Wolfmoon

Kapitel: 1. Nachts, wenn die Werwölfe heulen.

Die Geschichte begann am letzten Tag des Oktobers, aber erst einmal werde ich euch erzählen, wo sie sich abspielt.

Die Geschichte spielt in Europa, Deutschland, genauer gesagt spielt sie sich in einer mittelgroßen Stadt, die den Namens Wolfsgipfel trägt ab. Von der Größe her könnte man Wolfsgipfel vielleicht mit der nordrhein-westfälischen Stadt Bonn vergleichen. Wie viele andere Städte besitzt auch diese eine Stadthalle, sowie ein Rathaus. Es gibt verschiedene Buslinien und einen Hauptbahnhof. Die Stadt besitzt verschiedene große Supermärkte, Kirchen und Kapellen, sowie Grund-, Haupt-, Realschulen, Gymnasien und Kindergärten. Außerdem gibt es ein riesiges Stadtarchiv, in dem wirklich alles über die deutsche Geschichte, sowie auch über andere bedeutende geschichtliche Ergebnisse zu finden ist, ein riesiges Museum, Kinos, mehrere Schwimmbäder ein großes Freibad, sowie Sportplätze, eine Golf- und Minigolfanlage und einen Kletterpark, eine Skateranlage, Spielplätze für die Kinder, die allerdings teils betoniert sind und man deswegen schnell die Knie aufschlagen oder sich am Arm verletzen kann, und zu guter Letzt noch zwei große Reithallen.

Sucht man etwas Entspannung oder Ruhe in Wolfsgipfel so kann man in dem riesengroßen Park spazieren gehen oder einen Spaziergang am See machen, der sich etwas weiter östlich von der Stadt befindet und am Wald angegrenzt ist. Außerdem kann man am See oder Wald wunderbar Wandern gehen, denn die Natur, die man dort sehen kann, ist zu jeder Jahreszeit dafür geeignet und fasziniert jeden Menschen. Geht man weiter in den Wald, so trifft man irgendwann auf den Pfad, der zu den Bergen führt. Von dort aus lassen sich die Wanderungen bis zu einem bestimmten Punkt fortsetzen, was einen wunderbaren Blick auf den See und Wald bietet.

Was gibt es sonst noch so über Wolfsgipfel zu sagen? Im Süden führt die Hauptstraße vorbei. In der Stadt, genauer gesagt am Marktplatz, sieht man einen Brunnen, der sowohl an der linken als auch rechten Seite mit zwei riesengroßen Wolfsstatuen versehen ist, denn früher, so sagt man zumindest, gab es in Wolfsgipfel sehr viele Wölfe. Es gab auch einige Wölfe, die eine Größe hatten, die die der normalen Wölfe, wie wir sie kennen, weit übertraf. Manche sagten, dass sie vielleicht so groß wie Eisbären gewesen seien. Andere wiederum behaupten, dass sie gar so groß wären wie das Filmmonster King Kong. Unabhängig von ihrer tatsächlichen Größe sollen sie schnell gejagt und getötet worden sein, als sie anfingen, Tiere zu reißen und vor allem unschuldige Menschen verletzt zu haben.
Da man früher auch recht abergläubisch war, dachten die Menschen damals, dass, wenn sie einen Wolf sahen, es sich dabei um einen Werwolf handelte, also um einen Menschen, der sich in eine haarige Bestie verwandelte. Und dadurch war es mit den Wölfen schnell vorbei.

Sonst ist Wolfsgipfel eigentlich eher trostlos und es passiert so gut wie nichts in der Stadt.
Aber an diesem heutigen Tag sollte es dennoch anders sein.

Es war wie vorab schon erwähnt der letzte Tag im Oktober, der 31.10. Halloween. Eigentlich sollte man meinen, dass der heutige Tag mehr oder weniger wie alle anderen Tage werden würde, aber wer hätte gedacht, dass sich an diesem Tag mein Leben ändern würde. Wie, weshalb oder, besser gesagt, wodurch - das werde ich euch nun erzählen.
Doch seid gewarnt, denn das, was ich euch erzählen werde, stammt nicht aus irgendeinem Hollywood-Film oder einem Märchenbuch. Nein das hier geschah wirklich. Und alles fing mit dem Auftauchten dreier fremden Gestalten an.

