Devil-Saga: Falsche Götter

© EINsamer wANDERER

Vor Äonen kämpften zwei gottgleiche Bestien mit ihren dämonischen Heerscharen gegeneinander. Eine war aus Feuer und Stahl. Die andere aus Knochen und Blitzen. Niemand weiß, wie lange oder warum sie kämpften. Eines Tages stürzten sie auf die Erde nieder. Ihre Leichname erschufen auf den Planeten Leben und Tod. Die Knochenbestie soll Gerüchten zufolge irgendwo in dem nördlichen Gebirge abgestürzt sein. Doch von der Feuerbestie fehlte jegliche Spur.

,,Was?! Zwanzig Mäuse für ein Bier? Das ist wucher.“, fuhr Brendan den Barkeeper an. ,,Krieg ich nich´ wenigstens einen Rabatt, weil ich Jesper, den Anführer der toten Geier, erledigt habe?“, fragte er viel freundlicher als vorher. ,,Nein.“, erklärte der Bar gelassen. ,,Der Markt muss sich erst erholen. Jesper hat ungeheure Summen an Schutzgeld verlangt. Tut mir leid, aber ich muss erstmal an mich denken.“ ,,So eine Gemeinheit. Da kann man wohl nichts machen.“, stöhnte Brendan. Ein verschlagenes Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf. ,, Sind deine Tänzerinnen, da oben auf der Bühne eigentliche alle volljährig? Wäre doch eine Schande, wenn du in den Knast kommen müsstest, bloß weil eine von ihnen sich älter gemacht hat.“ Der Barkeeper ließ die Schultern sacken. ,,Okay, du hast gewonnen. Hier hast du dein Bier. Aber glaub bloß nicht, dass du mehr bekommst. Ich belohne keine Erpressungen.“ Brendan leckte sich über die Lippen, als er das schäumende Bier sah. Kalt und wohltuend rann es seine Kehle hinab. ,,Da ist das Schwein!“, schrie jemand an der Tür und zeigte auf Brendan. Der schaute, mit dem Glas an den Lippen, in Richtung des Sprechers. Es waren ein paar Gauner. Wahrscheinlich gehörten sie zu den toten Geier. Wenn dem so war, waren sie Außerorts gewesen, als der Kopfgeldjäger ihre Kollegen platt gemacht hatte. Seelenruhig stellte er das Glas ab. Überraschend schnell zog Brendan dann seine beiden Revolver und schoss den drei Überlebenden ins Herz. Leblos sanken sie zu Boden. Der Kopfgeldjäger wandte sich ruhig an den Barkeeper. ,,Waren das wichtige Leute bei den Geiern?“ ,,Nö, bloß ein paar Neulinge. Keiner von ihnen war ´ne große Nummer. Haben den größten Teil ihrer Bandenzeit mit Saufen verbracht.“ Brendan trank sein Bier weiter. ,,Schade um die Kugeln.“ ,,Huch, was ist denn hier passiert? Warst du das Brendan?“ Eine ihm nur allzu vertraute Stimme kam vom Eingang herüber. Brendan drehte sich sofort freudig lächelnd um. Es war Eleonora. ,,Grins nicht so blöd. Und zieh die Leichen weg, sonst stolpert noch jemand darüber.“ Er hatte sich hier mit ihr verabredet. Früher waren sie ein Paar. Später, als sie Kopfgeldjäger waren, wollten sie sich für drei Jahre trennen, um alleine ihr Brot zu verdienen. Die drei Jahre waren um und wie abgemacht trafen sie sich im Salon. ,,Und?“, fragte sie, ,,Wie waren deine drei Jahre?“ ,,Gut.“, sagte Brendan. Er verheimlichte, dass er die ganzen Jahre jeden Cent zehnmal umgedreht hatte. Eleonora war die Frau, mit der er alt werden wollte. Er malte sich ein ruhiges Leben auf einer Farm, mit vielen Rindern, Feldern und Kindern aus. Aber dafür brauchte man ´ne Menge Kies. Deswegen war er die ganzen Jahre geizig mit seinem Vermögen umgegangen. All die Abende mit schalen Bier, nicht vorhandenen Betten und wenig Essen hatten sich in diesen Moment bezahlt gemacht. Sein Geldbeutel war zum allerersten Mal in seinem Leben prahlvoll. ,,Hier. Schau mal, was ich verdient habe.“ Er zeigte angeberisch seinen vollen Geldbeutel. ,,Bescheiden wie immer.“, lachte Eleonora. ,,Schön, dass du dich nicht verändert hast.“ ,,Wieso verändert?“, fragte Brendan verwirrt. ,,Manche Leute ändert dieser Beruf von Grund auf. Sie werden schweigsam und verbittert. Hängen immer bloß in Pubs rum und denken nur an ihren nächsten Auftrag. Schön, dass du davon verschont geblieben bist.“ ,,Was für einen Schwachsinn erzählst du mir da? Warum sollten Kopfgeldjäger so sein?“ ,,Ich glaube, dass liegt daran, dass unsereins viel Schreckliches sieht. Aber lass uns das Thema wechseln. Was hältst du malwieder von einem gemeinsamen Auftrag. Wir beide wieder zusammen auf Jagd? Ja, es wird Sex geben, aber erst wenn die Sache erledigt ist. Guck mich nicht mit diesem Hundeblick an. Du weißt, dass ich davon weich werde.“ Brendan versuchte wieder ernst zu gucken, was ihm beim Gedanken an Eleonoras nackten Körper nicht wirklich gelang. ,,Um was geht´s?“ ,,Ein Archäologe möchte, dass wir einen Knochenhaufen für ihn suchen.“ ,,Das klingt aber nicht nach Abenteuern.“, seufzte Brendan. ,,Es liegt in den Bergen. In einer Region, wo es von Banditen, Mördern, Vergewaltigern und anderen Gesocks nur so wimmelt.“, beendete Eleonora. Das Glitzern in Brendans Augen verriet alles.

