Engeltod VIII - Zombie-Queen

© EINsamer wANDERER

Engeltod VIII - Zombie-Queen

Von EINsamer wANDERER


Ein Wirbelsturm aus schwarzen Federn schwebte über Azrael. Die Krähen der gesamten Stadt zogen über ihn ihre Bahnen, denn sie wussten, solange sie ihm folgten, würden sie nie Hunger leiden. Azrael hatte seinen kleinen Gefolgsmann verlassen und war nun auf den Weg zu Vladimir. Er ging gerade durch einen Park, als sich eine bläuliche Gestalt vor ihm materialisierte. Es war ein Mischling, dass wusste Azrael sofort. Wahrscheinlich eine Kreuzung aus Geist und Vampir. Das konnte interessant werden. ,,Endlich nach all den Jahren begegnen wir uns. Ein denkwürdiger Augenblick, findest du nicht auch, Todesengel?“ ,,Das wird sich erst noch zeigen müssen.“, entgegnete Azrael ruhig. Er fragte sich, wie gut dieses Wesen im Kampf war. Konnte es ihn vielleicht sogar verletzen? ,,Ich werde dich töten und so meinen Meister stolz machen.“ ,,Ich kann mir schon denken, wer es ist. Vladimir hatte schon immer Angst vor Geistern. Eigentlich hatte er vor allem Angst.“, setzte er hämisch hinzu. Azrael war dieses Gerede leid. Er wollte endlich wissen, welche Farbe das Blut dieses Jünglings hatte. Der schien seine Gedanken erraten zu haben. In seiner Hand materialisierte sich eine weiße Geisterklinge. Er stürmte ungebremst auf Azrael zu. Der stand da und betrachtete gelangweilt seinen Gegner. Nichts Besonderes. Ihm fehlen einfach das Feuer und die Leidenschaft von IHM. Ich hatte mehr von meinen einstigen Meistern erwartet. Ach ja, ich habe ihre besten Kämpfer umgebracht, deswegen haben sie nichts Besseres, als diesen Wichtigtuer zu bieten. Während Azrael ein Licht aufging, dreschte sein Gegner auf ihn mit brachialer Gewalt ein. Die in den jahrelangen Schlachten geschulten Reflexe parierten jeden Schlag mit den Handschellen. Das Monster musste sich noch nicht einmal anstrengen. Azrael lachte über jeden Treffer, den er einsteckte. Er wollte den Jüngling überraschen und ihm zugleich zeigen, dass seine Fähigkeiten nicht ausreichten, um ihn zu töten. Die Gelegenheit bot sich, als er mit der Spirituellen-Klinge auf seinen Kopf zielte. Das Grinsen wich auch nicht, als sein Kopf auf den Boden aufkam und weg rollte. Azrael verspürte noch nicht mal Schmerzen. ,,Das war alles? Du solltest der Beste Elitekämpfer unserer Geschichte sein? Ich bin schwer enttäuscht.“ Ein Blutfaden bahnte sich zu Azraels Haupt. Er drang in den Schädel und zog ihn zurück, zu seinem Körper. Die nachbleibende Narbe würde bald die Ströme aus Blut heilen. Ein irres Kichern, das bald ein Lachen wurde drang aus Azraels Kehle. ,,Ich habe schon seit viel zu langer Zeit, nicht mehr so viel Spass gehabt.“ Der Mischling starrte Azrael verwundert an. ,,Aber jetzt zeige ich dir, wie echte Monster kämpfen.“ Der Todesengel stürzte sich mit seinem unmenschlichen Schrei auf den Jüngling. Er schlug mit seinen Krallen nach dem Bauch. Sein Gegner machte keine Anstalten dem Schlag auszuweichen. Durchsichtiger Glibber quoll aus seinen Bauch. Er hatte noch nicht einmal versucht dem Schlag zu blocken. Bestürzt sprang er einen Schritt zurück, doch Azrael setzte ihm nach. ,,Wie… Ich bin noch nie…“ Obwohl er perplex war konnte, er immer noch mit der Geisterklinge die Klauen des Todesengel parieren. Azraels Arme übten gewaltigen Druck auf die Klinge aus. Der Mischling wurde immer weiter nach hinten gedrückt. Die Füße versanken immer Tiefer im Erdreich. ,,Du bist noch nie verletzt worden, nicht wahr? Du bist immer unverletzt aus jedem Kampf hervorgegangen. Doch wahrscheinlich bist du nie einem richtigen Gegner begegnet. Vladimir hat dich viel zu sehr geschützt. Er hätte dich besser, in offene Gefahren laufen lassen sollen. Schade eigentlich. Rückblickend betrachtet, warst du nichts weiter, als unvollkommene Vampir-Scheiße und nun wirst du zu vollkommener Geister-Scheiße.“ Azraels Zähne schnappten nach der Kehle des Gegners. Doch sie klackten nur nutzlos zusammen, ohne in das Fleisch seines Opfers zu versinken. Der Möchtegern Geist hatte sich in Luft aufgelöst. Lächelnd ging Azrael seinen Weg weiter. Der Geist würde wiederkommen, um seine Mission zu beenden und dann war er besser vorbereitet, dass wusste Azrael. Und wenn nicht würde sich Azrael seinem Bezwinger stellen. So oder so er gewann. Sehnsüchtig folgte den blutigen Schrei von Caedes. Sie mussten wieder vereint sein.

