Selbstdarstellung eines Privathelden


Guten Tag, darf ich mich groß herausstellen? Ich bin ein Zelebrator! Mein Künstlerame ist Rotz – eigentlich Graf Rotz VOM Silberrücken, aber ihr könnt ganz einfach „Gott“ zu mir sagen.

Mein Auftreten allein reicht schon, um Angst und Schrecken zu verbreiten! Bei männlichen Artgenossen, versteht sich. Weibliche bekommen bei meinem Anblick weiche Knie und feuchte Höschen.

Ich bin deshalb so imposant, weil ich derart viel Verantwortung trage, daß ich es mir schon fast nicht mehr vorstellen kann. Meine Hauptfrau blickt selig zu mir auf! Wenn ich sie brauche ist sie sofort zur Stelle. Und die Kinder, die sie mir freudig geboren hat, sehen in mir ihr absolutes Vorbild.

Ich bin ein wichtiges Mitglied der Gemeinschaft. Daß ich tolerant und großzügig bin, sagt man mir nach. Wer mich als über sich stehend akzeptiert, den lasse ich problemlos neben mir existieren und ich verschwende mich geradezu an die Frauenwelt. Wenn mich eine anhimmelt, dann nehme ich sie mir bereitwillig vor und wenn mich mal keine anhimmelt – was selten genug vorkommt – dann stehe ich soweit über den Dingen, daß meine Füße den Bodenkontakt verlieren. Und das obwohl ich mit beiden Beinen fest im Leben stehe.

Mein Gang ist, meiner Bedeutung gemäß, mehr als aufrecht, er ist gravitätisch. Er sieht aus, als könne ich entweder vor lauter Kraft keinen Fuß mehr vor den anderen setzen, oder so, als würde ich mir jeden meiner Schritte reiflich überlegen. Jeder weiß deshalb sofort, wen ich vor mir habe: nichts!

Meine Intelligenz ist für meine und grundsätzlich alle Zwecke ausreichend! Ich weiß was ich weiß und das genügt. Wenn ich entsprechend studiert hätte wäre ich sicher ein, ein, ein Einstein geworden. Es ist nicht nötig mir zu wiedersprechen, denn alles Widersprüchliche ist unlogisch – und ich bin Realist!

Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig! Ich bin zwar nicht unfehlbar, aber ich verlange Anstand im Umgang mit mir und dazu gehört es eben auch und vor allem, mich zu respektieren! Schließlich zeige ich, durch meine, zur Schau getragene Überzeugung, daß ich so eine Art Weltmeister bin. Als solcher verlange ich, auch nur von Weltmeistern angesprochen zu werden. Wenn mir einer etwas erzählt das ich nicht verstehen kann, dann ist er selbst schuld. Ich jedenfalls spreche deutlich, kurz und prägnant.

Wenn es einer doch wagt, mich herauszufordern, indem er mich anzweifelt, dann hat er die Folgen zu tragen. Zuallererst werde ich ihn einmal ignorieren. Sollte das wirkungslos bleiben, das heißt, die penetrante Person versucht weiter mich zu beeinflussen, mich aufzuklären, mich gar zu ändern, dann kann er etwas erleben. Dann mache ich ihn platt!

Sollte er überraschenderweise stärker, klüger, geschickter sein als ich, dann werde ich dieses Ereignis schnellstmöglich verdrängen, sobald ich aus dem Krankenhaus komme. Das ist absolut nötig, denn ein Mann muss tun was ein Mann tun muss, sonst ist das unter seiner Würde.

Ich kann alles brauchen – nur keine unangenehmen Gedanken! Deshalb muss ich aber kein schlechtes Gewissen haben. Unangenehme Gedanken schlagen sich nämlich in meinem Selbstbewusstsein nieder und wenn dann plötzlich nicht mehr gilt was ich sage, kann ich auch nicht mehr weiter fröhlich sein. Ein löcheriges Gedächtnis ist also sehr wichtig für mich! Ich muss aussieben…

Aber nicht nur das – ich weigere mich ebenso erfolgreich wie ich vergesse, zu akzeptieren, daß es noch eine andere Welt geben könnte, als die, die ich sehe. Wer so etwas behauptet, der soll sich in Acht nehmen. Denn, egal was ich bin, ob ich nun immer gewinne, oder nicht – ich habe Humor! Und ich kann durchaus so lange über etwas, über jemanden lachen, bis sich der Ausgelachte blöd vorkommt und das erholsame Weite sucht.

Kurz gesagt: ich halte die Stellung! Das macht mich zuverlässig und vielseitig verwendbar. Ich bin für alles geeignet! Alle haben gute Gründe stolz auf mich zu sein – darum geht es mir, vor allen Dingen. Hat das nun jeder kapiert, oder muss ich ihn erst noch unter den Tisch saufen?


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Selbstdarstellung eines Privathelden"

Re: Selbstdarstellung eines Privathelden

Autor: noé   Datum: 31.08.2014 14:36 Uhr

Kommentar: Du bist sicher, dass Du da kein spezielles Manns-Bild vor dem geistigen Auge hattest?
noé

Re: Selbstdarstellung eines Privathelden

Autor: Alf Glocker   Datum: 01.09.2014 7:34 Uhr

Kommentar: Nein!

Alf

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