,,So, wir sind in den Bergen. Bei dieser komischen Felsformation, die wie ein gigantisches Skelett aussieht. Es gab keine Mörder oder sonstiges, was du mir eigentlich versprochen hattest.“ Brendan war enttäuscht. ,,Keine Sorge, du gehst schon nicht leer aus. Du bekommst schon dein Geld.“ ,,Ein bisschen mehr Zuneigung von dir wäre mir lieber gewesen. Der letzte Liebesakt mit dir ist schon ein paar Tage her.“ Brendan betrachtete gerade einen interessanten Tropfen. Wenn man davon ausging, dass es das Skelett eines Urviechs war, wären das wohl die Stoßzähne gewesen an dem der eiserner Tropfen hing. Auf einmal hörte er Eleonora schreien. Brendan drehte sich ruckartig zu ihr um. Jemand hatte sie am Arm gepackt. In der anderen Hand hielt er eine Pistole. ,,Na Brendan, du alter Bastard. Erinnerst du dich an mich? Ich bin gekommen um dir verfickten Kopfgeldjäger den Schädel weg zu pusten.“ Sein Gesicht wandte sich an Eleonora. ,,Und dann haben wir `n bisschen Spaß, was Süße?“ Die Ablenkung nutzte Brendan, um den Unbekannten ein Loch in den Schädel zu pusten. Der Kerl war davon wenig beeindruckt. Mit einem schmutzigen Lächeln schaute er zu Branden. Das klaffende Loch, schien den Kopfgeldjäger zu verhöhnen. ,,Wer bist du?“, fragte dieser entgeistert. ,,Ich bin ein mächtiger Dämon. Nenn mich einfach Skaru, mein toter Freund.“ Er schoss Brendan ins Herz. Dieser kippte um. Er lag im sterben. Der Tropfen am Stoßzahn schien bloß auf diesen Moment gewartet zu haben, denn er fiel und flog in die Wunde hinein. Die Schusswunde schloss sich und an ihrer brannte sich die Tätowierung eines hohngrinsenden Teufelskopf, in Brendans Brust. Seine Revolver färbten sich schwarz und auf ihnen erschien eine blutrote 666.

Brendan war in vollkommene Dunkelheit umhüllt. Etwas durchbrach aber diese Dunkelheit. Er hörte das Zischen von Stahl, das Fauchen von Feuer und ein ohrenbetäubendes Brüllen. Du wirst Skaru töten!, befahl die Stimme aus Stahl und Feuer. Ich gebe dir die Mittel dazu. Du wirst nicht eher ruhen, bis er tot ist, verstanden?!

