Das Imitationsprinzip


Wenn bei Nacht die Kerzenglimmen, dann nähern sich die
Wenn bei Nacht die Kerzenglimmen, dann nähern sich die
Geisterstimmen. Wenn du hinhörst, dich bemühst, in die dunklen Tiefen siehst, ja, dann wird es plötzlich hell! Du begreifst dadurch ganz schnell, was im Zeitbetrieb geschieht. Keine Angst, denn wer nicht flieht, wer es wagt da zuzuhören, dem wird man Vernunft gewähren…

„Hallo Darwin“.
„Hallo du“.
„ich dachte, Du seist schon lange tot“.
„Nicht wirklich – meine Weisheit lebt auch heute weiter“.
„Sag mal, verfolgst Du eigentlich immer noch, was wir hier so treiben?“
„Ungern“.
„Ah, ja?“
„Sicher, schließlich habt ihr alles versaut“.
„Ist das nicht unhöflich?“
„Oh, gewiss ist das unhöflich, aber es stimmt“.
„Inwiefern denn? Ihr habt doch damals auch Mist gebaut“.
„Unbedingt! Wir waren, im Vergleich zu euch, sogar verlauste Affen. Die meisten wenigstens. Aber ihr habt alle Möglichkeiten und könnt nichts damit anfangen. Dabei habt ihr doch mich“.
„Und was sagt uns das?“
„Daß Entwicklung aus Druck entsteht!“
„Wie sieht das eigentlich aus?“
„Mein Sohn, das ist vom Spaß abhängig!“
„Ich dachte ich spreche mit einem Geist – ist Darwin ein Karnevalist?“
„Das hat man mir zumindest unterstellt“.
„Ich bitte um eine Erklärung!“
„Folgendes: ein Wesen wird geboren und strebt nach Lust. Ok?“
„ - - ?“
„Es möchte sein Leben nicht mit Misserfolgen verbringen!!“
„Ja!!“
„Stell dir eine Gesellschaft vor, die nichts hat. Die größte Freude kommt aus dem Geschlechtstrieb. Darin hat sich nicht so sehr viel geändert. Man lebt, sieht und begehrt. Kinder spielen. Man macht sich keine Sorgen, vereinigt sich, bringt hervor. Wer ein Gewissen hat und seine Kinder liebt, der kümmert sich um sie. Wenn er schlau ist/ sie schlau sind, dann versorgen sie sie ganz automatisch so gut, daß einige Nachkommen überleben. Wer nicht so schlau ist, nichts tun kann, nichts tun will, der stirbt aus. So einfach ist das. Und absichtlich habe ich jetzt mal alles auf die Gattung Mensch bezogen, obwohl das Prinzip bei den anderen Spezies in etwa gleich ist. Überall werden die Stärken gefördert und die Schwächen eliminiert.“
„Hilfe!“
„Ich kann dich beruhigen, mein Sohn, wer das jetzt wörtlich nimmt, ist ein Idiot! 1 zu 1 umsetzen lässt sich das nicht, denn Zufall und Schicksal reden ja auch noch ein Wörtchen mit. Du kannst keinen Garten pflegen wenn die Götter beschlossen haben, daß er dir verhagelt wird. Aber du kannst verstehen wie etwas im Diesseits funktioniert, damit du guten Willens sein kannst. Und bedenke: etwas aufzubauen, kann Jahrzehnte dauern. Zerstören kannst du es in einem Tag!“
„Ich verstehe noch nicht – komm bitte wieder zur Sache!“
„Nun, Fortpflanzung ist doch angeblich Zufall, nichtwahr?
„Heute?“
„Nein, in freier Natur!“
„Und?“
„Nun, überleben angeblich nicht!“
„Selbstverständlich nicht – der Stärkere/Klügere überlebt. Die Netteren, Schöneren werden erwählt“.
„Na, also!“
„Und?“
„Passiert das in einer `Zivilisation‘ auch so?“
„Weiß nicht…“
„Dann musst du nachdenken!“
„Geht es nicht darum, eine Identität zu formulieren?“
„Hä??“
„Na – bitte!! Jeder muss sich doch mit sich selbst auseinandersetzen. Nichtwahr?! Und wem gelingt das am leichtesten? Sag nichts! Ich sag’s dir! Den Dummen! Richtig?“
„Man könnte aber auch Geld haben“.
„Das ist Glückssache, oder auf kriminelle Energien zurückzuführen“.
„Immer?“
„Immer!“
„Was ist mit dem sogenannten `Geschäftssinn`?“
„Der ist, zum einen, eine Vorstufe der Intelligenz und zum andern beruht er, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, darauf, daß Leute ausgebeutet werden – sonst gibt’s einfach keine Gewinne! Wer sich selbst bereichern möchte braucht eine gewisse geschickliche Unverfrorenheit. Das hat nichts mit Intelligenz zu tun.
Andererseits darf man dabei natürlich nicht völlig debil sein“.
„Du machst Witze?“
„Nein, ich sage ja nicht: es ist grundsätzlich schlecht, Arbeitskräfte zusammenzufassen und in konzertierten Aktionen für den Wohlstand zu nutzen“.
„Was schließen wir daraus?“
„Daß sensible Menschen im Nachteil sind!“
„Ist das gut für Kultur und Fortschritt?“
