Nun ist es Zeit, das „Wir“ zu verlagern. Es gilt ab jetzt nur noch für die neue Generation, kann also nicht mehr auf das aussterbende Menschengeschlecht angewendet werden. Wir, die Neuen, etablierten uns schließlich auf der Erde als einzige überlebensfähige, intelligente Art, wobei, kurz nach unserem offiziellen Auftauchen, von Seiten der Fortpflanzungsgewaltigen und der Religiösen, alle Anstrengungen unternommen wurden, uns auszulöschen!

Wir reagierten darauf mit ungeheuerlicher Gelassenheit, mit innerer Einigkeit im Staat, sowie mit angewandter Konsequenz! Keiner von uns verschenkte, verkaufte, verriet ein Patent an jene die uns bedrohten und so nahm unsere Kultur einen rasanten Aufstieg, bei dem uns niemand mehr folgen konnte. Mehr oder weniger gelangweilt sahen wir unsere Vorfahren siechen und Sterben. Uns selbst aber machten wir durch weitere Genmanipulationen nahezu „unsterblich“ und schließlich waren wir die einzigen Vertreter der Zivilisation auf einer verseuchten Erde! Jeder von uns wurde an die 100 000 Jahre alt.

Viele hunderttausend Jahre später hatten wir gelernt Raum und Zeit so zu überwinden, daß wir auch wieder problemlos nachhause zurück fanden. Es gelang uns Kapseln zu entwickeln, die praktisch von der Gravitation abgestoßen werden. Damit konnten wir uns durch das ganze Universum schuppsen lassen. Wir erfanden das „Kosmische Wellenreiten“, das ähnlich funktioniert wie das Werfen flacher Steine ins Wasser, wobei das Projektil immer wieder, nach kurzem Eintauchen oberhalb der Wasseroberfläche, weiter befördert wird. Der Überraum stellt hierbei die Luft über dem Wasser dar. Damit lassen sich Quadranten und Kontinuen geradezu spielerisch überwinden.

Nach vielen Erkundungsreisen, waren wir jedoch – eigentlich mehr zufällig – dahinter gekommen wie man Zeitreisen machen kann. Durch die Schwarzen Löcher geht es nicht! Aber wir entdeckten, daß es einen „Punkt“ im Kosmos gibt, der parktisch überall und nirgends vorhanden, eine absolute Zeitmauer darstellt, bei deren Überwindung man auch in seine eigene Vergangenheit reisen kann. Dieser „Punkt“ ist der natürliche Ereignishorizont, den man von einem angenommen Zentrum des Universums aus (Beispiel: die Erde) sehen kann. Von weiter her kann kein Licht mehr zu uns dringen. Wer in die Vergangenheit möchte muss sich also so etwas wie „hinter’s Licht" führen – hinter den Ursprung des Lichts!

Er muss ein gleichzeitliches Ereignis erzeugen, das ihn in der Geschwindigkeit 0, von jetzt auf gleich an die am weitesten von uns entfernte Stelle (das sind ca. 14 Milliarden Lichtjahre) bringt. Von dort aus sieht das Universum dann so aus, daß die Erde (unser Ausgangspunkt) in einer Entfernung von ca. 14 Milliarden Lichtjahren, also im Zentrum des Urknalls liegt. Wenn man nun von dort aus zurückfliegt kann man die Epoche wählen, in der man ankommen möchte. Der einzige Nachteil dabei ist, daß man nun einen „Film“ sieht, in den man nicht eingreifen kann, weil alles schon passiert ist.

Damit konnten wir längere Zeit nicht umgehen, aber das interessierte uns auch nicht weiter besonders. Wir hatten unseren Spaß mit Caesar und Kleopatra, mit der Wahrheit anstelle der Legenden, mit dem ganzen Krimskrams der Geschichte. Und wir behielten ja schließlich alles im Griff – dachten wir! Dann registrierten unsere feinsten Sensoren zur Erkundung der Welt einen geheimnisvollen Impuls. Alles deutete darauf hin, daß das Universum kollabierte – langsam zwar, aber das Leben zog sich gewissermaßen aus ihm, in die Schwarzen Löcher zurück, die, wie uns schon länger bekannt war, positiv geladene Materie in negativ geladene Materie (nicht Antimaterie) umwandelten/verflüssigten. Dies deutete auf die Anbahnung eines neuen Schöpfungsintervalls hin.

Unseren Berechnungen zufolge blieben uns nur noch ein paar Milliarden Jahre zum Handeln übrig, denn wir wollten unsere traumhafte Macht, das Leben so zu gestalten wie wir es für richtig hielten, nicht mehr aufgeben. Wir waren in der Lage schier alles zu erreichen was wir anstrebten, wir wurden mittlerweile mehrere hunderttausend Jahre alt und wir fühlten uns dazu aufgerufen auch einen Zusammenbruch sämtlicher Raum-Zeit-Kontinuen zu überstehen.

Doch so, wie wir waren, konnten wir das nicht in Angriff nehmen!
Der gemessene Impuls führte uns auf völlig ungewohnten Wegen zu einer Einsicht mit der wir zunächst nicht viel anfangen konnten. Wir stellten starke Differenzen zwischen uns und den beiden anderen, großen Mächten, innerhalb der Schöpfung fest. Als stärkste Gewalt im Bereich der sogenannten „Festen Materie“, hatten wir das Glück alles befahren und betrachten zu dürfen was es gab. Dabei gerieten wir aber sporadisch auch in ein Zwischenreich aus Realität und Irrealität, oder anders formuliert: wir konnten, vom Überraum aus, zwei verschiedene Dimensionen betrachten. Während der reale Bereich vor unseren Augen verschwamm, tauchte der Irreale verschwommen auf und wir hatten das deutliche Gefühl sämtlichen Verstorbenen über den Weg zu laufen.