Als Brendan die Augen aufschlug fühlte er sich anders. Düsterer und auch wortkarger. Bei den Gedanken an frühere Gespräche fühlte er sich, als hätte er wertvolle Zeit mit ihnen vergeudet. Brendan würde die Zeit jetzt mehr nutzen. Er schaute sich nach Skaru um. Der Typ war weg und Eleonora auch. Brendan erhob sich und schwor nicht eher zu ruhen, bis er Eleonora und Skaru gefunden hatte. Es konnte Ewigkeiten dauern, aber er würde sie schon finden, davon war er überzeugt.

Brendan schreckte hoch. Er hatte einen seltsamen Traum gehabt, doch als er auf das Gesicht der bewusstlosen Eleonora schaute, die in seinem Bett lag, wusste er, dass es kein Traum gewesen war. Müde schaute er aus dem Fenster. Es war inzwischen später Vormittag. Jemand versuchte sich lautlos ins Zimmer zu schleichen. Brendan zog seine Waffe. Ein Diener stand in berufsmäßiger Steifheit vor ihm. ,,Ich wünsche wohl geruht zu haben. Der Kommandant möchte Sie sprechen.“ ,,Worum geht´s?“, fragte Brendan müde. ,,Es geht um ihre berufsmäßige Meinung.“ Der Speisesaal war über Nacht in einen Besprechungsraum umgestaltet worden. ,,Ah, Mr. Brendan, schön, dass sie endlich wach sind.“ ,,Was ist denn los?“ ,,Sehen sie sich das an!“, schrie sofort jemand los, ,,Diese Schweinehunde haben uns eingekesselt.“ ,,Sie haben sämtliche Pässe und Trampelpfade verbarrikadiert. Nur der nördliche Pass ist noch offen. Vermutlich kriegen sie von dort ihren Nachschub.“ ,,Das können sie nicht über Nacht gemacht haben. Wahrscheinlich wurden die Wege in gewissen Abständen blockiert. Der südliche Pass über den ich kam, wurde wohl zuletzt geschlossen. Vielleicht hat man auch auf meine Ankunft gewartet. Sie wussten, dass ich kommen würde. Doch woher?“ ,,Das weiß nur Gott.“, ergänzte der Kommandant. ,,Skaru scheint mich zu erwarten. Wie viele Dämonen bewachen jeden Pass?“ ,,Dreihundert pro Pass, mit Ausnahme des Nord-Passes, da sind es doppelt so viele.“ Der Schreihals meldete sich wieder zu Wort. ,,Kein Mann wäre so blöd dadurch zugeh ´n, nicht mal meine Männer.“ ,,Vor allem, was ist dort? Im Norden ist doch bloß ein Tal“, warf einer ein, ,,Woher kriegen sie ihre Leute?“ ,,Ich weiß, woher sie kommen.“ Elsa hatte unbemerkt in den Besprechungsraum betreten. ,,Was weiß eine mickrige Diebin schon darüber?“ ,,Lass sie reden!“, knurrte Brendan den Schreihals an. Er nickte ihr aufmunternd zu. ,,Das Tal, ist eigentlich kein Tal. Es ist mehr ein Krater und in der Mitte befindet sich eine Kirche aus schwarzem Stein. Dort sammeln sich die Monster. Sie klettern wie Ameisen über die Berge und sammeln sich dort. Die Dämonen knieten sich vor einem in knochengerüsteten Mann nieder und beteten ihn, wie einen Gott, an. Den Namen Skaru preisen.“ ,,Das ist ja ungeheuerlich. Sie beten Skaru, diesen Schuft der meine Tochter haben will, an. Aber von einer schwarzen Kirche weiß ich nichts. Skaru muss sie wohl mit seinen Dämonen gebaut haben.“ Brendan schlug Elsa auf die Schulter ,,Das hast du gut gemacht.“ Brendan wandte sich um zum Gehen. ,,Halt, Mister Brendan, was sollen wir ihrer Meinung nach unternehmen?“ Brendan antwortete ohne sich umzudrehen. ,,Sie tun Garnichts.“ ,,Was?!“, antworteten der Kommandant. Sofort kamen wütende Proteste von den anderen Strategen. Brendan hatte unruhig geschlafen. Ihm war nicht nach brüllen zumute. Er zog seinen Revolver und schoss in die Decke. Sofort verstummten alle. ,,Wenn man den Anführer der Dämonen tötet,“, erklärte Brendan ruhig. ,,Dann bringen sich die Viecher gegenseitig um. Eine Armee würde sich an den Dämonen nur die Zähne ausbeißen. Den Pass würden sie nicht lebend verlassen, deswegen gehe ich allein. Sollte ich nicht zurückkommen. Dann verschwindet von hier. Kämpf euch über den südlichen Pass und flieht.“ Ruhig verlies Brendan den Raum. In seiner Unterkunft war bereits ein Arzt, den der Kopfgeldjäger verlangt hatte. ,,Wie sieht´s aus?“ Der Arzt drehte sich zu ihm um und spielte mit seinem Stethoskop herum. ,,Ich weiß es nicht.“, sagte er ratlos. ,,Alles läuft normal und funktioniert einwandfrei. Eigentlich sollte sie putzmunter sein, aber sie schläft die ganze Zeit. Sie wacht nicht auf. Ich habe ihr sogar einen Eimer Wasser ins Gesicht geschüttet, doch sie hat noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Sie können gerne den Rat eines anderen Kollegen einholen, doch der wird ihnen dasselbe sagen.“ ,,Danke, für Ihre Mühen.“, sagte Brendan knapp. Nachdem der Doktor den Raum verlassen hatte, setzte Brendan sich auf einen Stuhl, nahm Eleonoras Hand und begann zu erzählen, was sich nach ihrer Trennung ereignet hatte. Jedes einzelne verrückte Abenteuer, jede noch so kleine Schlägerei, vom Geist des Indianerhäuptlings, alles erzählte er ihr. Innerlich tat es ihm sogar gut, alles zu sagen, was ihm in den letzten Jahren passiert war. Er war so in seinem Monolog vertieft, dass er gar nicht den Zuhörer hinter sich bemerkte. Als er geendet hatte, bemerkte er Elsa, wie sie hinter ihm im Türrahmen stand. ,,Wie lange hörst du schon zu?“ ,,Von Anfang an.“, gab Elsa zu. ,,Diese Dämonen, denen du immer begegnet bist, haben sie dich verfolgt?“ ,,Warum fragst du?“ ,,Weißt du noch, als ich dir sagte, dass ich aus dem Kloster abgehau´n sei? In Wahrheit wurde es von Dämonen niedergebrannt. Ich habe als Einzige überlebt. Dann kam ich in einem kleinen Dorf unter, aber die Dämonen tauchten wieder auf. Ich sah, wie die Menschen, die mich freundlich aufgenommen hatten, vor meinen Augen in Stücke gerissen wurden. Somit war ich immer auf der Flucht. Egal wohin ich ging, die Teufel folgten mir.“ Tränen rannen über ihre Augen. ,,Es ist meine Schuld, dass all diese Menschen sterben mussten. Wenn ich nicht gewesen wär, dann würden sie alle noch leben.“ Sie brach in Tränen aus. Brendan ging auf sie zu und streichelte ihren Kopf. ,,Der Albtraum wird bald vorbeisein. Vertrau mir.“ Er schnürte seinen Geldbeutel ab und drückte ihn Elsa in die Hand. ,,Hier. Ich habe es über Jahre gespart. Du wirst auf Eleonora aufpassen. Sollte ich nicht zurückkommen, wird das Geld für ein neues Leben ausreichen.“ Der Kopfgeldjäger ging zur Tür. Er wollte aufbrechen, um die Sache zu beenden. ,,Brendan,“ schniefte Elsa. ,,Kommst du wieder zurück.“ Lächelnd drehte er sich zu ihr um. ,,Natürlich komme ich wieder.“ Der Kopfgeldjäger hatte schon gedacht, das Lächeln verlernt zu haben.