Ghost hatte sich in die Geisterwelt zurück gezogen. Im Gegensatz zu seinen Meistern brauchte er kein Blut, um stärker zu werden. Er brauchte nur Seelen oder Geister um am Leben zubleiben. Im Moment war er dem Todesengel nicht gewachsen, doch wenn er nur genug Seelen in die Hände bekam, würde die Sache das nächste Mal ganz anders Ausgehen. Und gerade spürte er eine gewaltige Energiequelle. Ganz ähnlich wie die von Azrael. Doch es würde Zeit in Anspruch nehmen, um seinen Körper wieder in der Materiellenwelt erzeugen zu können. So lange musste er warten.

Mark ging wütend und hungrig durch die dunklen Straßen der Stadt, die bloß durch ein paar flackernde Laternen erhellt wurden. Er hatte nichts als die Klamotten am Leib. Leider hatte er seit der großen Finanzkrise sein gesamtes Geld im Apartment versteckt. Das Geld war in den Flammen seines Apartments vernichtet worden. Kein Geld, kein Essen, so einfach war das. Ihm knurrte bereits gehörig der Magen. Wütend kickte er eine Dose Weg. Das Gefühl verfolgt zu werden, ließ ihn Bedacht hinter sich schielen. Dort war nur eine Frau, die mit einem Stock umhertastete. Eine gelbe Schärpe mit drei schwarzen Punkten, wies sie als Blinde aus. Die Sonnenbrille, die sie sogar in der Nacht trug, verstärkte diesen Eindruck noch. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden worden. Beim Anblick ihres dunkelblauen Mantels, musste Mark unverhofft wieder an den verdammten Engel denken. Jeder Monsterjäger trägt einen Mantel, dass weiß doch jedes Kind. Bist du vom Mond oder so was? Hörte er sie noch sagen. Ja klar, dachte er sich, als wenn diese blinde Frau, irgendwie gefährliche Monster töten würde. Mach dich nicht lächerlich. Ein Bettler näherte sich, um ein bisschen Kleingeld zu schnorren. ,,Tut mir leid. Ich habe selbst nicht genug.“, sagte er entschuldigend. Der Bettler packte seinen Arm. Es sah aus, als wenn er hineinbeißen wollte. Als Mark die weißen Augen und die Reißzähne sah, machte sich blankes Entsetzen in ihm breit. Auf einmal war er umringt von ächzenden, stöhnenden Zombies die nach seinem Fleisch lechzten. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er umstellt worden war. Der Journalist wusste nicht wie, aber sicherlich war es irgendwie Lucys Schuld. Mark riss sich los und rannte in heller Panik durch das Labyrinth aus Straßen und Gassen. Er achtete nicht darauf wo er langrannte, Hauptsache weg von diesen Untoten. Er drehte sich nach seinen Verfolgern um. Er hatte sie abgehängt. Als dieser Gedanke in sein Bewusstsein sickerte, stieß er gegen etwas großes, hartes, das ihn zu Boden schleuderte. Ächzend stand er auf. Er hatte nicht gemerkt, dass er gegen eine massive Ziegelmauer gerannt war. Muss bestimmt witzig ausgesehen haben, dachte Mark verdrießlich. Hinter ihm kam wieder dieses entsetzliche Stöhnen. ,,Verdammt! Habe ich euch nicht abgehängt?“ Es waren noch mehr Untote geworden, die die gesamte Breite der Gasse ausfüllten. Instinktiv wandte Mark sich vorwärts, nur um daran erinnert zu werden, dass dort eine Mauer war. Irgendein Witzbold hatte ein Graffiti mit dem Spruch ,,Ha ha. I ´m a wall and i ´m blocking you.