Und immer wieder lockt der Nonsens

Meine kleine Geschichte vom Besuch eines Zebras, das in Wirklichkeit ein Orang-Utan war.

Die Geschichte beginnt gleich hier, also nach diesem Satz.

Als ich den Schlüssel mit der Tür öffnete, quitschte dieser wie ein gequältes Scharnier, das wohl zu viel Öl in seinem verrosteten Dasein abbekommen hatte. Aber wer nicht will, der hat schon.

Da ich mit Glied war, erschrak es ein wenig, bekam aber den frechen Lümmel schnell wieder unter Kontrolle und trat mehrmals hintereinander in die total verwüstete Wohnung ein, die allerdings durch das helle Licht noch im tiefsten Dunkeln lag, was bei mir sofort einen ekelhaften Rülpser auslöste, denn ich war in Wirklichkeit nachtblind wie ein Hühnerauge.

Also noch einmal: Hühnerauge sei wachsam, fiel mir dazu blitzgescheit ein, tastete mich vors Gesicht Stück für Stück am Geh-Länder mit der Dauerfleischwurst entlang, die von der Wand herunter hing, bis ich endlich das Ende erreicht hatte und plötzlich mit dem Kopf an die Bums türte, da ich von der Dunkelheit total geblendet wurde, die mir reihenweise entgegenschlug.

Ich wollte schon im Affekt zurückschlagen, unterließ es aber lieber ganz bis gar nicht oder nur ein wenig, da sich die Dunkelheit ganz plötzlich verpisst hatte. Wohin sie gepisst war, das konnte mir der Augenblick auch nicht sagen, weil er auch gleich wieder weg war, diese untreue Tomate. Zu früh war ich wohl zu froh gewesen, denn auf den Augenblick konnte ich mich wirklich nicht mehr verlassen. Es gab schon mal abartigere Zeiten mit ihm. Aber was soll's?

Plötzlich stand dieses Zebra vor mir, das aus dem hellen Licht der Dunkelheit auf mich unbemerkt zugallopiert war, als ob es ein Steckengaul reiten würde.

Wieder zuckte mein Lümmel vor kleinlauter Panik ängstlich zusammen, der wie ein Lämmerschwanz wild wie eine Sau hin und her wedelte. Ich ließ ihn diesemal davon laufen, diese Nervensäge, auch deshalb, weil er sowieso keinen Nutzen mehr hatte und sein Blutdruck auf Nullkommnull zu sinken drohte.

Ich schrie ihm noch hinterher: „Hau' doch ab, du Penner und nimm' deinen Hängesack gleich mit, du Loch des Arsches!“

Er drehte sich noch mehrmals um die eigene Achse, zeigte mir dann seinen desaströsen Stinkefinger samt Schließmuskel und verschwand kurz darauf hinter der nächsten Ampel, die gerade auf rot stand. Dabei erwischten ihn zwei Bullen, die ihn brutal auf die Hörner nahmen und durch die schwülstige Luft wirbelnd schleuderten.

Geschieht ihm recht, diesem Lümmel, dachte ich so für mich und musste mich im Nachhinein aber trotzdem übergeben, als ich sein blaues Ende sah. Naja, der Malus fällt nicht weit vom Stamm, was eben auf meinen Lotter-Lümmel genau zutrifft.

Trotzdem rannten mir wehmütig einige faustdicke Tränenspritzer über meine schlaffen Hängebacken, bevor ich endlich wieder meinen Weg ins Nichts fortsetzte, das alles war, was ich jetzt noch hatte, eben nichts, wie schon gesagt.

Wie ich schon weiter oben erwähnte, stand auf einmal ein Zebra vor mir.

Das Zebra war aber gar kein Zebra, sondern ein Orang-Utan, der sich nur ein Zebrakostüm übergestülpt hatte, weil Fasching war, wie er bereitwillig zugab, dieser blöde Affe aber auch.

Ich blieb ein Weilchen bei ihm und führte mit dem vermeintliche Zebra bzw. mit dem Orang-Utan noch ein ziemlich ausgedehntes Schwätzchen, bis der Faden endlich riss. Wir haben uns gegenseitig Scherzkekse zum Besten gegeben.

Wir machten uns auch über rosa Elefanten lustig, die in die gegenüber liegende Spelunke immer nüchtern reingingen und dann total besoffen mit einem steifen Rüssel wieder rauskamen.

Darunter war auch Benjamin Blümchen von und zu Plumbum, der aufgrund eines Gendeffektes am Hintern ein Büschel bunter Federn hatte. Der konnte aber nicht fliegen, wie der berühmte Benjamin Blümchen aus dem Fernsehen.

Der Orang-Utan, namens Benjamin Blümchen von und zu Plumbum, fragte mich, als ich mich von ihm verabschiedete, ob ich für ihn vielleicht gelbe Bananen hätte. Ich bejahte verneinend und gab ihm dafür ein paar süße Klabusterbären, die er sich sofort ins Maul schob und genüsslich verspeiste. Affen essen gerne Klabusterbären, was ich mal in der Bildzeitung gelesen habe, die ganz in der Nähe eines Puffs in der Gosse lag.

Hm, Sachen gibt es, nicht wahr? Aber Gips gibt es ja auch und zwar mehr als genug davon, dachte ich so senil für mich dahin und türte schon wieder gegen die Bums, als ich die Tür aus dem Schlüssel zog und das Gehege vom Orang-Utan mit einer Eule an der Stirn verließ.

So ist eben das Leben. Oft geht man daneben, nur ich türe immer wieder vor die Bums. Ob das an meine Hühneraugen liegt?


ENDE

(c)Heiwahoe


© (c)Heiwahoe


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