Unerschrocken machte er sich zur schwarzen Kirche auf. Alle Soldaten hatten sich auf den Wällen versammelt, um seinen Mut Respekt zu zollen. Brendan drehte sich nicht um, denn er wusste, dass dort oben die weinende Elsa stehen würde. Wahrscheinlich klopfte ihr gerade jemand auf die Schulter und sagte, wie tapfer Brendan doch sei und dass sie stolz sein müsse. Davon kann sie sich auch nichts kaufen, dachte Devil. ,,Na, warte Skaru. Jetzt krieg ich dich endlich.“ Brendan ging in die gähnende Schlucht. Der Kopfgeldjäger erkannte schnell die toten Winkel bei den Wachposten. Wenn ihn auch nur einer der Dämonen entdeckte, würde er Alarm schlagen und das konnte Brendan nicht gebrauchen. Er schlich sich klamm heimlich an ihnen vorbei. Im inneren lächelte er, über die Dummheit dieser Kreaturen, doch er mahnte sich zur Ordnung. So kurz vorm Ziel durfte er nicht unvorsichtig oder gar überheblich werden. Es war düsterste Nacht, als er die Kirche erreichte. Sie war wirklich aus schwarzem Stein erbaut worden. Hell leuchtende Fackeln zeigten die huldigenden Dämonen. Immer wieder sagten sie ehrfürchtig: ,,Skaru“ Der unmenschliche Chor hallte unheimlich von den Felswänden wieder. Brendan erkannte eine Gasse, die die Leiber der Wesen, bildeten. Sie führte direkt zur Tür der schwarzen Kirche. Jemand schien ihn zu erwarten.

