Billy the cat ( wie alles begann, an Weihnachten )


Ich setz’ mich in meinen Sessel mit einer Zeitung . Ich lese sie nicht, aber ich tu’ so als ob. Das mach ich öfter. Ist zwar sonst niemand hier, aber ich tu ‘ trotzdem so als ob. Ich mein’, wer bin ich denn? Ich lasse mich doch von der Abwesenheit Anderer nicht daran hindern so zu tun als ob! Vor allen Dingen dann nicht, wenn sie gar nicht da sind!
Billy kommt ‘rein.
Billy the cat , so heißt meine Katze , streicht mir um die Beine. Sicher will sie jetzt dass ich aufstehe und ihr was zu fressen gebe. Ich kenne sie doch .
Aber ich, ich tu’ so als ob.
Billy springt hoch, auf meinen Schoss, und starrt mir in die Augen. Ich starre auch.
Mal sehen, wer’s länger aushält.
Katzen blinzeln nicht. Auf die Dauer ist das unheimlich…
“ Glaubst du an Gott ? “
Ich traue meinen Ohren nicht! Ich schaue mich um. Niemand sonst ist hier.
« Wie? »
“ Bist du religiös? “
Ich zögere.
” Hmm.... bis eben war ich’s nicht! “
“ Was soll das denn heißen? “
“ Najaa,du sprichst mit mir !”
«  Du sprichst doch den ganzen Tag mit mir. Hab’ nur bis jetzt nie geantwortet .»
«  Warum nicht ? “
Sie…grinst…..!
“ Na , das hast du doch nicht wirklich erwartet , oder ?"
Kleine Pause.
“ Warum willst’n wissen, ob ich an Gott glaube? “ frag’ ich sie.
“ Najaa…bei manchen Leuten die an Gott glauben denke ich: Gott sei Dank glauben die an Gott! Wer weiß zu was die sonst fähig wären.”
“Und die , die nicht an Gott glauben ? “
“ Bei denen denk ich oft: Gott sei Dank glauben die nicht an Gott, wer weiß, zu was die sonst fähig wären.”
“ Dann ist’s doch egal .“
“Nicht ganz. Du selbst scheinst mir ja ganz in Ordnung zu sein, aber ein Gott, soviel habe ich verstanden, könnte dir befehlen: töte alle Katzen.”
Sie sieht mich misstrauisch an.
“ Das ist doch bei dir nicht der Fall , oder ? “
“ Nee. “
Billy macht ‘n Buckel .
“ Ist kalt draussen , “ sagt sie , “ die Leute schleppen irgendwelche Bäume durch die Gegend .”
“ Tannenbäume , “ sag ich , “ es ist Weihnachten . “
“ Weihnachten…ach ja … kenn’ ich.”
“ Weisst du denn , was wir da feiern ? “
“ Na , Weihnachten . “
“ Wir feiern die Geburt von Jesus. Weißt du wer das ist? “
“ Jesus….ach ja, neulich hast du den Fernseher laufen lassen, da war ein Film über Jesus. Toller Kerl! Ziemlich wichtig...und so hübsch…und an Weihnachten ist der geboren? Das ist… das ist aber wirklich Pech!”
“ Was denn ? “
“ Na, dass der ausgerechnet an Weihnachten geboren ist. Ich mein’: Weihnachten….Geschenke, Fressorgie, Familie….da geht doch seine Geburt völlig unter bei dem Durcheinander. Das kriegt doch keiner mit!”
“ Hmmm….ja...schon. Aber….das verstehst du falsch! Wir feiern Weihnachten WEIL er da geboren ist.”
“ Das hättet ihr aber trotzdem trennen müssen! Seine Geburt ein paar Tage nach Weihnachten feiern …oder wann auch immer. Da könntet ihr doch seine Geburt gebührend feiern, wie er’s verdient. »
Ich geb’s auf. Mal sehen wohin das führt.
“ Ich mein’, “ sagt Billy, “Er kann doch nichts dafür! Niemand kann sich aussuchen wann er geboren wird, selbst er nicht. Da war er ja auch noch soo….jung.”
“ Ich sag’s dir nur ungern, und es wird wohl nicht zur Klärung beitragen, aber:
Er ist gar nicht wirklich an Weihnachten geboren.”
“ Na ,das würde doch die Sache erleichtern. Red’ doch mal mit dem...Buergermeister .”
“ Mal sehen. Übrigens, weißt du auch, dass er an Ostern auferstanden ist? “
“ Ostern….Ostern…ach ja , das selbe wie Weihnachten , nur in
Grün. Fressorgie, Familie, keine Tannen, dafür Osterhasen. Und da ist er aufgestanden? “
“ AufERstanden ! “
“ So’n Blödsinn, das hat doch sicher auch keiner gemerkt, bei dem Trubel .Wie alt war er denn da? “
“ Um die 30.”
“ Na, das hätte er doch wissen müssen, dass Ostern ein schlechter Zeitpunkt ist um wieder aufzustehen. Alt genug war er da ja!”
“ AufERst…ach, was soll’s, du hast recht! An Ostern bleib’ ich auch manchmal liegen, wart’ noch ein paar Tage, und steh’ dann wieder auf. Das fällt wirklich auf! Das ist jedes Mal ein Riesen….. halloo…..lebst du auch noch! Manche sagen auch : Halloo….lebst du auch wieder?”
“ Na siehste, geht doch!”
Sie springt ‘runter und verschwindet durch die Katzenklappe nach draussen.


© joma


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