Spät in der Nacht wachte Yuna immernoch über ihn. Kelar war vor Kurzem zu Bett gegangen. Obwohl er zuvor das Gästezimmer für sie vorbereitet hatte, war ihr im Moment nicht nach schlafen zu mute. Er schlief jetzt schon zwei Tage. Langsam verließ sie die Hoffnung, dass Sora wieder erwachen würde. Es war alles ihre Schuld. Wäre sie nur nicht zu dem Treffen mitgekommen. Hätte sie nur sich nur für ihn geopfert. Es machte sie traurig. Sie weinte und Tränen rollten ihre Wangen herunter. Sie konnte sie nicht länger zurückhalten. Ihre Trauer und Verzweiflung schienen endlos. Sie wollte nicht mehr. Wenn Sora starb wollte sie nicht mehr leben. Sie liebte ihn und es war ihr egal ob er genauso empfindet. Sie weinte. Sie weinte aus tiefer Zuneigung zu ihm. Plötzlich spürte sie wie eine Hand ihr über die Wange strich. Sie öffnete die Augen und schaute in Soras Gesicht. Dieser lächelte sie an.
Sora: Weinst du etwa? Meinetwegen?
Sie konnte es nicht glauben. War das ein Traum?
Yuna: Sora? Bist du das wirklich?
Sora: Natürlich.
Sie fiel ihm um den Hals. Die Trauer und die Verzweiflung haben sich schlagartig in Freude verwandelt. Er strich ihr sanft über den Rücken und drückte sie zart an sich um sie zu trösten.
Yuna: Ich bin so froh. Ich bin so froh, dass es dir gut geht.
Sora: Ich auch. Yuna...Danke.
Yuna: Wofür?
Sora: Dafür, dass du mich nicht aufgegeben hast.
Sie lösten sich voneinander und Yuna war einfach überglücklich. Plötzlich fiel Yuna etwas ein. Sie stand auf und wollte das Zimmer verlassen.
Yuna: Warte ich holle Kelar.
Sie verließ das Zimmer und ließ Sora allein zurück. Nach einigen Minuten kam Kelar in Zimmer gestürmt. Er traute seinen Augen nicht. Kelar brach in Tränen aus.
Kelar: Sora?
Sora: Kelar.
Sie fielen sich beide in die Arme.
Kelar: Mach sowas nie wieder, hörst du?
Sora: Versprochen Kelar.
Ein kurzes Schweigen tat ein.
Kelar: Sora. Was wollten die Menschen von dir?
Sora atmete tief durch. Die Erinnerungen waren mit Schmerzen verbunden. Aber für Kelar würde er sie noch einmal wachrufen. Und so berichtete er was ihm in Burg Aschfall passiert ist. Als sein Bericht endete runzelte Kelar sorgenvoll die Stirn.
Kelar: Ich hatte vermutet, dass sie uns ausnahmslos vernichten wollen. Aber nicht, dass sie so weit gehen würden. Ich frage mich was sie als nächstes tun.
Sora: Leider weiß ich nichts mehr darüber.
Kelar: Wir müssen irgendetwas unternehmen. Ich werde mich mit dem Rat beraten.
Sora: Ich komme mit.
Er wollte aus dem Bett steigen. Doch Kelar hielt ihn zurück.
Kelar: Nein. Du bist noch nicht wieder ganz bei Kräften. Du musst dich noch von der Nachwirkung des Giftes erhollen.
Sora: Also schön. Ich bleibe hier und ruhe mich noch etwas aus.
Kelar: Gut.
Er wandte sich an Yuna.
Kelar: Du solltest jetzt nach Hause gehen. Du hast in den letzten Nächten sehr wenig geschlafen.
Yuna nickte und verließ zusammen mit Kelar das Zimmer, während Sora sich schlafen legte. In den nächsten Wochen erholte sich Sora von dem Gift der klagenden Lilie. In den ersten Tagen war Sora noch ziemlich schwach selbst für seine Verhältnisse. Nach und nach erlangte er seine alte Stärke wieder. Nach einigen Tagen trainierte Sora zusammen mit Kelar wieder. Yuna sah beinah jeden Tag nach ihm und die beiden verbrachten viel Zeit miteinander. Nach etwa drei Wochen hatte sich Sora vollständig erholt und konnte seinen Alltagsgeschäften wieder nach gehen. Einige Tage später. Sora hatte gerade die Ratshalle verlassen, als er hinter sich jemanden rufen hörte.
?: Sora! Warte!
