Heute lasse ich mich einmal vom puren, vom absoluten Optimismus tragen! Eine Folgeerscheinung davon ist, daß ich glaube, alles erkennen zu können.

Wer oder was bin ich? Keine leichte Frage, doch der Optimismus ist geneigt sie mir zu beantworten. Er macht mich leicht, so leicht, daß ich schwebe. Ich schwebe in mir herum, über mich hinaus und ur-plötzlich habe ich es vor mir: das Universum. Da liegt es in meinem Gesichtsfeld! Ich fühle seine All-umfassende Existenz. Die „Zeit“ irritiert mich ein wenig, doch schließlich akzeptiere ich sie als Medium der Erkenntnis. Sie beflügelt mich etwas zu tun, das alle von Gott gestellten Aufgabenbereiche sprengt – ich kann fühlen was „Es“ ist. Das große Es, vorhanden im Über-All, in der Materie, der Energie, dem Licht, dem Da-Sein und dem Sein schlechthin. Es pulsiert, bewegt und erneuert sich in sich selbst, aus sich selbst heraus und es umfängt mich narkotisch. Ich bin paralysiert von seinem Schutz…den ich nun durchbrechen werde.

Ich beginne, was selbst „Gott“ nicht kann: ich verlasse mich, alles was ist, um zu erkennen was „Es“ ist. Auf meinem Weg dorthin – nach einem fiktiven Punkt außerhalb des Universums – begegnen mir Monde und Planeten, Sonnen und Sonnensysteme, Galaxien und Cluster, Quadranten und Ereignishorizonte, Schwarze Löcher. Dann bin ich „draußen“! Vor meinen (geistigen) Augen liegt ein Gehirn! Aus einem Zustand, der nicht einmal „zeitlos“ genannt werden darf, betrachte ich den „Vater“ aller Dinge. Er, Sie, Es, sieht aus wie eine Sichtbarmachung von Gedankenabläufen. Scheinbare Synapsen und Nervenfäden sind in Betrieb. Ich erkenne den Fluss – wenn man so will – göttlicher Energien. Überall floriert das Licht wie ein Botenstoff. Das Licht legt Abläufe dar, gibt Kunde von Funktionsweisen und Grenzen des Erlebbaren. Das nenne ich jetzt „Zeitzonen“. Innerhalb dieser Zeitzonen gibt es kein „gleichzeitig“. Dadurch krümmt sich der Raum! Ich muss mich des neu erfundenen Begriffs „Gleichzeitlichkeit“ bedienen, um meine Erkenntnis in Worte zu fassen. Beispiel: am Ende des für uns sichtbaren Lichts ist, gleichzeitig zu unserem Standpunkt, der sogenannte (nicht real existierende) Urknall zu, ja, nur zu vermuten! Gleichzeitlich (also ohne Lichtgeschwindigkeit „berechnet“) befindet sich dort, ebenso wie an der Stelle an der wir stehen, der Mittepunkt des Universums. Der „Urknall ist dann hier, wo wir stehen zu vermuten.

Nun wende ich mich aber wieder dem großen Gehirn zu, dessen Gedanken-Energie ich gerade beschrieb. Was befindet sich zwischen seinen Synapsen und Nervenfäden (Strings)? Was dort ist, kann ich nur unter der Aufbietung einer Verneinung meiner Existenz entschleiern… Sagen wir mal, seine sichtbare Funktion ist in den unterteilten Zeitzonen – innerhalb einer von uns nicht empfundenen Gleichzeitlichkeit – auf eine bestimmte Höhe fixiert, auf der sich so etwas wie eine Immerwährende Gegenwart abspielt. Einer immerwährenden Gegenwart, die „Es“ betrifft und in der wir geborgen sind – eine Nichterkenntnis als Zerstreuung, als angsttötendes Mittel gegen Melancholie. Lach! „Hinter“ diesem Ablauf sollte man nun, der weiteren Logik folgend, einen unbewussten Anteil vermuten, der vom Immerwährenden Sein nicht direkt betroffen ist, sondern indirekt.