Keiner der Dämonen griff ihn an, als er sich der Kirche näherte. Die Tür war nicht verschlossen, was Brendan noch misstrauischer machte. Ganz hinten saß jemand lässig auf den Altar. Er trug eine Rüstung aus Knochen. Ein Tierschädel, wahrscheinlich irgendeine Art von Rind, saß auf seinen Kopf. Es war Skaru und nicht um einen Tag gealtert, genau wie Brendan und Eleonora. ,,Ich habe schon gehört, dass du von den Toten auferstanden sein sollst und jetzt wo ich dich sehe, weiß ich auch, warum du überlebt hast. Du hast die Macht der Bestien erhalten, genau wie ich. Ich sehe, wie sie in dir pulsiert. Wie du sie ausstrahlst.“ ,,Wovon redest du?“, fragte Brendan. Skaru erhob sich vom Altar und trat auf ihm zu. Seine Stimme hallte von den Wänden der Kirche wieder. ,,Du hast keine Ahnung, wessen Macht du benutzt. Hast du dich das nie gefragt? Also gut, lass es mich dir erklären. Vor einigen Ewigkeiten sind zwei Götter in einen Kampf verstrickt gewesen. Sie und ihre Dämonen haben sich bis aufs Messer bekämpft. Irgendwann sind sie dann auf die Erde gestürzt. Ihre Körper starben beim Aufprall, aber die Seelen der Bestien lebten weiter und die Lakaien, die überlebt hatten, verwilderten und vergaßen die Bestien. Sie wurden zu dem, was wir heute Dämonen nennen. Ich habe eine der Bestien Wiederentdeckt, genau hier wo wir jetzt stehen und die Bestie belohnte mich mit ihrer Macht und machte aus mir einen Gott.“ Der Typ hat mehr, als ein Problem, dachte Brendan. Skaru war fast in schlagreichweite stehen geblieben. Wenn auch nur einer von ihnen sich dem anderen etwas näherte, hätten sie die beste Distanz für einen Kampf. ,,Wieso?“, fragte Brendan. ,,Wieso hast du mir all das angetan? Und was willst du mit der Tochter des Kommandanten?“ ,,Was?!“, fragte Skaru ungläubig. ,,Du willst sagen, dass du dich nicht an mich erinnerst?! Ich habe das halbe Land beherrscht, bis du mich ins Kittchen gebracht und meine Untergebenen all meine Besitztümer verschleudert hatten.“ Brendan machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Er konnte sich beim besten Willen nicht an ihn erinnern. ,,Du erinnerst dich wirklich nicht an mich?! Ich erinnere mich aber sehr gut an dich. Als ich zum Gott wurde, wusste ich, dass ich dir alles nehmen würde. Deine Freundin, dein Kind … Oh, du wusstest es nicht? Die kleine Diebin ist während Eleonoras Gefangenschaft geboren worden. Sie ließ das Kind aussetzen, in dem Glauben, ich würde es nicht mitbekommen, aber ich habe in die Zukunft gesehen. Ich wusste, ihr würdet euch in der Bergfestung treffen. Es ging nie um die hässliche Tochter des Kommandanten. Ich wusste, wenn ich Eleonora kontrollieren würde, würde dich das aus der Fassung bringen. Du glaubst sicher, sie wären in der Festung in Sicherheit, doch ich muss dich leider enttäuschen. Ist es dir noch nicht aufgefall ´n? Der Chor hat aufgehört. Meine Sklaven sind bereits auf den Weg zur Festung.“ Brendan horchte und musste feststellen, dass Skaru recht hatte. Innerlich fluchte er. Warum hatte er sich von ihm bequatschen lassen? Er hätte aufmerksamer sein müssen. ,,Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher.“, sagte Skaru hämisch. ,,Tja unsere Zeit ist leider um. Zeit zu sterben, Devil!“, er sprach den Namen voller Hass aus. Skaru ging ruhig, jedoch energisch auf Brendan zu, als hätte er alle Zeit der Welt. Brendan nahm sich eine Bank und schleuderte sie dem Erzfeind entgegen. Der schlug sie mit der Hand beiseite, wie eine lästige Fliege, doch das hatte Brendan vorausgesehen. Er hatte, während die Bank auf Skaru zu geflogen war, ihm eine Kugel mit auf den Weg geschickt. Sie traf ihn in der Schulter, doch Skarus Gang wurde noch nicht einmal langsamer. Er schleuderte Brendan lila Blitze entgegen. Die Wucht schleuderte ihn nach hinten, doch es blieb ihm nicht viel Zeit zur Erholung. Ein Faustschlag zerschmetterte den Boden, auf den Brendan noch vor wenigen Atemzügen gelegen hatte. Wieder überkam Brendan dieses eigenartige Fieber. Seine Haut wurde rot und hart wie Stahl. Seine Muskeln spannten sich. Der