Unweit vom Seelenfluss liegt Fallenstadt. Da gibt es viele Verkaufshäuser! Der Sklavenmarkt boomt. Vorsichtig schleichen die Impulse durch die Straßen, ständig auf der Hut ergriffen und angeboten zu werden. Aber die Stadt ertrinkt fast in ihrem Durst nach dem ewigen Nachschub aus dem Reich der Verlorenheit.

Unzählige Last-Eselsbrücken spannen sich über die beschaulichen Kanäle, durch welche das Blut des Vergessens fließt. Und das Vergessen ist das einzige Zahlungsmittel in allen Häusern der Unvernunft!

Man sucht etwas. Etwas ganz Unbestimmtes, das man glaubt, nur dort finden zu können wo die Sonne ihr Brandzeichen auf die Stirnen der Beteiligten sengt. Es handelt sich um das Selbst!

Es wird angepriesen auf den Litfaßsäulen, in Leucht-Reklamen, ja sogar auf den Fußböden sind seine Spuren erkennbar. Das Kopfsteinpflaster erglänzt von seinem Zorn und in allen vorgezogenen Kreisen dominiert sein Befehl. Er brüllt: setz dich nicht ab, sondern durch!

„Folge seinen Anweisungen!“. So lautet der Tenor im aufsteigenden Dampf aus der Substanz, die das Leben unter die Dächer trägt und das Raunen in der Luft drängt die Bürger nach der ganz verschieden interpretierten Erfüllung, die es nur in Fallenstadt geben kann.

„Leuchte mir heim, aber zeig mir keinen Weg durch die Finsternis den ich auch bei gutem Gewissen noch gehen kann“, heißt es in einem Gebet! Es ist aus allen Fenstern zu hören – gesprochen oder angedacht dringt es bis hinter die Herzen, wo es ein Feuer entzündet, dem auszuweichen verhängnisvoll ist.

Denn der Handel mit den Kindern der Macht ist schier grenzenlos! Er bestimmt Angebot und Nachfrage. Die Ware Mensch wird zwar geprüft, aber sofort für gut befunden, sobald sich Erträge abzeichnen.

Doch die Erträge werden nicht von Menschen beurteilt, sondern von diesem geheimnisvollen Zwang, der wie ein Fluch auf den Mauern lastet, in den Kellern residiert, der seltsame Auswüchse treibt, der uns darstellt.

„Fort, nur fort aus diesem Dilemma“, verkündigen die Wanderprediger, die gekommen sind aus dem Nirgendwo, einem Ort den keiner kennt, keiner kennenlernen möchte. Deshalb sind und bleiben sie unsichtbar für die einfachen Geister, die das Rückgrat bilden, das Rückgrat der Schattenarmee aus dem Seelenfluss!

Allen Erfordernissen, allen Wünschen, allen Träumen zum ewigen Trotz, bäumt sich der Wahnsinn gegen die Einsicht auf! Zwischen den Schachbrettern der Lusterfüllung beklagen sich die Kiebitze über den Spielverlauf an den Tischen gewissenhafter Vollidioten, denen etwas an einem Wert gelegen wäre, der nirgends geschrieben steht. Seine Funktion vollzöge sich außerhalb aller Regeln, sei aber an einem hoch-befriedigenden Ausgang interessiert, behaupten die nicht involvierten Spezial-Fachleute, weshalb er in Verruf geraten ist.

In den Rhetorik-Schulen steht Um-den-heißen-Brei-reden auf dem Lehrplan, sonst nichts! Der heiße Brei ist überlebenswichtig und das, obwohl er nicht angetastet werden darf – er ist kein Grundnahrungsmittel, sondern die Götterspeise! Das bedeutet: überlass Gott was Gottes ist und gib dich hin, da du ein Gotteskind bist.

Das macht alles Notwendige aus: den Ablauf, den Inhalt, den Hintergrund aller Erklärungen, die sich daran zu orientieren haben, daß nichts wirklich geschieht, denn ein Geschehen, außerhalb des Zu-Geschehenden gefährdet die Weltgesundheitsorganisation „EBOLA“ (Ewige Bereitschaft ohne lasterhafte Ansätze).

Sie regelt alle Bedürfnisse auf dem Boden des Vertrauens in eine Verrücktheit durch Zuckerstangen, Wattebällchen und leere Vollversprechungen, die nur eines zum Ziel haben: die Besessenheit.
(die wiederum zentraler Weltfaktor für das Verbleiben in Fallenstadt am Seelenfluss ist.)

Die Besessenheit

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die Besessenheit"

Re: Die Besessenheit

Autor: axel c. englert   Datum: 22.02.2015 19:56 Uhr

Kommentar: Fallenstadt regiert! (Die Welt)
Die Geschichte, sie gefällt!

LG Axel

Re: Die Besessenheit

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.02.2015 7:12 Uhr

Kommentar: Danke!
LG Alf

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