Ein Land in dem viele Väter an der Front ermordet wurden, nennt man Vaterland. Ein Land, das andere Länder aussaugt, unterjocht und versklavt, ist ein Mutterland. Eine Heimat ist die Gegend, wo einem nichts gehört, wo man, im Gegenteil, noch fremden Leuten etwas dafür geben muss, daß man ein Dach über dem Kopf hat. Ein Mensch, der anderen die Zeit stiehlt, indem er ihnen die Arbeitskraft wegnimmt, um sie für das eigene Wohl einzusetzen, ist ein Arbeitgeber und ein Mensch, der seine Arbeitskraft anderen überlässt, damit sie es gut haben, ist ein Arbeitnehmer.

Ein Abgeordneter ist jemand, der sich selbst in eine Position gelogen hat, die es ihm ermöglicht jemand anderen scheinbar zu vertreten, der in Wirklichkeit gar keine Vertretung hat. Eine Demokratie ist eine Volksherrschaft, in der ein Volk herrscht, das an der Herrschaft dadurch beteiligt ist, daß es sogenannte Volksvertreter abordnet, die es nicht vertreten, von denen es nichts weiß, die es nicht kennt – wobei es aber von Zeit zu Zeit erfährt, daß sie sich nur selbst und vor allem ihre eigenen Interessen vertreten haben.

Das wiederum setzt eine freie Wahl voraus. Was ist eine freie Wahl? Eine freie Wahl ist, wenn Lebewesen, der, durch sich selbst so benannten Gattung „Homo sapiens“ (der vernunftbegabte Mensch), massenweise einen Ort aufsuchen, an dem sie, durch Ankreuzen auf irritierenden Stimmzetteln, Parteien und Einzelpersonen wählen, die sie nicht kennen, deren Gedanken oder Programme sie nicht verstehen, oder deren prahlerische Versprechungen sie nicht denkerisch – aus sich selbst heraus – anzweifeln können.

Sie tun das meistens nach wochenlanger Agitation der betreffenden Parteien oder Einzelpersonen, durch die – in einfachen Hirnen – nahezu zwangsläufig der Eindruck entsteht, die von eben jenen genannten Parteien oder Einzelpersonen dargelegten Wege seien die einzigen die es gibt. Das nennt man dann „Moralische Wahlpflicht“. Alternativen, wie z.B. rein an der Vernunft ausgerichtetes Verhalten, fallen dadurch einem Prozess zum Opfer, der später als sie Herausbildung von Geschichtsabläufen in Büchern steht, aus denen dann, in der Regel, der Irrsinn einer jeweils am Laufen befindlichen Epoche geschlussfolgert werden kann (bei gutem Willen).

Merke: auf der Höhe der Zeit, also immer dort, wo die Gegenwart stattfindet, ist es ganz wichtig, nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu sagen (Beispiel: die 3 Affen). Man könnte auch hinzufügen, nicht unabhängig zu denken, sich für nichts zu interessieren, alles mitmachen. Das sind zwar andere Worte, bezeichnen aber denselben Sachverhalt.

Wichtig bei allem ist es zu glauben. Der Glaube stellt den geistigen Hintergrund aller Systeme dar. Dabei ist es nicht wichtig, daß alle das gleiche glauben. Wichtig ist nur… ich glaube an ein Hinrichtungssymbol, ich glaube an einen Krummsäbel, ich an einen dicken Mann, ich an die Verstorbenen, ich an das Gute, ich an das Böse, ich an die Wissenschaft, ich an mich selbst.

Keiner der genannten Punkte ist des Irrtums fähig – zumindest nicht, solange man innerhalb seiner Grenzen denkt. Und das Denken ist entscheidend! Was ich denke bin ich. Ob Borstenvieh, ob Relativitätstheorie, ob Scharia oder Freie Liebe – wichtig ist, sich an die Vorgaben zu halten. Das bedeutet also: Nach-Denken.
Carpe diem und dergleichen. Immer schön hinhören was einer dir beizubringen versucht, der das, was er dir beizubringen versucht, von einem anderen Beibringer gelernt hat. Niemals auf Augenhöhe diskutieren – was angesichts sichtbarer oder unsichtbarer Schulterklappen auch schwer fällt. Denn keiner hat schließlich - im Sinne von „carpe diem“ oder sonstwas – umsonst gelernt. Wo kämen wir da hin?!

So also sind wir, weil wir denken? Dazu fällt mir nur das Wörtchen „virtuell“ ein. Alle Irrtümer zusammen genommen ergeben demnach eine praktikable Täuschung. Quasi modo vollzieht sich etwas vor unseren Augen, das weder messbar, noch sichtbar ist, bei genauer Prüfung (durch den Geist). Zumindest ist es das nicht beides auf einmal (Unschärferelation).

Wir folgen also Vermutungen! Wir dienen dem Vaterland, lieben das Mutterland, achten Vater und Mutter, weil man das soll, den diebischen Arbeitgeber obendrein, wir glauben eine Heimat zu haben, obwohl der Boden auf dem wir stehen, anderen gehört, wir gehen zur Wahl der Volksvertreter und machen auf Kaffefahrten einen Gewinn von 66 Jahren, wir heißen alle Erwin und wir eröffnen, zusammen mit dem jeweiligen Papst, Tochtergesellschaften wie auch Herrenboutiquen, vom Nord- bis zum Südpol, wir tanzen durch das Ozonloch in den Morgen hinein und wir singen: sooo schööön, sooo wunderschööön wie heute… Dann schlagen wir uns den Kopf ab, wie Helden in Walhall, den wir ja sowieso nicht gebraucht hätten und während er auf dem Boden herum rollt übernehmen die sprechenden Hunde das Kommando: o-oh-o-oh-o-oh-o…! Wow!


© Sur_real


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