„Die große Kunst des Lügens beherrscht man erst dann, wenn man sich selbst sicher ist, nicht gelogen zu haben“. Diese Weisheit steht in riesigen, virtuellen Lettern in allen Parlamentsgebäuden, in allen Gerichts- und Hörsälen, sowie in allen Standesämtern der Welt geschrieben.

Lege deine Hand auf eines der Märchenbücher des Teufels und schwöre: „So wahr mir irgend einer helfe!“ Und schon ist dir in die Schuhe geholfen worden, in denen du leider nicht genügend Platz haben wirst, um die ausgetretenen Wege deines Schicksals zu ergründen. Das wussten bereits die alten Apo-Galypter im ¾ 12. Jahrhundert vor Rhinozeros. Schon damals wurde Recht gesprochen, was meist Unrecht war. Diese Tradition setzt sich bis in die heutigen Tage des Donners sittsam und wahrheitsprägend fort, denn alle sind sich grundsätzlich sicher, nicht gelogen zu haben. Deshalb entfällt das Prinzip von Schuld und Sühne. Nur der Schuldlose ist aufgefordert für das zu sühnen, was der Rest der Menschheit verbrochen hat.

So geschah es einst, dass sich Herr Prof. Dr. knall. psych. nerv. Trüller- Pfeiffer aus seiner Alllerwelts-Praxis stürzte, um die Welt retten zu wollen. Leider übersah er dabei ein kleines Rädchen in der Tretmühle der Ausweglosigkeit und geriet in den sauren Apfelstrudel der
Selbsterkenntnis. Vornüber flog er in das feingesponnene Lügennetz der Verdrängung und sah vor lauter Fäden die Sonnen-Blume nicht mehr. Sie stand ihm nunmehr in seinem Streben nach Glück auch nicht mehr im Weg.

Entschlossen genug, seinen eigenen Lügen nicht auf den Grund zu gehen, schrieb er den „Großen Ratgeber für Leugner“. Dieser begann mit dem bekannten Grundsatz:
„Die große Kunst des Lügens beherrscht man erst dann, wenn man sich selbst sicher ist, nicht gelogen zu haben“.

In diesem Ratgeber rät Prof. Dr. knall. psych. nerv. Trüller-Pfeiffer dem Leser eindringlich Mut zur Lüge zu haben, denn sie haben immer die schönsten Beine der Welt. Ihre Siebenmeilenstiefel bringen jeden Lügner dorthin, wo er gerne sein möchte. Vor allem Politikern rät der Professor, alles Getane zu verleugnen und alles Verleugnete nicht getan zu haben. Wissenschaftlern legt er ans Herz, von Politikern stets verleugnete Aufträge zu erfüllen, wobei sie alles zu verleugnen haben, was sich mit den tieferen Hintergründen der Lügen befasst. 'Lügen' heißt 'Lernen am lebenden Objekt' und 'Leugnen' heißt 'die Toleranzbereitschaft gegenüber dem Schicksal zu erhöhen'.
Lügen und Leugnen lassen die Phantasie in den schönsten Farben erblühen und öffnen die Herzen all derer, die sich selbst nie genug waren.

Mensch, lass dem Teufel das letzte Wort und deine Seele wird rund um zufrieden sein können! Nachdem alles Weggeleugnete aus der Realität scheinbar verschwunden ist, besteht de facto auch eigentlich kein Grund mehr zur Sorge. Sorgenfreies Leben für sorgenfreie Bürger! Unerwünschte Einwände gelten als Hassreden, die verdrängte Tatsachen in eine Wahrheit hineinverfälschen, die inakzeptabel ist, denn es gibt 5 goldene Regeln, die für eine Umsetzung der Ratschläge des Prof. ins tägliche Leben als unabdingbar gelten:

1. Meide niemals Trug und Schein, so wirst zu kein Verlierer sein.
2. Sei immer Leugner deiner Lügen, dann wirst du die Welt besiegen.
3. Üb immer treu Unredlichkeit, dann kommst du sicher ziemlich weit.
4. Bleib stetig deiner Lügen treu, leg ab die hinderliche Scheu.
5. Sag niemals leichten Herzens „ja“, dann bist du deinem Ziel sehr nah.

So ergab es sich, das Franz im Schlick das Buch des Prof. Dr. knall. psych. nerv. Trüller- Pfeiffer in einem Buch-Bauchladen erstand und versuchte, nach den 5 goldenen Regeln zu handeln.

Zunächst bediente er sich der ersten goldenen Regel, indem er fremden Trug und Schein vertraute, anstatt einen eigenen zu erfinden. Dabei handelte er sich einen Bärendiest bei seiner Ehefrau ein.

Die 2. goldene Regel wollte er erfüllen, indem er aus Unwissenheit eine Lüge erfand, die aber leider auf Wahrheit beruhte. Zum Leugnen dieser wahren Lüge kam er aber nicht mehr, weil man ihm vorher das Maul stopfte.

Die treue Unredlichkeit der dritten goldenen Regel kam Franz im Schlick ebenfalls teuer zu stehen, weil er bei Veruntreuung von Firmengeldern wegen ungeschickter Vorgehensweise nicht unentdeckt geblieben war.

Als Franz versuchte, nach der 4. goldenen Regel zu handeln, musste er feststellen, dass seine Scheu gegenüber der Lüge doch latent vorhanden war und er sich für eine Tat schämte, die er gar nicht begangen hatte.

Last not least versuchte er, sich wenigstens mit der 5. goldenen Regel anzufreunden und sagte aber leider einmal zu viel „nein“ , als man ihm einen Förderpreis für abgesahnte Parteispenden zukommen lassen wollte. Deshalb büßte er zu schlechter Letzt auch noch sein Image ein und wurde arm und ärmer.

Wer den Spruch:„Die große Kunst des Lügens beherrscht man erst dann, wenn man sich selbst sicher ist, nicht gelogen zu haben“, anwendet, muss sich seiner eigenen Überzeugungskraft sicher sein, darf nicht an den Lügen anderer verzagen und sollte über genug Eloquenz verfügen, um jede beliebige falsche Wahrheit zu legalisieren.

Dem völlig talentfreien Märchenerzähler sei geraten, wenigstens zu Leugnen, was geht oder nicht zuzugeben, was nicht geht.

Ebbes geht alleweil!

Einfach Leugnen hilft immer

© Alf Glocker


© Alf Glocker / Roland Walter


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Einfach Leugnen hilft immer"

Re: Einfach Leugnen hilft immer

Autor: Sonja Soller   Datum: 03.03.2022 11:46 Uhr

Kommentar: Lügen will gelernt sein!!!!

Herzliche Grüße aus dem Norden, Sonja

Re: Einfach Leugnen hilft immer

Autor: Alf Glocker   Datum: 03.03.2022 14:29 Uhr

Kommentar: und ob!

Herzl Grü aus dem ehrl Süden
Alf

Kommentar schreiben zu "Einfach Leugnen hilft immer"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.