Druck in seinen Lungen kehrte wieder. Dampf kam aus seinem Mund heraus und der Druck wurde erträglicher. Skaru stand in Schlagreichweite. Mit einem Tritt in die Magengrube, schleuderte Brendan den Gegner ans andere Ende der Kirche. Obwohl Skaru seine Bauchmuskeln angespannt hatte, konnte er die enorme Wucht des Trittes nicht abfangen. Im Flug wurde er von Brendan überholt, der ihn am Bein packte und einen urgewalten Schlag gegen die Luftröhre ausführte. Der Boden krachte unter der Wucht des Schlages, als hätte ein Elefant mit aller Kraft aufgestampft. Skaru hustete Blut und ächzte, den Schlag hatte er nicht abwehren können. Mit einem freudlosen Lächeln drückte Devil den am Bodenliegenden die Pistole gegen die Brust. Angst und Entsetzen flammten in Skarus Augen auf. Es erlosch, als Brendan abdrückte. Obwohl er den Schuss mit viel Energie aufgeladen hatte, erreichte er bloß das, was ein normaler Herzschuss anrichtete. Brendan wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten, blieb er stehen. Er wusste nicht wieso, aber er drehte sich um. Die Leiche von Skaru schwebte einen Meter über der Erde und drehte sich um die eigene Achse. Plötzlich begannen seine Knochen zu knacken, seine Haut platzte auf und darunter kam ein Knochenpanzer hervor. Sein Schädel verformte sich zu grotesken Zügen. Der Leichnam ließ sich auf alle viere nieder. Er wuchs und wuchs, die Kirche wurde bereits zu klein für ihn. Das gesamte Gebäude stürzte ein. Brendan musste fliehen, konnte sich aber nicht vom Anblick losreißen. Schließlich war die Verwandlung abgeschlossen. Brendan stand vor einem gigantischen Monster. Lila Blitze rasten über die Körperoberfläche. Der Schädel hatte etwas von einer Ratte. Ein ohrenbetäubendes Brüllen erschütterte die Berge und weckte Brendans eigene Bestie. Sein Körper ging in Flammen auf. Er durchlief genau dieselbe Verwandlung, wie Skaru. Er wurde zu einer Bestie aus Feuer und Stahl, die die Nacht zum Tag werden ließ. Die Bestie hatte die totale Kontrolle über ihm. Brendan konnte nichts anderes tun, als durch ihre Augen zu blicken und zu sehen was sich abspielte. ,,Endlich können wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“, sagte die Knochenbestie. ,,Ja, unser Plan ist perfekt aufgegangen. Indem wir die Sterblichen manipulierten konnten wir wieder einen Körper haben. Die Idee, den Verbrecher einzureden, der Kopfgeldjäger habe ihn ins Kittchen gebracht, war ein wahrer Geniestreich.“ ,,War es nicht ein anderer Kopfgeldjäger, an dem er sich rächen wollte?“ ,,Weiß nicht. Für mich sehen diese Menschen alle gleich aus. Doch nun lass uns mit dem Kampf beginnen.“ Die Bestien fielen über einander herüber. Sie waren gleich groß und gleich stark. Doch keine von ihnen konnte einen Vorteil erringen. Während die Götter in ihrem Kampf vertieft waren, dachte Brendan über das eben gehörte nach. Wenn es stimmte, was sie gesagt hatten, waren Skaru und er nichts weiter als Marionetten gewesen. Sie sollten die Bestien wiederbeleben, damit sie ihren Kampf weiter austragen konnten. All das Leid, das er und andere ertragen mussten, all die Toten, bloß um die Bestien wieder zum Leben zu erwecken. Schnell entwarf Brendan einen tollkühnen- fast selbstmörderischen Plan. Er gab der Feuerbestie seine Kraft. Es war nicht viel, aber es reichte aus um einen Vorteil zu erringen. Die Feuerbestie übernahm die Oberhand im Kampf. Der Knochenbestie blieb nichts anderes übrig, als sich zu verteidigen. Sie kreuzte die Arme vorm Gesicht. Doch die Schläge waren zu wuchtig. Der Knochenpanzer splitterte unter der Wucht der Schläge. Die Feuerbestie schlug mit der rechten Pranke und versuchte somit, die Verteidigung zu umgehen. Doch die andere Bestie parierte mit beiden Pranken und fiel somit auf die Finte rein, denn die linke Pranke der Feuerbestie sauste von oben auf sie herab und zerschlug ihr den Schädel. Die Blitze blieben aus und das Leuchten aus den leeren Augenhöhlen erlosch. Ein Siegesgebrüll hallte durch die Berge. Das Echo würde noch hunderte von Jahren durch die Berge zu hören sein.

