Leider fällt mir jetzt spontan nicht ein wie ich anfangen soll. Aber es liegt irgendwie auf der Zunge bei Justus dem Jäger und Landwirt, einfach mal anzufragen wie es ihm so geht. Als Strohwitwer! Auch er kann mir bezüglich der Beschreibung keine Auskunft geben, wie man es philosophisch, wissenschaftlich erklären kann, das Wort „Strohwitwer“. Ich vermute einfach mal das man als Solcher auf die warme weiche Haut eines weiteren Bettgenossen, welcher Spezies auch immer, verzichten muss. Um auf keine abschweifenden Gedanken zu kommen, denen eine etwaige Tuchfühlung folgen könnte, muss man sich auf Stroh betten. Solange bis das kurzfristige Witwerdasein beendet ist. Vielleicht bleibt es auch so, und das Gegenstück hält sich für immer fern..... kun ma ja ned wissn... im voaraus!

Oder ist man als kurzweiliger Witwer angehalten auf dem Stroh die Nacht zu verbringen, da wo Stroh im naturgemäßen Sinn zu finden ist. Im Kuh-, Schaf- wie im Saustall, nebst diesem robusten grunzenden, blökenden und muhendem Getier?

So, soviel zu meiner Vermutung zur Bedeutung des Strohwitwers.

Justus zählt zu den Strohblonden, also nicht zu den Aschblonden, den Semmelblonden, den Dunkelblonden, den Goldblonden, den Weißblonden, und nicht den Graublonden. Wie sieht nun Strohblond aus? Ich kenne Stroh so wie es im Stall vorkommt. Tierisch duftend, die Ähren plattgedrückt und die Farbnuancen von kräftig gelb bis zuweilen etwas grün bis braun angehaucht. Falls sich gerade mal ein bäuerliches Tier darauf rekelt, in eigenem Saft. So ist mir Stroh am geläufigsten. Was nicht heißt, dass Justus´ Haare einen Grün- bzw. Braunstich haben. Dies sei nur als Erklärung für den neuen Duden gedacht. Ein Gutshofduden für Wissensdurstige aus dem benachbarten Ländle.
Justus weiß mit seinem Witwerleben nicht viel anzufangen, er klammert sich an einen Strohhalm. Ein Strohhalm der etwa 35 cm lang ist, einen Durchmesser von 0,75 cm hat, innen hohl (meah sog i ned) und sehr strohig ist. Nun, wie lange er sich daran klammern kann, liegt am hohlen Strohhalm. Er bittet ihn stabil und griffig zu bleiben, und keinesfalls in sich zusammenzusacken, er ist alles was er derzeit zur Verfügung hat. Eine Wäscheklammer tut ihr Übriges, sie verbindet seinen türkisen Vichy-Karo-Hemdzipfel mit jenem Strohhalm. So hat er den letzten Halt auf kleinkarierten Hintergrund stets bei sich.

An einem x-beliebigen Strohwitwertag so zur Dämmerstunde (etwa halb drei) schleicht Justus in seine oppulente Stube, um sich am Herd zu schaffen zu machen. Er beabsichtigt, sich einen Grog mit einem gehörigen Schuss Strohrum aufzusetzen. Er begutachtet das Gefäß mit dem Rum um etwaige Strohreste darin zu finden, was zum Glück nicht der Fall ist. Wohl wurde nur der gärende Duft von Stroh mit dem Rum verarbeitet. Von daher der Name „Strohrum“. Er hat es geschafft sich eine große Tasse zuzubereiten, kramt er doch im hintersten Eck der Schublade nach etwas, das man zwischen den Backen hin und her schieben, ein wenig drauf herum kauen kann, um es dann hinunter zu würgen. Herr Gott, sind die Krumen des Mohnzopfes aber auch strohtrocken, murmelt er in seinen Bart, den strohblonden Ziegenbart.

Zu guter Letzt ereilte ihn die geniale Idee, sich wie in Kindheitstagen ein Lagerfeuer zu machen. Samt Grog wurde ihm nicht warm, zumindest nicht ums Herz. Er schmollte betreffend seines Zustandes. Er musste Abhilfe schaffen. Er warf sich sein Jäger-Lodencape um, zog Gummistiefel an, setzte seinen Tirolerhut auf seine strohblonden Schmalzlocken und machte sich vom Acker. Als Utensil bevorzugte er eine Schubkarre sowie einen Gegenstand mit drei teuflischen Zacken, einem Ungetüm von Gabel. Der Strohballen an der Mauer vom bäuerlichen Nachbarn musste dran glauben. In die Karre gehievt macht er sich auf zum Waldesrand. Dort sinnierte er über vergangene Liebschaften, über seinen gegenwärtigen Zustand, und um … dieses und jenes … und entfachte kurz entschlossen ein Strohfeuer … wie früher … bei Annamial, Kreszenz, Loisal, Mariandl, Miazl und zur Abwechslung auch bei Herrn Josef Maria Zirbelfest.

Da saß er nun auf einen kleinen Felsen, starrte ins Strohfeuer, so ganz alleine und verlor sich in Erinnerungen. Er legte seinen Hut ab, griff sich an die hohle Stirn und just in dem Moment kam ihm der Gedanke, wie strohdumm er doch sei. Wobei sich die Frage ergab, wie dumm Stroh denn sei? Hat es einen Eintrag in wikipedia ? Also, mal unter Strohdummen gesagt, wikipedia kann damit nicht aufwarten, dazu bräuchte es philosophisch geniale Genies.
Justus empfand sich deshalb als strohdumm, weil er mit dem aktuellen Strohfeuer spielt. Er sieht zu wie es lodert, züngelt... in den Flammen Gesichter erkennt, Gesichter von Josef Maria, Mariandl und Annamial. Nix da, drang das Raunen des Gnoms Schnapspeter aus dem Unterholz, lösche das Strohfeuer und geh nach Hause.

Innerlich, nach dem ins Strohfeuer starren, gereift, setzte er seinen Hut wieder auf sprang um das Feuer alá Rumpelstielzchen, trampelte auf der verlöschenden Glut umher, schnappte seinen Dreizack und die Karre um sich auf den Heimweg zu machen.

Fazit von Justus und seinem Witwerleben in einem langen Satz:

Justus der strohbonde Strohwitwer, hüstelnd wegen ein paar strohtrockenen Krumen,
schlürft auf einem Strohballen seinen ureigens gepanschten Strohrum, bei sicherem Halt an einem hohlen Strohhalm; geistig hingebend an vergangene lodernde Strohfeuer und der Besinnung, für die Behausung der Schafe, Schweine, Menschen usw. aus den rumliegenden Resten aus Stroh doch lieber weihnachtliche Strohsterne zu kreieren. „Für welches Jahr auch immer“.

So bringd ma des Lem ois Schdrohwidwa sinnvoi umma....


TR © 29.10.13


© Teresa Ruebli


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