Wie das Schneeglöckchen zu seinem Namen kam…


Vor vielen, vielen Jahren war die Erde eine weite, trostlose Einöde. Da begaben sich der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter zum lieben Gott, und baten ihn,
er möge die Erde verschönern. Gott sprach zu ihnen: „ Kommt nach sieben Tagen zu mir, dann soll alles geschehen.“
Als sie nach sieben Tagen beim lieben Gott eintrafen, war die Erde nicht wieder zu erkennen. Es gab Berge, Flüsse, Bäche, Bäume, Sträucher und vieles mehr, nur Blumen fehlten.
Da fragten sie Gott, warum auf der Erde nicht eine einzige Blume sei.
Der liebe Gott sagte: „Ich habe alle Blumen für euch aufbewahrt, und ihr sollt die Möglichkeit haben, euch Blumen auszusuchen. Den Rest der Blumen streuen meine Engel auf die Erde.“ Jeder durfte sich eine Blume aussuchen, nur beim Winter machte Gott eine Ausnahme. Der liebe Gott war der Meinung, im Winter, wo alles weiß und gefroren ist, würden zwei verschiedene Blumen die Natur mehr beleben.
Der Frühling suchte sich den Krokus aus, der Sommer nahm sich die Rose, und der Herbst die Aster.
Der Winter brauchte mehrere Tage, bis er sich für zwei Blumen entschieden hatte.
Er wählte sich eine gelbe und eine weiße Blume aus. Der Winter war mit der Sonne auf Kriegsfuß, jedoch die gelben Blütenblätter der Blumen gefielen ihm. Sie waren für ihn alles kleine Sonnen, und vor allem ließen sie den Schnee nicht tauen. Er nannte sie Winterlinge, zum einen, weil sie im Winter blühten, und zum anderen, weil der Winter sie in sein Herz geschlossen hatte.
Der Winter hat drei Kinder, den Frost, die Kälte und den Schnee. Den Schnee hatte der Winter besonders lieb, ihm konnte er keinen Wunsch abschlagen.
Der Schnee bat seinen Vater, er möge ihm das weiße Blümlein schenken. Der Winter willigte zögernd ein und schenke seinen Sohn das weiße Blümlein, knüpfte jedoch eine Bedingung an das Geschenk.
Die Bedingung lautete, dass der Schnee das weiße Blümlein immer liebevoll
umhegen und pflegen soll, damit es nicht zu Schaden kommt.
Das weiße Blümlein brauchte aber noch einen Namen. Viele Namen fielen den
Jahreszeiten ein, wie z.B. Schneeweißchen, Schneeprinzessin oder Schneeröckchen.
Alle einigte sich schließlich auf den Namen Schneeglöckchen, es blüht im Winter. Dieser hatte es in sein Herz eingeschlossen. Der Winter erteilte aber dem Schneeglöckchen noch eine schwere Aufgabe. Es sollte jedes Jahr mit seinem Läuten den Frühling wecken. Der Frühling stand jedes Jahr unterschiedlich auf, so wie es ihm passte. Das ärgerte den Winter sehr, denn er wollte beizeiten in sein Winterquartier. Das Schneeglöckchen läutet nun jedes Jahr den Frühling ein. Die Tiere des Waldes, der Parks, und der Gärten sagen nicht Schneeglöckchen sondern nennen es Schneefee.
Jedes Jahr wetteifern die Winterlinge und die Schneeglöckchen, wer von ihnen eher aus den Schnee erwacht. Meistens sind die Schneeglöckchen die Sieger.
Der liebe Gott wollte nicht, dass die Menschen das Schneeglöckchen mit in ihre Wohnungen nehmen, es sollte in der Natur bleiben. Deshalb verlieh er dem Schneeglöckchen bei seiner Erschaffung die Eigenschaft, in den Wohnungen der Menschen rasch zu welken.
Die Menschen berücksichtigen diesen Umstand, und lassen alle Schneeglöckchen in der Natur stehen.
Ihre Freude über die kleinen Schneeglöckchen ist trotzdem nicht ungetrübt.


© Jürgen


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