Einige Tage später. Unter der Hilfe des Ordens kam Julius wieder zu Kräften. Die ersten Tage war die Hölle gewesen. Es war, als müsste er jede Bewegung neu erlernen. Selbst die Kleinsten kosteten ihn unglaubliche Anstrengung. Aber danach gings Bergauf. Nach dem 3. Tag konnte er wieder ohne Hilfe laufen. Bald darauf, war er wieder der Alte. Das einzige, das ihn weiterhin störte, waren seine gelben Augen. Jedes Mal, wenn er sein Spiegelbild sah, dann wurde er an seine Situation erinnert und er spürte ein Stechen in der Brust. Er starrte auf die Uhr. Es war kurz nach Neun. Bald würde Aeron kommen und ihn zu den Einherjar bringen. Dort würde sich sein weiterer Weg entscheiden. Aber vor allem würden die Einherjar darüber herausfinden, wie sehr er ein Dämon ist. Dann würde er leben oder sterben. Egal was kommt, Julius war bereit. Es klopfte an der Tür und Aeron trat ein. Er wirkte abgehärmt aus. Der Krieg verlief nicht gut. Aeron hatte ihm erzählt, dass immer mehr Rider umkamen. Und es wurden kaum neue Rekruten gefunden. Wenn das so weitergeht, dann würden bald keine Rider mehr da sein, um die Welt zu beschützen.
Julius: Morgen Aeron.
Aeron: Morgen Julius. Bereit?
Julius nickte und Aerons Miene wurde ernst.
Aeron: Dann komm. Wir haben keine Zeit zu verlieren.
Gemeinsam verließen sie das Zimmer und schritten die Gänge des Europa-Hauptquartieres. Julius hatte bei gelegentlichen Ausflügen das unterirdische System aus Tunneln und Räumen erkundet. Es erstreckte sich über viele Meilen unter London und der Kanalisation. Es gab mehrere Ausgänge zur Oberfläche, aber tatsächlich gab es oben einen offiziellen Einstieg. Die Kneipe „Black Lotus“ diente dem Orden als Fassade für die Normalos. Auch gab es einen Ausgang zur Themse, von wo aus Rider normalerweise den Orden verließen. Julius musste schmunzeln. Diese riesige Organisation, versteckt unter der Stadt. Sie gingen immer tiefer hinab. Irgendwann standen sie vor einer großen Tür. Aeron ging ohne anzuklopfen hinein. Julius folgte ihm. Er war neugierig. Wie würden wohl gefallene Kriegergeister aussehen? Nach der Legende mussten sie viele hundert Jahre alt sein. Welches Wissen sie haben mussten. Doch er reiste sich zusammen. Zusammen betraten sie eine Runde Kammer, etwas acht Meter auf acht Meter groß. Am andere Ende stand ein steinerner, halbkreisförmiger Tisch. Dahinter standen vier Stühle aus Stein und vier Stühle aus Marmor, jeweils abwechselnd. Auf den Marmorstühlen saßen vier Menschen, soweit Julius das beurteilen konnte. Das mussten die Generäle sein. Aeron hatte ihm erklärt, dass es neben den Ridern noch die Generäle gab. Die Generäle waren erfahrene und starke Rider. Sie waren die Elite des schwarzen Ordens. Außerdem standen sie im direkten Kontakt mit den Einherjar. Aeron trat vor, während Julius in einigen Schritten Entfernung zurückblieb.
Aeron: Verehrte Generäle, ehrwürdige Einherjar. Ich bringe euch Julius Belmont.
Mit diesen Worten erschienen auf den steinernen Stühlen die Einherjar. Sie waren schemenhafte Gestalten. Alle sahen definitiv Nordisch aus. Lange Haare, geflochtener Bart, Flügelhelm, Axt. So in etwa hatte Julius sich sie vorgestellt. Der einzige wirkliche Unterschied war das Alter der Einherjar. Einer sah aus, als wäre er jung gestorben, vielleicht zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt. Der Älteste sah aus, als wäre er sechzig Jahre alt. Die anderen Beiden schätzte Julius auf etwa vierzig oder fünfzig. Einer der Einherjar erhob sich und seine Stimme hallte donnernd durch den Raum.