Es war Yuna. Sie kam zu ihm gelaufen.
Sora: Hey Yuna.
Yuna: Hey. Hast du kurz Zeit? Ich möchte mit dir reden.
Sora: Klar.
Er bot ihr seinen Arm an, den sie annahm. Zusammen gingen sie Richtung Wald. Von der Ferne sah ihnen Ralof zu. Er glaubte nicht, was er sah. Da macht sich Sora doch tatsächlich an seinen Tochter ran. Er wollte sie aufhalten, doch jemanden hielt ihn davon ab. Hinter ihm stand Kelar.
Ralof: Kelar.
Kelar: Lass sie.
Ralof: Aber er macht sich an meine Tochter ran.
Kelar: Komm mit, dann werde ich versuchen es dir zu erklären.
Kelar brachte Ralof zu seinem Haus, wärenddessen Sora und Yuna das Dorf verließen. Sie liefen eine ganze Weile schweigend zusammen durch den Wald und genossen die Zweisamkeit. Unbemerkt führte Sora sie durch den Wald. Während sie leifen fing Sora ein Gespräch mit Yuna an.
Sora: Also, weshalb woltest du mit mir reden?
Yuna: Naja. Ich wollte wissen, wie es dir geht.
Sora: Keine Sorge. Ich bin wieder im Vollbesitz meiner Kräfte.
Er löste sich von ihr, zog eines seiner Schwerter und lief zu einem nahestehenden Baum. Er stellte sich kampfbereit hin und im nächsten Moment zog er das Schwert wagrecht durch den Baum. Der Baum war etwa einen Meter breit, trotzdem glitt das Schwert mühelos durch. Sora steckte das Schwert zurück in die Schneide und danach fiel der Baum um. Yuna war schwer beeindruckt.
Sora: Na, überzeugt?
Yuna: Ich glaube meine Sorge war unbegründet.
Sora: Komm lass uns weiter gehen.
Und so gingen sie weiter in den Wald. Nach einer Weile lichtete sich der Wald und gab den Blick auf eine kleine Lichtung frei. In der Mitte der Lichtung stand ein riesiger Baum. Und um den Baum war die ganze Lichtung mit Blumen aller Art gefüllt. Es war ein Arten beraubender Anblick.
Yuna: Wow. Das ist wunderschön.
Sora: Ich war schon eine ganze Zeit nicht mehr hier.
Sie liefen über die Blumenwiese zu dem Baum. Als sie dort angekommen waren ließ Yuna den Blick über die Lichtung streifen. Sora tippte sie an der Schulter und deutete auf den Baum. Bei den Wurzeln des Baumes stand ein kleiner Grabstein. Yuna las die Inschrift
Hier ruhen John und Lucie,
Sie gaben ihr Leben
um das Meine zu retten.
Mögen sie in Frieden ruhen.
Ich werde sie
für immer lieben.
Yuna wandte sich an Sora.
Yuna: Ist das?
Sora: Ja. Es ist das Grab meiner Eltern. Obwohl meine Eltern nach Tradition feuerbestattet wurden, wollte ich eine Gedenkstätte für sie errichten.
Yuna: Sie sind bestimmt stolz auf dich.
Sora: Das hoffe ich sehr.
Eine Weile standen sie beide schweigend nebeneinander. Nach einer Weile ergriff Yuna das Wort.
Yuna: Sora?
Sora: Was ist?
Yuna: Es gibt da etwas das ich dir sagen möchte. Eigentlich schon eine ganze Weile. Aber es war irgendwie nie der richtige Moment. Ich glaube jetzt ist der richtige Moment.
Yuna wandte sich Sora zu. Ihre Wangen waren rot.
Yuna: Sora. Ich liebe dich.
Sora: Yuna?
Yuna: Ich liebe alles an dir. Deine Stärke. Deinen Mut. Deine Art wie du Dinge angehst. Immer wenn ich dich sehe fängt mein Herz an zu rennen. Ich möchte bei dir sein. Ich fühle mich in deiner Nähe geborgen. Es ist mir egal, was du darüber denkst. Ich wollte nur, dass du es weißt. Ich...
Bevor sie auch nur ein weiteres Wort sagen konnte umarmte Sora sie. Er drückte sie ganz fest an sich.
Sora: Kein Wort mehr.
Yuna: Sora.
