Hallo meine lieben Kinder, ich bin es! Nein, nicht Kasper Lari-Fari, sondern euer Schöpfer höchstpersönlich und ich will euch nun einmal erzählen, wie es wirklich war – das mit der Schöpfung nämlich.

Eigentlich ist es ganz einfach gewesen und es ist relativ schnell erzählt. Mir war ganz einfach stinklangweilig. Physikalisch ausgedrückt bedeutet das wahrscheinlich „Schöpfungszwang“, oder so.

Jedenfalls konnte ich diesen Zustand der völligen Untätigkeit nicht mehr länger ausstehen und deshalb beschloss ich mich in die Luft zu sprengen. Halt, Luft gab es ja noch gar nicht. Deshalb sprengte ich mich wohl auch ins Garnichts hinein.

Anders ausgedrückt, ich verwandelte mich, von einer Sekunde auf die andere. Obwohl, Sekunden gab es wohl auch noch nicht, denn es gab überhaupt keine Zeit. Ich sprengte mich also aus der Nichtzeit in die Zeit hinein. Von einer Schöpferischen Pause sozusagen, direkt in ein Geschehen.

Zuerst geschah aber nicht viel. Aus eurer Sicht wahrscheinlich eine ganze Menge, aber da es euch noch längst nicht gab – keine Betrachter, die mich lobpreisen konnten – war diese Menge auch nicht besonders relevant.

Nun werden ein paar findige Köpfchen unter euch auf die Idee kommen, mich suchen zu wollen. Sie werden vielleicht sagen: der Schelm muss sich hinter dem Urknall verstecken. Aber so einfach ist es nun auch wieder nicht…

Ich stecke nicht hinter dem Urknall, ich bin der Urknall! Oder, genauer gesagt, das Rauschen des Urknalls, der keiner ist, denn er findet an allen Orten des Universums und zu allen Zeiten, gleichmäßig statt.

Wir nehmen das Mikrowellengeräusch wahr, das der „Urknall“ verursacht hat. Das stellt jedoch nichts anderes als meine Gedanken dar. Ich bin zu allen Zeiten und an allen Orten zugleich vorhanden. In euch und um euch!

Deshalb war meine Explosion auch eine Implosion: ich habe mich in mich selbst implodiert, um mich, in allen meinen Facetten zu erleben. So ist die Schöpfung bunt und vielgestaltig! Und immer wenn man glaubt, an dieser Stelle hört sie auf, dann beginnt sie genau dort wieder von neuem.

Für einen Betrachter, der das, eines Tages einmal, nachvollziehen kann, wird es überwältigend sein: eine Herausforderung, die nicht zu bewältigen ist, weil sie keinen wirklichen Ursprung und kein wirkliches Ende hat. Zumindest nicht in irgendwelchen erklärlichen Maßstäben.

Denn, immer wenn ich zu erschöpft bin, das Erlebbare zu erleben, dann ex-im-plodiere ich von neuem und alles was ich mir denke, findet sich verwandelt, in einer neuen Kreation wieder. Aber noch haben wir ja die Alte. Sie ist immer noch interessant und „witzig“. Ihre Möglichkeiten sind vielgestaltig und für den, der nicht an mich als ein Idol glaubt, unglaubwürdig.

Ich amüsiere mich fortwährend über die Erscheinungsformen, die man mir zuschreibt, finde sie jedoch in ihrer Niedlichkeit beeindruckend. Sie sind in meinem Zeitrauschen enthalten, ja sogar geplant! Die Nase, an der ich mich herumführe ist unverzichtbar.

Das überhaupt ist mein Trick: die Überraschung durch das Feststehende, weil man sich so durch „quasi-kristallisierte“ Strukturen bewegen kann und dabei den Eindruck von Ablauf erhält. Mein Geist wandelt durch seine Fantasien und da ich absichtlich mein Gedächtnis unterdrückt habe, weiß ich nicht, was mir die nächsten Stunden begegnet – und das, obwohl ich alles geschaffen habe: Zeiten um Zeiten, Räume um Räume.

Raffiniert, nichtwahr?! Aber es ist das beste Mittel gegen Langeweile: die Erschaffung des Absolut-Neuen und sein Erleben in so lange anhaltender Unkenntnis, bis das Universum vergangen ist. Vorbereitet ist alles dafür.

Allerdings besteht eine gewisse Verpflichtung mir selbst gegenüber, die Sache logisch aussehen zu lassen, sonst glaube ich mir selbst nicht und erwache umgehend aus meiner Lieblingsbeschäftigung.

