Urlaub à la drei Sterne ***

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Ich liebe Urlaub und ich finde es toll, beim Frühstück und Abendessen nichts tun zu müssen. Eine so große Auswahl zu haben, dass es bei jeder Mahlzeit spannend ist und immer was dabei zu haben, was mir so richtig gut schmeckt, ist für mich der Inbegriff von Luxus pur.
Und ich interessiere mich für Tiere, mag sie alle (manche auch zum "fressen gern") und weiß einiges über sie. – Und … ich bin in meiner Familie die einzige, die auf Meeresfrüchte steht.
Was ich nicht so gerne mag, sind manche Urlaubsbekanntschaften. Aber ich gehe stark davon aus, dass es denen genauso geht.
Es ging also zum Abendessen ins hoteleigene Restaurant und es gab an diesem Abend unter anderem Muscheln auf dem Buffet. Nein, keine Austern sondern die einfachen, außen schwarzen Miesmuscheln (mittelhochdeutsch mies für ‚Moos‘). Da ich zu Hause die Einzige bin, die Fisch und andere Meeresfrüchte gerne isst, war das für mich die Gelegenheit!
Ich packte mir also ca. 10 Stück auf den (zugegebenermaßen kleinen) Abendbrotteller und ging Stolz wie Oskar über meinen ‚Fang‘ zu unserem Platz.
Das Pärchen, was mit uns den Tisch teilte erschien und parkte erst einmal den Zimmerschlüssel auf dem Tisch. Die Frau warf einen Blick auf meinen Teller und rief ganz verzückt: "Oh, es gibt Muscheln Liebling" und stürmte zum Buffet. Zurück kam sie mit einem Teller, der so kunstvoll mit einem Berg von Muscheln beladen war, dass jeder Architekt vor Neid erblasst wäre.
„Schau mal Alex, die Muschel hat ihre letzte Mahlzeit nicht mehr zu Ende fressen können. Die Babykrabbe hängt da noch halb raus.“
Ich hatte mit meiner vorletzten Muschel ein Exemplar erwischt, das mit seiner eigenen Mahlzeit nicht ganz fertig geworden war. Für meine Tischnachbarin war es offenbar neu, dass Muscheln sich im Meer auch irgendwie ernähren müssen. Vielleicht hatte sie bis dahin auch gemeint, Muscheln würden wie Früchte an Sträuchern wachsen - sie heißen ja auch "Meeresfrüchte" - ich weiß es nicht. Ihr jedenfalls schwand zuerst schlagartig die Urlaubsbräune und wandelte sich dann in ein leichtes grün. Sie sprang auf, warf dabei fast ihren Stuhl um, ließ alles stehen und liegen und raste aus dem Speisesaal. Ihre Begleitung stieß einen leichten Seufzer aus, schob sich noch einen Bissen von seinem Teller in den Mund und nahm einen Schluck Wein, zuckte mit den Schultern griff nach dem Zimmerschlüssel, seufzte noch einmal und verabschiedete sich mit „N' schönen Abend noch.“
Wir haben das Pärchen in unserem restlichen Urlaub nicht mehr beim Essen getroffen.


© Gina von schreiber-netzwerk.eu


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