Einherjar: Der Mensch, der sich Julius Belmont soll vor uns treten.
Julius tat wie ihm gehießen. Als er etwas in der Mitte des Halbkreises stand machte er halt. Er machte die Hand zu Faust und drückte sie sich gegen die Brust.
Julius: Ich Grüße euch ehrwürdige Krieger und eure gefallenen Brüder.
Konnte nicht schaden etwas höflich zu sein und ihnen Respekt zu zollen.
Der Älteste der Einherjar erhob sich und erwiderte den Gruß.
Einherjar: Wir begrüßen dich in unseren Hallen, Julius Belmont. Wir haben vernommen, dass du unserem Orden beitreten möchtest.
Anscheinend hatte der Älteste der Einherjar hier den Vorsitz. So wie es im nordischen Volk üblich war. Je älter ein Krieger ist, desto mehr Wert hat seine Stimme.
Julius: So ist es.
Einherjar: Ich bin Grim Sturmfunke von der langen Küste. Und der Älteste in diesem Rat.
Er deutete auf die Beiden, die Julius als die zweiältesten geschätzt hatte.
Grim: Dies sind die Brüder Siegbard und Siegmund aus dem hohen Norden.
Danach zeigte er auf den Jüngeren.
Grim: Und dieser Jungspund kommt von den kalten Hügeln und heißt Ohm.
Julius wiederholte den Gruß mit den anderen Einherjar. Danach setzte sich Grim wieder auf seinen Sitz und der General links von Grim erhob sich. Genauso wie Grim sah er alt aus. Auch wenn er vermutlich etwas älter als vierzig war. Sein Haar war lang und rotfarben. Außerdem trug er auf der linken Gesichtshälfte eine Maske.
General: Ich bin General Cross. Gemeinsam mit Grim, Oberhaupt dieses Rates.
Grim gluckste erheitert. Dafür erhielt er von Cross einen vielsagenden Blick. Cross räusperte sich und deutete auf nacheinander auf die Rider links von ihm. Zuerst war da noch eine junge Dame, die auf den Namen Juliet hörte. Sie hatte kurzes schwarzes Haar und ein kantiges, aber freundliches Gesicht. Sie war nicht älter als dreißig. Danach kam eine, wie Julius sagen würde, edle Dame. Sie war jünger als Cross, aber älter als Juliet. Ihr Gesicht war ernst und arrogant. Ihr blondes langes Haar war zu einem Zopf gebunden worden. Ihr Name war Victoria. Und zuletzt war da noch Rufus. Er war jung, jünger als alle anderen, sogar jünger als Julius mit seinen siebenundzwanzig. Vielleicht, aber nur vielleicht war er etwas zwischen achtzehn und einundzwanzig. Der braune Schopf lag zerzaust auf seinem Haupt. Der Blick ernst und komplett auf Julius gerichtet. Das waren die Generäle des schwarzen Ordens. Er wiederholte den Gruß mit ihnen. Nachdem auch Cross sich wieder gesetzt hatte, übernahm Grimm wieder das Wort.
Grim: Ich frage dich noch einmal. Du willst dem schwarzen Orden beitreten?
Was sollte das? Er hatte diese Frage doch eben erst beantwortet. Grims Blick war genau auf seine Augen gerichtet.
Julius: So ist es.
Grim: Nun, dann verrate uns doch erstmal, wie deine erste Begegnung mit einem Dämon war. Lass nichts aus und berichte auch, wie du dich fühltest.
Julius holte tief Luft. Nachdem er sich gesammelt hatte, startete er seinen Bericht. Er erzählte, wie es kam, dass er in die Gasse ging, von dem Nebel, dem Gefühl der Einsamkeit als er in der Domäne war. Und er erzählte ihnen von Paimon, wie sie ihn vollständig unter Kontrolle hatte. Und wie sie ihm das Angebot unterbreitet hat, wie er gewillt war es anzunehmen. Über das danach entstandene Chaos konnte er nur wenig berichten. Er endete damit, als er hier aufwachte. Als er geendet hatte, waren die Mienen der anderen mitunter finster, bis hin zu verständnisvoll. Vor allem Juliet sah so aus, als hätte sie Mitleid mit ihm. Grim und Cross hatten eine ratlose Miene aufgesetzt und Julius ahnte, was jetzt kommen würde. Wieder wandte sich Grim an Julius.