Sora: Ich verstehe jetzt wie du fühlst. Ich habe es vorher nicht erkannt. Verzeih mir. Ich liebe dich auch Yuna. Ich liebe deine Eigensinnlichkeit. Deine spontanen Entscheidungen und deine liebliche Art. Ich fühle mich in deiner Gegenwart wohl. Du akzeptiert mich wie ich bin. Du gibst mir Kraft und Hoffnung. Hoffnung auf ein friedliches Leben.
Yuna begang zu weinen.
Sora: Aber warum weinst du?
Yuna: Ich bin so glücklich. Es macht mich glücklich, dass du genauso empfindest.
Sie blieben einige Minuten in der Position ohne auch nur ein Wort von sich zugeben. Das Einzige was zu hören war, war der Wind, der über die Wiese wehte.
Einige Stunden später saßen Sora und Yuna zu Füßen des Baumes. Yuna hatte ihren Kopf gegen Soras Schulter gelehnt und hatte die Augen geschlossen, während Sora über die Wiese schaute. Lumens Auge berührte gerade den Horizont. Sie hatten die ganze Zeit über geredet. Über die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft. Nach einer Weile war Yuna eingeschlafen. Sie sah wunderschön aus, wenn sie schläft. Sora schmunzelte. Er fühlte sich leichter, seitdem er Yuna seine Liebe gestanden hatte. Das Gefühl beflügelte ihn und eine Wärme breitete sich in seinem Herzen aus. Allerdings machte er sich auch Sorgen. Was würden Kelar und Ralof dazu sagen. Vorallem bei Ralof machte er sich Gedanken. Er wusste, dass Ralof sehr aggresiv reagiert, wenn es um seine Tochter geht. Möglicherweise müsste er Kelar zu rate ziehen. Schließlich kennen die Beiden sich schon aus Kindertagen. Aber darum würde er sich kümmern, wenn es soweit war. Es wird Zeit, dass sie zurück ins Dorf gehen. Er stupste Yuna ganz leicht an der Wange. Dadurch wachte sie auf, gähnte herzhaft und blinzelte zu ihm rüber. Er lächlte sie an und sie lächelte zurück.
Yuna: Alles ok?
Sora: Wir müssen langsam zurück ins Dorf.
Yuna: Ich möchte aber noch ein bisschen hier bleiben.
Sora: Das geht leider nicht. Das weißt du genauso gut wie ich.
Yuna: Ich weiß. Aber es ist so friedlich hier. So weit weg vom Krieg, obwohl dieser Ort mitten im Wald liegt. Mitten im Schauplatz des Krieges.
Sora: Das stimmt. Es ist wirklich friedlich hier. Aber wenn wir jetzt aufgeben, wird auch der Wald mitsamt diesen Ort verschwinden. Deshalb kann ich nicht einfach aufgeben. Verstehst du?
Yuna nickte.
Sora: Also dann, meine Liebe. Wollen wir gehen?
Sora erhob sich und zog sie zu sich hoch.
Yuna: Ja lass uns zurück.
Und so verließen sie die Lichtung und verschwanden zusammen im Wald. Lumens Auge verschwand hinter dem Horizont und wurde von Aminas Auge abgelöst. Die Nacht brach über den Wald herein. Langsam kamen die Lichter des Dorfes in ihr Blickfeld. Sora wollte noch etwas mit Yuna besprechen, weshalb er stehen blieb. Yuna blieb ebenfalls stehen.
Yuna: Was ist Sora?
Sora: Yuna wir sollten es vor Kelar und Ralof geheimhalten. Vorallem vor Ralof. Er ist etwas eigensinnig, wenn es um dich geht.
Yuna: Du hast recht. Aber irgendwann wird der Tag kommen, andem er es erfährt.
Sora: Bestimmt. Aber nicht jetzt.
Und so gingen sie weiter ins Dorf. Dann gaben sie sich einen Abschiedskuss und gingen nach Hause. Als Sora sein Haus betrat wurde er von einem wartenden Kelar erwartet.
Kelar: Na, seid ihr endlich fertig?
Sora zuckte zusammen.
Kelar: Für wie blind hällst du mich?
Sora: Warum bist du so sauer?
Er stand auf und ging zu Sora rüber und legte eine Hand auf seine Schulter. Dann lächelter er ihn an.
Kelar: Ganz einfach. Ich freue mich für dich.
Jetzt umarmte er Sora. Sora verstand die Welt nicht mehr. War Kelar jetzt sauer oder glücklich? Kelar löste sich wieder von Sora und fing an laut loszulachen als er Soras verdutztes Gesicht sah.
Kelar: Was schaust du den so?
Sora schüttelte den Kopf.