Es war eine sternenklare Nacht in Wolfsgipfel, als die Geschichte begann. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Morgensonne erheben würde, um uns Menschen mit ihren warmen Strahlen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern würde. Ein leichter Wind wehte, der einige herunterfallende Blätter aufwirbelte. Am Himmel stand mit seiner vollen Pracht der Vollmond, dessen kaltes Licht die letzten übrig gebliebenen Blätter der Bäume zum Glitzern brachte. In der Luft roch man bereits das Aroma des Winters, der allmählich immer näher kam.

Ein verschrecktes Käuzchen rief, als sich leise Schritte über den schon hart gefrorenen Waldboden näherten.

Auf einem Hügel, welcher sich nördlich der Stadt Wolfsgipfel befand, konnte man den Schatten einer menschlichen Gestalt wahrnehmen. Dunkle Augen sahen zum Vollmond empor, dessen helles Licht auf diese Gestalt herab schien. Vom Vollmond aus wanderten seine Augen zu der schon verdunkelten Stadt.

Die Gestalt, auf die das Mondlicht fiel, war ein junger Mann von ungefähr achtzehn oder neunzehn Jahren. Er hatte kurzes, dunkelbraunes Haar und trug ein weißes T-Shirt unter seiner dicken, grauen Winterjacke sowie eine dunkelblaue Jeanshose. Seine Füße steckten in Turnschuhen.

Noch immer betrachtete der junge Mann die Stadt, als er auf einmal eine weibliche Stimme hinter sich hörte.

Ein Mädchen kam näher und flüsterte schließlich: „Gleich ist es wieder soweit.“
„Erzähl mir mal was Neues“, erwiderte der junge Mann nur, der nun wieder zum Vollmond hinauf sah, nachdem er wusste, wer hinter ihm war.
„Würde ich ja gerne, aber leider gibt es nichts Neues zu erzählen“, antwortete das Mädchen schroff, während sie sich verstimmt die schulterlangen, dunkelblonden Haare hinters Ohr strich.

Das Mädchen war etwa in seinem Alter, vielleicht zwei Jahre älter. Ein warmer, weißer Wintermantel verdeckte den dünnen lila Rollkragenpullover des Mädchens fast vollständig, nur der Kragen war sichtbar, und ihre dunkle Jeanshose, sowie ihre Füße hatte sie in schwarze Stiefel gesteckt.

„Was hast du?“, fragte sie, als sie bemerkte, wie nachdenklich der junge Mann wirkte.
Seufzend antwortete er:„Mich nervt es einfach, immer noch als Werwolf herumzulaufen, Jenna. Jetzt suchen wir schon Jahrhunderte lang nach einer Lösung, aber bis heute haben wir keinen Weg gefunden, wie man das Tier in uns los werden kann!“.
„Joey. Ich verstehe dich doch. Meinst du, mir macht es Spaß heute noch als Bestie rumzulaufen? Ich möchte genau wie du nicht mehr als Werwolf durch die Welt irren, aber wenn wir es irgendwann mal schaffen, uns davon zu befreien, dann sind wir für immer tot!“, sagte Jenna eindringlich in seine Richtung gewandt.
„Besser tot, als eine mörderische Bestie zu sein, die alles und jeden in Fetzen reißt“, erwiderte Joey mit einem verletzlichen Ton.
„Ach Joey“, kam es mitfühlend von Jenna.
„Weist du auf der einen Seite ist es manchmal praktisch, da man voll die geilen übernatürliche Kräfte besitz und man total schnell ist als ein normaler Mensch, aber auf der anderen Seite“, erwiderte Joey seufzend.
„Ich weiß was du meinst. Mir geht es genauso. Wäre mir das damals nicht passiert, also das ich zum Werwolf wurde dann wäre ich“, fing Jenna an, unterbrach ihren Satz aber schnell wieder.
„Sonst wäre aus dir damals ein gegrilltes Hühnchen geworden, wenn du dich nicht verwandelt hättest. Also solltest du dich doch eigentlich freuen, was aus dir geworden ist. Ich mein das musste bestimmt fürchterlich gewesen sein. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen wie das gewesen sein musste, unschuldig verbra“, als Joey sich dabei kurz zu Jenna umdrehte, bereute er diesen Satz bereits. „Ich meinte...“, fügte er hinzu, stockte dann aber erneut.
„Joey, lass das. Ich will nicht mehr an diese grausame Zeit erinnert werden. Es war schlimm genug es live mitzuerleben“, sagte Jenna, als ihr Cousin sie an eine Zeit erinnerte, die sie eigentlich nur vergessen wollte.
„Entschuldige bitte“, entschuldigte sich Joey bei ihr und sah sie an, sie aber erwiderte nichts darauf.
Deswegen fügte Joey noch einmal hinzu:„Echt Jenna. Tut mir leid. Du weist doch, wie ich manchmal bin. Ich sage oft etwas, ohne zu wissen, das ich Anderen vielleicht damit weh tue. Bitte nimm meine Entschuldigung an“.
Jenna seufzte:„Schon gut. Ich weiß doch, wie du manchmal bist, Joey“.
Erleichtert amtete Joey aus:„Danke Cousinchen“, sagte er und drückte sie kurz an sich.

