Es war 7 Uhr. Die Sonne garte bereits die Hirne. Über der Savanne verschwor sich das Licht. Die ersten Zick-kaden stießen ihre spitzen Laute in den Tag. Eine Herde Prolopen zog über das Antigras, dessen Alte-Schachtel-Halme seine faltigen Hälse in die Höhe reckte. In der Ferne krähte der Laberschwanz, ein Verwandter des Geiophons, aus dem Papa-Land.

Hinterschwellig, ober-erdig und unterweltig wartete alles auf die vordersten Zeichen des großen Sinngebers. Ungeduldig stampfte der Dreizehnant auf den Boden und sofort wurde er von keinem Blitz aus heiterem Himmel getroffen, denn alles war gut! Heute, stand, bis zum Abend und weit darüber hinaus, wie sonst auch, der ewige Austausch auf dem Programm.

„So ein Quatsch!“, meinte der Neinguar und schüttelte sich, aber der Ge-Bär wiedersprach vehement. „Mein Trampodil und ich sind alle Zeit dicklich“. „Glücklich“ wandte die Schlingezisch, eine Erkenntnisbaumbewohnerin, listig ein. „Ja, das stimmt“ tuschelten die Fun-Inchen. Das gefiel ihnen großartig, den Lummen und den Brummen, dem großen Sinngeber und überhaupt jenen, die nicht wussten worum es geht, sowie denen, die es wussten, aber nichts sagten, weil sie niemanden verärgern wollten.

Kein Sturm kam auf, keine Überschwemmung lud zum fröhlichen Plätschern ein, kein Vulkan brach aus und keine Trockenheit legte sich über das Land, wobei es nicht aussah wie ein furchtbar alter Mann mit unendlich vielen Furchen im Gesicht. Und wenn doch, dann machten die Tiere eine Party. Das Rammelfrech lud ein.

Der Lärchelant, die Tagtigall und der Er-Drossel verbreiteten die Botschaft weltweit. Eine kleine Langeweile blieb unvergangen, da klingelte es an keiner Tür, weil sowas in der Savanne gar nicht vorkommt. Zuerst erschien der Brüllomat, nach ihm kamen der Beißofant, das Hornozent, der Krassolax (faules Tier), der Korpu-Lent, zusammen mit dem Nackto-Kröt. Am Schluss traf noch das Geiloflott ein, um etwas Stimmung in die Runde zu bringen.

Der Ping-Pong-Guin hatte ein Tischchen aufgestellt: ein Teilnehmer nach dem andern bekam die Aufgabe, riesige Eier auf den Zehen über glühende Kohlen zu tragen, ohne sich den Schnabel dabei zu verbrennen.

So verging dann doch Zeit um Zeit, der Abend brach in sich herein und von ferne waren bereits die Trommeln der Balen zu hören. Auf diese Weise leitete der Sinngeber am Ende eines jeden Licht-Intervalls die Nacht ein. Es war noch nicht die ultimative, letzte, allesverschlingende Nacht, aber sie war, wie die vorausgegangenen, ebenfalls ein riesiges Bisschen beunruhigend.

Wussten doch alle Tiere: die Balen hieten sich für Götter. In gewaltigen Stämmen begrenzten sie nach allen Seiten die Welt.
Es gab die Mussi-, Die Solli- und die Kanni-Balen. Alle waren sie gleich schlimm. Ihr Humor grenzte an Unerträglichkeit, ihre Einsicht reichte bis weit vor den Tellerrand, ihre Fähigkeiten schlossen die Unfähigkeiten gleich mit ein und ihre Losigkeit kannte in Sachen Rücksicht kaum Grenzen. Sie taten alles was sie konnten – alles! Sie schwammen unter Wasser, waren Haie, sie bepflügten das Land wie hundsgemeine Panzerechsen, sie versauten den Himmel mit ihren Fürzen aus Verbrennungsrückständen, kurz: ihr bloßes Vorhandensein wurde langsam geradezu überflüssig!

Deshalb gab es, unter Sternen, bei den Tieren ein Ritual - das Traumpfade-Ritual. Ein jedes versuchte sich ein Totem für einen Balen zu denken… Die erzielten Ergebnisse waren hochrespektabel, durchaus zu gebrauchen, wenn es einmal darum gehen sollte, den einen oder anderen Balen, der trommelte bei Einbruch der Dunkelheit und sich klammheimlich verbreitete bei Tag, zu verzaubern, damit sich zukünftig das Morgenlicht vielleicht doch noch um 7 Uhr verschwor, die Savanne vollbunt zu beleben.

Ein Tier projizierte z.B. ein absonderlich feines Bild in den Kopf eines Mussi-Balen: den Luftikuss. Das ist jemand, der nicht ganz genau weiß was er will. Deshalb, so dachte das Tier, sei er dann ungefährlich. Ein anderes wünschte sich an Stelle eines Kanni-Balen, einen großen Träumerling, mit einer Flügelspannweite von 8 Meter (was der des längst ausgestorbenen Ozeanseglers entspricht). Alle Solli-Balen sollten dagegen zu Neu-Rosanellen werden - symbolisch - zu Gewächsen mit Stängeln ohne Dornen, an denen man sich ausschließlich erfreuen könne, ob Lieberschwan oder Krabbelant.

Dazu äugten die Kobold-Makis großschlitzohrig, in die verschleierte Zukunft hinein, die jetzt vor ihnen lag wie ein sorgsam gehütetes Geheimnis aus geschnetzelten Fliegenpilzen, dem Extrakt aus den Drüsen des Färber-Froschs und den Säften des Manjok, wie auch den Auszügen sämtlicher Mondsamengewächse, für ein Tubo-Curare. An diesem ungebremsten Wirkungswesen soll dereinst die Welt genesen. So lautete der Wahlspruch der Tiere. Dann ging die Sonne wieder auf und garte die Hirne.


© Sur_real


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