Ich saß in meinem Zimmer.Was war eben passiert?Ich verstand es nicht.Ein kleines Mädchen vor meiner Tür....ein Lächeln auf meinem Gesicht....die Leere in meinem Kopf....

Ich saß einfach nur da.Meinen Kopf in den Nacken gelegt und meine Augen gen Decke gerichtet.Es war nur ein Bild vor meinen Augen, aber ich sah kein Blut mehr, hörte keine Schreie und verspürte keine Angst, kein Leid,keinen Hass.Nur still war es in mir.Was war das?Es war..... anders.Ich war wie in Trance.
Alles an mir fühlte sich taub an.Finger,Hände,Arme,Beine,aber in meiner Brust war es warm.Ich hörte mein Herz schlagen ruhig,aber frei.Meine Augen fiehlen mir für einen Moment zu und schon sah ich sie wieder vor mir stehen.Das Mädchen mit dem glücklichen Lächeln und den weißen Haaren.....
Mein Atem stockte.Ich kniff meine Augen zusammen und mit einem Ruck saß ich vornüber gebeugt auf meinem Stuhl.Ich atmete schnell.Mein Herz raste.Ich versuchte mich zu beruhigen.Mein verstörtes Ich drehte seinen Kopf leicht nach links.Meine schwarzen Haare fiehlen mir leicht ins Gesicht und ließen meine Sicht unklar werden.Meine Augen suchten mich selbst an der Wand zu meiner Linken.Der Spiegel.Was?
Fast schon ungeschickt stand ich auf.Lief auf den Spiegel vor mir zu.Ich kreuzte meinen eigenen Blick und musste mich an dem kalten Glas vor mir abstützen um nicht haltlos zu Boden zu gleiten.Still tropfte es gen Boden.Es gläntzte im Licht des Leuchters an meiner Decke.Was sah ich da?Meine Finger fuhren zuerst verwirrt und suchend über den Spiegel.Dort war nichts.Es konnte nur auf meinem Gesicht sein.Meine Hand fuhr über mein Gesicht und mein Blick blieb kurz darauf an meinem schwarzen Lederhandschuh hängen, den ich trug.Er glänzte nun auch.
Sollten mich meine Sinne täuschen oder liefen dort Tränen über meine Wange.Mein linker Arm hielt mich und mein rechter wanderte hoch zu meiner Brust,wo sich meine Hand in das lockere Hemd auf meiner Haut krallten.Ich verstand mich nicht mehr.Zwanzig Jahre....ohne eine einzige Träne und jetzt?
Zwei Minuten allein mit einem glücklichen Kind und der Regen der ganzen Welt lief über meine Wangen.
Ich weinte.Ich weinte bitterlich.Ich fühlte mich,wie innerlich aufgebrochen.Ich hätte es nie geglaubt, wenn es mir jemand gesagt hätte,aber so oder so.Ich verstand es nun.Weinen war noch viel schwerer als es aussah.Was war das bloß?
Ich wusste nicht warum,aber meine Beine hielten mich auf einmal wieder.Ich richtete mich auf und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht.Mein Innerstes hatte ein Ziel und wie von allein trugen mich meine Beine voran.Durch mein Arbeitszimmer...über den seicht beleuchteten Flur und die Treppe hinab.Ich wusste,wohin ich wollte, aber mich verwirrte immer noch ,dass ich auch wirklich dorthin ging.Mit einem schnellen Stechschritt lief ich durch einen Gang nach dem anderen.Meine Umgebung ignorierte ich völlig.Mein Fokus lag auf dem Weg vor mir.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich lachende Stimmen hören.Ich folgte ihnen und am Ende des dunklen Flures war eine Tür einen Spalt breit offen.Warmes Licht schien durch ihn hinaus.