„Hey, ihr Beiden. Wir sollten uns lieber auf die Verwandlung konzentrieren. Ihr wisst doch, wie schmerzhaft sie ist und wie lange sie andauern kann“, erklang eine weitere Stimme aus dem Schatten.

Ein weiterer junger Mann tauchte auf. Er musste ähnlich alt wie die anderen beiden sein, vielleicht war er wie das Mädchen zwei Jahre älter als Joey. Er hatte kurzes schwarzes Haar, einen gut gebauten, muskulösen Körper und trug nur ein dunkle Jeanshose.

„Ja ja, so blöd bin ich nun auch wieder nicht, um zu vergessen, wann wir uns immer in ein Raubtier verwandeln, Jacob“, meinte Joey, als er den Schwarzhaarigen ansah.
„Ach, Joey“, flüsterte seine Cousine, als diese auf einmal anfing, am ganzen Körper zu zittern.
„Jetzt geht’s los. Na dann, machen wir mal wieder die Gegend unsicher und verletzten dabei unschuldige Menschen“, stellte Joey sarkastisch fest, als er den Blick seiner Cousine und Jacob zuwandte.

Schnell entledigte sich Joey all seiner Kleidung, bis auf seiner dehnbaren Boxershorts und seinem Hemd, und sah erneut zum Vollmond hinauf. Er hatte sich entkleidet, da er wusste, dass seine Klamotten bei jeder Verwandlung zerreißen würden.

Joeys Finger zitterten ebenso wie sein ganzer Körper. Freiwillig ließ er sich auf alle Viere fallen. Als Nächstes ertönte ein heftiges Knurren aus seiner Kehle. Joey krümmte sich und schrie laut auf wegen der unaufhaltsamen Schmerzen, die seinen ganzen Körper durchzogen. Sie drangen bis in jede einzelne Pore seines Körpers und verursachten, dass sich seine Arme und auch seine Beine selbstständig machten. Er krallte seine Finger in den Erdboden und merkte, wie diese sich dort festkrallten und langsam anfingen, sich zu verändern. Er bekam kaum noch Luft und hatte das Gefühl, als würde er in jedem Moment explodieren. Er biss seine Zähne zusammen, da sein Gebiss schmerzte und er spürte, wie sie eine andere Form annahmen.
Immer noch vor Schmerz krümmte er sich weiterhin auf den Boden und auf einmal knackten seine Knochen. Sie knackten so laut, dass man denken könnte, er würde auseinander brechen. Doch das war noch nicht alles. Plötzlich spürte er etwas.

Die Dunkelheit, der Wahnsinn und die Bosheit in seinem Herzen, die das Tier in ihm hervorbrachte. Es streute sich in seinen vom Schmerz verzerrten Körper. Seine Adern wurden schwarz, seine Sehnen rötlich und es lief ihm die Adern entlang. Er spürte, wie seine Haare dicker und dichter wurden. Ihm wuchs überall dichtes Fell. Durch die Schmerzen, die ihm seine Zähne und Knochen gaben, schrie er wieder auf.

„Ahhhhhhhhhhhhhhrrrrrrrrrrggggggggggg“.

Als Joey wieder auf seine Finger blickte, sah er, wie diese länger und schärfer wurden. Genauer gesagt wurden sie rassiermesserscharf und sahen wie Klauen aus, die sich soeben erneut in den Boden festkrallten, bevor er sich selbst die Arme aufkratzte. Die Krallen drangen tief in seine Haut ein und es blutete, als sich seine Finger weiter einen Weg seine Arme entlang bahnten.

Aber Joey war in diesem Moment alles egal, er wollte nicht mehr. Mehr und mehr veränderte er sich zu einem haarigen Wesen. Schließlich ging er freiwillig auf allen Vieren und dann…
vernahm man meilenweit ein lautes, bedrohliches Heulen von dem Hügel.