“ an die Mauer geschmiert. ,,Wenn ich den Kerl in die Finger kriege, der das geschrieben hat.“, knurrte Mark. Womit hatte er das nur verdient? Auf das Ende wartend, verfluchte er sämtliche höhere Mächte, die ihm gerade in den Sinn kamen. Jemand tippte ihn sacht auf die Schulter. ,,Wenn ihr mich schon fressen müsst, könnt ihr das dann bitte schnell machen. Ich will nicht leiden.“ ,,Du bist schon ein komischer Kauz. Rennst einmal im Kreis, um den Zombies zu entkommen und dann auch noch in eine Sackgasse. Was hast du dir dabei gedacht?“ Es war die Blinde. ,,Wie? ... Äh?“ Ein Blick über ihre Schulter zeigte, dass sämtliche Zombies tot auf den Boden lagen. ,,Ich heiße Samantha, aber alle nennen mich entweder Sam oder Zombie-Queen und wie heißt du?“ ,,Äh … Mark? … Äh ... Bist du ein …?“ ,,Ein Zombie? Ja, natürlich“, sagte Sam, als wäre es die normalste Sache der Welt. ,,Aber nicht so einer von der Sorte, die dich verfolgt haben. Seit einem Tag töte ich einen Zombie nach dem anderen, aber es werden immer mehr. Außerdem habe ich das ungute Gefühl, dass sie stärker werden. Wie dem auch sei, Lucy hat mich geschickt. Sie will, dass du wieder zurückkommst.“ ,,Niemals!“, sagte Mark entschieden. ,,Und nichts in der Welt kann mich dazu überreden.“ ,,Wusstest du, dass viele Menschen der Meinung sind, dass das Böse in dieser Welt überwiegt? Dabei stimmt das gar nicht. Das Gute agiert im Verborgenen. Dadurch entsteht bei den Menschen ein Gefühl der Hilflosigkeit.“ ,,Was willst du mir damit sagen?“, fragte Mark entnervt. Diese Reden hatte er schon tausende von Malen bei Predigen gehört, die lebendiger waren, als diese. ,,Lucy ist sich dieses Umstands wohl bewusst. Sie will bei den Menschen das Gefühl der Hilflosigkeit- das Gefühl egal, was man tut, das Böse gewinnt immer, ändern. Jedesmal, wenn sie auf die Erde herabfährt, sucht sie sich einen Barden, Geschichtsschreiber oder wie heute einen Mann der Presse, um ihren Sieg zu dokumentieren.“ ,,Hör auf! Mein Haus wurde niedergebrannt und diese Psychopathin war dafür verantwortlich.“, sagte er wutentbrannt. Allein der Gedanke, an das Geld und die wichtigen Daten, die im Brand zu Asche wurden, verursachten ihn Magengeschwüre. ,,Weißt du eigentlich, wie viele Menschen sonst was dafür geben würden, mit dir den Platz zu tauschen? Einmal die wahre Gestalt des Engels Lucia zu sehen.“ ,,Was willst du mir damit sagen? Das sie für dich wie ein ganz gewöhnlicher Mensch aussieht?“ Die Antwort kam sofort. ,,Ja. Also jetzt mal im Ernst, glaubst du ehrlich, dass alle Menschen, außer dir, es nicht merken würden, wenn ein Engel unter ihnen wäre? Dir ist auch nicht aufgefallen, dass die Menschen gar nicht auf Lucy reagieren?“ Darüber hatte sich Mark noch keine Gedanken gemacht und es blieb ihm auch keine Zeit, denn Sam fuhr mit ihrer Rede fort. ,,Jedenfalls ist jeder, der ihre wahre Gestalt sah und ihre Taten dokumentierte steinreich und berühmt geworden. Interessiert dich das nicht? Ich meine, wer wäre nicht gerne berühmt … und so?“, fügte sie keck hinzu. Mark verfluchte innerlich seinen Ehrgeiz. Sam hatte ihn am Haken. Geschlagen ließ er die Schultern hängen. ,,Na gut, und wo ist sie?“