In der Burg begann Eleonora ihre Augen zu öffnen. ,,Brendan hat es geschafft. Er hat Skaru besiegt.“, sagte sie freudig.

,,Das hast du gut gemacht Brendan.“, sagte die Feuerbestie anerkennend. ,,Ich habe es nicht für dich getan.“, sagte Brendan bedrohlich. ,,Ihr beide seit die größten Übel dieser Welt und ich werde sie von euch befreien. Zuerst kommt die Knochenbestie und jetzt bist du dran.“ Die Feuerbestie brach in großes Gelächter aus. ,,Glaubst du wirklich, ein Mensch wie du, könnte einen Gott aufhalten?“ ,,Ihr seid keine Götter. Nichts als größere Dämonen, dass seit ihr.“ In Brendans Stimme lag eine nicht zu unterschätzende Drohung. ,,Und jetzt lebst du in einem.“, konterte die Bestie. ,,Mit der Zeit, wird sich dein Geist in meinem Körper, wie Rauch, auflösen. Du wirst sterben, doch zuvor, wirst du sehen, wie meine Dämonen die ganze Welt erobern.“ Die Bestie machte sich auf, die Berge zu verlassen, doch sie konnte sich keinen Millimeter bewegen. ,,Du kommst hier nicht weg.“, sagte Brendan trotzig.

