Donnerstag, der 16. April

00:00 Uhr
Ich bin noch wach. Nich gerade ungewöhnlich für mich. Aber das ich hellwach bin, ist es vielleicht. Die Therme brummt über mir auf dem Dachboden, ein gleichmäßiges Geräusch. Ein Hintergrundgeräusch und doch ist es immer präsent. Draußen ist es still, nich mal ein Windhauch. Um Mitternacht zu schreiben, hab ich vorher noch nie versucht. Es ist … anders, interessant. Und jedes zweite Wort ist rot unterkringelt bevor ich es korrigiere.

00:01 Uhr
Die Gardinen sind zu, der Computerbildschirm leuchtet matt. Ansonsten liegt mein Zimmer nur im Dämmerlicht der Nachttischlampe. Mir ist ein bisschen warm. Ich trinke noch was Cola. Mit den Kommaregeln stand ich schon immer auf Kriegsfuß. Is jetz auch egal.

00:02 Uhr
Mitten in der Nacht ist ohnehin die beste Zeit des Tages. Ich wünschte meine Herrin wäre online. Würde sie auch den Frieden empfinden, den ich in der Nacht sehe? Hmm. Sie ist wohl etwas zu feurig. Ein bildhübsches Monster, das dir dein Herz stiehlt, ehe du es realisierst. Du möchtest dich ihr hingeben, dich quälen lassen. Ich ahnte ja nich, das Schmerz so erregend und süß sein kann. Und ich ahnte nicht, das es so schmerzhaft sein könnte.

00:03 Uhr
Obwohl das Bedürfnis nach Ruhe ja in jedem Menschen liegt, so ist sie voller Leidenschaft, das Gefühl, das auch in mir brennt. Auch wenn das allein nich mal annähernd ausreicht, um sie zu beschreiben. Es ist soviel tiefer. Ich brauche mehr als tausend Worte.

00:05 Uhr
Die Nacht steht für Ruhe, aber auch für Einsamkeit. Allein sitze ich in einem Zimmer im zweiten Stock des großen Hauses. Viele Menschen sind im Augenblick allein. Man lässt sie allein vor der Welt. Was ein Kreuz einsam zu sein. Nich das allein sein mit einsam sein gleichbedeutend wäre, aber … sind sie nämlich nich. Möglicherweise bin ich doch müde.

00:07 Uhr
Die Nacht ist dunkel, man kann sich gut in ihrem Mantel verstecken, wie ein Schatten. Ich fühle mich dort außerordentlich wohl, niemand starrt mich an, denn keiner sieht mich.

00:08 Uhr
Die Nacht steht auch für drohendes Übel, das im Dunkeln lauert. Ich kann es riechen. Doch diese hier scheint friedlich zu sein.

00:08 Uhr
Mein Dad auf dem Weg zur Toilette. Schon lustig, das er im Dunkeln immer an der selben Stelle stolpert.

00:09 Uhr
Ich hab zunehmend den Eindruck, irgendein Blödsinn zu Papier zu bringen. Oder zur Datei? Digitalisierung ist ja genial. All die schönen Redewendungen werden unbrauchbar.

00:10 Uhr
Ich sollte wirklich ins Bett. Diese Lebensweise ist ungesund. Aber die besten Ratschläge gibt man sich ja bekanntlich selbst.

00:10 Uhr
Vor dem Nachbarhaus schlägt eine Autotür zu. Wo der wohl war?? Einen trinken? So richtig interessieren tuts mich nich. Soll er doch. Die Rollläden quietschen schauerlich, als er sie herunterdreht.

00:12 Uhr
Mein Dad auf dem Weg zurück in sein Schlafzimmer. Was hat er so lange im Bad gemacht? Den Kopf ins Klo gesteckt? Obwohl wir ja inzwischen wissen, das dies nich so extrem ist, wie es sich anhört. Toiletten können erstaunlich sauber sein, nach meiner Erfahrung. Aber es ist schon dumm. Und verrückt.

00:15 Uhr
Es stört mich gerade gar nich das meine Sätze teilweise keine funktionierende Grammatik haben. Und die Rechtschreibung… naja geht so. Wenn ich nich bald in den Federn lande, knallt mir der Kopf auf die Tastatur.

00:20 Uhr
Es war, als wäre es alles nur ein Traum gewesen.


© D.M.


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Beschreibung des Autors zu "Nachts"

(reale Begebenheit)

Wie definiert man Realität??
Ist das, was sich im Geiste abspielt, nicht auch in gewisser Weise real? Für mich verschwimmen die Grenzen von Fantasie, meiner Vorstellungskraft und der Realität zunehmend. Auch wenn ich es mit meinem Verstand klar trennen will.
Und um ein Zitat zu verwenden: Natürlich ist es alles nur in meinem Kopf, aber warum sollte das bedeuten, das es nicht real ist.

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Kommentare zu "Nachts"

Re: Nachts

Autor:   Datum: 16.04.2020 8:12 Uhr

Kommentar: Oh ja es scheint alles so real und fest, ist es aber wohl nicht. Interessante Einblicke. Lg Olli

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