Handschellen hatten meine Handgelenke wund gescheuert. Mir tat alles weh.
Die harte Schnur der Peitsche schnitt mir fortwährend in den Rücken. Ich wusste nicht, wie lange es schon so ging. Inzwischen mussten es Hausfetzen sein. Ich konnte meine eigenen Schreie nicht mehr hören. Sie taten mir in den Ohren weh. Mein Körper zitterte unter dem Schmerz. Es roch nach Blut.
Schließlich war ich ausgelaugt und konnte nicht mehr. Meine Beine gaben nach. Die Handschellen rissen an meinen Handgelenken, als ich jegliche Körperspannung verlor und mit meinem vollem Gewicht daran hing. Die Herrin hielt inne.
„Bitte.“, murmelte ich schwach.
„Ja mein Hund?“
„Bitte verzeih mir, Herrin.“
„Du willst dich entschuldigen?!“, fragte sie milde erstaunt.
„Ja, Herrin“, sagte ich leise. Ich war heiser.

Sie ging zu mir hinüber, ihre Heels pochten in der, nun angenehmen Stille auf dem Boden. Meine Schreie waren verstummt. Sie besah sich meinen Rücken. Die kühle Luft brachte kaum Erleichterung, so sehr brannte es. Sie legte eine Hand darauf. Ich wimmerte leise.

„Gut, das will ich sehen.“ Sie löste die Handschellen. Meine Hände rutschten heraus und ich fiel kraftlos vor ihr auf den Boden. Sie trat ein paar Schritte weg und setzte sich auf den breiten Ledersessel auf der linken Seite. Einen Augenblick lag ich schwer atmend auf dem Boden. Vielleicht waren es auch ein paar Minuten. Dann zog ich mich mit reiner Willenskraft an dem Gitter neben mir hoch, auf alle Viere. Ich kroch über den Boden zu ihr rüber und kniete mich aufrecht zu ihren Füßen hin. Es kostete alle Willenskraft.
„Vergib mir bitte, meine Herrin. Ich war ein böser Hund. Ich flehe dich an, lass mich dein Hund sein und dir dienen.“, bettelte ich.


© D.M.


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