Grim: Zu aller Erst meinen Glückwunsch, dass du überlebt hast. Du bist einem Dämon gleich beim ersten Mal sehr nah gekommen. Und dazu kommt, dass sie dich nicht direkt töten wollte, sondern verwandeln wollte. Und mach dir keinen Kopf darüber, dass du ihr auf den Leim gegangen bist. Du hattest keine Chance. Niemand hat das bei seiner ersten Begegnung. Wenn jemand Schuld hat, dann sind es wir vom schwarzen Orden, dass wir dich nicht davor bewahren konnten.
Grim neigte sein Haupt und so taten es die anderen Einherjar. Julius neigte ebenfalls sein Haupt. Doch etwas überrascht über diese Entschuldigung von Seiten der alten Krieger.
Julius: Ich verzeihe euch.
Nachdem alle ihr Haupt wieder erhoben hatten, fuhr Grim fort.
Grim: Damit kommen wir zu einem kleineren Problem. Und zwar geht es um deinen aktuellen Zustand. Zumindest teilweise bist du ein Dämon. Aber noch nicht vollständig. Jedoch ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis du vollständig als Dämon erwachst.
Grims Blick wurde finster und es war als würde er in Julius hineinschauen.
Grim: Wir Einherjar können sie sehen. Die Finsternis in deinem Herzen. Der Schatten in deiner Seele. Noch schläft er, aber bald wird er sich regen und mehr und mehr von dir fressen.
Unwillkürlich fasste sich Julius an die Stelle, die Paimon damals durchstoßen hatte. Plötzlich meldete sich Siegmund.
Siegmund: Ich finde wir sollten ihn töten. Solange er noch mehr Mensch als Dämon ist.
Grim: Das wäre eine Option. Doch es gibt noch eine.
Jetzt meldete sich Cross zu Wort.
Cross: Hältst du das für klug, Grim?
Grim schüttelte den Kopf.
Grim: Ich weiß es nicht. Aber es wäre einen Versuch wert.
Rufus: Dann wäre sein Weg, allerdings vorbestimmt. Es gibt kein Zurück.
Julius: Wovon redet ihr?
Rufus wandte sich direkt an Julius.
Rufus: Wir reden davon, dich zu einem Rider zu machen.
Julius: Zu einem Rider? Ihr wollt mich auf die Dämonenjagd schicken?
Grim: Wir Einherjar erwecken in jedem Rider eine besondere Fähigkeit. Mit dieser Fähigkeit könnten wir den Dämon in dir versiegeln.
Jetzt meldete sich Juliet.
Juliet: Doch der Schutz wäre nicht vollständig. Der Dämon in seinem Inneren wird genauso von negativer Energie geleitet, wie der Rest auch. Wenn wir ihn gegen Dämonen kämpfen lassen, dann setzen wir ihn immer wieder einer riesigen Menge an eben dieser Energie aus. Irgendwann wird der Dämon stark genug sein und ausbrechen.
Siegmund: Und dann haben wir einen noch stärkeren Dämon um den wir uns kümmern müssen.
Rufus: Das ist aber nicht sicher. Es kann auch gut sein, dass er nie ausbricht. Genauso wie er ausbrechen kann, während wir hier sitzen und diskutieren. Aber als Rider würde auch Julius stärker werden. Er könnte lernen die Kraft des Dämons für uns zu benutzen.
Siegmund: Wenn er es denn schafft.
Jetzt schaltete sich auch noch Victoria dazu.
Victoria: Töten wir ihn hier und jetzt. Dann haben wir es hinter uns.
Siegmund: Dem stimme ich zu.
Sekunde, was? Julius war schockiert. Wurde gerade darüber diskutiert, ob man ihn töten sollte. Wie war das alles aus dem Ruder geraten? Und er hatte keine Chance zu reagieren. Julius schaute zu Aeron. Dieser stand nur mit sorgenvoller Miene in einigen Metern Abstand. Julius konnte nur zusehen, wie die Einherjar stritten und das Beste hoffen. Grim erhob sich und schlug mit der Faust auf dem Tisch. Der ganze Raum wurde still.
