Die Observation dauerte an und jeder Quadratmillimeter des heideähnlichen Graslandes wurde vom Mond ausgeleuchtet. Flach lag es im Schoß des Gebirges und der frisch gefallene Schnee reflektierte die Mondstrahlen besser als jeder Spiegel.
Flowrew spürte wieder jene unbeschreibliche Energie, welcher er sich nicht entziehen konnte. Erhofft hatte er sich eine ruhige Nacht mit wolkenverhangenem Himmel und die Gelegenheit den ersten Eindruck seiner neuen Kollegen verarbeiten zu können. Statt dessen bemerkte er wie eine uralte Macht von ihm Besitz ergriff. Der Schnee tat in den Augen weh, er kniff sie zusammen ….und doch konnte er weit entfernte Fährten erkennen und etwas wie animalische Routine bemächtigte sich seiner. Ein Gefühl, das er meist verdrängen aber nicht verleugnen konnte, gewann mehr und mehr die Oberhand.
Entfernt knackten Zweige und er wusste, weil er ihn wittern konnte, dass ein großer Hirsch die weitläufige Lichtung betrat.
Er bemerkte , wie sich seine Sinne weiter schärften, sein Herz wild pochte, er sich in den Sachen die er trug, eingeengt fühlte und heraus wollte. Er spürte sein wahres Leben, sein wahres Ich … das sich zeigen wollte und sich nicht unterdrücken ließ. Seine Gene explodierten, all seine Erbmerkmale, die doch sonst so gut sortiert waren, rotteten sich zu den zwei dritteln Wolf, die er doch war, zusammen und ließen das eine drittel Mensch versagen, das immer die Oberhand hatte.
John riss sich die Sachen vom Leib.
Huskyblaue Augen stachen durch die Nacht und der Mond beschien einen riesigen Wolf, der in gewaltigen Sprüngen jenem armen Waipitihirsch immer näher kam, der die Gefahr erst im letzten Augenblick erkannte und nur noch einen Todesschrei ausstoßen konnte. Während Fleisch zerriss und Knochen krachten, färbte sich der Schnee rot….


© Picolo


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Beschreibung des Autors zu "John Flowrew Die Jagd (2)"

John Flowrew, ist eine Phantasiegestalt, die mich schon lange beschäftigt und der ein gewisses Potential innewohnt, wie ich meine.
Neben Gedichten oder wenn ich keine Gedichte mehr schreiben sollte, hätte ich nicht übel Lust, einen Roman zu schreiben, über jenen Kerl.
John Flowrew- Die Jagd und John Flowrew habe ich bereits eingestellt.Dies ist eine weitere Kostprobe.
Picolo

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