Leonardo war schon bei seinem zwanzigsten Vaterunser. Er war vom Vatikan hierher geschickt worden, um eine heilige Mission zu erfüllen. Ein Engel soll auf die Erde niedergefahren sein. Er hatte ausdrücklich nach seiner Unterstützung verlangt. Der Paladin wusste, dass ein Vorfahre von ihm, diesen Engel mit Namen Lucia, unterstützt hatte. ,,Hallo, bist du der Paladin Leonardo? Ich bin Lucia, dein neuer Boss.“ Leonardo drehte sich um. Bereit für die Entzückung ihres Anblicks. Ihrer Schönheit, ihrer Reinheit. Als Leonardo sich zu ihr umdrehte, sah er eine Frau, die mit nur einem Wort zu beschreiben war … Durchschnittlich. Noch nie hatte er eine so durchschnittliche Frau gesehen. Kein Heiligenschein. Keine himmlischen Schwingen. Nichts, was auf etwas heiliges- höheres hinwies. ,,Äh, ja, der bin ich.“ ,,Na großartig. Wir werden sofort zum Rest des Teams aufbrechen.“ Sie machten sich beide auf zu gehen. Leonardo fragte sich, wie das Team wohl aussehen würde. Auf der Schwelle zum Gotteshaus stand ein Junge. Er sah sich genau um und blickte mit seinen dunkelgrünen Augen zum ungleichen Duo. Seine Haare wurden von einer schwarzen Kapuze verdeckt. Die Hände waren in den Hosentaschen und eine leicht gekrümmte Haltung ließen ihn lässig und eher harmlos wirken. Doch Leonardo spürte, dass etwas nicht mit diesem Kerl stimmte. Seine Augen hatten etwas Gehetztes und die Augenringe kündeten von großen Schlafentzug. Auf einmal krümmte sich der Junge unter Schmerzen. Seine Adern traten schwarz hervor. Stöhnend und ächzend schrie er: ,,Geht weg! Verschwindet von hier!“ Sein Gesichtsausdruck wechselte plötzlich von Schmerz zu sadistische Vorfreude. Seine Augen glühten Blutrot. Aus seinen Schatten stiegen zwei schwarze Arme empor. Sie besaßen böse funkelnde, rotglühende Augen, mit geschlitzten Pupillen. Und damit nicht genug. Sie hatten auch mit Reißzähnen besetzte Mäuler. Die hungrigen Mäuler hatten mehrere Zahnreihen. Leonardo wusste, dass war eine Kreatur der Hölle. Er würde nicht eher ruhen, als das er ihren Anblick von der Erde getilgt hatte. Schnell zog er seinen langen, heiligen Dolch und in einer verschwommenen Bewegung raste er auf das Untier los. Leonardo hatte von Gott übermenschliche Kräfte verliehen bekommen, die ihn schneller und stärker machten, als jede Kreatur des Satans. Keine Kreatur wie diese konnte ihn bezwingen. Doch er hatte seinen Gegner unterschätzt. Er schleuderte ihn mit einen der Schattenarme, wie eine lästige Fliege, beiseite und so gegen die nächste Wand. Die zersprang unter der Wucht des Aufpralls und ließ Leonardo bewusstlos auf den Boden aufkommen. Der vermeidliche Junge stürmte wie von Sinnen auf Lucy zu. Die blieb Ruhig stehen und tippte ihn, als er in Reichweite war, mit den Zeigefinger auf die Brust, genau da, wo sich sein Herz befand.

