Es herrscht grelles Licht! Wie eine einzige Blendung erhebt sich die Intensität der Schöpfung über einen Zustand des Seins, der bislang körperlos, im materiellen Sinne ist. Dort vergeht nichts! Die Zeit existiert nicht, aber sie ist das große Thema für alle, die den Wandlungsprozess des Werdens und Vergehens, einmal miterleben möchten, solange das grelle Licht herrscht. Für Sterbliche ist es vernichtend! Keiner unter ihnen könnte darin einen klaren Gedanken fassen. Nur der Abstand macht‘s möglich. Doch was macht er, wie, möglich? In der Ausdehnung des Raumes liegt das Heil!

Das zu erkennen, erfordert die Bereitschaft loszulassen – sich selbst, seinen Glauben an das „Was-immer-ihr-wollt“, seinen Reichtum, seine Armut, seine Träume und sein Gewissen. Die allesumfassende, sich von allem befreiende Versenkung bringt Neutralität. Nichts existiert mehr, nur noch die Schöpfung. Und die ist in einer gewissen Verlegenheit. Ihre, zur Verfügung stehenden, Mittel müssen sich selbst erhalten, aber sie müssen auch den vorhandenen Seelenenergien die Kurzweil einer Existenz verschaffen, die in der Lage ist, allen alles vorzugaukeln – im Land der unbegrenzten Un-wie auch Möglichkeiten. Yin und Yang.

Das grelle Licht beinhaltet Welten – sichtbar und unsichtbar – die zuerst nur Gedanken sind und zu Geschenissen verbrennen, sobald sie beim Namen genannt werden…“ Das Zwanzigste Jahrhundert“ zum Beispiel. Ein gewaltiger Begriff! Also kleiner… „Die Emanzipation der Frau“. Ein enormer Fragenkomplex breitet sich aus. Also noch kleiner… Das Leben des Mr. X!

Wie ist er gestrickt? Wie lauten seine Vorlieben? Wo hat er sie her? Was stellt er mit ihnen an? Wonach gelüstet es ihn? Wie geht er mit sich um – und warum, in aller Welt, schenkt er sich dieses Selbst-Vertrauen, das ihn zu eben jener Figur eines Stückes werden lässt, das nicht nur ihn, sondern die gesamte Illusion eines universellen Betriebes ausmacht?

Tauchen wir ein, in den blendend weißen Schein, der, wie aus unzähligen Scheinwerfern kommend, sich in unser überlastetes Bewusstsein ergießt und - lassen wir los… Wir taumeln, wir verlieren die Realität aus der Hand. Unsere aufgeblähte Existenz entweicht dem Würgegriff charakterlicher Prägungen und aufgepfropfter Erziehungsschäden und wir erkennen…:

Drei Vollzugsbeamte, die sich, am Rand der Galaxis, auf einen Drink und ein Arbeitsessen, treffen. Serviert werden Blut, in Form von Rotwein und Fleisch, in Form von Oblaten. Ihr Diskurs ist ein nahezu bestialisches Gebet, aber es kann nicht unausgesprochen bleiben!

Die Drei heißen „Satan“, „Tod“ und „Wahnsinn“. Ihre Aufgabe ist es, sich hauptsächlich um alle intelligenten Kreaturen des Universums zu kümmern. In unserem speziellen Fall, um die Kreaturen der Gattung „Mensch“/Abteilung „Säugetiere“, auf dem Planeten, der von ihnen als „Erde“ bezeichnet wird. Ausgeschickt wurden sie vom Zentrum aller Zentren, von der Seele des Seins überhaupt, durch die Kraft der 0-Zone, zwischen allem was ist (von uns aus gesehen) und allem was (von uns aus gesehen) nicht ist, kurz: von „Gott“.

Ihre Aufgabenstellung ist nicht einfach! Es geht schlichtweg darum, einen, im Großen und Ganzen höllischen Zustand aufrecht zu erhalten, der einfach „Geschichtsablauf“ heißt – in dessen Geschwindigkeit sich das Vollziehbare ereignet.

Dafür müssen enorme Opfer gebracht werden. Immerhin sollen Milliarden Einzelwesen durch ein Leben geführt werden, das sie nicht verstehen dürfen, weil es ansonsten zu Komplikationen unvorstellbaren Ausmaßes käme. Nichts darf gefährdet werden. Bei allem, was geschieht, muss jedoch eines gewahrt bleiben: das Streben nach Glück! Und das Glück besteht im Wesentlichen aus dem Glauben daran. Das ist der Zweck – er heiligt nicht nur alle Mittel, sondern auch ihren Erfinder, das ewige „Zwischen-allem“.