Auf dem Hügel, wo soeben noch die drei jungen Menschen gewesen waren, sah man nun drei riesengroße Wölfe, die vielleicht so groß waren, wie Eisbären. Sieht man aber etwas genauer hin, wirken sie dennoch etwas kleiner und doch waren sie größer als normale Wölfe. Ihre Schulterhöhe lag vielleicht so bei 1,30. Ihre Kopfrumpf-Länge liegt vielleicht bei so bei 1,90 m bis 1,95.

Der eine Wolf war schneeweiß, der andere pechschwarz, so schwarz wie die Nacht, und der letzte Wolf war braun. Ihre Augen aber wirkten menschlich. Kurz sahen sich die Wölfe an, knurrten und dann rasten die Kreaturen, die man eigentlich nur aus Horrorfilmen kennt, im Eiltempo und mit weiterem Knurren auf die Stadt zu und zerstörten dabei alles, was ihnen in den Weg kam. Herumstehende Müllcontainer, Möbel, die wohl für den Sperrmüll gedacht waren, kleinere Bäume. Alles.

Nach einer Weile trennten sich die Wölfe.

Gerade kam ein junges Paar aus einem Restaurant, als sich der pechschwarze Wolf ihnen näherte.

Die junge Frau musste gerade wieder über einen Witz lachen, den ihr Partner ihr ins Ohr geflüstert hatte. Sie liebte seinen Humor. Als sich das Paar küsste, hörten sie auf einmal ein Knurren.

„Was… war das?“, fragte die junge Frau.
„Vielleicht mein Magen“, scherzte ihr Freund.
Sie musste lächeln: „Du müsstest eigentlich satt sein, soviel wie du gegessen hast“. Sie sah ihn an: „Das hörte sich irgendwie anders an“, fügte sie hinzu.
„Was soll es denn sonst gewesen sein?“, fragte er.
„Ich weiß nicht. Na ja, vielleicht war es doch dein Magen“, antwortete sie.
„Eigentlich bin ich satt und mir schmeckte es auch, aber weißt du, was mir mehr schmeckt?“, erwiderte er.
„Was?“, fragte sie und spürte schon seine Lippen auf ihren.

Lächelnd erwiderte sie den Kuss.

„Das“, antwortete er zwischen den Küssen und wieder musste sie lächeln.

Auf einmal hörten beide wieder dieses merkwürdige Knurren. Es war allerdings auf keinen Fall ein Magenknurren. Es hörte sich nach etwas anderem an.
Nach etwas Bedrohlichem und es war sehr nahe.

Vor Schreck drehte sich das Paar um.


„Da war es wieder. Was… was ist das?“, fragte die dunkelhaarige Frau, die in die Dunkelheit sah.
„Keine Ahnung“, antwortete ihr Freund, der ebenfalls in die Dunkelheit sah, aber auch nicht erkennen konnte, um was es sich handelte und gab seiner Freundin wieder einen leidenschaftlichen Kuss gab.

Während sie sich erneut küssten, näherte sich ihnen etwas.

Das verliebte Paar sah sich wieder um und diesmal erkannten sie etwas in der Dunkelheit.
Zunächst war aber nur die Silhouette zu sehen.

Die Gestalt kam immer näher auf sie zu und wurde größer - nun konnte das Paar erkennen, um was es sich handelte.

„Oh mein Gott“, flüsterte die Frau leise vor Schreck und hielt sich die Hand vor dem Mund, als sie begriff, was für eine Gestalt da eigentlich vor ihnen stand: „Wir müssen schnell weg von hier“, fügte sie hinzu, doch als sie Anstalten machte, davonzulaufen, erfasste sie eine Pfote und schleuderte sie auf die Frontscheibe eines Autos.
„Nein!“, schrie der Mann vor Schock und Panik und wollte zu seiner Freundin, die schwer verwundet auf der Frontscheibe lag, als aber auch er von der Pfote erfasst wurde und ebenfalls auf das Auto geschleudert wurde.

Danach eilte der schwarze Wolf einfach davon.

Die beiden Verwundeten lagen einfach da, keine einzige Reaktion.

Langsam floss das Blut aus ihren riesigen Wunden.