Es war ein dunkler Ort, an dem Lucy sich wiederfand. Sie sah sich von unendlichen Augen und Mäulern umgeben. Lucy war in die Seele des Jungen eingetaucht. Er hatte eine ihm verborgene Macht ausgestrahlt, die es zu erwecken galt. Der Junge stand direkt vor ihr. Verwirrt und verängstigt schaute er sich um. ,,Willst du dich nicht wehren?“, fragte sie, als die Arme begannen seinen Körper zu umschlingen und in die Luft zu ziehen. Der Junge wehrte sich mit Händen und Füßen, doch er kam nicht gegen die Macht des Dämons, der von ihm besitzt ergriffen hatte, an. ,,Alles muss man selber machen.“, stöhnte Lucy. Sie zog ihren Revolver und schoss den Jungen direkt ins Herz. Ihre Waffe war etwas ganz besonderes. Sie konnte zum einen Monster zurück in die Hölle schicken und zum anderen konnte sie verborgene Talente in Menschen erwecken. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Überall auf den Körper des Dämons tauchten Runen aus Licht aus. Der Junge brüllte. Der Dämon schrie. Und Lucy lächelte zufrieden. Die Dunkelheit mit ihren Augen und Mäulern zersprang und hinter ihr kam ein gekachelter Raum mit einem gewaltigen Gittertor zum Vorschein. Der Junge lag erschöpft auf den Boden. Hier würde der Dämon für einige Zeit eingesperrt bleiben. Solange der Junge sich im Griff hatte, würde das Gitter nicht nachgeben. Die Augen und Mäuler tauchten hinter dem gewaltigen Gittertor auf. Der Dämon begann sofort mit seinen tausend Mäulern am Gitter zu nagen, während die Arme am Käfig rüttelten. Die Augen starrten böse auf Lucy nieder. ,,Als wenn Blicke töten könnten.“ Unbeeindruckt wandte sich Lucy vom Anblick des tobenden Titanen ab und zog sich aus der Seele des Jungen zurück.

Sie stand wieder in der Kirche. Leonardo kam auf sie zu gehumpelt. Mit jedem Schritt heilte sein lahmes Bein. Erst jetzt kam sie dazu ihn genauer zu betrachten. Seine schulterlangen, blonden Haare waren mit schwarzen Punkten besetzt. Dadurch bekam er etwas von einem Leoparden. Die smaragdgrünen Augen schauten durch runde Brillengläser. Sein Mantel war Grau, was nicht gerade hässlich aussah. Leonardo hatte sich den Mantel um die Schultern gelegt. Die Ärmel hingen nutzlos herunter. Lucy machte sich die Notiz das auch irgendwann mal auszuprobieren. Ein silbernes mit Runen des Lichts geschmücktes Kreuz baumelte um seinen Hals. Sein Dolch war lang, und genau wie das Kreuz, mit heiligen Runen des Lichts verziert, was es gegen Kreaturen der Finsternis gefährlich werden ließ. ,,Ist er tot?“, fragte er. ,,Was glaubst du denn? Dass er nur da liegt und ein Nikerchen macht?“ Dem war wirklich so, auch wenn es sarkastisch klang. Lucy war ein Engel und somit der Wahrheit verpflichtet. Wenn Leonardo herausbekam, dass der Junge noch lebte, würde er ihn auf der Stelle töten und das konnte sie nicht zulassen. Sie kannte diese Sorte von Paladinen, oder besser genannt Fanatiker. Lügen war für einen Engel ein absolutes Tabu, aber sie konnten die Wahrheit verändern und manipulieren. Etwas, was Lucy sich in ihrer langen Laufbahn von den Dämonen abgeguckt hatte. ,,Lass uns gehen.“, sagte Lucy emotionslos. ,,Und die Leiche?“, fragte Leonardo verwundert. Er war es wohl nicht gewöhnt, Beweise dazulassen. Das konnte während der Weltrettungs-Aktion nützlich sein. ,,Darum wird sich schon gekümmert.“, meinte sie vielsagend. Während das Duo auf den Weg zu ihren Treffpunkt war, musste Lucy an den Jungen denken. Er war ein Dämonenbändiger, kein Zweifel. Sollte er in der Hölle, in die sich die Stadt bald verwandeln würde, überleben, ohne wahnsinnig zu werden, wäre er ein guter Ersatz für IHN. Ihre Gedanken schweiften ab, zu Sam und Mark. Ob es den beiden gut ging? Hatte Sam Mark dazu überredet wiederzukommen?