In diesem „Bereich“ der eigentlich, zumindest von uns aus gesehen, keiner ist (da sein „Raum“ eine negative „Größe“ und „Ausdehnung“ hat), schlummert, sagen wir mal, die Seele. Meine, jede, die universelle Seele überhaupt. In ihr sind die später manifestierten Vorgänge in der Zeit (dem Medium für das Theater) festgeschrieben. Sie drängt nach außen, kehrt ihre Energien um, sie „materialisiert“ sich, bekommt Gestalt, sie bekommt Gestalten und sie beginnt darzustellen: Welten und Wesen. Der Raum, der Plus-geladene Teil bläht sich = der Raum dehnt sich aus. An allen Punkten gleichzeitig. Die Galaxien treiben auseinander, werden durch das Auftreten von Zeit, auseinander getrieben. Wir bemerken das durch die Rotverschiebung.

Innerhalb des Unbewussten herrscht die Geschwindigkeit 0! Jeder beliebige Ort, jede beliebige Form ist, an die spezifische Kraft der Energieteilchen (auch „Seelen“) gebunden, in „Nullkommanichts“ zu erreichen / anzunehmen. Das hat eine Wechselwirkung zur Folge, die konstant bleibt, solange die allgemeine, gleichzeitliche Aufwärtsbewegung des Seins funktioniert. Solange das Gehirn „denkt“ und nicht etwa seinen, durch sich selbst gesetzten Endpunkt erreicht. Den Endpunkt stelle ich mir als Langeweile-Knäuel vor, dessen „Geistes-Blitze“ (die energetische Wechselwirkung zwischen den Quadranten) nachlässt, weil schon alles ausprobiert wurde.

Dann wäre eine Wiedergeburt Gottes zu erwarten, eine Götterdämmerung, die sich durch einen neuen Morgen aufklärt und die Mechanismen von neuem einsetzen. Was aber geschieht vorher, JETZT, ausschlaggebend für alles Lebendige in der Welt?

Kehren wir in uns zurück, um auch diesen Sachverhalt noch aufzuklären. Wir tauchen ein in den materiellen Teil des Gehirns und in seine Impulse. Uh, wir spüren wie das Dasein durch unsere Adern fließt! Etwas hat uns gefangen genommen. Was ist es? Es ist der Zufall! Er resultiert aus der Weisheit einer Unendlichkeit. Er wirkt über die Systeme, die Quadranten, die Zeitzonen hinaus, er kommt aus dem Unbewussten des Universums und – er ist uns immer einen Schritt voraus! Er weiß im Voraus was wir denken! Das ist keine Kunst, denn da, wo er seinen Ursprung hat, geschieht alles in Nullkommanichts. Während ich z.B. einige Sekundenbruchteile benötige um einen Denkvorgang abzuschließen, ist im Bereich des universellen Unbewussten mein Denken schon erkannt und ausgewertet worden. Das große Gehirn, welches ursächlich meinen Denkvorgang initiierte, hat ihn auch schon eingewoben, in einen Ablauf, den ich, in seiner Komplexität, gar nicht beurteilen kann. Dafür wäre eine „Vorlogik“ vonnöten und dafür wiederum ein Talent, das mich zeitunabhängig handeln lässt. Was ich meine sind Zeitreisen, aber nicht nur in die Welt des bereits Verwirklichten, die Vergangenheit also, sondern auch in die des noch nicht (real) Existierenden, die Zukunft (=von uns aus gesehen).

