Der Hasenfrühling


Die Sonne betörte die tau getränkten Gräser und Halme. Auf den Wiesen lugten zaghaft die Gänseblümchen in den tiefblauen Himmel. Die Schlüsselblumen umrahmten die feuchten Wegränder. Eine Vielzahl von Maiglöckchen, im lichten Hochwald, warteten auf ihre ersten Blüten. Die Veilchen, in blau und weiß, machten auf sich aufmerksam. Am nahen Bach schaukelten die Weidenkätzchen in ihren pummligen Kleidchen, im sanften Winde. Ein Hauch von frischer, würziger Ackererde lag in der Luft. Der Schall der Kirchenglocken tastete sich über die hellgrünen Felder bis hin zum grünenden Wald. Die Meisen läuteten zum wiederholten Male ihren melodischen Frühlingsgruß. Das monotone Gebrumme der fleißigen Hummeln war zu hören. Es war ein Frühlingstag, wie man ihn sich wünscht.
Der Hasenvater Langohr saß gemütlich auf seiner Bank vor seinem Haus. In Ruhe und Beschaulichkeit rauchte er sein Pfeifchen. Die Hasenkinder Schnucki und Flitzi saßen mit auf der Bank. Sie bliesen Seifenblasen in die laue Luft.
Schnucki war ein Hasenmädchen und Flitzi ein Hasenjunge.
Plötzlich und unerwartet platzte in diese Idylle die Hasenmutter Kuschelohr: „Ihr Faulenzer“ rief sie schon von Weitem „in zwei Wochen ist schon Ostern und ihr habt noch viel zu tun ! Ihr drei geht sofort in die Werkstatt, und malt die übrigen Eier an.“
Gerade da kam Gevatter Uhu um die Hausecke. Die angewiesene Arbeit der Hasenmutter, war nun schnell vergessen. Alle wollten die neusten Nachrichten vom Uhu hören. Der Uhu berichtete, dass die Krähe „Krah“ sich das linke Bein gebrochen hat, und der Fuchs „Rotpelz“ in den Bach gefallen ist. „Rotpelz“ habe nur unter großen Anstrengungen das rettende Ufer erreicht.
Alle Hasen freuten sich, als sie vom Unfall des Fuchses erfuhren. Hasenvater Langohr sagte: „Darauf müssen wir anstoßen.“ Er holte eine Flasche Pusteblumenwein aus seiner Vorratskammer. Die Hasenmutter brachte Glockenblumenkelche und jeder der Anwesenden bekam einen Kelch. Diese wurden einige Male vom Hasenvater, zur Freude aller, mit dem
Pusteblumenwein gefüllt. Den Hasenkindern, Schnucki und Flitzi, mundete der Wein am Besten. Die Zeit war wie im Fluge vergangen und man verabschiedete Gevatter Uhu. Der hatte soviel Wein getrunken, dass er sich kaum fortbewegen konnte. Fliegen konnte er auch nicht mehr, obwohl er öfter seine Flügel bewegte. Seine Beine versagten ihm den Dienst. Von Weitem sah es aus, als käme ein träger Kugelblitz daher. Nach Stunden war jedoch der Uhu nicht mehr zu sehen.
Am nächsten Tag, es war ein Montag, da gab es für alle Hasenkinder die Zeugnisse
in der Osterhasenschule. Nur wer ein Zeugnis besaß durfte Ostereier und Süßigkeiten verstecken. Diese Zeugnisse gab es in drei Stufen. Die Stufe 1 berechtigte Ostereier auf dem Lande zu verstecken, mit der Stufe 2 durfte man Ostereier in der Stadt verstecken.Glücklich konnte sich der Hase schätzen, der die Stufe 3 besaß, er durfte uneingeschränkt überall Ostereier verstecken.
Zeitig am Morgen begaben sich Flitzi und Schnucki in die Osterhasenschule. Viele Hasenkinder warteten schon in den einzelnen Klassenzimmern auf ihre Zeugnisse. Die beiden betraten die Klasse „H 3“. Sie begrüßten ihre Freunde und nahmen auf ihren Stühlen Platz. Nach wenigen Minuten betrat der Schuldirektor, der Hase „Braunfell,“ und der Klassenlehrer, der Hase „Gütlich,“ das Klassenzimmer.
Braunfell war groß von Gestalt und er trug eine starke Nickelbrille. Gütlich war wesendlich kleiner und er zog beim Gehen sein linkes Hinterbein nach sich.
Beide Lehrer trugen ein Stapel Zeugnisse unter ihrem rechten Arm.
Die Zeugnisse bestanden aus Birkenrinde und die Zahlen und Buchstaben waren eingekerbt.
Schnucki und Flitzi erhielten vom Schuldirektor die Zeugnisse, der Stufe 3.
Die Freude der beiden Hasenkinder war riesengroß, und über ihre Wangen kullerten dicke Freudentränen. Alle Hasenkinder sangen noch gemeinsam das Lied vom „grünen Kohl“ und dann war die Schule aus. Zu Hause angekommen, zeigten sie ihren Eltern die Zeugnisse.
Hasenvater Nuschel und Hasenmutter Kuschelohr waren überglücklich. Sie veranstalteten zu Ehren ihrer Kinder ein großes Fest. Viele Tiere des Waldes und der Flur nahmen daran teil. Nun konnte das Osterfest getrost kommen. Liebe Kinder, wenn ihr zu Ostern, im Haus oder im Garten, Ostereier oder Süßigkeiten findet, dann haben Flitzi und Schnucki, die zwei Hasen, diese Gaben versteckt.













08.01.2014 Klaus-Jürgen Scwarz


© Jürgen


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