Ein anderes Paar, welches gerade den Bürgersteig auf der anderen Seite entlang ging, lachte wie verrückt. Doch als das Paar eine Blutlache entdeckte, blieb ihnen das Lachen im Halse stecken. Die Frau unterdrückte den Brechreiz.

„Oh mein Gott!", rief die blonde Frau geschockt und eilte sofort los, als sie die beiden Verletzten auf der Frontscheibe eines schwarzen BMW erblickte. Sie hörte die Schritte ihres Freundes, der ihr folgte.
„Können Sie uns hören?", fragte ihr Freund, als er bei den Verletzten ankam und versuchte, sie wachzurütteln, aber keine Reaktion folgte.

Beim Anblick des Blutes musste die Frau erneut einen Brechreiz unterdrücken, doch sie riss sich zusammen, während sie vorsichtig den Puls untersuchte.

„Kein Puls", murmelte sie, dann fuhr sie etwas lauter fort. „Ruf den Notarzt!"

Ihr Freund holte das Handy hervor und wählte die Nummer des Notarztes.



Unterdessen streifte der schwarze Wolf weiter durch die Stadt, als er auf einmal einen süßen Duft wahrnahm. Es roch nach Erdbeere und Vanille. Der schwarze Wolf schloss die Augen und verspürte im Körper auf einmal eine Wärme. Eine Wärme, die er noch nie gespürt hatte. Entschlossen folgte er dem süßen Duft, welcher aus dem Wald kam.

Während der schwarze Wolf weiter dem Geruch folgte, ging ein dunkelhaariges Mädchen durch den Wald. Und dieses Mädchen war ich…
Ich möchte mich euch vorstellen. Mein Name ist Selina und ich bin 17 Jahre alt und machte gerade einen frühmorgendlichen Waldspaziergang.



Wie schön ich es doch fand, wenn draußen alles verschneit war. Eigentlich war ich keine Frühaufsteherin, aber an diesem Morgen wollte ich einfach einen Spaziergang durch die schon sehr früh verschneite Winterlandschaft machen.

Während ich so durch den Wald spazierte, dachte ich daran, dass heute der 31. Oktober war. Ja, es war der 31. Oktober und bei uns lag schon Schnee. Verrückt, oder? Aber in der heutigen Zeit spielte das Wetter ab und an mal verrückt. Wie dem auch sei. Viele von euch wissen bestimmt genau, was der 31. Oktober für ein Tag ist, oder?

Genau, heute ist Halloween, eigentlich ein Tag zum Gruseln oder anderen Menschen einen Schrecken einjagen. Aber dass sich an dem Tag mein Leben für immer verändern würde, hätte ich vermutlich nie gedacht. Vermutlich keiner. Wie, weshalb oder wodurch? Tja das werdet ihr schon früh genug herausfinden.

Ich ging weiter durch den Wald spazieren und betrachtete die schneeweiße Winterlandschaft, die wie mit Puderzucker bedeckt aussah. Doch als es mir allmählich zu kalt wurde, beschloss ich, wieder nach Hause zu gehen. Mein Blick haftete aber noch kurz zum Horizont.

Ich konnte schon die aufgehenden Strahlen der Morgensonne erkennen, schloss für eine Minute die Augen und freute mich, dass die Sonne endlich aufgegangen war.

Als ich mich dann umdrehte, um nach Hause zu gehen, blieb ich wie erstarrt stehen, als eine Gestalt auf mich zukam, die einem Tier glich. Und als die Strahlen der Sonne auf uns herabschienen, konnte ich genauer erkennen, was es für eine Gestalt war.

Vor mir stand ein… ein Wolf… Jawohl, ein Wolf. Ein riesiger Wolf. Er stand auf seinen zwei Hinterbeinen.
Sein Fell glänzte, als das Mondlicht darauf schien und es war pechschwarz, so schwarz wie die Nacht und aus dem Gesicht des Wolfes heraus stachen dunkle braune Augen, die irgendwie menschlich wirkten.

Während ich ihn betrachtete, kam ein bedrohliches Knurren aus seiner Kehle, durch welches sich die Härchen auf meiner Haut aufstellten.

Der Wolf kam etwas näher auf mich zu, bleckte die Zähne und knurrte wieder, diesmal nicht weniger drohend.

