Kapitel 9 – Wiedersehen

Das erste was die junge Frau spürte war der Schmerz. Er pochte dumpf hinter ihrer Schädeldecke und in ihrem Mund. Dann erinnerte sich Salea wieder. Eine Rangelei…Minor…
„Minor!“ Sie machte einen halben Satz nach oben und kippte fast aus dem Bett als die Füße der plötzlichen Belastung nachzugeben drohten. „Wooh schön langsam, du hast dich denke ich für heute genug verletzt.“ Warme Hände drückten Salea sanft aber bestimmt zurück auf die Matratze und zogen die Decken ebenfalls wieder hoch, welche die junge Frau bei ihrem auf springen mit heruntergerissen hatte. „Du scheinst das Unglück ja magisch anzuziehen…Mädchen wie du haben an solch zwielichtigen Orten nichts verloren“ sprach die Stimme leise weiter. Salea erkannte die Stimme, nur das Gesicht fiel ihr nicht ein. Als der Blick schließlich klar wurde, blickte sie in ein paar sehr dunkle Augen, blinzelte und sah noch einmal hin. „Rin? Was machst du hier? Wo bin ich?“ – „Im Unterschlupf der Straßenkinder. Du lagst eine ganze Weile in den Gassen. Ich hatte Angst das es bereits zu spät ist. Du warst ziemlich unterkühlt, dein Puls schwach. Was hast du dort gemacht Salea und wo ist dein kleiner Freund?“
Eine Antwort blieb ihm die junge Frau eine ganze Weile schuldig und der Straßenjunge wartete geduldig. Irgendwann seufzte sie jedoch leise, wandte den Blick ab als sich Tränen in den Seelenspiegeln sammelten und fing leise an zu erzählen: „Ich habe gehofft etwas über Minor’s Familie herauszufinden und dachte dort habe ich gute Chancen. Jetzt weiß ich zwar das seine Eltern hier waren…dafür habe ich die kleine Echse verloren. Es war eine dumme Idee dorthin zu gehen. Dass weiß ich nun.“ – „Und es war dumm. Dort geht niemand freiwillig hin Salea. Sie hätten dich umbringen können“ erwiderte Amarin ernst während in den Augen eine leise Traurigkeit und stumme Furcht zu sehen waren. „Ist die Schlafmütze also endlich wach! Dann kann sie uns ja jetzt verlassen, damit-“
„Sei still!!“ Der Ausruf des Straßenjungen kam so laut, dass sowohl die Angesprochene als auch die junge Frau in dem Bett heftig zusammenzuckten, vom Gang her hörte man das Getrappel mehrerer sich schnell entfernender Fußpaare. Vermutlich die anderen Straßenkinder die sich schnell aus dem Staub machten. „Du hast hier nichts zu sagen Liza und das wird sich so schnell nicht ändern, das kann ich dir versprechen! Ihr seid alle komplett wahnsinnig“ knurrte Rin leise und sah wieder zu Salea hinunter die recht klein unter der Decke lag. Die Wut in seinem Blick wechselte in Ruhe hinüber und der Ausdruck in den Seelenspiegeln wurde sanft. Hinter ihm hörte man das Mädchen mit einem Schnauben verschwinden und es wurde wieder leise. „Ruh dich aus, Alessia weiß Bescheid. Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Er schien ihren Einwand vorhergesehen zu haben als Salea den Mund öffnete, denn ein kurzes wissendes Lächeln lag auf seinen Zügen. „Ich habe ihr nichts von Minor erzählt. Mach dir keinen Kopf. Es wird alles wieder gut.“ Einen Augenblick lang berührten die Fingerspitzen seiner linken Hand ihre Wange, angenehme Wärme die Salea zittern ließ, ehe sie verschwand und der junge Mann das Zimmer verließ. Vor der Tür hörte Salea ihn mit jemandem reden. Ein Bewacher vielleicht? Das andere Mädchen schien nicht besonders glücklich darüber gewesen zu sein das sie noch hier blieb. Warum hasste Liza sie so sehr? Den Grund dafür würde die junge Frau wohl nie erfahren. Oder zumindest nicht so schnell. Die Erschöpfung holte sie schnell wieder ein und riss den Körper in den Schlaf hinab, obwohl hunderte Gedanken in ihrem Kopf umherschwirrten.