Und so funktioniert es…
Bereits die Geburt beinhaltet eine Ingangsetzung der erforderlichen Chemie, die uns die Möglichkeit gibt, uns selbst als etwas Vorhandenes zu erkennen (erkennen zu wollen): wir sind ein Produkt des Ablaufs! Wir finden uns damit ab, wir beginnen ihn/ES zu lieben – und wir trachten nach mehr! Aus den Traumpfaden in die Pfade der Träume gewechselt, erkennen wir unseren Sinn, in der Erlangung gesteckter Ziele: wir wünschen uns!

Was geschähe aber, wenn wir wirklich bekämen? Wir wären glücklich? Himmlische Zufriedenheit ergösse sich über unser Haupt, auf daß wir geborgen wären, in Raum und Zeit? Mitnichten!
Wo bliebe da die Motivation? Genau: auf der Strecke! Was täten wir denn, wenn wir ganz genau wüssten daß wir (was wir gemeint haben) ES erhielten?
Was gibt ES? ES bürdet uns auf, damit wir, unter der Last des Alltags das Laufen lernen, wie Slapsticks für Schlappohren, im Kino für Niemalserwachsene.

„Wir brauchen Anlässe“ spricht der Wahnsinn und der Tod schränkt die Gelegenheiten ein, in denen sie verteilt werden dürfen. „Dann schlage ich dazwischen, um der Logik Vorschub zu leisten“, brüllt Satan, „Um die Vorstellungen auszudehnen, in einen ungewissen Bereich hinein – ich inszeniere Kriege und Krankheiten. Dadurch entstehen Gründe das Leben zu lieben“. Die Angst verleiht Flügel! Jeder möchte wenigstens bewahren was er hat – und sei es sein bloßes Vorhandensein.

„Ich visiere das Objekt an, bestehend aus nichts weiter als einem anderen Menschen, sowie der Möglichkeit, mehr Menschen daraus entstehen zu lassen – unter Schmerzen, versteht sich“, flüstert der Wahnsinn. Der Tod meint, er müsse den einzigen Trost aus dem Heranwachsen derer bezogen sehen, die, durch die Pflicht Entkräftete verschwinden lassen müssen. Denn nichts ist haltbar! Satan lacht: „Und ich nehme den erkennbaren Sinn wieder aus diesem Spiel, indem ich die Neuen eine Zukunft kreieren lasse, die den Alten nicht gefällt, oder die sie zumindest nicht mehr verstehen. Aber bis sie das erkennen, haben sie schon alles erreicht, oder auch nicht. Das wird dann eine reine Interpretationsfrage, sprich Ergebnis der `Weisheit` sein“.

Alle zusammen sprechen mit einer Stimme: „Es kommt einfach auf das `Beinahe` an. Das `Beinahe` gibt Kraft und Zuversicht und es versetzt alles Lebendige in die Lage zu leisten, leisten zu wollen, sich nicht den höheren Aufgaben verwehren zu können, die aus der Schöpfung kommen und sind“. Dieser Singsang hört sich an wie ein Gebet! Er dröhnt durch die Nacht der Sternennebel, er überglänzt die Macht infernalischer Feuersbrünste, in denen sich die Kernschmelze vollzieht – „Sonnen“ – genannt, er überholt die Lichtgeschwindigkeit, um etwas werden zu lassen, das den Kern unserer Gefühle darstellt: die Hoffnung!

Und deshalb schmunzelt auch der tiefste Kern, zwischen all den Strings und Clustern, frei aller Plus- und Minus geladener Energie, väterlich/mütterlich/elterich, vor sich hin, in sich hinein und um sich herum, denn ihm steht es frei, Zugang zu haben, in alles was ist und sein könnte. ES ist gut, denn ES ist alles, was ES gibt!


© Alf Glocker


3 Lesern gefällt dieser Text.




Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Die Beinahe-Doktrin"

Re: Die Beinahe-Doktrin

Autor: noé   Datum: 29.01.2014 8:26 Uhr

Kommentar: Hi, Crazy Bro, guten Morgen,
ich kenne ja Dein Buch "Zeitrauschen" noch nicht, aber obiger Text liest sich, als könne es sich um einen Auszug daraus handeln.
Skurril und zynisch genug liest er sich ja. Sehr alfesk...
Big Sis

Re: Die Beinahe-Doktrin

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.01.2014 9:29 Uhr

Kommentar: Alfesk idt witzig. Danke! Es könnte eine Ergänzung dazu sein. Ja!
Crazy Bro

Kommentar schreiben zu "Die Beinahe-Doktrin"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.