Meine Augen weiteten sich und ich zitterte wie Espenlaub. Sprachlos starrte ich auf die Gestalt vor mir. Sie war groß gebaut und hat ein dichtes Fell. Seine gigantische Größe könnte man vielleicht mit einem aufgerichteten, auf den Hinterbeinen stehenden Eisbären vergleichen
Außerdem ähnelte es einem Hund, denn Parallelen gab es immerhin. Den Schwanz, der sich wie die riesigen Pfoten gleichmäßig im Takt bewegte. Die Ohren, sowie die Schnauze, die es gerade öffnete. Zum Vorschein kamen spitze, lange Reißzähne, die alles und jeden in wenigen Sekunden in Stücke reißen könnten.

Aber Hunde einer solch gigantischen Größe gab es nicht, das wusste ich, aber was um Himmelswillen sollte diese monströse Kreatur denn sonst darstellen?

Fieberhaft überlegte ich, woher ich die Gestalt wohl zu kennen schien. Ich betrachtete es weiter. Ich fand, dass das hundeähnliche Wesen aus dem Film Van Hellsing entsprungen sein könnte, da sein Kopf und Gesicht den Tieren aus dem Film ähnelte, aber auch nur etwas. Seine Augen leuchteten in der Dunkelheit wie Blitze. Seine rasiermesserscharfen Krallen wirkten wie die Reißzähne furchteinflößend, genau wie seine Haltung, denn es war gerade zum Angriff bereit. Sein dichtes Fell wurde vom schwindenden Licht des Vollmondes beleuchtet und als es auf sein Gesicht fiel, lief mir ein Schauer über den Rücken, denn der Blick war böse und bedrohlich zugleich. Erneut kam ein gefährliches Knurren aus seiner Kehle. Es war so laut, dass ich kurz zusammenzuckte und es garantiert meilenweit zu hören war.

Die Gestalt, die soeben noch auf zwei Pfoten stand, setzte die Vorderpfoten wieder ab, sodass es nun auf allen Vieren war, und kam dann langsam, aber zielstrebig auf mich zu. Und wieder vernahm ich ein Knurren aus seiner Kehle. Was mir auch auffiel, war, das die rötlichen Sehnen des Tieres unter dem Fell aus der Haut hervortraten.

Ich überlegte, was ich tun sollte. Sollte ich davonlaufen oder einfach stehen bleiben?

Die erste Überlegung wäre bestimmt mein Todesurteil, denn dann würde der viel zu groß gewachsene Hund sofort Jagd auf mich machen. Also entschied ich mich für die zweite Variante, denn vielleicht würde ich dadurch wenigstens noch etwas länger am Leben bleiben.

Ich blieb stocksteif stehen, versuchte, mich nicht zu bewegen, geschweige denn zu atmen, denn ich wusste, dass, wenn ich auch nur eine falsche Bewegung machen würde, ich sofort tot wäre. Noch immer versuchte ich mich zu erinnern, woher ich dieses hundähnliche Tier kannte. Und plötzlich traf mich der Schlag. Hatte ich nicht eben an den Film Van Hellsing gedacht, als ich mir das Tier noch einmal genauer ansah? In dem Film kamen Werwölfe vor.
Ihr wisst schon ein Mensch, der sich in ein haariges Ungetüm verwandelt, das aussah wie ein Hund.
Nun wusste ich, was für ein Wesen vor mir stand, obwohl ich erst noch dachte, dass es vielleicht doch eher ein zu groß geratender normaler Wolf sein könnte, vielleicht war es eine neue Art oder so, was ich aber dann doch irgendwie kaum für möglich hielt.

Eigentlich dachte ich, dass so etwas nur in Filmen passierte, denn eigentlich kennt man diese Wesen nur aus Filmen, uralten Legenden oder aus Märchenbüchern; aber nun stand ich direkt vor genau so einem Tier und es hatte nicht nur zwei Beine, sondern eher vier Pfoten und sah eher aus wie ein richtiger Wolf, bzw; einem etwas zu groß geratenem Wolf, statt wie eine menschliche Gestalt mit Wolfsfell. Vor mir stand wirklich ein... ein...

Ein Werwolf!

Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass so ein Wesen tatsächlich vor mir stand.
Und anscheinend hatte es vor, mich wie in dem Märchen von Rotkäppchen zu fressen, denn gerade fletschte das Wesen wieder die Zähne, was es noch furchteinflößender machte. Ich schluckte kurz. Ich hoffte nur, dass, wenn ich wirklich auf seiner Speisekarte stehen würde, es schnell ging. Automatisch schlossen sich meine Augen.