Ich mache eine Probe aufs Exempel – ist statuiere anmaßend ein „Gottesurteil“. Das geht ganz einfach. Ich kehre, für ein Experiment, in meinen menschlichen Körper zurück und leiere ein Ereignis an. Ich plane! Ich denke alles durch, überlege, was ich überlegen kann in tausend möglichen Varianten. Nun handle ich und warte das Ergebnis ab. Unabhängig davon, ob mein Vorhaben im Großen und Ganzen gelingt oder misslingt, werde ich feststellen, daß ich etwas übersehen habe! Dieses Ergebnis ist unausweichlich: die tausendundeinste Variante aller möglichen Ergebnisse ist eingetreten! Dabei handelt es sich nicht um Murphys Low, denn in diesem Fall kommt es nur darauf an, eine einfache Strategie möglichst schadlos für den Verursacher in die Tat umzusetzen, sondern um die völlige Perfektion einer Planungsumsetzung. Wäre sie möglich, dann stürbe das Universum auf einen Schlag. Die Ströme des großen Gehirns kämmen augenblicklich zum Erliegen, die Zeit stünde still und Gottes Energien würden sich auf der Stelle neu formieren, denn er hätte sich selbst erkannt!

Aber gerade im Nicht-Erkennen liegt der Aufbau, die Erfindung des Lebens begründet! Wir brauchen das unberechenbare Schauspiel um uns an etwas zu erfreuen, zu leiden, zu lieben, um unsere Erfüllung in einem zufallsgesteuerten Mechanismus zu finden, der uns mit Enttäuschungen plagt, um den Optimismus zu schüren. In dieser scheinbaren Widersinnigkeit existiert eine Weisheit, deren tiefster Grund darin besteht, sich vor sich selbst zu verbergen. Wer also erkennen will, der erkenne auch an, daß es etwas gibt, das Angst vor der Erkenntnis hat und sie deshalb verhindern möchte.

Ein Universum kann viele Milliarden Jahre alt werden. Der Prozess seiner Selbstfindung ist verschleiert durch Rituale, das Gottesgnadentum, durch Stellvertreter Gottes, durch weltliche und durch Glaubensfürsten jeglicher Couleur. Es ist hinausgezögert durch Hexenverbrennungen und Dschihads, durch den Standesdünkel braver Wissenschaftler, die sich in der Erklärung von Teilbereichen gefallen und große, allgemeine Lösungen, im Interesse ihrer Einkünfte, für nicht denkbar halten, durch die Sehnsucht nach einem Nirwana, das uns alle Denkvorgänge erspart. Lach!

Hier beende ich meinen experimentellen Ausflug aus mir heraus, in ein Immerwährendes Sein hinein, welches mir soeben den Rhythmus Gottes offenbarte. Ich beginne mit dem Rücksturz in die Sichtweisen und Eng-Horizonte eines Individuums und seiner, ihm auf den Leib geschneiderten Interessen. Nachdem ich mir den Schweiß von der Stirn gewischt habe (per aspera ad astra), beginne ich (quasi modo) zu träumen. Sogleich fällt mir das Naheliegendste ein. Vor meinen geistigen Augen erscheint ein schönes Bild: mein Gegenstück – eine nackte Frau. Ich bemerke, daß ich geschlechtlich bin. Das treibt mich an, das setzt Ziele, bringt den Zufall in Gang. Und wenn „Gott will“, dann überlege ich nicht lange… nach vielen erfüllten Jahren kann ich dann eventuell auf ein Lebenswerk blicken, das sich im Rahmen meiner Möglichkeiten, im Zusammenspiel mit der Umwelt, ereignet hat. Vielleicht kann ich sogar noch einmal hinaustreten, unter den Sternenhimmel und den allseits so beliebten Allgemeinplatz vom Stapel lassen, der mich als anerkennenswerte Klein-Autorität auszeichnet: Seht nur die vielen Lichter über uns – keiner kann sie zählen (weißt du, wieviel Sternlein stehen) und keiner wird je den Sinn dafür ergründen.

Dann bemerke ich vielleicht etwas, das ich nicht bemerken sollte, etwas, das man erst gar nicht bemerken darf und vielleicht beginne ich mir im Zwangsfolgenden Gedanken zu machen „Werbinichundwokomichher“. Hilfe, nein! Das werde ich nicht tun! Ich verbleibe in mir, meiner Gegenwart, meinen Ansprüchen und meiner Bedürfnis-Horizonte. Basta!


© Sur_real


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Aufklärungs-Arbeit, ein Experiment"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Aufklärungs-Arbeit, ein Experiment"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.