Hinz ist mit Liese verabredet, und Kunz mit Lotte. Das Quartett ist sich untereinander mehr oder weniger bekannt. Eher so mehr durchschnittlich. Damit man sich ein Bild von jenen machen kann, eine kurze Beschreibung. Hinz und Liese machen so den Eindruck wie das Kinderlied zu der Jugend ihrer Großeltern, das da hieß; spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn, gehen wir in den englischen Garten, schütteln wir die Birn.
Kunz und Lotte erscheinen wie siamesische Zwillinge, untrennbar wie Mozzarella und Tomaten. Oder wie Bayern und Tirol. Hihihi! Oder wie das Herz und die Niere.

Jeder ist sich seines modischen Stils sicher, egal ob Liese Sisal- Flip Flops und ein die Knie umspielendes Fellröckchen mit Rüschen trägt, oder ob Hinz in zünftiger Retro-Shorts für draußen mit Haferlschuhen und einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Let´s Twist again“ erscheint. Für Karl Lagerfeld oder Harald Glööckler wäre es sicher der zweite Teil der Sisalschuhe; ein modischer Flop...

Kunz und Lotte treten überwiegend im Partnerlook auf. Just in diesem Augenblick sieht man beide; sie in einer Bluse, er in einem Hemd, beides in dezentem schwarz mit bunten Schmetterlingen in Flock-Print. Er marschiert wie ein stolzer Hahn in einer ebenso schwarzen Satinhose und Bugatti-Mokassin mit ihr an der Hand über harten Asphalt. Lotte trägt auch etwas in Schwarz, es könnte eine Leggins mit Glitzer sein. Könnte! Natürlich ist sie nicht barfuß sondern in Plateauballerinas unterwegs.

Zu viert machen sie sich auf den Weg zum englischen Garten in „Minga“. In ihrem Gedächtnis kramen sie schon mal nach englischen Wörtern falls sie eventuell mit den Japanern ins Gespräch kommen würden, die hier meist gediegen auf einem Haufen zu finden sind. Sie erreichen in Würde den Eingang zu jenem Garten. Puh, was da alles ersichtlich ist, abgesehen vom chinesischen Turm.
Menschen (außer Japaner) fast ohne Kleidung, kreuz und quer lümmelnd auf der Wiese. Hier eine leere Pulle mit Milch, dort eine volle Flasche … weiter drüben sieht Lotte einen Herrn mit Irokesenschnitt, in Bermuda-shorts,, bedruckt mit dreieckigen Kobraköpfen, seinerzeit erworben in der Nähe des Bermudadreiecks. Wie das tapfere Schneiderlein im Schneidersitz sitzend, sitzt er da, dessen ommmmmm nur unschwer zu erraten ist.

Von Lotte war man ein öhm oder ähm gewohnt aber ein ommmm, das übertraf ihre Vorstellungskraft. Naja iss hoid a kloans Dummal; zzzzzz .

Dafür ist Hinz um so gebildeter, um so eingebildeter! Er will nicht im Gras lümmeln, sondern gepflegt auf einer Bank sitzen. Neben Liese oder Lotte. Notfalls auch neben Kunz. Liese traut ihren Augen nicht, sitzt da vorne doch eine von den vielen japanischen Familien. Sie erkennt sie am gebrochenem Deutsch. Kurz hält sie inne und fragt sich, was die, zumindest Erwachsenen wohl gegessen und dann gebrochen haben. Deutsche gebrochene Worte oder „gloße flische Blödchen“? Putzig sehen die aus, besonders die Kinder mit ihren schwarzen Häuptern und halbmondförmigen Haarschnitten, dunklen Augen und vollen Windeln.

Zu viert schlendern sie so dahin, inzwischen nah am Flussufer. Kunz befreit seine smarten Sprunggelenke und krempelt seine Satinhose bis zum Knie, Lotte und Liese nehmen die Schuhe in ihre grazilen Pfötchen und waten balancierend im seichten Wasser. Irgendwie stehen sie inmitten des Gartens, zu viert im Wasser, auf Scherben, Steinen, Algen, um sie herum Wiese, unter den Bäumen liegen Spezies zwischen zwei und vier Beinen, und allerhand Gefährt wiederum von zwei bis vier Rädern.

Plötzlich, da... Sie sichten eine unbesetzte Bank. Trostlos und allein steht sie da. Eine Bank die es nicht gewöhnt ist, Japanern, Engländern, Bayern und Tirolern etwas zu bieten. Ihr Fundament scheint aus der Ferne brüchig, es liegt wohl an der Statue des diebischen Räubers Hotzenplotz, dass diese so verwildert aussieht. Hinz nimmt Lotte Huckepack und Liese darf mit Kunz auf ihrem Rücken vorlieb nehmen. Sie spornen sich gegenseitig an, Lotte stößt ihre Fersen in Hinz´ens Schienbein und wiehert..... hüahhahahah.... während sich Kunz eng an Liese`s Schultern krallt und ein ebensolches hüahhhahaha in die Lüfte wiehert.

Es sind nur noch ein paar Meter, im Endspurt keuchend der Last auf dem Rücken wird die Bank überfallen. Lotte`s oder war es Liese`s Fell- Rüschenröckchen sieht aus wie gegen den Strich gebürstet, wie in die Höhe gerutscht. Das Blüschen wie das Hemdchen mit den Flock-Print-Schmetterlingen sind ergiebig mit Feuchtigkeit benetzt. Kurz: Sie sind flugunfähig, die Satinhose weist einen Riss auf, da, wo eine, an sich tiefe behaarte Falte im auseinanderklaffen Wohlgefallen findet. Am Arsch, circa 25 cm Hüftabwärts.

Ommmm ... Is wuaschd, dad dea Irokesenfakir song!

Wie hingeworfen kauern sie erst fast andächtig auf Kies vor der Bank, bis sie der Anstand übermannt sich sittsam und korrekt auf die Bank mit Moos zu setzen, in der Reihenfolge, Hinz, Lotte, auf Lotte´s Schoß Liese und als Abschluss des Quartetts der kurzatmige Kunz,...Und das ganz ohne einen Schuss aus der Pistole und natürlich ohne Gewähr.

Vom chinesischen Turm dröhnt Musik zur Bank, zu der nun alle mutig vor, um, und auf derselben tanzen, im Rhythmus des „Lets Twist again“...

Nur Räuber Hotzenplotz steht wie angegossen auf seinem Podest.

Wenn ea moand !!!


co/ TR September 2013©


© Teresa Ruebli


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