Kurz öffnete ich sie aber noch einmal und sah, dass der riesige Wolf kurz angehalten hatte. Bildete ich mir das ein oder sah er mich nicht nur hungrig an, sondern… schuldbewusst?
Aber auch irgendwie mitfühlend, so, als ob der riesige Wolf mir mitteilen wollte, dass, wenn er wirklich vorhatte, mich zu fressen, es nicht mit Absicht war. Sollte das etwa heißen, dass die Kreatur etwas Menschliches an sich hatte? Doch als aus seiner Kehle wieder ein bedrohliches Knurren kam und der Koloss sich mir weitere Schritte näherte, glaubte ich nicht mehr daran, dass es auch nur annähernd menschlich war, da das Tier abermals seine Zähne fletschte.

Meine Augen weiteten sich wieder, als es sich mir weiter näherte. Schließlich stand der riesenhafte Wolf direkt vor mir. Seine dunklen Augen betrachteten mich wieder und man konnte erneut ein Knurren aus seiner Kehle hören. Wobei ich erneut zusammen zuckte, da das Knurren mir diesmal ganz nahe war.

Und wieder fletschte er seine Zähne.

Automatisch schlossen sich meine Augen, nur hoffend, schnell zu sterben.

„Das war es dann wohl“, dachte ich und hatte mich bereits von meinem Leben verabschiedet, als ich auf einmal eine leichte Brise spürte statt eines Bisses. Und ich hatte das Gefühl, dass die Gefahr vorbei war, denn es geschah nichts.

Ich überlegte, ob ich meine Augen wirklich wieder aufmachen sollte. Schließlich entschloss ich mich dafür.

Ganz langsam und vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah mich um, aber der Wolf war... weg.

Hatte ich das alles nur geträumt?



Der Werwolf Joey rannte so schnell er konnte, auf und davon.
Er war froh, dass er sich gerade noch so beherrschen konnte und dem Mädchen nichts angetan hatte.

Als Joey weit genug von ihr entfernt war, versteckte er sich in ein Gebüsch und beobachtete sie. Sie hatte dunkle Haare, die ihr bis zur Schulter reichten. Sie musste ungefähr in seinem Alter sein. Erneut schloss Joey die Augen und erkannte, dass der süße Duft von ihr kam.
Für ihn war sie das Schönste, was er jemals gesehen hatte. Er fand, dass sie aussah, wie ein Engel und ihr Geruch unterstrich das für ihn nur noch.

Auf einmal beschloss das Mädchen zu gehen, was Joey dazu veranlasste, ihr heimlich zu folgen.

Eigentlich sollte er jagen, unschuldige Menschen verletzen, wenn nicht sogar töten und alles zerstören, was ihm in den Weg kam, aber aus irgendeinem Grund konnte er es nicht.

Ob es was mit dem Mädchen zutun hatte? Joey versuchte, seine wilde Natur so gut es ging zu unterdrücken. Er konnte es nicht verstehen, wieso er ihr folgte, aber er konnte ihrem süßen Duft einfach nicht mehr widerstehen und so schlich er ihr nach durch den wunderschönen Park.

Obwohl es noch etwas dunkel war, erhellten die Sonnenstrahlen diesen bereits seit ein paar Minuten mit ihrem rötlich, goldenem Licht.

Ein neuer Morgen war herangebrochen.

Die Strahlen versuchten mit aller Kraft durch die rabenschwarze Wolkendecke zu kommen, da sie anscheinend vorhatten die dunklen und feuchten Tage vergessen zu lassen.

Der sonst von vielen Menschen besuchte verschneite Park war mit vielen Bänken ausgestattet, aber auch mit einem Springbrunnen, der wie die Sitzplätze bereits verschneit war.

Genau wie die schönen unterschiedlichen Blumen und Pflanzenarten, die die Menschen sonst durch ihre volle Pracht verzauberten.

Nur die Laub- und Nadelbäume sahen aus wie Schneeriesen, die in die Höhe ragten. Alles war weiß, jeder Zweig, jede Pflanze, jede Spinnwebe, jeder Stein auf dem Boden - einfach alles war von einer dicken weißen Schicht überzogen.

Während Joey dem Mädchen folgte und sich gleichzeitig den schneebedeckten Park ansah, verwandelte er sich langsam zurück in seine Menschengestalt, da der Morgen herangebrochen war und die Wirkung des Vollmondes somit verschwand.

Plötzlich hielt Joey inne.


© Flocke


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