Deshalb gibt es sinnvolle Vernetzungen von, sich gegenseitig bedingenden, Wirklichkeiten. Was da ist, muss sich aus sich selbst heraus erhalten! Was so viel wie „Fressen oder gefressen werden“ im Klartext heißt - regieren, oder regiert werden, verdrängen oder verdrängt werden.

Dabei entstehende Grausamkeiten sind eine natürlich Folge vitaler Bedürfnisse, die selbstverständlich auch in haarsträubendem Wahnsinn gipfeln. Alles zusammen irritiert so stark, daß ein Zweifel an der Tatsächlichkeit meiner Existenz ausgeschlossen bleibt. Ich bin Es und ich gestalte mich immerzu.

Und alles, was ich gestalte, ist auf der Suche nach mir. Ob das nun in niedersten Instinkten geschieht, wie beispielsweise bei einem Wurm, oder in dem dringenden Bedürfnis eines Philosophen, meine Wirkungsweisen zu entschlüsseln, ist nicht weiter von Belang. Denn alle Bewegungen der Materie sind in mir vorhanden.

Wer an mich glaubt, der wird selig werden. Religiöser Fanatismus mag eine kranke Abart dieser Sehnsucht nach mir sein, aber er existiert, um eine Berechtigung der Unvernunft unter Beweis zu stellen. Und wer mich in der Wahrhaftigkeit sucht, ohne sich in Ausreden zu verlieren, der ist mir am nächsten!

In mir ist alles denkbar! Aus dem Konflikt mit mir entstehen die Welten, vor allem aber die Geschlechter, die alles Lebendige in höchster Aktivität erhalten. Auch die Befruchtung und die Geburt sind eine Suche nach mir – wenn auch vergleichsweise unbewusst.
Ich erhalte mich eben in allen Ebenen durch meine Antriebe.

„Glück“ und „Zufall“ sind dabei wichtige Unsicherheitsfaktoren, die Vernunft und Unvernunft gleichermaßen ad absurdum führen können. Dadurch bleibt der flexible Ablauf stets (für die allermeisten) unvorhersehbaren Allüren unterworfen. Auf diese Weise wird einfach alles möglich!

Sogar eine künstliche Intelligenz ist, innerhalb meiner Schöpfung, denkbar. Wer nur praktisch veranlagt handelt, kommt ihr bereits am nächsten und wer, aus praktischem Denken heraus, eine höhere pragmatische Effizienz erfindet, der kann vielleicht auch daran gehen, mein Gehirn, in all seinen materiellen Ausprägungen, zu erforschen. Reisen durch meine Bereiche sind durchaus machbar!

Doch wird man kein Ende finden, außer dem Ende des Seins überhaupt, bevor ich mich wieder entscheide, mich neu zu formieren. Dann versinkt was ich geschaffen habe, denn alles ist nur ein Teil von mir – und: ich kann keine „Kinder bekommen“. Gott ist Gott, es gibt keinen Gott außer Gott! Ich bin allein! Von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Wer das verstehen will, der kommt nicht an der tiefsten aller Wahrheiten vorbei: der Doppelexistenz meiner selbst. Denn ich habe mich aufgeteilt. Vorhanden bin ich als lebendiger Bestandteil, im großen Traum, den ich habe. Doch bin ich auch immer als riesiger Seelenpool zwischen, vor, über, hinter, sowie in allen Dimensionen präsent.

Aus mir, durch und um mich sind unzählige Universen, die, von meinem Inneren gespeist, in 10 Dimensionen erfahrbar werden: in der Zeit (1. Dimension), der realen Länge, der realen Breite, der realen Höhe (= positiv geladenes Raum-Zeit-Kontinuum), dem Überraum, der 0-Zone, der irrealen Höhe, der irrealen Breite, der irrealen Länge (= negativ geladener Ort ohne Umfang und Mittelpunkt), sowie der Nichtzeit.

Doch stets bin ich ohne Gesicht – einerseits nicht näher definierbar, andererseits eingewoben in das Sein zentraler Empfindungsfiguren, des gewaltigen Schauspiels, für das es keine Alternative gibt!

So ist es!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Kleine Schöpfungsgeschichte"

Re: Kleine Schöpfungsgeschichte

Autor: noé   Datum: 25.09.2014 10:28 Uhr

Kommentar: Amen.
BiSi

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