Als Salea das nächste Mal erwachte war es draußen bereits dunkel, irgendwo bellte ein Hund. Doch ansonsten war es vollkommen still. Neben dem Bett stand ein Teller mit einer kleinen Ration essen und einem Becher Wasser. Von einem Menschen dagegen war keine Spur zu sehen. „Hab ich wirklich so tief geschlafen? Mein Kopf tut noch immer weh…“ murmelte Salea, rieb sich den Kopf und tastete die Beule ab, wo sie den Schwertgriff abbekommen hatte.
Während der Körper langsam wacher wurde griff die junge Frau nach dem Teller mit dem fladenählichen Brot. Es war keine Mahlzeit wie bei ihrer Gastgeberin, würde aber reichen um wenigstens den ärgsten Hunger vorerst zu stillen. Die Sorge und Angst um den kleinen Drachen nahm ihr das jedoch nicht. Bei dem Gedanken an Minor stiegen die Tränen empor und liefen bald darauf ungehindert und begleitet von einem leisen Schluchzen über ihre Wangen. Was wurde nun aus dem kleinen Drachen? Sicher, Rin hatte gesagt, dass alles gut würde. Aber würde es das wirklich? Wenn sie schon nicht gegen diese Männer ankam, dann würden die Straßenkinder das auch nicht. Hoffentlich geht es dir gut…Wir holen dich da wieder raus Kleiner. Das verspreche ich und wenn es mein Leben kostet. Auf das stumme Versprechen spürte die junge Frau ein leichtes Streichen um ihren Geist. Vertraut aber schwach und von Angst durchsetzt, als würde es durch mehrere Schichten hindurch zu Salea dringen. Eine ganze Weile liefen die Tränen stumm, nur hin und wieder unterbrochen von einem schluchzen oder einem tiefen Einatmen um den Gefühlen wieder Herr zu werden. Draußen vor der Tür regte sich noch immer nichts, auch wenn sie sich sicher war, dass dort noch immer der Bewacher stand um ein Eindringen unbefugter Personen zu verhindern. Der Blick aus dem Fenster zeigte die Dächer der Stadt, angestrahlt von einem halbvollen Mond. Also war man wohl im ersten Stock des verfallenen Hauses, dessen Dach noch weitestgehend den Regen abhielt. Unten verlief die Straße, nebst einem Trampelpfad der sich im inneren der verfallenden Mauer zeigte. Noch immer war Salea schwach auf den Beinen, die Knie zitterten ihr manches Mal kräftig.Es war ein Erlebnis das die junge Frau so schnell nicht vergessen würde noch konnte. Unbeeindruckt dessen zog der Halbmond am Himmel seine Bahn und verschwand bald darauf hinter einem der hinteren Häuser. Salea hatte sich wieder auf dem Bett niedergelassen, den Teller auf den Stuhl gestellt, den Blick Richtung Fenster. Um den kleinen Grünling zu befreien, bedurfte es eines Plans. Aber alleine wusste sie nicht mal wie sie anfangen sollte.


© by Kira


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Beschreibung des Autors zu "Salea - der Stein der Drachen, Kapitel 9 +Fortsetzung"

Über Kritik, positive Anmerkungen oder Ratschläge zum Text eurerseits würde ich mich sehr freuen ^^

Auch Ideen sind gern gesehen die ich ins Buch einbauen kann

Danke euch im Voraus

Kira

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Kommentare zu "Salea - der Stein der Drachen, Kapitel 9 +Fortsetzung"

Re: Salea - der Stein der Drachen, Kapitel 9 +Fortsetzung

Autor: Verdichter   Datum: 18.01.2018 18:22 Uhr

Kommentar: Ich mag die Geschichte - die beiden Teile jedenfalls, mit der du uns nur gefüttert hast...

Gruß, Verdichter

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