Grim: Ruhe ihr Narren!
Nachdem alle wieder ruhig waren fuhr Grim fort.
Grim: Offensichtlich stehen wir hier zwischen der Entscheidung, ob wir Julius töten, oder zu einem Rider machen. Beide Seiten haben ihre Bedenken. Und bevor wir hier noch weiterdiskutieren, würde ich sagen, wir stimmen ab. Sagt, was ihr für die beste Entscheidung haltet. Rufus erhob sich als Erster.
Rufus: Ich stimme dafür, Julius zu einem Rider zu machen.
Als nächstes erhob sich Ohm, der sich aus der ganzen Situation rausgehalten hatte.
Ohm: Ich stimme ebenfalls dafür, Julius Belmont zum Rider zu machen.
Zwei zu null. Das war schonmal gut. Doch die nächsten Stimmen waren weniger ermutigend. Victoria erhob sich
Victoria: Ich bin dafür Julius Belmont zu töten.
Das war abzusehen. Als Nächstes war Siegmund an der Reihe.
Siegmund: Auch ich stimme für den Tod Julius Belmonts, solange er ein Mensch ist.
Zwei zu zwei. Nicht gut. Als nächstes kommt Juliet.
Juliet: Ich bin dafür, dass Julius Belmont zum Rider wird.
Als sie sich setzte, lächelte sie ihm sanft zu. Jetzt erhob sich Siegbard. Genauso wie Ohm hatte er sich still verhalten. Doch Julius ahnte, wie er entscheiden würde.
Siegbard: Ich schließe mich meinem Bruder an. Ich stimme für den Tod Julius Belmonts als Mensch.
Ausgleich. Grim und Cross waren das entscheidende Zünglein an der Waage. Grim erhob sich als Erstes von den beiden.
Grim: Bevor ich mich entscheide, möchte ich kurz meine Gedanken erläutern. Denn ich verstehe meine Brüder und Schwestern. Egal für was wir uns entscheiden, am Ende könnte sich jedes Ergebnis sich als Fehler herausstellen. Wenn wir ihn töten, verlieren wir einen weiteren Rider. Und ich muss euch nicht daran erinnern, dass wir weniger werden. Doch wenn wir ihn am Leben lassen und der Dämon in ihm tatsächlich ausbrechen sollte, dann haben wir einen mächtigen Feind mehr. Er ist eine Gefahr, das sehe ich ein. Doch wie oft, hat uns schon das Potential der Menschen überrascht. Und dieses Potential sehe ich in diesem jungen Mann. Wenn wir ihn töten, töten wir auch das Potential, das in ihm steckt. Und das werde ich nicht zulassen. Ich stimme dafür, Julius Belmont zum Rider zu machen.
Julius atmete auf. Soweit so gut. Das Grim sich für ihn entschieden hatte, war schon mal ein gutes Zeichen. Jetzt war nur noch Cross übrig. Jetzt fragte sich Julius, was passieren würde, wenn Cross sich jetzt für seinen Tod entscheiden würde. Dann stünde es vier zu vier. Er würde es gleich erfahren, denn Cross erhob sich.
Cross: Ich möchte bevor ich mich endgültig entschiede noch eine letzte Frage an Julius stellen.
Er wandte sich an ihn. Cross schaute Julius direkt in die Augen.
Cross: Was möchtest du?
Julius war erstaunt.
Julius: Ich?
Cross: Ja, du. Wir haben bisher nur gehört, was alle anderen darüber denken, aber keiner hat gefragt, was du willst. Du sagtest zwar, dass du uns beitreten willst. Doch bin ich mir sicher, du hattest nicht gedacht, dass du als Rider kämpfen würdest, oder?
Julius überlegte kurz. Doch er selbst hatte sich schon mehrfach diese Option vor Augen gehalten. Ein Rider? Julius wusste nicht, was er davon halten sollte. Es war eine gefährliche Berufung. Vermutlich die gefährlichste im Orden. Doch eigentlich hatte er keine Wahl, oder? Entweder er wählte den sicheren Tod, oder etwas was ein sicherer Tod werden konnte. Und dann war da noch die Sache mit dem Schatten auf seiner Seele. Julius wusste, dass Grim recht hatte. Er konnte spüren, wie er sich in seinem Innersten regte und wartete. Wie ein Jäger. Und bald würde es seinen ersten Zug machen. Und dann standen unschuldige Leben auf dem Spiel. Er musste unwillkürlich an die Studenten denken, die ihm das eingebrockt hatten. Und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte.