„Hahahahahahahaha“.
„Also?“
„Ganz einfach: die völlige Erfolglosigkeit sensibler Betrachter führt zu deren vorzeitigem Identifikationsverlust! Man kann sich nicht mehr im Spiegel sehen! Was heißen soll: es führt, bereits vor dem körperlichen Tod, zu einer Distanzierung vom lebendigen Ich – das verhindert eine positive Einstellung zu kreativen Mitwirkungen am Bruttossozialprodukt“.
„Das gibt es bei Tieren wohl nicht?“
„Genau! Ein Tier betrachtet nicht, es lebt seine Instinkte aus. Und die bedeuten: der Stärkere siegt“.
„Bei Menschen, `bewussten Betrachtern`, heißt das aber, daß praktisch der in Wirklichkeit Schwächere, der geistig Unterlegene, siegt, weil er die stärkeren Instinkte besitzt?“
„Du lernst…“
„Klar, wer nicht lange nachdenkt, akzeptiert einfach wie er ist, er handelt sofort, ohne Selbstkritik und ist somit nicht zu hochkreativen Wandlungen fähig, die wiederum Innovationen beinhalten können?“
„Jetzt verblüffst du mich, mein Sohn“.
„Gut…aber was können wir dagegen unternehmen?“
„Wir haben die Schwelle, die vom Tier mit Denkurkunde zum eigenverantwortlichen Individuum führt, überschritten. `Gott` kann nicht mehr viel für uns tun. Wir müssen eine völlig neue Methode entwickeln, die uns überleben lässt! Eine, die auf höherer Ebene, die Natur imitiert. Nur der Druck muss ein anderer werden! Evolution durch Empathie! Ein Imitationsprinzip also“.
„Wie sieht das gegenwärtige Prinzip aus?“
„Geschäftssinn und Rücksichtslosigkeit, Primitivität, Triebhaftigkeit und Leichtsinn, der in Selbstvernichtung auszuarten droht, regieren die Welt, während die Humanität, oft fehlerhaft interpretiert, im sinnvollen Bereich, eine fatale Unterdrückung erfährt“.
„Beispiel?“
„`Alle Menschen sind gleich`- das sind sie nicht einmal vor Gericht – siehe Anwaltskompetenz und politische Färbung – und was Begabung und Neigung angeht erst recht nicht! Merke: den kleineren Nummern passen die strammeren Hosen“.
„Bei uns regieren also immer noch starke Tiere?“
„Ja!“
„Sie verdrängen den Geist aus seiner, ihm zukommenden Position, zugunsten der Gedankenlosigkeit, in Machtstreben und unüberlegte Fortpflanzungsbereitschaft – was wiederum zu verstärkter Religiosität in allen anerkannten Bereichen, wie Glauben, Technik und Devotion korrupten Politkern gegenüber, führt“.
„Das wird mir zu kompliziert!“
„Macht nichts. Merk dir einfach folgendes: Leistung darf nicht zu Neid und Missgunst, Diebstahl geistigen Eigentums und Verwirklichungs-Verhinderung führen. Sie sollte, im Gegenteil und im eigenen Interesse aller, sofortigen seelischen, wie auch materiellen Beistand auf den Plan rufen. Rituale, die früher als lebensnotwendig angesehen wurden, verlieren hiermit jegliche Bedeutung. Dies sei, vor allem, auch im Hinblick auf die Kriterien bei der Partnerwahl von Frauen, erwähnt. Ein sicheres Nest darf nicht ursächlich, durch das Vorhandensein pekuniärer Mittel, als gewährleistet betrachtet werden“.
„Betrachtung auf niedrigem Niveau…“
„…bringt uns den Sternen nicht näher!“
„Bravo!“
„Lieber Forschergeist, du bist ein Fantast, ein Fanthomas der Philosophie, einer, der einfach alles, was uns heilig ist, außer Acht lässt, um gegen die Regeln zu verstoßen“.
„Wie sich doch die Bilder gleichen – das zu hören bin ich gewohnt. Wie sehe ich dann in deinen Augen aus? Wieder wie ein Gorilla?“
„Diesmal eher wie ein Alien! Du vergisst wer wir sind und wer wir werden können. Für das, was du vorschlägst, sind wir einfach nicht gebaut…“
„Dann wünsche ich Dir noch alles Gute – schade um meine Spezies“.
„Ciao, Darwin!“
„Bye bye, du“.

Weisheit aus dem tiefsten Innern, landet nicht bei den Gewinnern, denn das Weltall ist neutral. Es versorgt uns nicht mit Mitteln, die wir aus den Ärmeln schütteln, wenn wir in Bedrängnis sind – und kein Gott, kein Jesuskind, wird uns aus Miseren retten. Darauf kann man leider wetten. Wär‘ es jemals so gewesen, könnten wir’s in Büchern lesen. Aber eines muss man wissen: Wer aufrecht fühlt, der hat Gewissen und er darf auch darauf hören. Sonst lässt sich wohl auf nichts schwören!


© Alf Glocker


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