Sora: Erklär du mir erstmal was das gerade sollte.
Kelar: Tut mir leid. Aber ich konnte es einfach nicht lassen. Dein Gesichtsausdruck war einfach göttlich.
Er fing wieder an zu lachen. Diesmal konnte Sora nicht anders und lachte mit. Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatten, setzten sie sich ins Wohnzimmer.
Sora: Also seit wann weist du es?
Kelar: Seit der ersten Nacht, nachdem wir dich gerettet hatten. In dieser Nacht hat mir Yuna ihre Gefühle für dich eröffnet. Und nebenbei Ralof weis es auch schon.
Sora: Was?
Kelar: Er hat euch beide heute in den Wald laufen sehen. Er wollte euch hinterher rennen und euch aufhalten. Ich hab ihn davon abgehalten und es ihm erklärt. Er hat euch seine Segen gegeben. Und nebenbei meinen hast du schon lange.
Sora: Danke, Kelar. Danke.
Kelar: Nichts zu danken. Und nun lass uns schlafen gehen.
Sora nickte und beide begaben sich auf ihre Zimmer um sich schlafen zu legen. Doch Sora konnte nicht schlafen. Selbst nachdem er sich seit fast einer Stunde im Bett gewelzt hatte schafte er es nicht einzuschlafen. Er wusste nicht warum. Er war irgendwie rastlos. Dann kam ihm die Erkenntnis. Er wollte bei Yuna sein. Auch wenn Kelar es warscheinlich nicht billigen würde, von Ralof ganz zu schweigen. Er machte sich auf den Weg zu Yunas Haus. Durch die Nacht. Langsam kam Yunas Haus in Sicht. Er konnte ein offenes Fenster erkennen. Eine Person schaute von dort aus die Sterne aus. Da war sie. Seine Yuna. Er trat aus dem Schatten unter ihr Fenster.
Sora: Yuna.
Sie schaute hinunter.
Yuna: Sora?
Sora: Ja.
Yuna: Was machst du hier?
Sora: Kann ich rein kommen?
Yuna: Ja. Warte ich mach dir auf.
Er ging um das Haus herum zur Eingangstür. Nach einem kurzen Moment wurde ihm geöffnet und er trat ein. Yuna deutete an, dass er leise sein und ihr folgen sollte. Sie führte ihn durch das Wohnzimmer, die Treppe hinauf und in ihr Zimmer. Er sah sich in dem Raum um. Einige Schränke, Regale mit Fotos und einigen Gegenständen, die für Yuna anscheinend von Bedeutung sind. In der Nähe des Fensters stand ein kleiner Schreibtisch. Eine Kerze auf dem Tisch sorgte für etwas Licht im Zimmer. Den meisten Platz im Zimmer nahm das große Bett ein. Einige Kissen, die zum hinlegen einladen, liegen darauf. Yuna stand wieder bei dem Fenster und schaute in die Nacht hinaus. Er stellte sich neben sie.
Yuna: Immer wenn ich nicht schlafen kann, schaue ich in die Sterne hinauf.
Sora: Du auch?
Yuna: Bist du deshalb hierher gekommen?
Sora: Ja. Ich wollte bei dir sein. Ich weiß auch nicht genau warum. War das falsch?
Yuna lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.
Yuna: Nein. Ich freue mich, dass du jetzt hier bist.
Sora: Dann ist ja gut.
Sie schauten beide hinauf und beobachteten den Sternenhimmel. Nach einigen Minuten brach Yuna das Schweigen.
Yuna: Sora?
Sora: Ja?
Yuna: Ich möchte die Nacht mit dir verbringen.
Sora: Yuna!
Was? Was wollte sie? War er wirklich bereit für das?
Sora: Yuna. Bist du dir sicher, dass du diesen Schritt machen möchtest?
Yuna schaute ihn verwundert an, bis ihr die Erkenntnis kam. Sie lief rot an.
Yuna: Das meinte ich doch garnicht. Ich möchte einfach nur, dass wir beide zusammen die Nacht verbringen. Nicht, dass was du denkst.
Sora: Ich dachte du meinst... Naja du weißt schon.
Yuna: Nein. Nein. Nein. Ich möchte, dass du die Nacht über bei mir bleibst.
Sora: Sehr gerne.
Und so legten sie sich schlafen. Sie schmiegten sich an einander und genossen die Nähe. Langsam sanken sie in den Schlaf, während sie verliebt nebeneinander lagen.


© Sora Hataki


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