Der Kopfgeldjäger fand sich an einem öden Ort wieder. Es waren ein paar Felsen da. Der Himmel war mit schwarzen Wolken verdeckt. Vor ihm stand die gewaltige Feuerbestie. Sie stand auf allen vieren. Ihr gesamter Körper brannte. Die Augen glühten Rot. Die Haut bestand aus Stahl. Sie war rissig und in ihren Rissen brodelte glühende Magma. Mit ihren Stoßzähnen konnte sie zehn Männer auf einmal aufspießen. ,,Du befindest dich in meinem Geist. Weit bist du gekommen und hier wirst du sterben.“ Ein ohrenbetäubendes Brüllen drang aus ihrer Kehle. Heiße Luft zerfetzte Brendan die Kleidung und schälte ihm die Haut von den Knochen. Der falsche Gott preschte auf Brendan zu. Schneller als jemals zuvor betätigte Devil den Abzug seiner Pistolen. Doch die Kugeln konnten den Panzer der Bestie nicht durchdringen. Brendan wunderte sich, wie so etwas großes so schnell sein konnte. Die Bestie schlug mit ihrer Pranke nach Devil. Der versuchte durch einen Sprung nach hinten auszuweichen, doch es misslang ihm. Seine Beine wurden von der Pranke eingequetscht. Heiße Wellen aus Schmerz durchfuhren Brendans Körper. Zischend brannte sich das glühende Eisen in die Haut. Der Geruch von verbranntem Fleisch ging von dem Unterkörper aus. Hatte Brendan der Feuerbestie zu viel von seiner Kraft gegeben? ,,Narr! Ich war das Feuer in deiner Seele! Ohne mich wärst du gar nicht so weit gekommen! Du wärst an dem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegneten, gestorben. Dein Geist wird mit mir verschmelzen, sich in Rauch auflösen. Das ewige Feuer gehört somit dir.“ Die rotglühenden Augen drangen bis in die Tiefen von Brendans Seele vor und verbrannten ihn. Der Kopfgeldjäger verschloss die Augen davor, doch die Blicke brannten weiter in seiner Seele. In seinem inneren hörte Brendan sich selbst sagen: Natürlich komme ich wieder. Das Gesicht von Eleonora tauchte vor ihm auf. Ihr Körper schälte sich aus dem Dunkel seines Geistes heraus. Liebevoll strich sie über seine Züge. Dann küsste sie ihn. Brendan hatte auch gedacht, er könne nicht mehr weinen, doch auch das entpuppte sich als unwahr. Die Tränen liefen über sein Gesicht und spiegelten all das Leid und den Schmerz wieder, die er so viele Jahre mit sich rumgeschleppt hatte. ,,Du weinst?!“, hörte er die Feuerbestie grölen. Sofort verschwand die Trauer aus Brendans Herzen und die Tränen versiegten. Der Gesichtsausdruck von ihm war stählern. Die Liebe zu Eleonora und Elsa ließ sein Herz heißer brennen, als die Feuerbestie selbst. Wieder überkam ihn das Fieber, doch es war diesmal anders, nicht so fremd. Es wurde nicht von Hass, sondern von Liebe genährt. Die Muskeln schwollen an. Die Haut wurde knallrot und hart wie ein Diamant. Die Berührung der Bestie fühlte sich auf einmal eisig an. ,,Du hattest nie Macht über mich!“, dröhnte Brendan. Die Einöde zerfiel. Feuer stieg aus dem Tiefen der surrealen Welt empor. Die Felsen schmolzen dahin. Gott und Mensch befanden sich auf einmal in einer infernalischen Umwelt. Immer wieder sprudelten Geysire aus Lava empor. Die Feuerbestie sprang von einem Fuß auf den anderen. Es schien, als wenn sie auf heißen Kohlen stünde. Brendan lächelte freudlos. ,,Wolltest du mich nicht gerade noch töten? Jetzt bist du derjenige, der sich in Rauch auflösen wird!“ Brendan sandte zwei Kugeln, um der Bestie den Garaus zu machen. Jetzt würde seine Reise endgültig zu Ende sein. In den Kugeln spiegelten sich die Gesichter von Eleonora und Elsa. Einen schweif hinter sich herziehend schlugen sie in der Bestie ein. Der Stahlpanzer der Bestie konnte den Kugeln nicht wiederstehen. Als sie einschlugen, erlosch das Feuer der Bestie. Ihr Stahl fing an zu rosten. Zuletzt erstarb das Glühen in ihren Augen, die voller Hass auf Brendan schauten.

Brendan kam nackt zu sich. Seine Zwillingsrevolver hielt er fest in der Hand. Er schaute sich um. Die gesamte Schlucht war Zerstört. Die niederen Dämonen, die noch nicht zur Burg aufgebrochen waren, lagen tot auf den Boden. Sie hatten den Kampf der falschen Götter nicht überlebt. Brendan humpelte zur Burg, um die er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Die Dämonen waren entweder geflohen oder hatten sich gegenseitig umgebracht. So war das immer. Auf den Weg machte Brendan sich Gedanken über die Zukunft seiner Familie. Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Die Sonne ging auf. Ein neuer Tag begann.


The End


© EINsamer wANDERER


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Beschreibung des Autors zu "Devil-Saga: Falsche Götter"

Ich danke zuerst einmal allen, die so lange mit dem Lesen durchgehalten haben und Interesse für diese kleine Reihe aufbringen konnten. Ein ganz besonderer Dank geht an Morgaine, ohne die die Serie wahrscheinlich erst in vielen Jahren fertig geworden wäre. Recht herzlichen Dank an dich. Ob es weiter geht, kann ich noch nicht sagen. Vielleicht werde ich noch ein paar einzelne Episoden ohne bestimmten Handlungsfaden schreiben und reinstellen. Vielleicht wird die Saga von Devil noch weiter erzählt. Ich weiß es noch nicht. Aber zurzeit ist noch nichts dergleichen geplant. Ich hoffe ihr hattet Spaß an der Reihe und werdet Brendan und alle anderen in guter Erinnerung behalten.
Einen schönen Tag noch.

Mit freundlichem Gruß

EINsamer wANDERER



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