Julius: Ich will nicht mehr, dass Unschuldige leiden müssen. Ich will als Rider kämpfen.
Cross lächelte.
Cross: Gute Antwort. Hiermit spreche ich mich ebenfalls dafür aus, Julius Belmont zu einem Rider zu machen.
Jetzt erhob sich auch Grim und die Anderen.
Grim: Damit ist es entschieden. Brüder und Schwestern. Heißt unseren neuen Schildbruder willkommen. Ein weiterer Krieger, der an unserer Seite kämpfen und sterben möchte.
Grim machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr.
Grim: Ich schlage vor, dass wir sofort mit dem Initiationsritus fortfahren. Kommt Brüder.
Als nächstes stellten sich alle Einherjar um Julius auf. Grim vor ihm, Ohm hinter ihn, Siegmund rechts und Siegbard links von ihm. Julius wusste nicht, was auf ihn zukommt, als wartete er. Was anderes blieb ihm ja nun wirklich nicht übrig. Als Nächstes traten die Einherjar auf Julius zu und legten alle eine Hand auf eine seiner Schultern. Plötzlich spürte Julius, wie eine seltsame Energie in durchströmte. Sie erinnerte ihn an Paimon, als sie ihn angriff. Doch diese hier war kalt, wie der frostige Norden. Stark wie die Nordmänner. Und stürmisch wie das Meer. Plötzlich meinte er eine Art Schrei zu vernehmen. Tief aus seinem Inneren. Aber kurz darauf verebbte er. Danach ließen die Einherjar ihn wieder los und gingen wieder auf ihre Ausgangsposition zurück. Doch das Gefühl blieb. Es füllte ihn aus. Er bewegte testweise seine Hände, aber alles normal.
Grim: Und nun junger Rider musst du noch eine Sache tun.
Julius: Was ist das?
Grim: Mit der Kraft die wir dir gegeben haben, kannst du deine Seele als Waffe abbilden. Diese Seelenwaffe oder Soulgear wird dir im Kampf gegen die Dämonen beistehen. Jetzt versuche deiner Seele eine Form zu geben.
Julius nickte. Er hatte zwar keine Ahnung, wie er das machen sollte. Aber er versuchte es. Julius schloss die Augen.
Grim: Konzentriere dich auf dein Innerstes. Fokussiere dich auf die Kraft, die wir dir gaben. Fasse sie, gib ihr eine Form und beschwöre sie herauf.
Julius ergriff die Energie. Doch sie durchrann seinem Griff wie Wasser. Erneut streckte er sich nach der Kraft aus. Er berührte den Strom, umfasste ihn, ließ sich von ihr treiben. Und die Kraft bemerkte ihn. Sie akzeptierte ihn und fing an ihn zu umschließen. Und dann sah er es. Er ergriff die Kraft und öffnete die Augen. Die Einherjar standen mit offenen Mündern um ihn herum. Er schaute auf sich hinunter. In seinen Händen hatten sich zwei Schwerter gebildet. Das rechte war weiß wie Schnee. Über das Blatt und die Parrierstange zogen sich Dornenranken. Das andere war schwarz wie die finsterste Nacht und mit Ketten verziert. Er drehte sie ein paarmal in den Händen. Sie lagen perfekt in seinem Griff und hatten genau dir richtige Länge.
Grim: Sehr gut gemacht.
Cross ging auf Julius zu.
Cross: Es ist sehr selten, dass Rider eine mehrteilige Waffe besitzen.
Grim: Allerdings. Äußerst ungewöhnlich.
Er schüttelte den Kopf, als wollte er einen Gedanken verjagen.
Grim: Nun wie auch immer. Kommt, lasst uns unseren neuen Schildbruder willkommen heißen.
