Das Mädchen erwachte mitten in der Nacht. Nur das kühle Mondlicht fiel durch ihre dünnen Vorhänge. Sie setzte sich auf und sah sich um. Das Zimmer war groß, einer Lady von edler Geburt würdig. Seit ihrer Geburt bewohnte sie es und kaum etwas hatte sich in den letzten 16 Jahren verändert und dennoch erschient es ihr seltsam fremd. Sie schnippte mit dem Finger und die Fackeln an den Wänden entflammten sofort, sie versuchte es als das normalste der Welt anzusehen aber es gelang ihr kaum. Noch immer nicht sicher was sie geweckt hatte erhob sie sich wobei ihr Blick die Wand gegenüber ihres Bettes streifte. Neben einem großen, eisenbeschlagenen Spiegel hing ein Bogen, mit rotem und schwarzem Leder umkleidet passte er gut zum Rest ihres Zimmers und dennoch symbolisierte er alles was sie jetzt war, und alles was sie verloren hatte. Ihre Finger strichen liebevoll über das Leder und ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, vielleicht war es ja doch nicht so schlecht.
Sie schlüpfte in einfache schwarze Lederkleidung, nahm die Waffe von der Wand und wandte sich zum Fenster. Kühle Herbstluft drang ihr entgegen als sie auf dem Balkon trat und sich über den Sims schwang. Lautlos landete sie auf weichem Gras. Ein kurzer Blick zurück versicherte ihr das alles dunkel war, sie lächelte wieder und wandte sich zum vorderen Hof. Die Wachen vor dem Tor bemerkten sie nicht, seit ihrer Kindheit kannte sie diesen Ort, sie hatte Wege die selbst die Wachen nie gefunden hatten. Erst als sie die Mauern in der Dunkelheit nicht mehr erblicken konnte richtete sie sich auf und entspannte sich etwas. Sie eilte zu einer kleinen Lichtung, suchte sich einen Baum aus und spannte den Bogen. Die Pfeile flogen, einer nach dem anderen. Bald schmerzten ihre Arme und ihre Finger wurden taub und dennoch übte sie weiter. Wenn es schon ihre Bestimmung seien sollte, so würde sie wenigstens darin beeindruckend seien.
„Es ist ziemlich spät um Bäume zu foltern“ die Stimme hinter ihr war kühl, ein leises knarren darin verriet das sie nicht menschlich war. Jedes Wort war mit bedacht gewählt und betont als müsse der Sprecher über seine Bedeutung erst nachdenken. Das Mädchen widerstand dem drang herumzufahren, es würde nichts bringen, sie war ohnehin nicht schnell genug. Kühler Stahl legte sich an ihren Hals, liebkoste ihre Haut, ein tropfen Blut rang ihre Kehle herab sie konnte es spüren. Steif dastehend schloss sie die Augen, atme ganz ruhig weiter. Nur ihre Hand, die um den Bogen verkrampf war zeugte von ihren wahren Gefühlen.
„Ich bin nicht euer Spielzeug So´tan“ entgegnete sie, ihre Stimme zimmerte nicht das kleinste bisschen.
„Ihr klingt schon fast wie ein wahrer Schatten, Ci´ara“ Der Stahl wanderte weiter, stich über ihr Schlüsselbein zum Ansatz ihrer Brüste, ein kurzer Schnitt der kaum schmerzte, dann war die Klinge weg.
„Es heißt Ciara“ das Mädchen fuhr herum und strich sich ihr Haar aus dem Gesicht. „Und ihr klingt wie ein einfacher Bandit“ Ihr Blick wanderte nach oben, in ein bleiches Gesicht umrahmt von schneeweißem Haar. Gelbe Augen starrten ihn ihre Blauen doch auf den weißen Lippen lag ein lächeln. Wären die Hörner nicht gewesen, hätte So´tan als schön gelten können. Sie war groß, ihr schlanker, trainierter Körper steckte in kurzem braunen Leder. „Seit ihr nun gekommen um zu kämpfen oder nicht“ die Frau lächelte wieder, Ciara nickte ganz leicht. Der Bogen fiel zu Boden stattdessen hatte sie zwei Dolche in den Händen. Ein lächeln umspielte ihre Lippen als sie sich um den Baum herum schwang und sich auf den ersten Angriff vorbereitete.


© CiaraShepard


1 Lesern gefällt dieser Text.



Beschreibung des Autors zu "die Nacht der Schatten"

das Ergebnis einer zu langen Nacht XD

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "die Nacht der Schatten"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "die Nacht der Schatten"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.