Ich blieb stehen.Nur langsam näherte ich mich nun der Tür.Das fröhliche Lachen wurde lauter.Ich konnte meine Brüder hören,aber auch die helle Stimme eines jungen Mädchens.Wer sollte es sein,wenn nicht sie....?Ich stand direkt vor der Tür und mein verunsicherter Blick suchte sich seinen Weg durch den kleinen Spalt hinein in den hell beleuchteten Raum.Ein Kamin.Ein Kronläuchter.Viele Gemälde.Vier edele Sessel und zwei meiner Brüder.Teagasc und Dioltas.Und auf den erlesenen großen Teppich vor den Feuern des Kamins saß ein kleines Mädchen mit weißen Haaren und beigen Kleid ,welches vergnügt mit einem Bleistift auf einem Blattpapier malte.Ein weiterer Moment ,wo die Welt heute für mich still stand.Ich war regungslos.Keine Bewegung.Kein einziger Laut.Wahrscheinlich waren es nur wenige Sekunden,aber sie kamen mir,wie die Ewigkeit vor,als ich sie dort sitzen sah.Mehr erschrocken als schockiert zuckte ich unwillkürlich zusammen ,als sich eine Hand auf meine Schulter legte.Mein Kopf fuhr herum und meine geweiteten Augen erblickten einen jungen Mann,welcher kaum kleiner,als ich selbst war.Dualgas.Der zweit älteste von uns Brüdern.Nach mir...Es schien uns beiden nicht klar zu sein,wer von uns beiden verwirrter war.Wir hatten uns seit Jahren nicht gesehen und miteinander gesprochen hatten wir uns sowie so nie wirklich."Wie lang bist du jetzt weg gewesen?"Das war weniger eine Frage,als eine Andeutung auf eine halbe Ewigkeit."Vier Jahre."gab ich ihm nur knapp wieder,während ich meinen Blick wieder durch den Spalt auf das Mädchen warf.
"Wer ist sie?"fragte ich ihn mehr bedeckt als laut.Ich spürte, wie der Blick meines Bruders weiterhin auf mir lag."Sie?Sie ist mit Abstand das wichtigste,was du in den letzten vier Jahren verpasst hast.""Du hast sie vorhin mit..."Schwesterchen" gerufen." gab ich nur nachdenklich von mir.Er schien schon jetzt zu wissen, worauf ich hinaus wollte."Es ist wahr.Trotz ihrer weißen Haare ist sie eindeutig unsere Schwester.""Was macht dich da so sicher?Mir wurde keine Nachricht über ein neugeborenes Geschwisterchen zugetragen."Wir blieben beide nach wie vor ernst.Ich konnte sehen,wie mein Gegenüber leicht betrübt seinen Blick sänkte und vernahm ein leichtes Seuftzen."Nun,dass liegt daran, dass dieses Kind in der Augen der Welt nie existieren sollte und ich glaube nicht,dass ich dir den Grund erklären muss."Um mein Herz zog es sich zusammen.Meine Hände bildeten Fäuste und ich kniff meine Augen zu."Was haben sie getan?""Du hattest uns gerade erst wieder verlassen,als die Wehen bei unserer Mutter einsetzten."
Stimmt sie war schon vor meiner Abreise hoch schwanger gewesen."Ich erhielt wenige Tage später eine Nachricht von einer Fehlgeburt." "Ja." " Und war es eine?" "Nein."Verdammt......
"Was ist passiert?"Mein Bruder schloss selbst kurz seine Augen,bevor er mir das schlimmste erzählen sollte,was ich jeh gehört hatte....


© Red Papermoon


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Beschreibung des Autors zu "1.1 Das Ende meiner Welt..."

Nun....das ist jetzt der Geschichtsteil,der direkt nach meiner Ballade "Eine fast vergessene Emotion kommt.Es wird mehrere Teile geben, aber hier schließt erst einmal die Handlung direkt an die Ballade an.Um den Hintergrund richtig verstehen zu können, sollte man die Ballade vorher gelesen haben.
LG Red Papermoon




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