Darks Kopf dröhnte, als hätte eine Bombe darin eingeschlagen. Er hatte nicht gewollt, dass der Mann und die Frau, oder was auch immer sie zu sein schien, verletzt wurden. Da keine Leichen in Sicht waren, ging er davon aus, dass beide überlebt hatten. Baal war beim Anblick der Frau in Weiß ausgerastet. Hatte irgendwas von Engeln und das er sie alle ausrotten müsste geschwafelt. Der Dämon hatte versucht wieder die Oberhand zu übernehmen. Dark hatte im Gegenzug versucht ihn aufzuhalten, doch es war ihm mal wieder misslungen. Danach waren seine Erinnerungen nur Bruchstückhaft und verschwommen. Er hasste sich selbst für seine Schwäche. Ja, hasse dich dafür, wisperte Baal, doch er klang eher, als würde er aus weiter Entfernung schreien. Er bettelte um seine Freiheit, doch Dark verstand nicht, was er damit meinte. Ihm fiel auf, dass die Kälte verschwunden war. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er eine Methode entwickelt, den Dämon unter Kontrolle zu halten? Dark hoffte es. Irgendetwas hatte die Frau mit ihm angestellt. Vielleicht würde er sie wiedersehen und zur Redestellen. Jetzt fiel Dark auch wieder ein, was er gewollt hatte. Die Bitte des Dämons, der sich als alter Mann ausgegeben hatte. Er sollte zu einer Kirche gehen. Doch bei genauerer Betrachtung bemerkte er, dass diese Kirche zu groß war. Wahrscheinlich habe ich mich verlaufen, dachte Dark niedergeschlagen. Da er daran nichts ändern konnte, wandte er sich wieder seiner Suche zu.

