In aller Stille bin ich glamourös, obwohl sekündlich der Lapsus droht. Die Speichellecker, die sich früher einmal in Scharen um mich versammelten um mich erst zu verehren und dann rücksichtslos auszuhöhlen, haben sich in, nein nicht in Wohlgefallen, sie haben sich in Nichts, ins pure Nichts aufgelöst.

Leider gibt es dafür keine Rohrzange, mit der ich sie wieder daraus befreien könnte (das Nichts ist unnahbar). Denn eine solche bräuchte ich jetzt…nicht um glücklich zu sein, oder um mich täuschen zu lassen. Diese Methoden kenne ich ja inzwischen. Ich bräuchte sie, um die Schätze aus der Vergangenheit neu zu bergen, um mein Bewusstsein mit dem Quatsch zu betäuben, der ebensoviel bringt, wie die tatsächliche Realität: Nichts! Und da ist es wieder, dieses unausweichliche Nichts.

Es steht am Anfang und am Ende, es ist Alpha und Omega und es ist wohl auch alles dazwischen. Nur die Träume stehen ihm - hilfreich für die Seele - gegenüber. Sie mildern seine Wucht, sie sind quasi die Amphetamine, die ein denkendes und fühlendes Wesen für ein Dasein benötigt, das täglich von der Natur bestritten wird. Ein Gegengewicht zum sekündlich drohenden Raubmord, dem Leib und Leben und erworbener Besitz ausgesetzt sind.

Das ist alles andere als eine Puschel-Farm, das ist die triste Unwägbarkeit – virtuell formbar durch Wünsche, aber nicht veränderlich im Sinne einer Hinführung zum Guten. Zu jenem Guten, das Berge versetzt, Klimakonferenzen nicht scheitern lässt, Lieben bewahrt, Gesundheit garantiert, oder auch nur die gute Heimkunft von einer Reise.

Dialektik im Sinne einer Gegenüberstellung von These und Antithese findet in dir statt, solange du dich nicht mit Ausreden zufrieden gibst, die dir einfach eine Interpretation dessen zeigen, was du zu erfassen imstande bist.

Also geh, arme Seele in dein Fiasko, spiel dich doch selbst als einen Betrachter der ist, weil er nichts ist und der, weil er nichts ist, tun kann was er will…wie er glaubt. Dort ist die Stille! In diesem raumlosen Raum, in dem die Atome in unglaublichen Abständen umeinander kreisen um eine Illusion zu erzeugen, die von seltsamen Zusammenhalten erzählt, von Märchen aus 1000 und einer Idee, gesammelt in einem kleinen glamourösen Wunder – an sich selbst glaubend, wie an die Versprechen eines Heiratsschwindlers/einer Heiratsschwindlerin, wohl wissend, daß sekündlich der Lapsus droht.

Ach, wo sind nur meine Fantasie-Amphetamine??
Ich brauche sie jetzt!! Und ich bitte um optische oder akustische Zeichen…aus der Geisterwelt! Denn nur die frei kreierte Welt ist die einzig wirkliche Welt.


© Alf Glocker


4 Lesern gefällt dieser Text.





Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "In aller Stille"

Re: In aller Stille

Autor: noé   Datum: 31.05.2014 21:22 Uhr

Kommentar: Ein sehr nachdenklicher und nachdenklich machender Text, lieber Bruder. Wie gut, dass Träume uns bergen können, diese Macht haben, uns aufzufangen, weich abzufedern gegen das brüllende, stahlharte Nichts und die Kälte.
BiSi noé

Kommentar schreiben zu "In aller Stille"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.