Als nächstes kamen alle Einherjar und Rider zu ihm und beglückwünschten ihn. Selbst die, die sich gegen die Aufnahme ausgesprochen hatten kamen zu ihm. Es war, als wäre er ein Teil der Familie geworden. Nachdem ihm jeder seine Glückwünsche ausgesprochen hatte, spürte Julius, wie ihm die Beine schwammig wurden und er musste sich am Tisch abstützen. Aeron war sofort bei ihm und legte eine Hand auf seine Schulter.
Aeron: Ich denke wir sollte ihm noch etwas Ruhe gönnen.
Cross nickte und Aeron half Julius aus dem Raum. Julius musste sich auf Aeron stützen.
Julius: Danke dir. Ich weiß auch nicht, was plötzlich mit mir los ist.
Aeron: Mach dir keinen Kopf. Die Meisten werden bewusstlos nachdem sie die Kraft erhalten und ihre Waffe beschwören. Dass du noch stehst ist schon sehr beachtlich. Die Kraft der Einherjar ist für den Körper zu Beginn eine riesige Belastung. In den nächsten Tagen wird das leichter.
Julius: Gut zu wissen.
Aeron: Aber ich bin schwer froh, dass du jetzt einer von uns bist. Für einen Moment hatte ich gedacht, sie würde dich töten.
Julius: Zum Glück ist das nicht passiert.
Aeron nickte. Eine Weile ging sie schweigend nebeneinander. Nur ihre Schritte halten durch die Korridore. Sie erreichten die Etage mit den Gemeinschaftsräumen. Gerade bogen zwei Rider um die Ecke und kamen auf Julius und Aeron. Julius konnte erkennen, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelte. Beide wirkten angeschlagen. Vermutlich kommen sie gerade von einem Einsatz zurück. Sie blieben in einigen Schritten stehen und warteten, bis Julius und Aeron aufgeholt hatten. Jetzt konnte Julius sie genau betrachten. Die Frau, war jung, etwa in dem gleichen Alter wie er. Sie hatte kurzes blondes Haar. Das Gesicht war rundlich, aber sie hatte trotzdem ein Lächeln aufgesetzt. Der Mann schaute ernster und erschöpfter. Er hatte kurzes braunes Haar. Julius schätzte ihn auf etwa Anfang zwanzig. Und beide trugen die Kluft für Rider. Auf der linken Brust war das Emblem des Ordens angenäht worden. Aeron grüßte die Beiden
Aeron: John, Fiora. Willkommen daheim.
John: Danke.
Fiora: Schön wieder hier zu sein.
Sie wandte sich an Julius.
Fiora: Und wer ist er?
Aeron: Achja. Lasst mich euch einander vorstellen. Julius, das sind Fiora und John. Fiora und John, das ist Julius.
Julius gab sowohl John und Fiora die Hand.
Aeron: Er hat gerade sein Beitrittsritual hinter sich.
John: Oh. Dann sind wohl Glückwünsche angebracht.
Julius entging der sarkastische Unterton in der Stimme nicht.
Fiora: John.
Sie wandte sich wieder Julius zu.
Fiora: Meinen Glückwunsch.
John: Wurdest du schon einer Einheit zugeteilt?
Julius: Einer Einheit?
Aeron: Das wollte ich dir eigentlich erst morgen erklären. Aber egal. Rider ziehen normaler Weiße als dreier Team los.
Julius: Verstehe. Aber warum seid ihr dann nur zu zweit unterwegs?
Johns Gesichtsausdruck wurde noch ernster als zuvor. Auch Fiora verzog das Gesicht.
Aeron: John und Fiora sind jetzt seit gut zwei Wochen nur zu zweit unterwegs. Ihr Gefährte, Allen Walker, ist vor kurzem gestorben.
Bei der Erwähnung des Namens regte sich etwas in Julius Gedächtnisses. Welche Initialen waren auf dem Stern gewesen, den er von seinen Studenten erhalten hatte. A.W, Allen Walker.
Julius: Dann ist er…
Aeron: Ja, er ist der Rider, dessen Orden in deinen Besitz gewandert ist.
Jetzt horchte John auf. Sein Blick war hasserfüllt. Er packte Julius am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Fiora und Aeron erschraken.
Fiora: John!