Gebannt starrte der alte Mann auf seine Kristallkugel. Er hatte schon viele mächtige Zauberer gesehen und vernichtet, doch dieser Junge und sein Dämon waren mächtiger, als alle zusammen. Er konnte ein wertvoller Verbündeter werden oder ein Subjekt, an dem er das Kontrollieren von Dämonen perfektionieren konnte. Es hatte sich gelohnt in diese Stadt umzuziehen. Der Mann hatte das ganze Drama in den letzten beiden Tagen beobachtet. Vom Ausbruch des Azrael über die kläglichen Versuche von Vladimir ihn aufzuhalten. Und dann war da noch diese Lucia, die ein buntes Gefolge unter ihrer Führung versammelte. Darunter war auch seine rachsüchtige Verfolgerin. Und jetzt auch noch dieser Dark mit seinem Dämon. Es wurde immer spannender. Der alte Mann hatte auch einen Blick in die Zukunft riskiert, um den Verlauf der Geschichte zu sehen. Dort hatte er kurze Ausschnitte über zukünftige Schlachten und Packte zwischen den Parteien gesehen. Er hatte auch Helden und Schurken erblickt, die bald auftauchen würden. Doch wie die ganze Sache dann schlussendlich ausging, konnte niemand, noch nicht einmal er selbst, voraussehen. Leider musste der Mann sich noch zurückhalten. Er brauchte mehr Dämonen und Untote, um bei diesen mächtigen Fraktionen mitspielen zu dürfen. Jetzt, da er das Höllentor geöffnet und in fünf kleinere geteilt hatte, dürfte es an Dienern nicht mangeln. Das Klingeln von Glöckchen ertönte hinter ihm. ,,Hast du alles nach Befehl ausgeführt?“, fragte er herrisch. ,,Jawohl du alter Sack, die Tore zu den von dir gewünschten Höllen wurden aufgetan. Chaos, Wahnsinn, Tod, Eis und Feuer. Sie alle wurden bei der geplanten Position geöffnet.“, sagte der Hofnarr stolz. Er trug eine Narrenkappe mit Glöckchen und viel zu große Schuhe, an denen ebenfalls Glöckchen befestigt waren. Seine Kleidung war so bunt und schillernd, dass es einen vor den Augen flimmerte. Trotz dieses lachhaften Aussehens, war er nicht zu unterschätzen. Der Hofnarr war ein Dämon, der zwar Schwach, jedoch aufgrund seiner Tücke und seines provozierenden Gehabe gefährlich war. Viele haben in ihrer Wut oder durch ihren verblendeten Verstand fatale Fehler begangen. Das würde dem alten Mann nicht passieren. Die Fesseln, die den Hofnarr an seinen Beschwörer banden waren stark, viel zu stark für ihn. Und der Hofnarr würde erst im passenden Moment zuschlagen, noch war der Mann zu vorsichtig und der Dämon besaß den Irrglauben, seine Aufmerksamkeit würde mit der Zeit schwächeln. Doch dem würde der alte Mann einen Strich durch die Rechnung machen. Sobald er ein Medium gefunden hatte, dass stark genug für seine Zwecke war, würde er sich des Dämons entledigen. ,,Ach ja, da war ja noch etwas. Ich sollte ja nach Dienern Ausschau halten. Da ist ein passender Kandidat. Ihr werdet euch gut verstehen, alter Sack.“ Der Hofnarr stieß den Mann, mit den verschiedenfarbigen Augen, förmlich herein.

Die Zombies waren in einer Disco aufgetaucht. Sie verfolgten das Pärchen. Keuchend rannten sie weiter. Wenn sie stehen blieben, würden sie sterben. Zuerst schienen die Zombies langsam und behände zu sein. Doch im Verlauf der Verfolgung waren sie immer schneller geworden, so dass sie ihre Beute auf kurz oder lang kriegen würden. Das Pärchen brauchte eine Verschnaufpause. Sie verschanzten sich hinter einem Auto. Sicher würden die Monster sie wittern, doch ein paar Sekunden Ruhe war besser als gar keine Pause. ,,Hey schau mal!“, sagte das Mädchen und zeigte zum Himmel. Ein Stern stürzte auf die Erde herab. Die Untoten störten sich nicht daran. Selbst als er einschlug und etliche unter sich begrub, kümmerten sie sich nicht darum. Dem Krater entstieg ein monströses Wesen. Es hatte eine feuerrote, geschuppte Haut. Zwei Hörner zierten seinen Kopf. Die gelben Augen waren voller Hass auf alles Leben. Die Hufen brachten den Teer unter ihnen zum Kochen. Ein bepelzter Schweif zerschlug den Wolkenkratzer hinter dem Wesen in zwei Teile. Die Straße schlug blasen unter der Hitze der Gestalt. ,,Untote! Niedere Kreaturen! Ich habe schon unter der Herrschaft von Amon für Angst und Schrecken in dieser Welt gesorgt. Ihr werdet mich nicht aufhalten!“, sagte er mit einer Stimme, die wie Donner hallte. In seiner rechten Hand tauchte war gewaltiger, brennender Hammer. Der Dämon schwang um sich und tötete mit einem Schlag mehrere Zombies. Die Gebäude aus Stahl konnten seiner Kraft nicht wiederstehen. Er schlug sie kurz und klein. Dann, als alle Untoten vernichtet waren, wandte er sich dem Pärchen zu und Verschlang sie mit Haut und Haar. Böse Lächelnd starrte er auf den Himmel. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde. Doch es waren keine Sterne, sondern seine Brüder, die Tod und Zerstörung über diese Welt bringen würden.


Fortsetzung folgt…


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Beschreibung des Autors zu "Engeltod VIII - Zombie-Queen"

Hier der achte Teil.
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