Dazwischen gab es aber anscheinend noch eine weitere, gewaltige Macht – vermutlich die größte überhaupt! Deren Schwingungen sind für uns jedoch erst seit kurzem erkennbar. Seitdem wir sie kennen, nennen wir sie den „Geistigen Impulsgeber“ des Alls. Seine Schwingungen sind jedoch nicht für Geräte entschlüsselbar! Offensichtlich kann sie nur eine natürlich gewachsene Lebensform nachvollziehen. Auch unsre geistigen Schwingungen sind mit ihr nicht kompatibel. Das kann durchaus davon kommen, daß wir mehrmals in unserer Grundstruktur schwer erschüttert worden sind. Wir bezeichnen daher diese Urschwingungen als den „Unverfälschten Takt“, während unsere Taktgebung einen verfälschten darstellt.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Hintergründe 2. Teil"

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: noé   Datum: 29.08.2014 10:06 Uhr

Kommentar: Also verfeinert sich das Empfinden...
Das mit dem Zentrum des Urknalls habe ich nicht nachvollziehen können. Ist nicht überall da, wo sich jemand befindet, das Zentrum des Urknalls, weil es sich von jedem Punkt aus, egal von wo aus, auszudehnen scheint (und immerzu, und jeweils in alle Richtungen), demnach also immer da ist, wo jemand oder etwas sich befindet, um es wahrnehmen zu können? (Sind wir wieder bei Schrödingers Katze angelangt, wie schon vor einem halben Jahr mal...?)
Faszinierte BiSi

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: axel c. englert   Datum: 29.08.2014 10:27 Uhr

Kommentar: Lieber Alf!

Diese Geschichte ist auf jeden Fall hochinteressant und überaus
lesenswert!

LG Axel

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: noé   Datum: 29.08.2014 13:28 Uhr

Kommentar: Harharr, Axel! Dann lies mal seinen ROMAN!
noé

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.08.2014 18:31 Uhr

Kommentar: Noè, Du hast natürlich recht: überall dort wo sich ein Betrachter befindet, ist das Zentrum des Universums und überall, um ihm rum, ist in 14 Milliarden Jahren Entfernung, der Urknall - oder auch "Ereignishorizont".

LG Alf

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.08.2014 18:37 Uhr

Kommentar: Danke Dir, Axel!!

Gruß,
Alf

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: noé   Datum: 29.08.2014 19:34 Uhr

Kommentar: Verzeih, Brüderlein, dann (Absatz 5) dürfte doch - von 14 Milliarden Lichtjahren aus "betrachtet" - die Erde sich nicht "also im Zentrum des Urknalls" befinden, sondern selber Teil des Urknall- oder "Ereignishorizonts" (vom Beobachter aus) sein...?
Von daher gesehen, könnte man doch niemals "zurückreisen", auch nicht in Form eines bloßen Zuschauers, weil man sich ja (nach- und weitergedacht) stets selbst im Zentrum des Urknalls befände?
Abgesehen davon stimme ich Axel zu, und bin gespannt auf Teil 3!
BiSi (sorry)

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: Alf Glocker   Datum: 30.08.2014 12:08 Uhr

Kommentar: Nein, nein: Du stehst da, wo man das Ende der Welt(en) vermutet und stellst fest, daß der Entwicklungsstand wie bei Dir zuhause ist. Nur umgekehrt eben. Da wo die Erde war ist der Urknall (Ereignishorizont) und da wo der Urknall vermutet wird ist ein intaktes Planetensystem. Hinter dir liegt der ganze Raum der Zeit! Er ist aufgeteilt in Kontinuen. Nun wählst du dir, aus den hinter dir liegenden Zeiträumen einen erwünschten Zielpunkt aus, immitierst seine Garvitation und wirst dadurch praktisch in das betreffende "Ereignisfeld" hineingezogen.

Dies ist die mir momentan am einfachsten erscheinende Erklärung.
Sonst muss ich bei mir nachschlagen und 50 Seiten drüber schreiben...

Crazy Brother

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: noé   Datum: 30.08.2014 21:19 Uhr

Kommentar: Aber wie komme ich an "das Ende der Welt", wenn ich mich doch stets und ständig mitten im Zentrum des Universums befinde! Ich kann das doch gar nicht verlassen, schleppe es quasi auf meinem Buckel mit mir mit, als sei ich in einer Seifenblase - oder in einer Sphäre gleich, welchen Materials - "gefangen"...
Getreu dem (missversandenen) Motto: Wo ich bin, ist oben.
BiSi noé

Das bedarf noch mindestens EINER Erläuterung, vielleicht an anderer Stelle, denn so bleibt es für mich nicht nachvollziehbar, leider.

Re: Hintergründe 2. Teil

Autor: Alf Glocker   Datum: 31.08.2014 11:08 Uhr

Kommentar: Ja, so ist es eingerichtet. Das Ende der Welt verlassen geht nicht, weil es keines gibt. Wir könnten es theoretisch durch ihr Zentrum verlassen, aber da sitzt schon etwas, das uns erdacht hat. Wir würden also nur verwandelt werden und wüssten nicht mehr warum wir das Ende der welt erreichen wollten.

CraBro

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