Doch er hörte sie nicht. Julius versuchte sich zu befreien, aber John hielt ihn mit aller Macht fest. Julius spürte, wie er ihm auch die Luftröhre abdrückte
John: Wieso besitzt du den Orden von Allen? Hast du etwa die Leiche meines Freundes geplündert? Antworte mir!
Aeron: John! Lass ihn sofort runter!
John ließ Julius los. Er sank schwer atmend gegen die Wand, zu schwach um sich auf den Beinen zu halten. Sofort war Aeron bei ihm, suchte nach irgendwelchen Verletzungen. Auch Fiora kniete neben Julius nieder. John stand über ihm und schaute ihn hasserfüllt an.
John: Antworte mir? Wie kommst du zu Allens Orden?
Julius atmete einige Male schwer.
Julius: Einige… meiner Studenten… haben… die Leiche deines Freundes… gefunden. Sie wollten… nichts Böses. Ich habe ihnen… den Orden abgenommen und wollte sie ihm zurückgeben. Aber… dabei wurde ich selbst… von dem Dämon… angegriffen.
Julius drückte sich nach oben. Etwas in ihm regte sich. Aeron und Fiora wollte ihn stützen, aber er schob sie zur Seite. Er baute sich vor John auf, blickte ihm direkt in die Augen.
Julius: Deshalb… bin ich jetzt hier. Deshalb, kann ich nie mehr in mein normales Leben zurück. Deshalb, wurde ich beinahe zu einem Dämon verwandelt. Weil ich, deinem Freund seinen Besitz wiedergeben wollte, weiß ich jetzt nicht, was ich bin.
Julius wurde schwindelig und ein seltsames Gefühl machte sich in ihm breit. Er versuchte sich an der Wand abstützen und rutsche ab. John fing ihn gerade noch rechtzeitig auf. Sein Blick hatte sich verändert. Er war jetzt nicht mehr wütend. Eher bestürzt. Er wusste nicht was er sagen sollte.
John. Es…Es tut mir leid.
Julius: Schon… in Ordnung. Wir haben alle… etwas verloren. Aber wir haben… auch etwas gewonnen…, oder nicht?
John: Da hast du recht. Hier lass mich dich stützen.
Julius: Danke
John stützte ihn. Julius spürte, dass es ihm wirklich leidtut. Und er trauerte um seinen Freund. Er verstand ihn. Sehr gut sogar. Julius schaute zu Fiora und Aeron. Fiora wirkte erleichtert. Aeron schaute ihn mit neugewonnen Respekt an.
Aeron: Achja, bevor ich es vergesse…
Alle drei schauten zu Aeron. Dieser lächelte sie nur an.
Aeron: John, du wolltest doch wissen, welcher Einheit Julius zugeteilt wurde.
John nickte und jetzt war auch Julius neugierig.
Aeron: Julius wurde eurer Einheit zugeteilt. Ihr seid ab heute Waffengefährten.
Fiora freute sich und auch John lächelte. Fiora ging auf Julius zu und umarmte ihn. Julius wusste nicht, was er empfinden sollte. Aber irgendwie färbte dich Fröhlichkeit von Fiora und John auf ihn ab. Er zwang sich ein Lächeln auf. Fiora
Fiora: Tja sieht so aus, dass ihr euch noch eine ganze Weile ertragen müsst.
John und Julius lächelten sich an. John war ihm sympathisch, er wusste nicht genau warum. Dieser John, erinnerte ihn ein bisschen an sich selbst vor einigen Jahren. Emotional, hitzköpfig und jemand, der erst handelt und dann denkt.
John: Freue mich drauf.
Julius: Ganz meinerseits.
Auch Aeron hatte ein Lächeln aufgesetzt.
Aeron: Schön, dass wäre erledigt. Wollen wir dann unserem frischgebackenen Rider etwas Ruhe gönnen? John wärst du so freundlich.
Er deutete den Gang hinunter. John brauchte einen Moment, doch dann verstand er.
John: Oh. Klar. Kommt bringen wir Julius in ein Bett und etwas zu Essen.
Julius: Das wäre nett.
Gemeinsam setzte sich die Gruppe in Bewegung zu Julius Krankenzimmer.


© Sora Hataki


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